Wissenswertes zur Analytik von Suchtstoffen. im Urin und in anderen Asservaten. mittels immunchemischen Verfahren

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Wissenswertes zur Analytik von Suchtstoffen im Urin und in anderen Asservaten mittels immunchemischen Verfahren Karl Sutter und Walter Sturm IRM SG Seite 1 von 17 Version 02

Inhaltsverzeichnis 1 Immunchemische Tests... 3 1.1 Einführung... 3 1.2 Entscheidungsgrenze (Cut-Off)... 4 1.3 Falsch positiv / Falsch negativ... 5 1.4 Bestätigungsanalysen... 5 2 Übersicht der immunchemisch erfassten Suchtstoffe... 6 2.1 Opiate / Opioide... 7 2.2 Cocain... 8 2.3 Cannabinoide... 9 2.4 Amphetamine... 9 2.5 LSD... 10 2.6 Methaqualon... 10 2.7 Barbiturate... 10 2.8 Benzodiazepine... 11 2.9 Tricyclische Antidepressiva... 11 3 Nachweis im Urin... 12 3.1 Nachweisdauer... 12 3.2 Urinprobenverfälschung... 12 3.3 Kreatinin... 13 4 Nachweis im Blut... 13 5 Nachweis in Haaren, Speichel, Schweiss und Nägel... 14 6 Immunchemisch nicht erfasste Substanzen... 15 6.1 Psilocybin / Psilocin... 15 6.2 GHB... 15 6.3 Designerdrogen... 15 7 Auftragsformular IRM St.Gallen... 16 Anhang "Immunchemische Prüfverfahren"... 17 Weiterführende Literatur unter www.consilia-sa.ch/agsa/ und auf der Homepage des IRM unter www.irmsg.ch Seite 2 von 17 Version 02

1 Immunchemische Tests 1.1 Einführung Im routinemässigen, qualitativen Drogenscreening im Urin werden fast ausnahmslos immunchemische Tests eingesetzt (auch: Immuno-Assay). Diese Verfahren sind relativ günstig, schnell und weitgehend zuverlässig. Sie werden in Form von einfachen Stäbchentests, die ohne jegliche Ausbildung gehandhabt werden können, bis hin zu Analysengeräten für modernst ausgestattete klinische Grosslabors angeboten. Vor dem unkritischen Einsatz dieser Tests ist aber dringend zu warnen, da die Interpretation einiges an Fachwissen verlangt. Immunchemische Tests ergeben Hinweise auf das Vorhandensein von bestimmten Substanzen bzw. Substanzgruppen. VON EINEM BEWEIS KANN ERST NACH DURCHFÜHRUNG EINER BESTÄTIGUNGSANALYSE MIT EINEM CHROMATOGRAPHISCHEN VERFAHREN GESPROCHEN WERDEN. Was ist ein immunchemischer Test? Immunchemische Tests basieren auf einer Antigen-Antikörperreaktion. Die Reagenzien enthalten Antikörper, die mit bestimmten Substanzen bzw. Substanzgruppen, den Antigenen, reagieren. Häufig sind dies auch Abbauprodukte (sog. Metaboliten) der Substanzen. Mittels verschiedener Technologien kann diese Reaktion sichtbar oder messbar gemacht werden. Grenzen der immunchemischen Tests Ein immunchemischer Test kann verschiedene Substanzen einer Gruppe - z.b. die Opiate Morphin und Codein - nicht unterscheiden. Ferner können immunchemische Tests auf artfremde, aber strukturähnliche Substanzen ansprechen (Kreuzreaktivität). Die für eine Substanzgruppe (z.b. Benzodiazepine) verwendeten Antikörper reagieren bei den einzelnen Substanzen unterschiedlich empfindlich, so dass die Tests für den selektiven Nachweis oder eine halbquantitative Bestimmung nur in Frage kommen, wenn man das Vorhandensein einer weiteren Substanz der betreffenden Substanzgruppe ausschliessen kann, was in der Praxis aber kaum vorkommt. Es bestehen auch Unterschiede in der Selektivität und der Empfindlichkeit zwischen den Produkten verschiedener Hersteller, was beim direkten Vergleich der Resultate von Labor zu Labor zu beachten ist. Eine halbquantitative Abschätzung ist in manchen Fällen möglich. Gute Fachkenntnisse sind aber dafür Voraussetzung. Seite 3 von 17 Version 02

