Mit den Kleinen Großes denken ErzieherInnen als LernbegleiterInnen und Philosophieren mit Kindern Susanne Schubert, Bereichsleiterin Pädagogik, Leuchtpol ggmbh Frankfurt a.m. Halle/Saale Mai 2011
Überblick Lernbegleitung, Zugangswege zu BNE, Praxisbeispiel Mit den Kleinen Großes denken: Nachdenkliche Gespräche führen - Philosophieren mit Kindern Rolle der Erzieherin als LernbegleiterIn zu BNE Leuchtpol 24.07.2011 2
Lernbegleitung - was heißt das? Lernbegleitung ist eine Haltung basierend auf Entscheidungen und Annahmen Menschenbild: Kinder sind Individuen und den Erwachsenen gleichberechtigt Konstruktivismus: Jeder Mensch konstruiert sein Weltbild und seine Wirklichkeit selbst und wird durch sein Umfeld direkt/indirekt unterstützt/beeinflusst Menschen leben in Systemen (sozial, ökologisch, ökonomisch), die er beeinflussen kann und die ihn beeinflussen Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich 26.05.2011
Lernbegleitung was heißt das? Wichtige Aspekte von Lernbegleitung Das Aufgreifen von Alltagssituationen Das Beobachten und Dokumentieren: Lern- und Bildungsprozesse sichtbar machen, Fragen der Kinder herausfinden An Gesprächen der Kinder teilnehmen, zuhören Authentisches Verhalten als Erwachsener Begeisterungsfähigkeit und Offenheit für Neues Das Einbeziehen von Raumgestaltung und Abläufen in der Kita Sich selbst als Teil einer Lerngemeinschaft verstehen und sich in diese einbringen Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich 26.05.2011
Zugangswege für Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kindergarten Zugangswege fördern Partizipationsfähigkeit, Beteiligung an Entscheidungsprozessen die Wahrnehmung natürlicher Lebenszusammenhänge vorausschauendes und komplexes Denken Das Anknüpfen an den Kindergarten-Alltag Perspektivwechsel BNE als Querschnittsthema in der Kita verankern 24.07.2011 5
Kinderfragen auf der Spur Die Kräfte unserer Erde Kindergarten, Rheinland-Pfalz 9 Kinder, 5-6 Jahre (davon 1 sonderpäd. ) Ausgangspunkt: Berichterstattung zu Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe in Japan, Kinder kommen mit Fragen in Kita Eltern über Vorhaben informiert, Anmeldungen Zielsetzungen: Naturgewalten, Kraft der Erde/Natur (auch Wasserkraft, Sonne), Kennenlernen Erzeugung von Strom, Stromverbrauch, entwickeln von Handlungsmöglichkeiten 24.07.2011 6
Kinderfragen auf der Spur: Die Kräfte unserer Erde Teil 1: Was wissen die Kinder über die Natur-katastrophe in Japan? Da war ein Erdbeben; dann kam eine große Welle und das Wasser hat ganz viel kaputt gemacht; die Häuser sind kaputt, die Menschen haben kein Zuhause mehr, es gibt nur noch wenig Essen und Trinken; der Strom ist ausgefallen Nachfrage ErzieherIn: Wie entsteht ein Erdbeben? Wenn zwei Erdplatten gegeneinander stoßen, dann ist das ein Erdbeben Anschauen von Büchern Bau eines Modells 24.07.2011 7
Kinderfragen auf der Spur: Die Kräfte unserer Erde Teil 2: Der Tsunami und Fukushima Modellhaft erzeugen die Kinder, wie ein Tsunami entstehen kann. Bücher und Gespräche: Dort ist jetzt alles kaputt; das Wasser ist verseucht. Nachfrage: ErzieherIn: Warum ist das Wasser verseucht? Vom Atomkraftwerk Fukushima, da gab es eine Explosion. Die Männer haben versucht, das Loch mit Beton zu stopfen, aber der Beton ist nicht getrocknet. Nachfrage ErzieherIn: Wozu braucht man ein AKW? Da wird Strom gemacht, da sind Brennelement, die mit Wasser gekühlt werden müssen, es gibt Menschen, die jetzt keinen Strom haben. Fragen der Kinder: Wofür brauchen wir Strom? wie funktioniert Strom? Wie wird Strom hergestellt? Teil 3: Wofür brauchen wir den Strom? Teil 4: Wer ist der größte Stromfresser? Teil 5: Lernwerkstatt Teil 6: Regenerative Energie 24.07.2011 8
Nachdenkliche Gespräche führen: Philosophieren mit Kindern Was ist charakteristisch an diesem Zugangsweg? eigenen Fragen auf den Grund gehen, Anstoß nehmen, hinterfragen, klären von Begriffen gemeinsam über etwas nachdenken und lernen, in Möglichkeiten und Alternativen zu denken, mit Gedanken experimentieren: Könnte es auch anders sein? Was wäre wenn? über Bedeutung und Sinn von Dingen und Geschehnissen für uns und andere nachdenken Gedankengänge und Ergebnisse sind dabei individuell verschieden und ermöglichen den Kindern, über sich selbst und ihre Position in der Welt nachzudenken. Nicht-Natur Natur 9
Nachdenkliche Gespräche führen: Philosophieren mit Kindern die Rolle des Erwachsenen Der Erwachsene achtet darauf, dass Meinungen begründet werden und behält den roten Faden des Gesprächs im Blick. Kinder werden begleitet, wenn sie versuchen, gute Gründe für etwas durch eigenes Nachdenken zu finden. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um das Erwägen von Gründen (Fördern von Urteilsfähigkeit). Voraussetzung für das Philosophieren mit Kindern ist die Bereitschaft, sich selbst in Frage stellen zu lassen, Zuhören und Kindern im Gespräch auf Augenhöhe begegnen zu können. 10
