Name: Matrikelnr.: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

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Info 4 Phonetik. zum Tutorium Freitag - 10:00 bis 12:00 - GV315 Freitag - 12:00 bis 14:00 - GV315 Freitag - 16:00 bis 18:00 - IG /.

Spracherkennung. 4. Sitzung 23. Oktober 2008

Transkript:

Name: Matrikelnr.: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Empirische Sprachwissenschaft Pflichtmodul K3 Phonetik und Phonologie II SoSe 2016 PROBEKLAUSUR Bitte leserlich und kurz antworten. Bitte die endgültigen Antworten nicht mit Bleistift, sondern Tinte oder Kugelschreiber schreiben! Auf Ihren Tischen sollte nur ihr Schreibgerät liegen. Mobiltelefone etc. bitte ausschalten und wegpacken. Empfehlung: Lesen Sie die Aufgabenstellung sorgfältig durch und beantworten Sie die Fragen zuerst, bei denen Sie sich sicher sind. Kontrollieren Sie, dass Sie keine der 7 Aufgaben (6 Seiten) übersehen haben und Ihren Namen und ihre Matrikelnummer angegeben haben.

1) Benennen Sie für die folgenden Laute die Werte der sieben aufgeführten artikulatorischen Parameter: [t] [ ts] [ɱ] [k ] Artikulationsstelle Alveolar/ am Zahndamm Alveolar/ am Zahndamm Labiodental/ obere Zähne Velar/ am weichen Gaumen Artikulationsorgan Zungenspitze/ Zungenblatt Koronal Zungenspitze/ Zungenblatt Koronal Unterlippe Zungenrücken/ Dorsum Artikulationsmodus Plosiv, Affrikate: 1) 2) Kritische Enge Nasal, Ejektiv, Phonation stimmlos stimmlos stimmhaft stimmlos Verhalten des Velums gesenkt Luftstrommechanismus pulmonal pulmonal pulmonal glottal Richtung des Luftstroms egressiv egressiv egressiv egressiv

2) Beschreiben Sie die Artikulation an den genannten Artikulationsorten für die folgenden Laute. Gehen Sie davon aus, dass keine oder nur minimale Koartikulation stattfindet. Lippen Zungenspitze / Zungenblatt Zungenrücken Velum [ʃ] Kritische Enge im postalveolaren [u] Offen, gerundet Nach hinten und oben gezogen hinten, geschlossen [d] im alveolaren [ɨ] Offen In die Mitte und nach oben gezogen Zentral, geschlossen [ɬ] neutral Laterale kritische Enge im alveolaren [ɛ:] Offen [ŋ] Nach vorne geschoben vorne, halboffen im velaren Angehoben gesenkt

3) a) Zeichnen Sie in einer groben Skizze ein Oszillogramm für ein quasiperiodisches Signal, dessen längste Schwingungsdauer 5 ms beträgt und das der Einfachheit halber nur über 3 Harmonische verfügt. Die Amplitude können Sie dabei frei wählen. b) Welche Frequenz hat die Grundfrequenz, welche Frequenzen haben die höheren Harmonischen? a) b) Die Schwingungsdauer (Zeit) ist 5 ms, also T = 0,005 s. F = 1/T = 1/0,005 = 1000/5 = Grundfrequenz von 200 Hz. Die 2. und 3. Harmonische sind ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz, also 2f0 = 400 Hz und 3f0 = 600 Hz. 4) Erläutern Sie kurz, wie sich Vokale als Klasse akustisch identifizieren lassen und was die einzelnen Vokalqualitäten voneinander unterscheidet. Vokale sind gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Formantstruktur. Formante sind Intensitätsmaxima, die als schwarze Balken im Spektrogramm zu sehen sind. Die Vokalqualität wird von der Lage der ersten zwei Formanten definiert. Der erste