1.2 Entscheidungsgrenze (Cut-Off) Bei den immunchemischen Tests erfolgt der Positiv/Negativ-Entscheid anhand eines bestimmten Konzentrationswertes, dem sog. Cut-Off. Diese Werte sind so festgelegt, dass sich mit einer hohen statistischen Sicherheit eine negative Probe von einer Positiven unterscheiden lässt und das positive Ergebnis mittels anderer Verfahren bestätigt werden kann. Die Cut-Off-Werte richten sich meist nach den Empfehlungen der NIDA (National Institut on Drug Abuse, USA). Resultate oberhalb des Cut-Off werden als positiv, solche unterhalb des Cut-Off als negativ gewertet. Cut-Off-Werte IRM SG: Opiate: Morphin 300 µg/l Cocain: Benzoylecgonin 300 µg/l Cannabis: THC-COOH 50 µg/l Methadon: Methadon 300 µg/l Buprenorphin: Buprenorphin 20 µg/l LSD: LSD 0.5 µg/l Amphetamine: Benzodiazepine: Barbiturate: Methaqualon: Tricyclische Antidepressiva: d-amphetamin 500 µg/l Nordiazepam 100 µg/l Secobarbital 200 µg/l Methaqualon 300 µg/l Nortriptylin 300 µg/l Es ist möglich, dass eine Probe bei der ersten Messung knapp positiv ist, bei einer späteren Kontrolle knapp unterhalb des Cut-Off liegt und dadurch als negativ gewertet wird. Dies kann eine Folge der Schwankung der Testempfindlichkeit oder einer leichten Abnahme der Wirkstoffkonzentration infolge der Lagerung sein. Da nicht jedes Labor die gleichen Cut-Off-Werte verwendet und die Tests unterschiedliche Selektivitäten und Empfindlichkeiten aufweisen können, sind abweichende Resultate zwischen verschiedenen Labors bei tiefen Gehalten möglich. Seite 4 von 17 Version 02

1.3 Falsch positiv / Falsch negativ Obwohl die Tests eine hohe Zuverlässigkeit aufweisen, lassen sich falsche Resultate nicht ausschliessen. Kann ein immunchemisch positives Resultat chromatographisch nicht bestätigt werden, ist es aus forensischer Sicht als negativ zu werten. Mögliche Ursachen für falsche Resultate sind: Falsch-positive Resultate Kreuzreaktivitäten Fehler bei Messung Falsche Interpretation Probenverwechslung Probenverschleppung Falsch-negative Resultate Konzentration unterhalb der Nachweisgrenze Fehler bei Messung Probenverwechslung Zu hohe Entscheidungsgrenze (Cut-Off) 1.4 Bestätigungsanalysen BEI ALLEN IMMUNCHEMISCHEN TESTS, BEI DENEN DAS RESULTAT RECHTLICH RELEVANT IST ODER ERHEBLICHE PERSÖNLICHE KONSEQUENZEN ZUR FOLGE HAT, MUSS BEI UMSTRITTENEM SACHVERHALT EINE BESTÄTIGUNGSANALYSE DURCHGEFÜHRT WERDEN. Bestätigungsanalysen werden meist mit chromatographischen Methoden durchgeführt und sind aufwändiger und teurer als immunchemische Tests. Die bevorzugten Methoden sind die HPLC (Hochleistungsflüssigchromatographie) und die GC-MS (Gaschromatographie-Massenspektrometrie). Bei der GC-MS wird ein Extrakt (z.b. aus Urin) chromatographisch aufgetrennt. Von den einzelnen Substanzen erhält man ein sog. Massenspektrum ("Fingerabdruck"), welches eine Identifizierung und auch Quantifizierung der Substanzen mit einem sehr hohen Sicherheitsgrad erlaubt. Seite 5 von 17 Version 02