Nachdenkliche Gespräche führen: Philosophieren mit Kindern und was hat das mit BNE zu tun? Über die Folgen eigenen Handelns für sich und andere nachzudenken Nutzen und Folgen abzuwägen Perspektivwechsel ermöglichen, sich mit Perspektiven anderer auseinanderzusetzen Sich mit zentralen Fragen nachhaltiger Entwicklung auseinanderzusetzen hier mit dem Verhältnis Mensch/Natur Das eigene, moralische Urteilsvermögen zu schärfen und lernen Meinungen zu begründen Das Denken in Alternativen zu üben 11
Nachdenkliche Gespräche führen: Zum Film - ein Dilemma und wie es weitergehen könnte... Der Film spitzt auf eine Dilemma-Situation zu hier Freundschaft zu einem Baum/zur Natur, da Nutzenerwägungen/Lebensgrundlagen sichern. Damit ist an alle, die diese Sequenz sehen, die Frage nach Lösungsmöglichkeiten adressiert: Wie können beide Seiten nach einer entsprechenden Abwägung aus diesem Dilemma herauskommen? Mögliche Fragen dazu: Was können wir tun, damit der Baum ein Baumhaus verträgt? Verträgt die Freundschaft mit einem Baum auch ein Baumhaus? Dilemmata sind ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Entwicklung moralischer Urteilsfähigkeit/Werte. 12
Nachdenkliche Gespräche führen: Zum Film Die Rolle des Erwachsenen bei der Gesprächsführung Im Film ist der Erwachsene als Gesprächsleitung und Begleitung des Denkprozesses der Kinder zu sehen. Dabei sind Fragen der Kinder oder die Lebenswelt der Kinder der Ausgangspunkt. Fragen werden aufgeworfen (Impulse geben) und Kinder herausgefordert, sich mit diesen auseinanderzusetzen; Fragen werden auch eingesetzt, um zur Meinungsbildung herauszufordern die Kinder werden bei Begriffsklärungen begleitet (hier etwa was ist Freundschaft oder was Natur ist ) Voraussetzung für das Philosophieren mit Kindern ist es, in einen ergebnisoffenen Dialog mit den Kindern zu treten. Es geht darum, nicht das Gedachte, sondern das denken zu lernen. Wie weit das gelingt, ist abhängig von der Situation, der Gesprächsführung, der jeweiligen Entwicklungsstufe kindlichen Denkens. 13
ErzieherIn als LernbegleiterIn zu BNE Über Hintergrundwissen zu nachhaltiger Entwicklung verfügen Wissen über Wissensquellen Bildungsprozesse zu Themen/Fragen nachhaltiger Entwicklung anbahnen können Lernen in echten Alltags- und Ernstsituationen ermöglichen und Beteiligungsmöglichkeiten schaffen Komplexität ermöglichen Bezüge zu nachhaltiger Entwicklung herstellen können 27.11.2010 14
LernbegleiterIn zu Bildung für eine nachhaltige Entwicklung machen Was heißt das konkret? Bildungs- und Lernwege sichtbar machen: Durch Bildungs- und Lerngeschichten Durch Plakatwände Durch Dokumentationen Durch Öffentlichkeitsarbeit Ziel: Nachhaltigkeit in der Praxis sichtbar machen Nachdenken über die Lernwege ermöglichen Das kann ich schon! Und so habe ich das gelernt! 27.11.2010 15
Projektziele mit Relevanz für die pädagogische Umsetzung 1. Beteiligung von 4.000 Kindergärten Etwa 10 % der Tageseinrichtungen für Kinder (mindestens 4.000 Einrichtungen) beteiligen sich bis Ende 2012. Dabei haben sich ErzieherInnen der beteiligten Einrichtungen mit dem Themenfeld Bildung für nachhaltige Entwicklung am Beispiel des Themenfeldes Energie und Umwelt auseinandergesetzt und konkrete Projekte mit Kindern vor Ort umgesetzt. 2. Impulse für bildungspolitische Verankerung Das Projekt BNE im Kindergarten hat bis Ende 2012 die Ergebnisse der Weiterentwicklung des pädagogischen Konzepts in den Diskurs der FachexpertInnen und bildungspolitisch Verantwortlichen eingebracht. Damit ist ein deutlicher Impuls gegeben, um Bildung für nachhaltige Entwicklung im frühkindlichen Bereich, z. B. in Bildungsplänen für Kindergärten und Curricula von Fachschulen dauerhaft zu verankern. Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich 24.07.2011 16
Das Regionalbüro Ost ist beim Kooperationspartner UFU e.v. angesiedelt. Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich 24.07.2011 17
Weitere Projektbausteine - Kompetenz wachsen lassen: Unser Beitrag - Ausblick 2011 Weitere Umsetzung begleiten: Interaktive Ausstellung zu Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, Wettbewerb Mit-Machaktion, Materialien entwickeln Fortbildungen weiter entwickeln Vernetzen und weiter denken: Fachtagung in Würzburg, 1.-2.12.2011 Vernetzungstreffen auf regionaler Ebene Voneinander Lernen: Aufbau von einem Netzwerk an Konsultationseinrichtungen Beispiele guter Praxis sichtbar machen Sich einsetzen und Erfahrungen einbringen: Bildungspolitische Arbeit Impulse für Curricula und Bildungspläne 24.07.2011 18
Gemeinsam handeln Zukunft gestalten! Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 19
Kontakt Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich mbh Zentrale Robert-Mayer-Straße 48-50 60486 Frankfurt am Main Tel. 069-310192-0 info@leuchtpol.de www.leuchtpol.de Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich 27.05.2010 20