Gliederung: 1. Vorüberlegungen zu visueller und auditiver Eigenwahrnehmung 2. Auditive Eigenwahrnehmung/ Eigenwahrnehmung der Stimme 2.1 Relevanz für Kommunikation 2.2 Eigenschaften der EdS: Kanäle 2.3 Ziele und Lösungen 3. Eigenwahrnehmung der Stimme in virtuellen multi-user Umgebungen 4. Anwendungen und Implementierung (Videokonferenz mit gemeinsamen Hörraum)
1. Vorüberlegungen und Definitionen: Unterschiede: Videokonferenz - face-to-face (abgesehen von technischen Unterschieden) Gemeinsame Anwesendheit (Kopräsenz) vs. medial vermittelte Anwesendheit Eingschränkter sozio-perzeptiver Kontakt Aus diesen und anderen Gründen (Wahrnehmungsbedingungen, technische Voraussetzungen) läßt sich die Videokonferenz als eigene Kommunikationsform ansehen. Schwerpunkt des Referats liegt auf auditiver Eigenwahrnehmung mit Implikatinen für Videokonferenzen. Vorüberlegungen Eigenwahrnehmung ist nicht Schwerpunkt der gerichteten Aufmerksamkeit der Sinne. In der Eigenwahrnehmung: Keine bewußte Trennung zwischen Wahrgenommenem Objekt und wahrnehmendem Subjekt. Eigenwahrnehmung kann eher angesehen werden als Regelfunktion um die eigenen Handlungen in einer Situation zu koordinieren. Die verschiedenen Sinne besitzen unterschiedliche Merkmale der Eigenwahrnehmung. Zwei Modalitäten (visuell - auditiv) von Eigenwahrnehmung: Visuell: Ständige Eigenwahrnehumg von Körperteilen funktioniert nicht visuell sondern propriozeptiv über einen eigenen Sinn und der heißt: Propriozeption ). Deshalb: "Unsichtbarkeit des Auges", Sich selbst sehen kommt nur vermittelt (Wasser, Spiegel, Kamera-Monitor) vor, ist also immer schon medial, deshalb fremd und unnatürlich. Natürliche Referenzsituation ist die visuelle Nichtwahrnehmung des eigenen Körpers. versus Auditiv: "Immer wenn ich spreche höre ich mich auch" über s.u. verschiedene Kanäle, Eigenwahrnehmung der Stimme ist immer nicht medial vermittelt, ergo: Referenzsituation ist die Wahrnehmung der eigenen Stimme (allerdings ohne mir ständig den Sound der eigenen Stimme bewußt zu machen: Dies geschieht eben erst dann, wenn sich die Eigenwahrnehmung der Stimme - wie ich mich selbst höre - ändert).
2. Eigenwahrnehumg der Stimme 2.1 Relevanz Wir hören uns selbst anders als andere uns hören. Beispielsweise erkennen Personen ihre eigene Stimme auf Tonband nicht wieder. Warum ist das so? Welche Auswirkung hat die EdS auf das Sprechen. Welche Auswirkungen ergeben sich für Kommunikationsszenarien? Für Veränderungen in der Wahrnehmung unserer eigenen Stimme sind Menschen sehr sensibel. Zu starke Veränderungen in der EdS können das Sprechen so sehr beinflussen, daß die Einbindung in die Kommunikationssituation gestört wird. Der Erste der seine eigene Stimme auf einer Aufnahme hörte war Thomas Edison 1877. Diverse Untersuchungen zum Thema Eigenwahrnehmung der Stimme zeigen folgende Ergebnisse: EdS beeinflusst das Sprechen. EdS kontrolliert die eigenen Vokalisierungen in in Richtung, Lautstärke und Tonhöhe (="Wie wir uns hören so sprechen wir"). Verschiedene Studien zeigen folgende Phänomene: Die Tonhöhe wird angehoben vor Hintergrundlärm (Lombard Effekt). Leute sprechen in einer höheren Tonlage in lauter Umgebung. Die Lautheit der eigenen Stimme bleibt konstant vor verändertem Feedback Unterschiedung Lautheit (Empfindung der Lautstärke) - Lautstärke in db (objektives Maß) Die Tonhöhe der gesprochenen Worte hängt ab von der der EdS 2.2 Kanäle der Eigenwahrnehmung Wie lassen sich die Kanäle/ Arten der Eigenwahrnehmung der Stimme charakterisieren? Knochenübertragung Übertragung durch die Luft, direkt
Übertragung durch die Luft, indirekt (Reflektion) Bei der Eigenwahrnehmung haben Knochenübertragung und Luftübertragung die gleiche Lautheit. GRAFIK 2.3 Ziele: Kanäle der Eigenwahrnehmung der Stimme modellieren Raumrelevante Parameter (Gegenstände, Absorbtionsverhalten der Wände, Reflektionsverhalten der Wände, Größe des Raumes) im Audiosignal ergänzen. Reflektionen der Wände einrechnen. Signalverlust durch Kopfhörer ausgleichen Berücksichtigung der Kopfbewegung und der Position im Raum in Korrelation der Anwesenden zueinander. Problem:?Gleicher Standort?
