Schafmilch ist ein hochwertiges Nahrungsmittel. Die Ziele der Erhebung bestanden darin, die Zusammensetzung. Zusammenfassung

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Transkript:

ebensmi Schafmilch ist ein hochwertiges Nahrungsmittel Jürg Maurer und Walter Schaeren, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, CH 3003 Bern Auskünfte: Jürg Maurer, E-Mail: juerg.maurer@alp.admin.ch, Fax +41 31 323 82 27, Tel. +41 31 323 81 72 Zusammenfassung Die Ziele der Erhebung bestanden darin, die Zusammensetzung und Qualität von Schafmilch (Lieferantenmilch) besser umschreiben zu können, sowie mögliche Unterschiede zwischen den zwei in der Schweiz am häufigsten gehaltenen Schafrassen (Lacaune, Ostfriesisches Milchschaf) sowie Kreuzungstieren dieser zwei Rassen, aufzuzeigen. Die Keimzahlen in den Lieferantenmilchproben waren sehr tief. In einzelnen Fällen wurden allerdings auch sehr hohe Werte gefunden. Sporen von Buttersäurebazillen konnten in allen Milchproben nachgewiesen werden. Häufig waren die Gehalte derart hoch, dass sie zu Problemen bei der Käsereifung führen konnten. Humanpathogene Erreger wurden in keiner Probe gefunden. Die Milch von Lacaune unterscheidet sich gegenüber der Milch der Ostfriesischen und der Kreuzungstiere signifikant im Fettgehalt jedoch nicht im Protein- und Laktosegehalt. Die Ostfriesischen Milchschafe unterschieden sich mit ihrem tieferen Zellzahlgehalt in der Lieferantenmilch signifikant von Lacaune und Kreuzungstieren. Mögliche Ursachen könnten sein, dass die Ostfriesischen Milchschafe schon besser auf tiefe Zellzahlen selektioniert wurden. Der Gefrierpunkt von Schafmilch lag im Durchschnitt deutlich tiefer als in Kuhmilch. Die Schafmilch kommt der aktuellen Entwicklung im Bereich der Ernährungsgewohnheiten sehr entgegen. Hervorgehoben wird insbesondere die bessere Verträglichkeit von Schafmilch gegenüber Kuhmilch (Kengeter 2004). Die Konsumentinnen und Konsumenten verlangen zudem heute auf dem Markt nach etwas Speziellem. Gesucht werden Produkte, die in Bezug auf Herkunft und Geschmack etwas Einmaliges bieten. In südlichen Ländern rund um das Mittelmeer ist die Schafmilch schon seit jeher ein fester Bestandteil in der Ernährung. Sie vermag deshalb auch in der Schweiz lebende Ausländer aus dem Mittelmeerraum zu begeistern, da sie deren Genuss schon von ihrer Heimat her gewohnt sind. Bei der Schafmilch handelt es sich um ein ökologisch sinnvolles Produkt. Die klimatische und topographische Landschaft der Schweiz eignet sich gut für die Haltung von Milchschafen und stellt somit eine geeignete Art der Bodenbewirtschaftung dar. In den letzten Jahren haben einige Betriebe in der Schweiz, nicht zuletzt wegen der steigenden Nachfrage nach Schafmilch und deren Produkte, von der Kuhmilchproduktion auf die Schafmilchproduktion umgestellt und halten oft Schafherden von mehr als 50 Tieren. Milchproben Zwischen April und November 2005 wurden auf 13 Milchschafbetrieben der Regionen Emmental, Entlebuch und Aargau monatlich Bestandesmischmilchproben (Total 86) erhoben. Die Tiere gehörten den Rassen Ostfriesisches Milchschaf (3 Herden; 18 Proben) und Lacaune an (6 Herden; 41 Proben). 