Die Bedeutung des Fokus in der Psychotherapie

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Transkript:

Die Bedeutung des Fokus in der Psychotherapie Ausgewählte Folien von Dr. Rudolf Lachauer Detaillierte Ausführungen in Lachauer R. (2012): Der Fokus in Psychotherapie und Psychoanalyse

Konzept des Fokalsatzes (Sinn-Gestalt) Ich..........................., weil........................... Aktuelles Hauptproblem (bw/vbw.) Immer zuerst erarbeiten! Unbewusster Hintergrund (Motiv, Konflikt, Sinn) Mögliche Bereiche: 1. Symptom (nur bei neurot. Symptomen möglich) 2. Zentrales Beziehungs- oder Verhaltensmuster (bei psychovegetativ-psychosomatischen und Persönlichkeitsstörungen) 3. Probleme mit Motivation, Arbeitsbündnis oder in der therapeutischen Beziehung Der Fokalsatz sollte eine Sinn-Gestalt haben, die sich, an Kristallisationskernen des Verstehens orientiert, als Verbindung theoretischer Überlegungen mit aus dem Unbewussten aufsteigenden Bildern und Phantasien herausbildet.

Erarbeitung des Fokalsatzes in einer Gruppe 1. Freie Darstellung des Falles, einschließlich des Problems, das der Therapeut in dieser Behandlung aktuell schildert. Begleitendes Ausfüllen eines Formulars (Dreieck der Einsicht und vermutete gemeinsame Konfliktbereiche) durch die Zuhörer 2. Klärende Nachfragen 3. Freie, assoziative Diskussion in der Gruppe 4. Erarbeitung des aktuellen Hauptproblems (Erste Zentrierung) 5. Erarbeitung der unbewussten Hintergründe (Zweite Zentrierung) 6. Zusammenfügen der beiden Bereiche zu einer Gestalt, eventuell Formulierung einer inneren Lösungsphantasie 7. Reaktion des Therapeuten auf die Fokusformulierung beachten, mit dem Verhalten des Patienten vergleichen. Das Ergebnis eventuell einbeziehen in eine Umformulierung 8. Durchphantasieren einiger Variationen des Themas in freier Assoziation

Datum: Fokusbogen Name: Symptomatik/Auslöser: Genese: Szene (Übertragung/Gegenübertragung): Vermutete Konfliktbereiche: Fokus: Ich...

Für die konkrete Festlegung des aktuellen Hauptproblems hat Fragestellung bewährt: sich folgende Frage 1: Liegt ein Problem mit Motivation oder in der therapeutischen Beziehung vor? Wenn ja: Dieses Problem muss als Hauptproblem definiert werden, wenn möglich in Parallele zu allgemeinen Problemen und dem Verhalten des Patienten (z.b. Verbalisierung des Handlungsdialogs). Wenn nein: Frage 2: Lässt sich die Symptomatik direkt verstehen und aus einer unbewussten Dynamik ableiten? Wenn ja: Symptomatik = Hauptproblem (neurotische Symptome). Wenn nein: Neuformulierung des Problems ein zentrales Beziehungs- oder Verhaltensmuster herausarbeiten (bei Persönlichkeitsstörungen und psychosomatisch/psychovegetativen Symptomen).

Die unbewusste Dynamik konstelliert sich meist aus den gemeinsamen Nennern der»szene«und des Handlungsdialogs einschließlich der Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen mit den biografischen Hintergründen. Aktuelle Konfliktsituation Szenische Gestaltung in Übertragung und Gegenübertragung F Fokus Lebensgeschichtliche Beziehungskonstallationen und Konflikte

Grundregel bei Behandlungskrisen Aufhören, etwas ändern zu wollen. Beschreiben, was der Patient ubw. macht im Sinne eines ubw. Handlungsdialogs, weshalb dann die Situation entsteht, die jetzt so schwierig ist. Dies ist dann das aktuelle Hauptproblem. Eine Hypothese entwickeln und als Fokalsatz formulieren, welchen ubw. Sinn es hat, dass der Patient das macht. Evtl. eine innere Lösungsphantasie formulieren, welche Alternative im Sinne einer inneren Weiterentwicklung als Vision vorstellbar ist.

