- Aktuelles aus dem Verein - Keilwirbel-Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover - Vorstellung von Krankheiten

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Transkript:

Newsletter Neuste Themen: - Aktuelles aus dem Verein - Keilwirbel-Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover - Vorstellung von Krankheiten Aktuelles aus dem Verein schon wieder sind wir am Ende eines Jahres angekommen und fragen uns, wo die Tage, Wochen und Monate geblieben sind. Die Jahre fliegen pfeilgeschwind, lautet eine Zeile in Schillers Lied von der Glocke. Je älter wir werden, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Das muss aber nichts Schlechtes bedeuten. Negative Eindrücke, die die vergangenen Monate bei uns hinterlassen haben, können wir nicht ändern; sie gehören dazu. Trotz allem gibt es viele Dinge, die in guter Erinnerung bleiben,- auch in unserer rastlosen Zeit. Für`s neue Jahr wünschen wir viel Abwechslung und zahlreiche Erfahrungen. Mögen sie vor allem positiv sein. Unser Team vom Förderverein wünscht frohe Weihnachten und ein glückliches gesundes neues Jahr! 1

Doktorarbeit zur Erblichkeit von Keilwirbeln bei der Französischen Bulldogge mit freundlicher Genehmigung von Claudia Fuhrmann Frau Schlensker benötigt für ihre Doktorarbeit dringend noch Keilwirbelbilder (CD) und/oder Gutachten mit Ahnentafel. Diese dürfen Sie gerne an Claudia Fuhrmann 1. Vorstand Französische und Englische Bulldoggen e.v. Lindenstraße 24, 48369 Saerbeck schicken, Fr. Fuhrmann leitet diese dann gerne weiter. Tierärztliche Hochschule Hannover Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung Bünteweg 17 p 30559 Hannover Tel. 0511 / 953-8876 Fax: 0511 / 953-8582 Email: abglab@tiho-hannover.de Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Leitung Professor Distl) Untersuchungen zur Erblichkeit von Keilwirbeln bei der Französischen Bulldogge Momentan läuft am Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover eine Dissertation zur genetischen Aufklärung von Keilwirbeln. Für das weitere Vorgehen ist es sehr wichtig, möglichst viele Blutroben zu erhalten, auch von anderen Rassen, bei denen Keilwirbel vorkommen Ziel der Doktorarbeit: Entwicklung eines Gentests, der die für Keilwirbel verantwortlichen Gene erkennt von Interesse für alle Züchter von Hunderassen, bei denen Keilwirbel vorkommen können dafür nötig: EDTA Blutproben von verschiedenen Rassen bei denen Keilwirbel auftreten 2

es sollen verschiedene Rassen einbezogen werden, um über eine Kartierung über Rassen mit verschiedenen Inzidenzen für Keilwirbel die dafür verantwortlichen Gene aufzufinden weiteres Vorgehen: die Blutproben werden im Labor des Institutes für Tierzucht und Vererbungsforschung auf die Keilwirbel verursachenden Gene untersucht und es werden Tests für diese Gene alle Daten werden anonymisiert und nicht an Dritte weitergegeben bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an: Prof. Ottmar Distl, ottmar.distl@tiho-hannover.de, Tel. 0511 / 953-8875 Frau Eva Schlensker, Eva-Schlensker@gmx.de Keilwirbel- Entstehung, Vorkommen und Klinik Einleitung es wurde schon früher Hundezucht zur Verstärkung bestimmter positiver Eigenschaften und Selektion auf bestimmte Körperformen betrieben das Auftreten von Keilwirbeln wird schon seit über 100 Jahren beschrieben meist kommen Keilwirbel bei kleinen, brachycephalen Rassen mit korkenzieherförmigen, verkürztem Schwanz ( screw- tailed Rassen) vor der Schwanz selber besteht aus Keilwirbeln eine Zucht auf eine solche Schwanzform führt auch zu einem erhöhten Risiko von Keilwirbeln in anderen Bereichen der Wirbelsäule Entstehung von Keilwirbeln die Verknorpelung der primordialen Wirbel während der Embryogenese erfolgt über 3 paarige Knorpelzentren, die am Schluss verschmelzen und dann verknöchern (Ossifikationszentren) der knorpelige Wirbel dient bei der Entwicklung des fetalen Skeletts als Platzhalter für den späteren Knochen Keilwirbel entstehen durch eine mangelhafte Ernährung des fetalen Knorpels, durch die veränderte Blutversorgung kommt es zu einer Deformation des späteren Knochens Keilwirbel treten oft bei chondrodystrophen Rassen (chondrodystroph= Störung der Knorpelbildung) auf. 3

