2 An all die Mutigen dort draußen, die jeden Tag für ihre Überzeugung stehen und sagen, was sie denken. Ihr seid die Hüter der Hoffnung. Auf Euch verlässt sich diese Welt. Und an den Rasenmähermann, der mutig Tag für Tag weitermäht und dabei immer neue Stufen des Wahnsinns erklimmt.
Tassilo Leitherer Spiegelbild der Wirklichkeit Gedichte 3
www.windsor-verlag.com 2015 Tassilo Leitherer Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Verlag: Windsor Verlag ISBN: 978-1-627840-89-7 Umschlaggestaltung: Julia Evseeva Titelbild: shocky - Fotolia.com Korrektorat: Windsor Verlag Layout: Julia Evseeva Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. 4
Über den Autor Tassilo Leitherer wurde 1985 in Aschaffenburg geboren und lebt heute in Unterfranken und München. Der Autor arbeitet als Kommunikationsberater, Mediator, Konfliktmanager, freier Redner und Kommunikationstrainer. 2009 erschien Leitherers erste Erzählung Die Sehnsucht nach der richtigen Welt, sein erster Gedichtband Träume wie die Wirklichkeit im Juni 2010, der Gedichtband Die Phantasie der Wirklichkeit folgte 2012. Außerdem veröffentlicht der Autor regelmäßig Gedichte und Prosatexte in verschiedenen Anthologien. 2011 erschien Leitherers Roman Die 7 Stufen des Wahnsinns. Außerdem veröffentlicht Leitherer regelmäßig Gedichte unter www.tassilo-leitherer.de 5
6 Spiegelbild des Zeitgeschehens
Das Ich im Heute Sonnenlicht im Spiegelbild, es ist das laute Wort, das gilt, weil niemand mehr auf Flüstern hört, was den freien Geiste stört. Was nützt die leise, zarte Stimme, wozu gibt es denn Korn und Kimme? Damit lässt sich viel mehr erreichen und jede Meinung schnell erweichen. Ein Lächeln zählt nichts, ist nichts wert, weil es auf sanfte Art verfährt, dafür bleibt heute keine Zeit, zu kurz ist unsere Ewigkeit. Doch wenn die Welt sich schneller dreht und dabei nur gen Zukunft strebt, ohne nach dem Jetzt zu sehen, wird sie nicht allzu lang bestehen. Es reicht allein ein Stolpern aus und wir sind aus dem Takt heraus, wir finden sicher nicht zurück, denn hat verlassen uns das Glück. Es ist gegangen mit der Hoffnung und dem Mut, dem großen Herz, dort, wo das Ich allein nur zählt, haben sie ihr Ziel verfehlt. 7
Am Ende kommt die Dunkelheit, es gibt nichts mehr, das Kraft verleiht, doch unsre Gier ist nicht gestillt, das sehen wir im Spiegelbild. Es zeigt uns, wer wir heute sind, am Ort, an dem nur Neid entspringt, wir haben uns zu Gott erhoben und uns der Menschlichkeit entzogen. Reden Reden, Reden, nichts als Reden sie stillen meist die Eitelkeit derer, die sie nur verwenden, um den Selbstwert zu beleben. Reden, Reden, nichts als Reden häufig scheinen sie verwegen, in Wahrheit sind sie immer gleich und dabei unbeschreiblich seicht. Reden, Reden, nichts als Reden lasst hohle Worte uns ablegen, stattdessen lasst uns Mut aufbringen, mit Taten die Welt zu bewegen. 8
Die Flasche im Meer Eine Flasche trieb allein im Meer, schwamm im steten Takt dahin, sie wusste nicht, woher sie kam, sie wusste nicht, wohin sie ging. Sie spürte weder Kalt noch Heiß, war frei von Trauer oder Schmerz, sie wusste nichts von Existenz, nicht einmal von der eigenen. Es ging nur immer auf und ab tagein, tagaus und immer weiter, nie machte sie sich jemals Sorgen, ob all das einmal enden würde. Und so wird sie wohl ewig treiben, wenn alles Leben ist verblüht, wird dabei niemals einsam sein, im Meer aus Plastik geht dies nicht. 9
Eine neue Idee 10 Gedankenschwere Seifenblasen, die am Horizont verschwinden, wohin mögen sie wohl treiben, wovon werden sie niemals künden? Melancholisch angehauchte Geschichten, denen keiner lauscht, welche anspruchsvolle Botschaft wohl im Nirgendwo verraucht? Ungewöhnlich, neu und anders sind die Ideen, die verpuffen, weil niemand je den Mut aufbrachte, sie niemals wirklich Großes schufen. Eingezwängt im Geistes-Käfig der Wärter nennt sich tiefes Schweigen, er verhindert neue Hoffnung, weswegen trostlos wir verweilen. Es herrscht der Mantel des Vergessens, des Verschweigens und der Angst vor dem Spot der dummen Masse, die Normativität verlangt. Selten ist die kühne Seele, die ein helles Licht entfacht und so die Dunkelheit vertreibt, sie fordert gern die starre Macht.
Geboren ist die Neuigkeit, sie verschlägt sogleich den Atem, sie wird nicht so schnell verschwinden und nicht vom stillen Tod verraten. Die bunte Vielfalt dieser Welt, kann nur dann an Pracht gewinnen, wenn jeder seine Träume lebt und möglichst viele wahrhaft spinnen. 11
Karenz Wieso seid Ihr so überrascht, dass dieser Mann an sich nur denkt? Moral spielt dabei keine Rolle, als Erste sie am Galgen hängt. Ihr alle habt ihn doch gekannt, gesehen, wie er mit Euch spricht vor Eitelkeit und Arroganz, Ehrlichkeit fand man dort nicht. Dass dieser Mann im Leben nicht das tat, was sein Amt verlangte, sondern stets voll Eigennutz den Hals ins Sonnenlicht verrenkte. Nun sind die Schreie ach so laut, weil scheinbar er nie ehrlich war und sich nun die Taschen füllt, jetzt, da er die Chance sah. Dabei war eines immer klar: Idealismus lag ihm nicht, was er tat, tat er für sich, insofern belog er Euch nicht. 12
Im lila Kleid der Täuschung Jeden Tag aktiv für sich, auch wenn es heißt, es sei fürs Volk. Immer wieder große Worte, die den falschen Schein erwecken. Unantastbar, makellos, ehrenvoll und immer wahrhaft, Titel zählen dabei nicht und doch schmücken sie stolz den Namen. Vertrauen soll man, muss man fast den Versprechen voller Güte. Schließlich geht s um echte Werte, sie zu verweigern, Gott behüte! Die Uniform darf niemals fehlen, sie schimmert lila jeden Tag, Entschlusskraft soll sie demonstrieren und doch leuchtet sie allzu matt. Wer jene Worte hinterfragt, wer sich nicht einfach täuschen lässt, wer einfach nur dem Herzen folgt, ohne die Titel stur zu jagen, der wird am Ende das erkennen, was eigentlich ganz deutlich ist: dass Eigennutz im Fokus steht, Selbstlosigkeit dient nur als List. 13