27 Proben aus vier Herden stammten von Kreuzungstieren dieser zwei Rassen. Die Anzahl Tiere pro Herde betrug zwischen 20 und 200. Die erhobenen Milchproben wurden mit Kühlboxen möglichst rasch ins ALP-Labor transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung in Eiswasser gekühlt. Die Proben wurden für die einzelnen Untersuchungen in verschiedenen ALP-Labors und im Labor des Schweizerischen Fleckviehzuchtverbandes in Zollikofen gesplittet. Dazu wurde die Milch erwärmt und für die mikrobiologischen Analysen sofort wieder gekühlt. Die hygienische Qualität ist generell gut Da die Keim- und Zellgehalte nicht einer Normalverteilung entsprechen, wurden für sämtliche Berechnungen die logarithmischen Werte verwendet. 156 14 (4): 156-161, 2007

ttel 1'000'000 10'000 Abb. 1. Keimgehalte verschiedener Keimgruppen in Ablieferungsmilchproben während der Laktationsperiode (KBE/mL bzw. Sporen/L). 100 1 4,05 5,05 6,05 7,05 8,05 9,05 10,05 11,05 Aerobe mesophile Keime Enterobacteriaceae Escherichia coli Koagulasepositive Staphylokokken Salztolerante Keime Aerobe psychrotrophe Keime Enterokokken Fakultativ heterofermentative Lb Propionsäurebakterien Sporen von Buttersäurebazillen Die Gehalte an mesophilen, psychrotrophen und salztoleranten Keimen geben nur in einzelnen Fällen Grund zu Beanstandungen (Abb. 1, Tab. 1). Durch konsequente Betriebsund Melkhygiene sowie sofortige Kühlung der Milch nach dem Melken könnten sicher auch diese Kontaminationen und Keimvermehrungen in der Lieferantenmilch vermieden werden. Die Gehalte an Enterobakterien und Escherichia coli sind in der Tab. 1. Gehalte verschiedner Keimgruppen in Ablieferungsmilchproben (KBE/mL beziehungsweise Sporen/L) Keimgruppe Geometrischer Mittelwert Minimum Maximum Aerobe mesophile Keime 17322 380 08 800 000 Aerobe psychrotrophe Keime 04390 < 10 11 000 000 Salztolerante Keime 03864 140 01 100 000 Enterobacteriaceae 00035 < 10 0 o630 000 Enterokokken 00073 < 10 0 o190 000 Escherichia coli 00008 < 10 0 0o14 000 Koagulasepositive Staphylokokken 00043 < 10 0 o120 000 Fakultativ heterofermentative Laktobazillen 00015 < 10 0 00o3 900 Propionsäurebakterien 00007 < 10 0 00o1 000 Sporen von Buttersäurebazillen 00509 30 00o> 1500 157

Tab. 2. Fett-, Protein- und Laktosegehalt (g/kg) Rasse Fettgehalt Proteingehalt Laktosegehalt Mittelwert sd Mittelwert sd Mittelwert sd Lacaune 75,33 09,46 55,79 6,23 47,24 2,34 Kreuzung 68,01 10,64 56,17 5,67 46,49 2,97 Ostfriesisches Milchschaf 64,55 12,46 56,79 8,24 47,43 2,72 alle Proben 70,85 10,99 56,11 6,44 47,04 2,63 sd: Standardabweichung Tab. 3. Fettsäure-Zusammensetzung g Fettsäuren / 100g Fett Fettsäuren (FS) sd 1 L K O L-K 2 L-O 3 K-O 4 Summe mittellange FS 35,62 2,39 35,26 35,40 36,83 0,813 0,026 0,059 Summe lange FS 40,52 4,23 40,61 39,82 41,42 0,468 0,490 0,206 Summe gesättigte FS 58,15 2,19 58,43 58,19 57,42 0,687 0,051 0,220 Gesättigte C12, C14 & C16 31,41 2,18 31,33 31,18 31,98 0,783 0,309 0,255 Summe C18:1 22,68 2,52 22,80 21,99 23,46 0,199 0,345 0,049 Summe C18:2 04,80 0,77 04,51 05,12 5,01 0,004 0,002 0,578 Summe ungesättigte FS 30,69 3,02 30,42 30,38 31,81 0,964 0,056 0,083 Summe mono ungesättigte FS 24,10 2,52 24,16 23,43 25,01 0,249 0,212 0,031 Summe poly ungesättigte FS 06,54 0,94 06,22 06,90 06,74 0,009 0,011 0,529 