2 Übersicht der immunchemisch erfassten Suchtstoffe WHO Klassifizierung nach Abhängigkeitstyp Halluzinogene Substanz Strassenname Wirkung Cannabis (THC) Marihuana, Gras halluzinogen Hasch LSD Acid, LSD stark halluzinogen ZNS*-Stimulantien Substanz Strassenname Wirkung Cocain Amphetamin, Methamphetamin Designeramphetamine (MDMA, MDEA, MDA,...) Koks, Schnee, Crack Speed Love drug Ecstasy Eve aufputschend, euphorisierend aufputschend, euphorisierend z.t. leicht halluzinogene Wirkung ZNS*-dämpfende Substanzen Substanz Strassenname Wirkung Alkohol euphorisierend, sedativ Heroin "H", Smack euphorisierend, narkotisierend Morphin Morph euphorisierend, narkotisierend Codein Produktenamen sedativ, narkotisierend Methadon, Buprenorphin narkotisierend, z.t.euphorisierend Benzodiazepine Produktenamen sedativ, hypnotisch Antidepressiva Produktenamen sedativ *ZNS = Zentralnervensystem Quelle: Ordner Drogenanalytik" der Firma Syva Seite 6 von 17 Version 02

2.1 Opiate / Opioide Opiate sind Stoffe, die aus den Alkaloiden des Schlafmohns (Papaver somniferum) gewonnen werden. Die wichtigsten Substanzen sind das Morphin und das Codein. Durch eine chemische Reaktion lässt sich aus Morphin Heroin herstellen. Substanzen mit einer opiatähnlichen Wirkung, aber einer anderen chemischen Struktur, werden als Opioide oder synthetische Opiate bezeichnet. Zu dieser Gruppe gehören z.b. Methadon, Buprenorphin, Pethidin und Tramadol. Die Opioide werden durch den immunchemischen Opiat-Test nicht erfasst. Heroin Heroin (Diacetylmorphin) hat keine medizinische Verwendung. Heroin hat ein sehr grosses Suchtpotential und führt gewöhnlich zu starker Abhängigkeit. Morphin Morphin wird als starkes Schmerzmittel verwendet. Als "Gassenstoff" wird Morphin sehr selten gehandelt. Morphin kann ebenfalls zur Abhängigkeit führen. Codein Codein ist Bestandteil zahlreicher Husten- und Schmerzmittel. Es besitzt ein viel geringeres Suchtpotential als Heroin, kann aber auch missbraucht werden. Methadon Methadon wird heute ausschliesslich als Substitutionsmedikament bei opiatabhängigen Patienten verwendet. Buprenorphin Buprenorphin wird wie Methadon als Substitutionsmedikament bei opiatabhängigen Patienten verwendet. Opiat-Differenzierung Der immunchemische Test erfasst alle Opiate, nicht aber die Opioide wie z.b. Methadon. EINE UNTERSCHEIDUNG DER IM URIN ENTHALTENEN OPIATE IST NUR MIT EINER BESTÄTIGUNGSANALYSE MÖGLICH. Aus der Verstoffwechslung der Opiate im Körper ergeben sich weitere Schwierigkeiten bei der Interpretation von positiven immunchemischen Resultaten. Seite 7 von 17 Version 02

Sowohl Heroin wie auch Codein werden im Körper zu Morphin abgebaut. Beim Heroin geschieht dies in einem Zwischenschritt über die Bildung von Monoacetylmorphin. Je grösser die Zeitspanne zwischen Konsum und Urinentnahme, umso schwieriger bis unmöglich ist die Unterscheidung zwischen einem Heroin-, Morphin- und Codeinkonsum. Vereinfacht sind folgende Fälle denkbar: Monoacetylmorphin nachgewiesen Heroinkonsum bewiesen Konzentration im Urin: Morphin hoch / Codein tief Morphin hoch / Codein negativ Codein hoch / Morphin tief Morphin tief / Codein tief oder negativ wahrscheinlich Heroinkonsum, möglich auch kombiniert Morphin- mit geringem Codeinkonsum Morphin- oder Heroinkonsum Codeinkonsum Unterscheidung nicht möglich 2.2 Cocain Cocain ist ein aus den Blättern des Cocastrauchs (Erythroxylum coca) gewonnenes Alkaloid. Der Gassenstoff weist üblicherweise einen Reinheitsgehalt von 30-70% auf, wobei das Cocain meist als Cocain-Hydrochlorid vorliegt. Dieses Salz ist gut wasserlöslich. Cocain wird auch als freie Base ("Free Base" oder "Crack") konsumiert. Der Ausdruck "Crack" kommt daher, dass beim Erhitzen in einer speziellen Pfeife ein lautes Knistern entsteht (englisch: cracking). "Crack" gewinnt man durch die Zugabe einer Base (z.b. Backpulver) zu einer wässrigen Cocain-Hydrochlorid- Lösung. Die Cocain-Base fällt dann als schwer lösliches Pulver aus. In einer Urinprobe lässt sich zwischen einem Cocain-Hydrochlorid- und einem Cocain(Base)-Konsum nicht unterscheiden. Seite 8 von 17 Version 02