Formant ist entscheidend für die Vokalhöhe (horizontale Zungenlage), je höher der erste Formant ist desto offener ist der Vokal. Der zweite Formant ist entscheidend für die vorne-hinten Achse (vertikale Zungenlage), je höher der zweite Formant ist desto weiter vorne ist der Vokal. 5) Erläutern Sie kurz, was unter dem McGurk-Effect zu verstehen ist. Welche akustischen Eigenschaften könnten dabei mit ein Rolle spielen? Der McGurk-Effekt beschreibt die bei der Sprachwahrnehmung auftretende Audio-Visuelle Integration. So wird ein visueller Stimulus (Videoaufnahme eines Sprechers) /aɡa/ überlagert mit einem akustischen Stimulus /aba/. Der perzeptive Eindruck beim Betrachter & Hörer ist, dass /ada/ produziert wird. Die Visuelle Information /aɡa/ wird offensichtlich in die Verarbeitung des gehörten /aba/ mit einbezogen. Da die Lippenbewegungen einer bilabialen Interpretation widersprechen, wird der akustisch naheliegendste Laut /d/, der mit der visuellen Information in Einklang gebracht werden kann, gewählt. Dass /d/ akustisch näher an /b/ ist als es /ɡ/ wäre, kann mit den Formanttransitionen verdeutlicht werden. Die Formanttransitionen für den zweiten Formanten von /d/ lassen sich eher mit dem tatsächlich akustisch präsentierten /b/ in Einklang bringen als die von dem visuell präsentierten /ɡ/. 6) Nennen Sie zwei Verfahren, um artikulatorische Abläufe zu messen oder darzustellen. Erläutern Sie kurz, was das Verfahren leisten kann und was es nicht leisten kann. a) Elektropalatographie: Kann Vollkontakt im oberen Mundraum (von den Alveolen bis zum Velum) darstellen, was ganz gut messbar ist. Das Verfahren ist leicht einsetzbar, aber dafür muss für jeden Sprecher ein Palatogramm hergestellt werden, was relativ teuer ist. Der Nachteil vom Verfahren ist, dass man nur

Vollkontakt messen kann, also es ist nur für Obstruenten relevant. b) MRT: Kann die Artikulatoren und deren Bewegungen im Ansatzrohr darstellen. Das Verfahren ist relativ schwer einsetzbar, es ist ziemlich teuer und für die Versuchsperson teilweise unangenehm. Die Aufnahmen kann man relativ schwer artikulatorisch messen. Da es sehr laut ist, muss man auf eine akustische Analyse vom Audio meistens verzichten. 7) Beschreiben Sie kurz den Aufbau des Ohres und erläutern Sie insbesondere, wie das akustische Schallsignal in das Innenohr gelangt. Das Ohr ist grob in 3 Teile untergliedert: (1.) Das Außenohr - Ohrmuschel und Gehörgang, davon luftdicht durch das Trommelfell abgetrennt (2.) das Mittelohr - Paukenhöhle und die Gehörknöchelchen: Hammer, Amboss, Steigbügel (3.) das Innenohr Bogengänge (Gleichgewichtsorgan, nicht fürs Hören relevant), und Cochlea (Gehörschnecke) mit dem Hörnerv, der zum Gehirn führt. Die Schallwellen werden von der Ohrmuschel aufgefangen und im Gehörgang auf das Trommelfell geleitet. Dort werden die Luftschwingungen in Schwingungen der Membran übertragen. Auf dem Trommelfell liegt der Hammer, der die Membranschwingungen abnimmt, und überträgt sie in mechanische Bewegungen an Amboss und Steigbügel und verstärkt sie dabei. Der Steigbügel liegt auf einer Membran, nämlich dem ovalen Fenster, das am unteren Ende der Cochlea liegt. Die Cochlea oder Gehörschnecke ist eine verknöcherte schneckenhausförmige Struktur, die zwei am oberen Ende (Apex) verknüpfte mit wässriger Lösung gefüllte Kammern enthält. Diese Kammern sind durch die Basilarmembran getrennt, innerhalb der die Haarzellen angebracht sind.

Die mechanischen Bewegungen des Steigbügels werden in Membranschwingungen des ovalen Fensters übersetzt. Diese Membranschwingungen versetzen die wässrige Lösung innerhalb der Cochlea in Bewegung und erzeugen Resonanzen auf der Basilarmembran. Neben einer eher passiven Reaktion der Haarzellen (hohe Frequenzen nahe am ovalen Fenster, niedrige Frequenzen nahe am Apex), haben die Haarzellen auch eine aktive Rolle in der Schallwahrnehmung. Das Muster der Aktivierung der Haarzellen wird in Impulse an den Hörnerv weitergegeben.