Summe C18:1t 04,33 1,06 04,14 04,70 04,20 0,056 0,763 0,064 Summe C18:2t mit CLA t 02,66 0,65 02,44 02,39 02,75 0,008 0,042 0,338 Summe CLA 01,51 0,41 01,39 01,64 01,58 0,032 0,051 0,650 Summe C18:2t ohne CLA t 01,22 0,29 01,12 01,36 01,22 0,003 0,134 0,081 Transtotal ohne CLA 05,84 1,39 05,52 06,40 05,73 0,026 0,445 0,067 Transtotal mit CLA 07,28 1,74 06,84 07,96 07,26 0,023 0,229 0,127 Summe Omega 3 01,95 0,40 01,93 02,06 01,82 0,227 0,261 0,044 Summe Omega 6 03,05 0,57 02,88 03,17 03,28 0,047 0,025 0,575 1 sd: Standardabweichung 2 Mittwelwertsvergleich () zwischen den Herden mit den Lacaune bzw. den Kreuzungstieren 3 Mittwelwertsvergleich () zwischen den Herden mit den Lacaune bzw. den Ostfriesischen Milchschafen 4 Mittwelwertsvergleich () zwischen den Herden mit den Kreuzungstieren bzw. den Ostfriesischen Milchschafen Tab. 4. Mengen- und Spurenelemente (mg/kg bzw. µg/kg) Element sd L K O L-K L-O K-O Calcium 1795 142 1823 1808 1707 0,616 0,023 0,051 Magnesium 0175 021 0171 0172 0191 0,674 0,010 0,022 Natrium 0459 084 0456 0461 0464 0,789 0,763 0,930 Kalium 1181 135 1168 1184 1209 0,633 0,297 0,539 Phosphor 1402 126 1368 1399 1489 0,310 0,002 0,032 Zink 5118 785 5404 4916 4749 0,022 0,001 0,489 Eisen 0261 080 0240 0284 0276 0,040 0,121 0,766 Kupfer 0064 049 0077 0061 0040 0,163 0,001 0,002 Mangan 0056 013 0059 0051 0059 0,003 0,969 0,107 Legende siehe Tab. 3 158

Mehrzahl der Proben unproblematisch. In Ausnahmen liegen aber auch bei diesen Keimgruppen extrem hohe Werte vor. Bei den koagulasepositiven Staphylokokken ist die Situation ähnlich. Einerseits waren sie in gut 70 % der Proben nicht nachweisbar und andererseits waren auch sehr hohe Werte zu verzeichnen. Dies ist etwas erstaunlich, da eine Untersuchung von ALP im Jahre 2005 ergeben hat, dass in Euterhälften-Vorgemelkproben von Milchschafen praktisch nie koagulasepositive Staphylokokken nachgewiesen werden konnten (Maurer und Schaeren 2007). Auch die Gehalte an fakultativ heterofermentativen Laktobazillen und Propionsäurebakterien gaben zu keiner Beanstandung Anlass und entsprechen etwa den Gehalten, die auch in Kuhmilch zu erwarten sind. Probleme mit Sporen von Buttersäurebazillen Sporen von Buttersäurebazillen konnten in allen Lieferantenmilchproben nachgewiesen werden. Häufig waren die Gehalte derart hoch, dass sie zu Problemen bei der Käsereifung führen könnten. Wir vermuten, dass Sporen in der Wolle der Tiere hängen bleiben und von da aufs Euter und beim Melken in die Milch übertragen werden. Für die Berechnung der Mittelwerte wurden für Werte unterhalb der Nachweisgrenze immer der halbe Wert der Nachweisgrenze beziehungsweise für Werte «grösser als» immer der doppelte Wert des höchstmöglichen Bestimmungswertes verwendet. Humanpathogene Erreger wie E. coli O157 (EHEC), Listerien und Salmonellen wurden in keiner Probe gefunden. Yersinien konnten in 15 von 86 (17,4 %) nachgewiesen werden. Zehn (11,6 %) dieser Isolate wurden als Yersinia enterocolitica und die andern als für den Menschen unbedenkliche Y. frederiksenii oder Y. intermedia identifiziert. Auch alle Isolate von Y. enterocolitica wurden als nichtpathogene Serotypen identifiziert. Lacaune Schafe haben höheren Fettgehalt Die Milch von Lacaune