2.3 Cannabinoide Cannabinoide sind eine komplexe Mischung psychoaktiver Substanzen aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa). Die psychoaktive Wirkung ist seit etwa 5000 Jahren bekannt. Man unterscheidet zwischen Marihuana und Haschisch. Als Marihuana werden die Blüten und Blätter der Pflanze bezeichnet. Als Haschisch bezeichnet man das Harz der Pflanzen, welches abgeschabt und extrahiert wird. Haschisch wird oft zu Platten gepresst und weist meist einen höheren THC-Gehalt auf als Marihuana ( 9 -Tetrahydrocannabinol = primärer psychoaktiver Wirkstoff). Cannabispflanzen werden in den letzten Jahren in der Schweiz in grossem Umfang angepflanzt, wobei dank gutem Fachwissen Pflanzen mit sehr hohen THC- Gehalten geerntet werden können. 2.4 Amphetamine Mit Amphetaminen wird eine Vielfalt von verschiedenen Substanzen umschrieben. Es sind synthetische Analoge des Ephedrins. Amphetamin und Methamphetamin wurden früher u.a. als Appetitzügler eingesetzt. Heute sind sie nur noch von geringer therapeutischer Bedeutung. Aufgrund der stark aufputschenden Wirkung wurden sie in der Drogen- und Dopingszene sehr populär. Als Gassenname für beide Substanzen wird "Speed" verwendet. Nachdem Methamphetamin bei uns während Jahren kaum in Erscheinung getreten ist, hat es in letzter Zeit als "Thai-Pille einige Aufmerksamkeit erlangt. Die sogenannten "Designer-Amphetamine" haben keine anerkannte Anwendung. Es sind eine Vielzahl solcher Verbindungen bekannt. Sie werden oft generell als "Ecstasy" bezeichnet. Zur Zeit haben folgende Substanzen eine grössere Bedeutung: Wirkstoff MDMA MDEA MDA MBDB Strassennamen Ecstasy, Adam, XTC Eva Love drug Eden Seite 9 von 17 Version 02

2.5 LSD Das halluzinogen wirkende LSD ist eine synthetische, aus der Lysergsäure hergestellte Verbindung. LSD war als Medikament in der Psychiatrie gedacht, wurde dann aber in der Hippie-Bewegung der 60-er Jahre zur Kultdroge. Später verschwand es fast vollständig von der Bildfläche. In den letzten Jahren hat es wieder etwas an Bedeutung gewonnen. Sehr verbreitet sind auf phantasievoll bedruckte Fliesspapierquadrate aufgeträufelte Trips, die oral eingenommen werden. Eine Dosis beträgt lediglich 100-200 µg, das entspricht etwa einem Tausendstel einer Heroindosis. 2.6 Methaqualon Methaqualon ist ein synthetisch hergestelltes Schlaf- und Beruhigungsmittel. Das bekannteste Medikament ist das Toquilone (Kombipräparat). Der einst häufige Missbrauch von Methaqualon ist stark zurückgegangen. Bei hoher Dosierung können paradoxe Reaktionen auftreten. 2.7 Barbiturate Barbiturate sind sedativ-hypnotisch wirkende Substanzen. Seit Einführung der Benzodiazepine haben sie auch aufgrund ihrer hohen Toxizität und ihres hohen Suchtpotentials stark an Bedeutung verloren. Eine breite Anwendung findet eigentlich nur noch das Phenobarbital als Antiepileptikum sowie Thiopental und Hexobarbital als gängige Narkosemittel. Als Drogenersatzstoffe stehen Pentobarbital, Amobarbital und Secobarbital im Vordergrund. Wie bei den Benzodiazepinen können bei Missbrauch paradoxe Reaktionen auftreten. Zur Zeit spielen diese Substanzen in der Drogenszene der Schweiz nur eine untergeordnete Rolle. Seite 10 von 17 Version 02