es können zwei Formen von Keilwirbeln vorkommen: einfacher/ unilaterale Keilwirbel doppelter/ bilaterale Keilwirbel Keilwirbel können einzeln oder zu mehren vorliegen Formen von Keilwirbeln 1.) einfacher/unilateraler Keilwirbel entsteht durch eine asymmetrische Entwicklung der Wirbelkörperhälften zueinander er ist keilförmig das schmalere Ende kann nach oben, unten oder zur Seite gerichtet sein 2.) doppelter/bilateraler Keilwirbel Entstehung durch eine fehlende Fusion der Ossifikationszentren der linken und rechten Hälfte des Wirbelkörpers er ist schmetterlingsförmig (Butterfly vertebra) Abb. 1: Einfacher Keilwirbel mit Verkrümmung der Wirbelsäule (links). Doppelter Butterfly vertebra (rechts). 4

Abb. 2: Doppelter Keilwirbel im Bereich der Lendenwirbelsäule (Kennzeichnung mit Pfeilen). Abb. 3: Einfache Keilwirbel im Bereich der Brustwirbelsäule (Kennzeichnung mit Pfeilen). Betroffene Rassen vor allem chondrodystrophe Rassen: Französische und Englische Bulldogge Boston Terrier Mops 5

Es gibt aber auch Fälle bei: Dobermann, Pinscher Westhighland White Terrier, Foxterrier, Yorkshire Terrier Beagle Zwergspitz Rottweiler Pekinese Mischlinge Deutscher Schäferhund Deutsch Kurzhaar Lokalisation meist kommen Keilwirbel im Bereich der Brustwirbelsäule vor oft im Bereich vom 5. bis zum 9. Brustwirbel Mögliche Symptome Symptome sind abhängig von Lokalisation und Anzahl der betroffenen Wirbel die Tiere sind oft symptomfrei oder die Symptome verschwinden nach Ende des Wirbelwachstums (etwa im Alter von 9 Monaten) klinische Probleme entstehen durch Krümmung der Wirbelsäule und Druck von Wirbeln gegen das Rückenmark bis hin zur Rückenmarksdurchtrennung in Form von: Bewegungskoordinationsstörungen, Lähmung Verminderte Reflexe und Stehvermögen sowie Muskelatrophie Hintergliedmaßen Schmerz der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte Kyphose, Skoliose, Lordose Inkontinenz von Kot und Urin 6

Erbgang Keilwirbel sind erblich der Erbgang bei Französischen Bulldoggen und Möpsen ist noch ungeklärt vermutlich ist mehr als ein Genort beteiligt beim Deutsch Kurzhaar und Schäferhund besteht ein autosomal rezessiver Erbgang beim Mensch ist eine familiäre Häufung vorhanden Zuchtstrategien Probleme: limitierter Genpool, so dass auch rezessive Defekte zum Vorschein kommen Lösungsansätze: internationale Genbanken mit Sperma von verschiedenen Populationen neue Zuchtstandards Tierkennzeichnungen und Pedigreechecking vor Verpaarungen vorherige Zuchtprüfung durch tierärztliche Untersuchung zwischen zwei Rassen kreuzen, nach drei- bis viermaligem Rückkreuzen mit diesen Hunden weitermachen. [1] Marker entwickeln, um verantwortliche Gene zu identifizieren Quelle: http://www.gesunde-bulldoggen.de 7

