1 von 6 22.07.2008 15:49 Start / Verbraucherinfo / Veroeffentlichung / DieAlb Die Alb in Karlsruhe Naturnahe Umgestaltung und Öffentlichkeitsbeteiligung Naturschutz und Naherholung verbinden Direkter Link Albrucksack Ökolgische Beschreibung Gewässererlebnispfad Die Alb ist ein kleiner Fluss, der im nördlichen Schwarzwald entspringt. Nach 29 Kilometern als Mittelgebirgsgewässer, erreicht er den Rheingraben. Reliefkarte Baden-Württemberg Bevor die Alb in den Rhein mündet fließt sie auf 23 Kilometer Länge weitgehend durch das Siedlungsgebiet von Karlsruhe. Lange Zeit wurde die Alb lediglich als Störgröße bei der Flächenentwicklung der Stadt und beim Hochwasserschutz betrachtet. In der Vergangenheit wurde ihr Bett deshalb an zahlreichen Stellen verlegt und die Ufer mit gleichförmigen Pflastersteinen ausgekleidet. Diese Entwicklung geschah vor allem in den ersten acht Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. Vor etwa 20 Jahren änderte sich die Einstellung gegenüber dem Fluss. Schritt für Schritt wurde der Fluss naturnah umgestaltet, auch wenn die Spielräume hierfür im Siedlungsgebiet zwangsläufig begrenzt sind.. Auf Grund dieser Anstrengungen steht der Fluss heute im Blickpunkt des Naturschutzes und ist Teil von Natura 2000, dem geschützten Netzwerk von Biotopen der Europäischen Union.
2 von 6 22.07.2008 15:49 Ökologische Beschreibung Ergänzend zu dieser Entwicklung des Flussbettes änderte sich auch die Einstellung gegenüber der näheren Umgebung. Seit den 1980er Jahren wurden im Grüngürtel um den Fluss immer mehr der intensiv genutzten Rasen in extensive bewirtschaftete, blütenreiche Wiesen umgewandelt. Karte: Naturnaher Ausbau von Gewässern Der Fluss und seine Umgebung sind aber nicht nur ökologisch bedeutsam, sie sind auch ein wichtiges Naherholungsgebiet für Karlsruhe. Davon zeugen zahlreiche Wege, Bänke, Spielplätze und andere Einrichtungen, aber auch häufig gemähte Spielrasen. Damit stellt das Gebiet ein Spannungsfeld dar zwischen Naturschutz und Naherholung. Ein besonders hoch frequentiertes Gebiet an der Alb ist die Günther-Klotz-Anlage. 1976-1985 als Erholungs- und Freizeitpark von 50 Hektar Fläche errichtet, umfasst sie drei künstliche Seen, einen Rodelhügel zahlreiche Wege und andere Einrichtungen. Damals wurde auch die Alb ganz bewusst als landschaftsgestaltendes Element in den Park eingebunden. Ein frühes Beispiel bewusster Wertschätzung des Flusses. Allerdings wurde die Alb, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, geradlinig ausgebaut und mit befestigten Ufern versehen. Dieser 1,2 Kilometer lange Flussabschnitt wurde nicht umgestaltet bis zum Jahr 2002. Die Absicht zur Umgestaltung bot deshalb die günstige Gelegenheit Naturschutz und Naherholung zu verbinden.
3 von 6 22.07.2008 15:49 Das Projekt wurde unterstützt vom Alb bei der Günther-Klotz-Anlage Land Baden-Württemberg durch Mittel für Förderung der Wasserwirtschaft und der Glücksspirale, durch die Stiftung Naturschutzfonds des Landes Baden-Württemberg und durch die Europäische Gemeinschaft (Interreg IIIB, Northwest Europe, Projekt RheinNetz). Das Projekt ist der Versuch die strukturelle Situation des Flusses zu verbessern um einerseits eine höhere Strukturvielfalt zu erhalten die zu einem Anstieg der Artenvielfalt und der Bestände gefährdeter Arten führt und andererseits die Öffentlichkeit an den Fluss heranzuführen sowohl auf einer abstrakten Ebene als auch im direkten Kontakt mit dem Fluss. ein Jahr vor Aufgrund der jahrelangen Erfahrungen war die naturnahe Umgestaltung das kleinere Problem, obwohl der Raum dafür sehr beschränkt war. Der geradlinige Flusslauf wurde geschlängelt (ein mäandern war wegen des Vorhandenseins der Südtangente linksseitig und eines Hauptabwassersammlers rechtsseitig nicht möglich). Die Ufer wurden abgeflacht, der Uferstrich variabel gehalten. und vier Monate nach Umgestaltung Ein neues Problem war es die folgenden Fragen zu lösen:
4 von 6 22.07.2008 15:49 Wie lassen sich der Öffentlichkeit grundlegende Kenntnisse über den Fluss vermitteln? Wie gelingt es, die Menschen wieder mit dem Fluss vertraut zu machen und eine positive rationale aber auch emotionale Einstellung zu erreichen? Der erste Schritt war, die Bürger bei der Planung und Umsetzung zu beteiligen. Hierzu wurde das Projekt in der Agenda 21 Arbeitsgruppe Mensch und Gewässer behandelt. Eine genaue Beschreibung des Agenda 21 Arbeitskreises "Mensch und Gewässer" finden Sie unter: Agenda-21-Arbeitskreis "Mensch und Gewässer" Diese Gruppe bestand aus Vertretern von Behörden und Verbänden, insgesamt bis zu 30 Personen. Alle waren sehr vertraut mit dem Thema. Das Thema sollte aber auch aus laienhafter Sicht behandelt werden. Leider nahmen solche Bürger kaum teil, obwohl die Sitzungen in der Presse angekündigt wurden. Der Versuch Spaziergänger an der Alb zu befragen wurde schnell aufgegeben. Die wenigen Befragten waren nicht unzufrieden mit der alten Situation und äußerten keine Erwartungen an eine naturnahe Umgestaltung. Deshalb wurde ein anderer Weg gesucht um die Bedürfnisse der Bürger zu erkennen.