2.8 Benzodiazepine Vor einer immunchemischen Bestimmung der Benzodiazepine sollte in jedem Fall eine ENZYMATISCHE HYDROLYSE durchgeführt werden, da sonst einige Substanzen eine schlechte Nachweisbarkeit haben. Die Gruppe der Benzodiazepine umfasst eine grosse Anzahl verschiedener Substanzen. Sie werden therapeutisch bei Angst-/Spannungszuständen und bei Schlafstörungen eingesetzt. Die Dosierungen sind je nach Medikament sehr unterschiedlich. Eine therapeutische Einzeldosis reicht von 0,5 mg (z.b. Schlafmittel Halcion, Wirkstoff Triazolam) bis zu 50 mg (z.b. Beruhigungs-mittel Valium, Wirkstoff Diazepam). Benzodiazepine haben ein hohes Suchtpotential, weisen aber eine geringe Toxizität auf. Beim Konsum gewisser Benzodiazepine kann es zu einer anterograden Amnesie kommen, d.h. die Erinnerung an Ereignisse, die während der Wirkungsdauer des Medikaments eingetreten sind, ist beeinträchtigt. Ebenfalls bekannt sind paradoxe Reaktionen bei Missbrauch ( Gegenteil der angstlösenden und beruhigenden Wirkung). Bei Abhängigkeit wird oft ein Vielfaches der therapeutischen Dosis konsumiert. Drogenabhängige nehmen zur Verstärkung der eigentlichen Drogenwirkung oft das Schlafmittel Rohypnol (Wirkstoff Flunitrazepam) in hoher Dosis ein. 2.9 Tricyclische Antidepressiva Der immunchemische Test auf Tricyclische Antidepressiva (TCA; Dreiring- Antidepressiva) erfasst diese Stoffklasse bei geeignetem Zeitfenster bereits im höheren therapeutischen Bereich. Der für Serum konzipierte Test ergibt auch im Urin und im Blutextrakt wertvolle Hinweise für die Aufnahme von TCA. Der Test weist eine erhebliche Kreuzreaktivität auf Chlorpromazin, Thioridazin und Diphenhydramin auf. Hingegen werden Tetracyclische Antidepressiva (z.b. Maprotilin) kaum erfasst. Seite 11 von 17 Version 02

3 Nachweis im Urin 3.1 Nachweisdauer Die Angabe der Nachweisdauer der Drogen- und Suchtstoffe kann nur als Richtwert verstanden werden. Neben der Abhängigkeit von der konsumierten Dosis besteht auch eine beträchtliche biologische Streuung von Mensch zu Mensch. Zudem ist die Nachweisdauer bei den Benzodiazepinen und den Barbituraten aufgrund stark unterschiedlicher Dosierungen und Ausscheidungszeiten sowie unterschiedlicher Empfindlichkeit der Immuno-Assays ( Immunchemische Tests) auf die ver-schiedenen Substanzen der einzelnen Substanzklassen sehr verschieden. Opiate Cocain Cannabis - Gelegenheitskonsument Cannabis - chronischer Konsument Amphetamin / Methamphetamin Designeramphetamine (Einzeldosis) Methadon LSD Benzodiazepine - niedrig dosiert Benzodiazepine - höher dosiert Barbiturate - kurzwirkend Barbiturate - langwirkend Methaqualon Tricyclische Antidepressiva 2-3 Tage 2-3 Tage bis zu 10 Tage 30 Tage und länger 2-3 Tage einige Stunden 2-3 Tage 1-5 Tage 1 Tag bis zu 2 Wochen 1 Tag 2-3 Wochen 10 Tage und länger 1-10 Tage 3.2 Urinprobenverfälschung Nicht selten wird versucht, eine Urinprobe zu manipulieren. Neben der Abgabe eines Fremdurins stehen folgende Möglichkeiten im Vordergrund: Aufnahme hoher Flüssigkeitsmengen vor der Urinprobenabgabe mit dadurch verbundener "Verdünnung der Probe im Körper (siehe Kreatinin). Direkte Verdünnung der Urinprobe durch die Zugabe von Wasser, Tee, etc. Zugabe von Verfälschungsstoffen wie Seife, Essig oder Bleichmittel zur Beeinflussung der Messung oder des Analyten. Im Internet werden zahlreiche Mittel zur Urinprobenverfälschung angeboten. Meist handelt es sich um Oxidationsmittel (z.b. Nitrite), welche optisch oder am Geruch nicht zu erkennen sind. Seite 12 von 17 Version 02