Vorstellung von Krankheiten ektopische Harnleiter (Ureterektopie) Bericht zur Studie von Frau Dr. Reichler, abgedruckt im SSV-Kurier Beim gesunden Hund wird der Harn, der ununterbrochen in der Niere produziert wird, durch die beiden Harnleiter, die Ureteren, zur Harnblase transportiert. Die Harnleiter verlaufen über eine kurze Distanz innerhalb der Blasenwand und münden dann in die Harnblase. Die Harnblase ist das Harnspeicherorgan. Sie besitzt an ihrem Ausgang einen Verschlussmechanismus, einen Sphinkter. In der Füllungsphase der Harnblase ist dieser Sphinkter verschlossen, der Harn sammelt sich und die Harnblase dehnt sich langsam aus. Ist die Harnblase voll, so ist die Dehnung so stark, dass Harndrang auftritt. Der Hund sucht sich einen geeigneten Platz zum Pinkeln. Beim Pinkeln wird diese Verschlusseinrichtung bewusst geöffnet, der Sphinkter wird entspannt, die Harnblase entleert sich und der Harn fließt über die Harnröhre ab. Die Ureterektopie ist eine angeborene Erkrankung. Als eine Ektopie (griechisch εκτοπία, ektopía, Außerörtlichkeit ; von εκτός, ektós, außen, und τόπος, tópos, Ort ) bezeichnet man in der Medizin eine Störung in der Entwicklung des Embryos oder des Fetus, bei der sich Gewebe oder ganze Organe an einem falschen Ort ansiedeln. Ein Harnleiter wird als ektopisch bezeichnet, wenn er nicht an der richtigen Stelle in die Harnblase sondern erst weiter hinten, z.b. direkt in die Harnröhre mündet. Bei Rüden können ektopische Harnleiter auch in den Samenleiter oder den Ausführungsgang der Prostata münden, bei der Hündin auch in die Gebärmutter oder in die Scheide. Ektopische Harnleiter treten bei bestimmten Hunderassen wie z.b. Retrievern, Pudeln, Sibirische Huskies und einigen Terrierarten gehäuft auf. In letzter Zeit wurden auch Fälle beim Entlebucher und Appenzeller Sennenhund diagnostiziert. Tritt eine Erkrankung in einzelnen Rassegruppen gehäuft auf, 8

dann wird eine genetische Veranlagung vermutet, in keiner der betroffenen Rassen wurde jedoch bisher der Vererbungsmodus geklärt. Hunde mit ektopischen Ureteren werden meist wegen ständigen Harnträufeln vorgestellt. Dieser unwillkürliche Harnabgang wird als Harninkontinenz bezeichnet. Inkontinenz tritt auf, wenn die Mündung der Harnleiter hinter der Verschlusseinrichtung der Harnblase und/oder Harnröhre verlagert ist, da der Harnabfluss dann nicht mehr bewusst verhindert werden kann. Bei Hündinnen tritt dieser unkontrollierbare Harnabgang in der Regel bereits im Welpenalter spätestens jedoch im Alter von einem Jahr auf. Rüden mit ektopischen Harnleitern sind häufig im Welpenalter unauffällig, da beim Rüden ein grosser Teil der Harnröhre als Verschlusseinrichtung der Harnblase fungiert. Mit zunehmendem Alter oder nach Kastration verliert die Verschlusseinrichtung jedoch an Kraft, daher werden Rüden mit ektopischen Ureteren häufig erst nach Kastration oder im fortgeschrittenen Alter inkontinent. Ein Teil der Hunde mit ektopischen Ureteren haben zudem neben der angeborenen Fehlmündung des Harnleiters gleichzeitig auch noch eine angeborene Schwäche des Harnblasenverschlussmechanismus, die ebenfalls zur Inkontinenz führt. Ektopische Ureteren führen jedoch nicht nur zu Inkontinenz sondern begünstigen auch das Angehen von Blasen- und Nierenbeckenentzündungen. Zudem besteht häufig eine Abflussstörung, da der Urin bei ektopischen Ureteren nicht wie gewöhnlich in das Sammelorgan Harnblase abfliessen kann, sondern in andere Strukturen eingeleitet wird, die sich weniger gut ausdehnen können. Diese Harnabflussstörung kann zu Rückstau im Harnleiter und in der Niere führen, in der Folge weiten sich Harnleiter und Nieren (dilatierter Ureter, Hydronephrose oder Wasserniere). Besteht ein Verdacht auf ektopische Ureteren so werden mittels Ultraschall oder bei Hündinnen mittels Harnblasenspiegelung die Öffnungen der Harnleiter dargestellt. Ebenfalls geeignet ist die Ausscheidungsurographie, dies ist eine Form der Röntgendarstellung der Nieren, der Harnleiter und der Harnblase, bei 9