5 von 6 22.07.2008 15:49 Zunächst wurde ein Konzept entwickelt das verschiedene Personen- und Altersgruppen ansprechen, sowie eine direkte Beziehung zum Fluss erlauben sollte. Es umfasst mehrere Elemente. Gewässererlebnispfad An wenigen Stellen sollen direkt an und in der Alb flussbezogene Themen vermittelt werden, wie Tiere im Fluss, Strömung, Sinneserleben am Fluss. Der Gewässererlebnispfad besteht aus Informationstafeln, die Vorschläge für die aktive Betätigung geben und auf einfachem Niveau Informationen vermitteln, interaktiven Einrichtungen, die zum Handeln und Entdecken anregen sollen und einer Broschüre, die tiefergehende Informationen zu den Themen gibt und weitere Hinweise für Vor-Ort-Beobachtungen und einfache Versuche enthält. Naturführer Der Naturführer ist ein Faltblatt mit einer Karte für eine selbst geführte Tour. Diese führt auf etwa zwölf Kilometer Länge an der Alb entlang. An markierten Haltepunkten kann man nachlesen was es dort zu sehen gibt. Daneben enthält der Naturführer auch abstraktere Informationen.
6 von 6 22.07.2008 15:49 Gewässerführer Albrucksack Fluss-Klassenzimmer Das Faltblatt wird im April 2005 vorgestellt. Ehrenamtliche Personen werden ausgebildet um selbst Führungen leiten zu können. Es wird ein Rucksack mit einer einfachen Ausrüstung zur Verfügung gestellt mit der einfache Versuche und Beobachtungen möglich sind. Dieser Albrucksack kann kostenlos ausgeliehen werden. Auf längere Sicht wird eine feste Unterkunft angestrebt mit einer dauerhaften Ausrüstung, wie etwa Binokulare, als Arbeitsstätte für Schulklassen und andere Gruppen. Mit diesen Elementen sollen Menschen unterschiedlicher Interessen und Vorkenntnisse erreicht werden. Von Spaziergängern, die zufällig auf den Pfad stoßen, über Personen die bereits sensibilisiert sind und mehr wissen und erleben wollen, bis hin zu solchen mit erheblichen Vorkenntnissen und weitreichendem Interesse. Es sollen unterschiedliche Gruppen angesprochen werden, besonders Kinder etwa von zehn bis 14 Jahren, Familien und Kindergruppen. Ziel ist es, sowohl rationale Informationen über den Fluss zu vermitteln als auch eine gefühlsmäßige Bindung zum Fluss aufzubauen. Besonders wichtig ist es, das Konzept nicht so schnell als möglich in einem großen Schritt umzusetzen, sondern sukzessive, Schritt für Schritt. Auf diese Weise sollen Erfahrungen über die Akzeptanz und Nutzung der einzelnen Elemente in einem frühen Stadium in den weiteren Optimierungsprozess einfließen können. Das bedeutet auch: Dieser Prozess ist offen. Es wird nicht ein fertiger Plan realisiert, vielmehr wird das Konzept ständig modifiziert unter dem Eindruck der bisherigen Erfahrung. Insofern ähnelt die Umsetzung einer Baustelle, die sich über einen längeren Zeitraum immer wieder verändert. Stadt Karlsruhe - Umwelt- und Arbeitsschutz Letzte Änderung: 12.05.2006