Überprüfung der "Echtheit" einer Urinprobe Messung des ph-wertes (i.a. 6-8) Messung der Temperatur (32-38 C) Kontrolle des Urins auf Festkörper Geruch Urinteststreifen auf: Glucose und Aceton (negativ bei gesunden Personen) Oxidantien, Kreatinin, Nitrit, Glutaraldehyd, Chromat und ph-wert 3.3 Kreatinin Kreatinin ist eine körpereigene Substanz, deren Konzentration in einem Normbereich liegt. Das Kreatinin ist ein Mass für die Urinkonzentration. Bei tiefen Kreatinin-Werten kann nicht zwischen einer extremen Flüssigkeits-aufnahme und dem Verdünnen durch Zugabe von Wasser unterschieden werden. 200 Kreatiningehalte im Urin nach Aufnahme von ½ bzw. 1 Liter Wasser Kreatinin (mg/dl) 160 120 80 40 ½ l Wasser 1 l Wasser 0 0 1 2 3 4 5 h Quelle: Kadehijan L., Ordner Drogenanalytik der Firma Syva 4 Nachweis im Blut Die meisten immunchemischen Tests lassen sich nach vorgängiger Eiweissfällung auch für Blut anwenden. Manche Suchtstoffe können noch bis zu mehreren Stunden nach einem Konsum erfasst werden ( Anhang "Immunchemische Prüfverfahren"). Immunchemische Tests im Blut sollten nur in Labors mit grosser Erfahrung in der Suchtstoffanalytik durchgeführt werden. Seite 13 von 17 Version 02

5 Nachweis in Haaren, Speichel, Schweiss und Nägel Neben der Untersuchung im Urin und Blut kann ein Nachweis von Suchtstoffen auch in anderen Asservaten erfolgen. Hier sind vor allem Haare und Speichel zu nennen, in speziellen Fällen auch Schweiss und Nägel. Welches Asservat im Einzelfall zur Untersuchung verwendet wird, richtet sich nach der nachzuweisenden Substanz und der Aussagefähigkeit des Resultats (siehe Tabelle). Bei allen Asservaten erfolgt hauptsächlich der Nachweis der Muttersubstanz. Haaranalysen sind sehr verbreitet und liefern eine hohe Aussagekraft bezüglich des Suchtstoffkonsums vergangener Wochen bis Monate. Voraussetzung ist ein regelmässiger Konsum über einen gewissen Zeitraum. Die Analysen decken ein breites Spektrum an Drogen und Medikamenten ab. Allerdings besteht eine erhebliche Kontaminationsgefahr. Speicheltests werden neuerdings von der Polizei aufgrund der einfachen und nicht invasiven Anwendung gerne eingesetzt. Sie liefern eine Aussage über den aktuellen Konsum von Suchtstoffen und werden z.zt. für den Nachweis von Opiaten, Cocain, Amphetaminen und Cannabis eingesetzt. Die Konzentrationen im Speichel entsprechen i.a. eher der Blutkonzentration, was für die Analyse bedeutet, dass mit geringeren Konzentrationen und kürzerer Nachweisdauer als im Urin gerechnet werden muss. Eine Zusammenfassung wichtiger Aspekte enthält diese Tabelle: Material Erfassung Zeitfenster Hauptanalyt Risiko* Haare retrospektiv Wochen - Monate Muttersubstanz qual., quant. hoch Speichel retrospektiv (aktuell) Stunden - Tage Muttersubstanz qual., quant. gering Schweiss -Hautpflaster retrospektiv prospektiv Stunden - Tage Tage - 1 Woche Muttersubstanz gering Nägel retrospektiv Monate Muttersubstanz qual., halbquant. mittel * Risiko der Kontamination und Manipulation Seite 14 von 17 Version 02