Hilfreich ist oft die Formulierung einer inneren Lösungsphantasie, welche die möglichen inneren Entwicklungsrichtungen anzeigt und dadurch auch für den Therapeuten oft wichtig ist. (Prä-konzeption nach Bion, das noch nicht vorstellbare, das wenigstens im Therapeuten schon einen Vorläufer hat) Ich schwanke zwischen Amokläufer und kleinem Jungen, weil ich noch fliehe in eine heile Welt ohne Konflikte und mir nicht vorstellen kann, dass ich in der Auseinandersetzung mit Konflikten zum Mann werden könnte Beim Problem des schwierigen Fokus ist es wichtig, in der Reflexion auch die eigene Gegenübertragung und die Gegenübertragung der Gruppe in Bezug auf die»funktion des Fokussierens«mit zu beachten. Ich habe Angst, mich zu entscheiden zwischen Ich habe Angst, festgelegt zu werden, weil Ich schwanke zwischen Ich muss alles vage und vieldeutig belassen, weil

Ausgewählte Literatur zum Thema "Psychoanalytische Fokaltherapie" (teilweise vergriffen und nur über Bibliotheken zu erhalten) Balint M. Ornstein P.H. Balint E.: Fokaltherapie - Suhrkamp 1973 Beck D.: Die Kurzpsychotherapie - Huber 1974 Klüwer R.: Die verschenkte Puppe Suhrkamp 1995 Klüwer R.: Über die Orientierungsfunktion eines Fokus bei der psychoanalytischen Kurztherapie In: R. Klüwer: Studien zur Fokaltherapie - suhrkamp 1995 Klüwer R. Lachauer R. (Hsg.) (2004): Der Fokus - Perspektiven für die Zukunft. Psychoanalytische Blätter Band 26, Vandenhoeck&Ruprecht Lachauer R.: Entstehung und Funktion des Fokus in der stationären Psychotherapie Prax Psychother Psychosom 31 (1986) 197-207 Lachauer R.: Der Fokus in Psychotherapie und Psychoanalyse 4. Auflage 2014 Lachauer R. (2005): Du sollst Dir ein Bild machen Fokus-Metapher-psychoanalytische Heuristik: Forum Psychoanal 21: 14-29 Lachauer R. (2012): Fokussieren als kreative Hilfe bei Behandlungskrisen: PSYCHE 66 34-60. Leuzinger-Bohleber M.: Psychoanalytische Kurztherapien - Westdeutscher Verlag 1985 Malan D.H.: Psychoanalytische Kurztherapie - rororo 1972

Fokussieren bei Behandlungskrisen Nächster Termin Seminarbeschreibung Fortbildungs-Seminar in München, Ligsalzstrasse 21 Veranstalter Dr. Rudolf Lachauer Nähere Informationen unter www.fokaltherapie.de Anmeldung unter rud.rei.la@t-online.de Es handelt sich um eine Fortbildung für Analytiker, ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Berater aus verschiedenen Beratungsbereichen und psychosomatisch arbeitende Ärzte. Im Mittelpunkt steht die Erarbeitung eines Fokus anhand von Fallbeispielen aus der täglichen Praxis der Teilnehmer. Ausgehend von den konkreten Beispielen kann dann auch der theoretische Hintergrund des Fokussierens und der Umsetzung des Fokus in die therapeutische Arbeit vertieft besprochen werden. Facharzt für Psychiatrie, Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalyse (DPG/IPV) Lehranalytiker und Supervisor (DPG/DGPT/BLÄK) Anschrift: Heubergstraße 2 D - 83209 Prien Tel.: 08051/2649 Fax: 08051/2663 E-Mail: rud.rei.la@t-online.de HomePage: www.fokaltherapie.de 4. erweiterte Auflage 2014 Voraussetzung zur Teilnahme Voraussetzung zur Teilnahme ist entweder der frühere Besuch eines einführenden Theorie-Seminars oder die Lektüre der Kapitel 1 und 2 meines Buches: R. Lachauer: Der Fokus in Psychotherapie und Psychoanalyse Ohne diese Vorbereitung bleibt manches missverständlich.