unterschied sich gegenüber der Milch der Ostfriesischen und der Kreuzungstiere signifikant im Fettgehalt (p = 0,006) jedoch nicht im Protein- und Laktosegehalt (Tab. 2). Ob die statistischen Unterschiede bei den Fettsäuren (Tab. 3) rassenbedingt sind, kann nicht beantwortet werden. Inwiefern die Unterschiede einiger Mineralstoffe und Spurenelemente (Tab. 4) wirklich rassenspezifisch sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Viele der Unterschiede könnten auch fütterungsbedingt sein. Schafmilch unterscheidet sich von Kuhmilch durch (Tab. 5): höheren Fett- und Proteingehalt höheren Calcium-, Magnesium und Phosphorgehalt sowie tieferen Kaliumgehalt höheren Zink- sowie tieferen Eisen- und Kupfergehalt höheren Gehalt kurzkettiger und tieferen Gehalt mittellanger Fettsäuren höheren Zellgehalt tieferen Gefrierpunkt Tiefere Zellzahlen bei Ostfriesischen Milchschafen Die Ostfriesischen Milchschafe unterschieden sich mit ihrem Ostfriesisches Milchschaf. 159

Milchschafherde in Salvenach FR. Tab. 5. Zusammensetzung von Schafmilch im Vergleich zu Kuhmilch (g/kg) Inhaltsstoffe Masseinheit Schafmilch Kuhmilch Fett g 70,9 40,0 Protein g 56,1 32,6 Laktose g 48,4 47,0 Asche g 08,9 07,4 Mineralstoffe und Spurenelemente Calcium mg 180 120 Magnesium mg 18 12 Natrium mg 46 48 Kalium mg 118 157 Phosphor mg 140 92 Zink µg 512 380 Eisen µg 26 46 Kupfer µg 6 10 Vitamine Vitamin A µg 112 32 Vitamin E mg 292 128 Vitamin B1 mg 85 37 Vitamin B2 mg 293 180 Vitamin B6 µg 32 36 Vitamin B12 µg 0,04 0,42 Folsäure µg <25 6,7 tieferen Zellzahlgehalt (134 000 Zellen/mL) in der Lieferantenmilch signifikant von den Lacaune (550 000 Zellen/mL) und den Kreuzungstieren (698 000 Zellen/mL). Eine mögliche Ursache könnte sein, dass die Ostfriesischen Milchschafe schon besser auf tiefe Zellzahlen selektioniert wurden. Diese Resultate widersprechen jedenfalls der Theorie bei den Kühen, dass die Anfälligkeit für Euterentzündungen mit zunehmender Milchleistung steigt. Der Gefrierpunkt lag im Durchschnitt bei -0.564 ºC und damit deutlich tiefer als in Kuhmilch mit ungefähr -0.525 ºC. Schlussfolgerungen Die Erhebung zeigt, dass die Milch von Milchschafen ein hochwertiges, ernährungsphysologisch wertvolles Nahrungsmittel (Fettsäuren, Mineralstoffe, Vitamine) mit hoher Nährstoff- 160

dichte (Fett, Protein) darstellt und gegenüber Kuhmilch einen viel höhern Gehalt an Trockenmasse aufweist (Schafmilch 18 %, Kuhmilch 12 %). Die mikrobiologische Qualität bei der Ablieferung ist im Allgemeinen sehr gut und entspricht ungefähr der Qualität von Kuhmilch. Durch konsequente Umsetzung von Melkhygieneempfehlungen wie Reinigung der Zitzen vor dem Melken könnte die Belastung der Milch mit unerwünschten Bakterien sicher weiter gesenkt werden. Um die Sporenbelastung der Ablieferungsmilch zu senken, muss jegliche Staubbildung während des Melkens vermieden werden und bei Beanstandungen durch den Verarbeiter muss versucht werden, mit einer feuchten, desinfizierenden Zitzenreinigung die Sporenbelastung weiter zu senken. Durch systematische Überwachung der Eutergesundheit (Schalmtest, Berücksichtigung der monatlichen Zellzahlbestimmungen), der Selektion von eutergesunden Tieren und einer strikten Ablieferungsdisziplin, kann