6 Immunchemisch nicht erfasste Substanzen 6.1 Psilocybin / Psilocin Weltweit sind über 140 Psilocybe-Arten bekannt. Mehr als die Hälfte dieser Pilzarten wirken halluzinogen. Der bekannteste europäische Pilz ist Psilocybe semilanceata (spitzkegeliger Kahlkopf). Diese Pilze werden in grossem Umfang verkauft und können auch selber kultiviert werden. Informationen in Hülle und Fülle sind im Internet zu finden. Zur Zeit ist kein Immuno-Assay auf dem Markt. Der Nachweis mittels chromatographischer Verfahren ist möglich, erfolgt aber nur auf Auftrag oder bei konkreter Verdachtslage. 6.2 GHB GHB (Liquid Ecstasy) hat von der chemischen Struktur her nichts mit dem eigentlichen Ecstasy oder anderen Amphetaminen zu tun. GHB wird auf dem Schwarzmarkt als Natrium- oder Kaliumsalz gehandelt. Da es praktisch unbegrenzt in Wasser löslich ist, wird es oft als Lösung, mit Farb- und Aromastoffen versetzt, angeboten. GHB wird wegen seines alkoholähnlichen Rausches konsumiert. Bei Überdosierung und in Kombination mit Alkohol oder dämpfenden Stoffen können schwere Komplikationen bis hin zu tiefem Koma auftreten. Zur Zeit ist kein Immuno-Assay auf dem Markt. Der Nachweis mittels chromatographischer Verfahren ist möglich, erfolgt aber nur auf Auftrag oder bei konkreter Verdachtslage. 6.3 Designerdrogen Für Designerdrogen wie Fentanylderivate und Phencyclidin (PCP) bieten wir ebenfalls keinen Immuno-Assay an. Diese Substanzgruppen spielen zur Zeit bei uns eine untergeordnete Rolle. Der Nachweis mittels chromatographischer Verfahren ist möglich Seite 15 von 17 Version 02