welcher nach der Injektion eines Kontrastmittels in eine periphere Vene der Weg des Harnabfluss auf dem Röntgenbild deutlich sichtbar wird. Entsprechend dem Verlauf des falsch mündenden Harnleiters unterscheidet man zwei verschiedene Formen der Ureterektopie: Extramurale (ausserhalb der Wand) und intramurale (in der Wand) ektopische Ureteren. Extramural bedeutet, dass der Harnleiter komplett an der Blase vorbei nach hinten läuft. Intramurale ektopische Ureteren kontaktieren zwar die Blase an der richtigen Stelle, der Harnleiter öffnet sich jedoch nicht in die Blase sondern läuft in der Blasenwand weiter nach hinten und öffnet sich erst in der Harnröhre. Die Behandlung ektopischer Ureteren erfolgt chirurgisch. Die Operation erfordert eine Allgemeinanästhesie, die Bauchhöhle und die Harnblase werden bei dem auf dem Rücken liegenden Hund eröffnet. Bei intramural verlaufenden Ureteren wird an der Stelle, wo der Harnleiter die Blase kontaktiert eine neue Mündungsstelle in die Blase geschaffen. Der hintere Teil des Harnleiters der in der Blasenwand nach hinten läuft wird teilweise entfernt und die Blasenschleimhaut darüber verschlossen. Bei extramural verlaufenen Harnleitern wird der Harnleiter im Bereich der Harnröhre durchtrennt, das hintere Ende wird verschlossen und das vordere Ende in die Blase eingesetzt. Hierzu wird an der Stelle, wo beim gesunden Hund der Harnleiter münden würde eine Öffnung in die Blasenwand gemacht und der Harnleiter in die Blase eingenäht. Anschließend wird die eröffnete Blase und die Bauchhöhle wieder verschlossen. Bei den Hunden, die nicht nur falsch mündende Harnleiter sondern auch noch eine angeborene Verschlussmechanismusschwäche haben, ist neben der chirurgischen Korrektur der Harnleitermündungen auch noch die Behandlung dieser Verschlussschwäche nötig. Dies ist durch Medikamente, die täglich verabreicht werden und den Harnröhrenverschlussdruck erhöhen möglich. Führt auch diese Behandlung nicht zur Kontinenz, so kann während einer Harnröhrenspiegelung Kollagen unter die Harnröhrenschleimhaut gespritzt werden. Kollagen wird beim Menschen in der Schönheitschirurgie zur Faltenunterspritzung eingesetzt, es hat einen Polstereffekt. Wird es Hunden, deren Verschlussmechanismus der Blase ungenügend ist, unter die Harnröhrenschleimhaut gespritzt, so erzielt man damit einen besseren Verschlussdruck der Harnröhre, 75% der Hunde werden kontinent. 10

Nach der chirurgischen Korrektur werden 72% der Hunde kontinent, d.h. sie verlieren keinen Harn mehr, nach einer zusätzlichen Behandlung der Schwäche des Verschlussmechanismus ist eine Kontinenzrate von 80% zu erwarten. PD Dr. med. vet. I.M. Reichler Abteilung für Kleintierfortpflanzung Klinik für Fortpflanzungsmedizin Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich Winterthurerstr.260 CH-8057 Zürich Tel: +41 44 635 82 66 Fax:+41 44 635 89 40 Quelle: http://www.appenzeller-sennenhunde-club.com/deutsch/tx/bericht%20ekt%20ureteren.pdf "MDR1 Gendefekt" aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Der MDR1-Defekt ist ein Defekt im MDR1-Gen, der bei einigen Hunderassen verbreitet ist. Dadurch kommt es zu einer mangelhaften oder fehlenden Synthese eines bestimmten Proteins (P- Glykoprotein, P-gp), welches ein wichtiger Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke ist, was zu einer Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln führt. Urheber dieses Defektes ist wahrscheinlich ein einziger Hund, der etwa Mitte des 19. Jahrhunderts gelebt hat und maßgeblich an der Entstehung und Festigung der Rasse Collie beteiligt war. Daher lässt sich dieser Defekt bei Hunderassen finden, die nachweisbar mit dem Collie verwandt sind. Bei anderen vom Defekt betroffenen Rassen dient diese Mutation dann als Nachweis der Verwandtschaft. Ein funktionierendes MDR1-System ist vor allem bei Säugetieren (und Menschen) bekannt und hier evolutionsgeschichtlich sehr alt. Tiere, die dieses System nicht besitzen, können ähnliche Empfindlichkeiten für Medikamente zeigen. hier erfahrt ihr mehr... http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=mdr1-defekt&printable=yes http://www.mdr1-defekt.de/index.php http://www.vetmed.uni-giessen.de/pharmtox/mdr1_defekt.php 11

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