der Zellzahlgehalt in der Ablieferungsmilch wahrscheinlich auf das Niveau von Kuhmilch gesenkt werden. Literatur Kengeter B., 2004. Die Bedeutung von Schafmilch für die menschliche Ernährung. Schriftenreihe des Arbeitskreises für Ernährungsforschung, Band 2. Maurer J. & Schaeren W., 2007. Eutergesundheit und Zellzahlen bei Milchschafen. Agrarforschung, 14 (4), 162-167. Résumé Le lait de brebis est une denrée alimentaire présentant une haute valeur nutritive Cette enquête avait pour objectif de pouvoir décrire la composition et la qualité du lait de brebis (lait du producteur) et de mettre en évidence les éventuelles différences entre les deux races de brebis les plus courantes en Suisse (Lacaune, brebis laitière frisonne) ainsi que les croisements issus de ces deux races. Les nombres de germes dans les échantillons de lait des producteurs étaient très faibles. Cependant, dans quelques cas, on a enregistré des valeurs très élevées. Des spores butyriques ont été décelées dans tous les échantillons de lait. Souvent, les concentrations étaient tellement élevées au point d engendrer des problèmes lors de l affinage du fromage. Aucun agent pathogène pour l homme n a été décelé dans les échantillons. Le lait de la brebis Lacaune se différencie de celui de la brebis frisonne et des animaux de croisement de manière significative pour ce qui est de la teneur en matière grasse mais pas pour celles en protéines et en lactose. Le lait des brebis frisonnes contient nettement moins de cellules que celui des brebis Lacaune et des animaux de croisement. Ceci pourrait s expliquer par le fait que les brebis frisonnes ont été mieux sélectionnées par rapport à de faibles teneurs en cellules. En moyenne, le point de congélation du lait de brebis était nettement moins élevé que celui du lait de vache. Summary Sheep milk is a high-value food The aims of the investigation were to develop a better way of describing the composition and quality of sheep milk (milk as received from suppliers), and to identify possible differences between the milk obtained from the two sheep breeds most commonly used in Switzerland (Lacaunes and Ostfriesian milk sheep) and from cross-breeds of these two. The bacteria concentrations in the samples of milk from the suppliers were generally very low. However, very high values were found in a few cases. Butyric acid spores were found to be present in all the milk samples, and in many cases the concentrations were high enough to cause potential problems in cheese ripening. Bacteria pathogenic to humans were not found in any of the samples. The milk from Lacaunes differs significantly from the milk yielded by the Ostfriesian and cross-breed sheep with regard to fat content, but not with regard to protein and lactose contents. The milk from Ostfriesian milk sheep gives a significantly lower cell count than that from Lacaunes and cross-breeds. A possible reason for this is that the Ostfriesian milk sheep have had a greater degree of selective breeding for low cell count. The freezing point of sheep milk was found to be, on average, significantly lower than that of cows milk. Key words: sheep milk, Lacaunes, Ostfrisien, butric acid spores, cell count 161