7 Auftragsformular IRM St.Gallen Dieses Formular gibt es zum downloaden unter folgendem Link. Seite 16 von 17 Version 02

Anhang "Immunchemische Prüfverfahren" Definition Immunchemische Prüfverfahren basieren auf einer Antigen-Antikörperreaktion. Sie sind auf die Erfassung eines oder mehrerer Stoffe und/oder deren Metaboliten ausgerichtet. Die Anwendung dieser Verfahren ist dann indiziert, wenn schnell und kostengünstig ein Hinweis über eine mögliche Einnahme von Substanzen einer Stoffgruppe verlangt wird. Diese für Urin konzipierte Tests können mit einigen Einschränkungen auch für Blut angewendet werden. Die Nachweisdauer im Blut ist aber deutlich kürzer als im Urin. Einige Substanzen wie z.b. tiefdosierte Benzodiazepine (Rohypnol, Temesta ) oder Designeramphetamine wie MDMA (Ecstasy) werden nur in sehr hohen Konzentrationen erfasst. Es werden die gleichen Cut-off-Werte wie bei den Urinanalysen angewendet. Immunchemische Befunde haben lediglich hinweisenden Charakter. Bestätigungsanalysen Immunchemische Prüfverfahren weisen eine hohe Zuverlässigkeit auf. Trotzdem können "falsch positive" oder "falsch negative" Resultate erzeugt werden. So können z.b. strukturähnliche Substanzen positive Befunde generieren (sog. Kreuzreaktivität), ohne dass eine Substanz der untersuchten Stoffgruppe vorhanden ist. Daher müssen immer Bestätigungsanalysen durchgeführt werden, wenn aufgrund des Befundes Konsequenzen für den Betroffenen zu erwarten sind. Bestätigungsanalysen werden mit einem chromatographischen Verfahren durchgeführt. Meist wird die Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) oder die Hochleistungsflüssigchromatographie (HPLC) eingesetzt. Nur bestätigte immunchemische Befunde haben beweisenden Charakter. Cut-Off Der Cut-Off ist die Entscheidungsgrenze, bei der ein Resultat als positiv oder negativ interpretiert wird. Den Begriff "negativ", im Sinne von "nicht vorhanden", gibt es in der Analytik nicht. Wir können nur aussagen, dass wir mit einem Verfahren eine Substanz nachgewiesen haben oder nicht. Ein Messsystem soll nicht so empfindlich wie möglich, sondern so empfindlich wie notwendig sein. Auch der Preis einer Analyse muss dem Problem angepasst sein. Die Cut-Off-Werte wurden von den Rechtsmedizinischen Instituten auf der Grundlage von nationalen und internationalen Empfehlungen harmonisiert (für Urinanalysen!) und müssen von den Testsystemen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erfasst werden. Bei einigen Tests, bei denen die Messspanne zwischen dem Messwert einer Negativprobe und dem Cut-Off relativ gross und die Anfälligkeit auf Störsubstanzen klein ist, kann ein unter dem Cut- Off, aber deutlich über der Negativprobe liegender Wert als "negativ (erhöht)" angegeben werden, sofern es für den Fall als hilfreich angesehen wird. Als Negativprobe bezeichnen wir eine Probe der entsprechenden Untersuchungsmatrix, welche keine Substanzen der zu prüfenden Stoffgruppen enthält. Resultatangaben positiv Messwert gleich oder oberhalb Cut-Off konkreter Hinweis auf das Vorhandensein mindestens einer Substanz der entsprechenden Stoffgruppe negativ (erhöht) Messwert unterhalb Cut-Off, aber klar gewisser Hinweis auf das Vorhandensein mindestens einer negativ über dem Wert einer Negativprobe Messwert unterhalb Cut-Off im Bereich einer Negativprobe Nachweisdauer der verschiedenen Stoffgruppen (Richtwerte) Substanz der entsprechenden Stoffgruppe kein Hinweis auf das Vorhandensein einer Substanz der entsprechenden Stoffgruppe Urin Blut Opiate 2-3 Tage 1 Tag Cocain 2-3 Tage 1-2 Tage Cannabis - Gelegenheitskonsument bis zu 10 Tage 1 Tag Cannabis - chronischer Konsument 30 Tage und länger einige Tage Amphetamin / Methamphetamin 2-3 Tage 1-2 Tage Designeramphetamine (Einzeldosis) einige Stunden meist nicht nachweisbar Methadon 2-3 Tage 1 Tag LSD 1-5 Tage Benzodiazepine - niedrig dosiert 1 Tag meist nicht nachweisbar Benzodiazepine - höher dosiert bis zu 2 Wochen einige Tage Barbiturate - kurzwirkend 1 Tag wenige Stunden Barbiturate - langwirkend 2-3 Wochen einige Tage Methaqualon 10 Tage und länger einige Tage Tricyclische Antidepressiva 1-10 Tage 1-2 Tage Die Nachweisdauer ist u.a. abhängig von der aufgenommenen Dosis. Ferner besteht eine erhebliche individuelle Schwankung. Opiat-Differenzierung Eine Unterscheidung der enthaltenen Opiate ist nur mit einer Opiat-Differenzierung möglich. Diese erfolgt vornehmlich im Urin. Sowohl Heroin wie auch Codein wird im Körper zu Morphin abgebaut. Beim Heroin geschieht dies in einem Zwischenschritt über die Bildung von Monoacetylmorphin. Je grösser die Zeitspanne zwischen Konsum und Urinentnahme, umso schwieriger bis unmöglich ist eine Unterscheidung zwischen einem Heroin -, Morphin- und einem Codeinkonsum. Seite 17 von 17 Version 02