3. Pörschmann et al haben ein System entwickelt um die Wahrnehumng der eigenen Stimme in virtuellen Umgebungen zu simulieren. Virtuelle Umgebung: Umgebung in der eine Person perzeptiv (was die sinnliche Wahrnehmung angeht) situiert ist, die sich von der physischen Umgebung in der die Person präsent ist unterscheidet. Bisher ist die Darstellung des Klangs der eigenen Stimme in auditiven virtuellen Umgebungen kaum zur Geltung gekommen. Vorstellung der Studie mit zwei psychoakustischen Experimenten: Frage: Kann eine natürlich klingendes Modell der Eigenwahrnehmung der Stimme geschaffen werden. Wie klingt die technisch vermittelte Eigenwahrnehmung im Vergleich zur Natürlichen? Welche Faktoren der Eigenwahrnehmung müssen dabei besonders berücksichtigt werden: Ergebnis: Alle Faktoren zur Modellierung der natürlichen Eigenwahrnehmung der Stimme zeigen eine signifikante Verbesserung im Vergleich mit der Referenzsituation. Grad der Presence: Art und Überzeugungskraft der Anwesendheit in einer virtuellen Umgebung: Personen sollten das Anwesendheitsgefühl in einer Kommunikationssituation (Zwei Personen in verschiedenen Räumen werden auditiv in den gleichen Raum an einen Tisch gesetzt und spielen Fahrplanauskunft (ca. 3 min) evaluieren. Mithilfe der Darstellung sowohl der Eigenwahrnehmung der Stimme im virtuellen Raum als auch der Stimme des anderen konnte eine Verbesserung des Grades der "presence" erreicht werden. GRAFIK
4. Wie ist die Implementierung eines Systems zur Eigenwahrnehmung der Stimme in Videokonfernzsystemen denkbar und welche Vorteile ergäben sich hieraus? Vorab muss festgehalten werden, daß das Zusatzkriterium der Wahrnehmung bei der Videokonferenz auf dem visuellen Kanal liegt (Unterschied zur Telefonkonfernz) Also stellt sich die Frage wo der gemeinsame Hörraum in Videokonfernzsystemen liegt (auf den der Prozessor zur Erzeugung der EdS angewendet werden kann) und ob nicht im Vordergrund die auditive Lokalisierung des ANDEREN in Korrelation mit der visuellen virtuellen Umgebung stehen sollte. Wird der gemeinsamen Hörumgebung ein visuell simulierter Raum zugrundegelegt (über dreidimensionale Projektion mittles 3D Brillen oder Projektoren), können durch den Prozessor zur EdS zwei wichtige Ziele zur Lokalisierung im virtuellen Raum erreicht werden. Erstens die Verortung der anderen Teilnehmer im virtuellen Raum in auditiver Weise zusätzlich zur visuellen. Zweitens die Verstärkung des Anwesendheitsgefühls in der virtuellen Umgebung, weil die EdS mit der visuellen Situation korreliert. Dadurch könnten wesentliche Aspekte (Koordination, Koorientierung) von Kommunikationshandlungen verbessert werden. Erstens die Adressierung an den/die anderen Kommunikationsteilnehmer (über die auditive Lokalisierung des anderen und die Bestimmbarkeit der Richtung in die ich spreche mithilfe des Prozessors zur EdS) Zweitens die Kontrolle über die Eigene Stimme vermittels des erweiterten (natürlichen) Feedacks der Eigenen Stimme. Diese beiden Aspekte könnten die Moderation televermittelter Interaktion in Zukunft überflüssig machen und den Teilnehmern mehr Sicherheit und Intuition in virtuellen Umgebungen ermöglichen.