Fokus Edelmetall 08.September 2016 1. Gold Der Goldstrom hat sich gedreht! 2. Platin/Palladium Südafrika im Fokus 3. EUR/USD Heißer Herbst bei den Zentralbanken! Gold Der Goldstrom hat sich gedreht! Die alte Weisheit Gold reist nicht gerne kann man guten Gewissens als überholt betrachten. Man muss sich nur die Im-und Exportstatistiken der Schweiz anschauen, um zu erkennen, das monatlich durchschnittlich 200 Tonnen Gold sowohl ein- als auch ausgeführt werden. Da in der Schweiz etwa dreiviertel der weltweiten Mengen gehandelt und verarbeitet werden, kann man von diesen Zahlen bequem ablesen, wohin die weltweiten Goldströme fließen und woher diese kommen. In den letzten fünf Jahren gab es nur eine Richtung. In den industrialisierten Gegenden, besonders Europa und Amerika wurden große Mengen Altgold eingesammelt und nach Asien, allen voran China und Indien, verkauft. Der Hunger der beiden aufstrebenden Großmächte nach dem goldenen Metall war nahezu unersättlich, die Nachfrage teilweise so hoch, dass stattliche Aufschläge auf die Goldnotierungen gezahlt wurden. In Indien führten unter anderem diese Einfuhren zu einem gewaltigen Außenhandelsdefizit, so dass sich die Regierung gezwungen sah, durch Zölle die Mengen deutlich einzudämmen.
In China gab es zuletzt immer mehr Anzeichen auf eine abkühlende Konjunktur, worauf auch dort die Nachfrage nach Gold deutlich einbrach. Man könnte nun annehmen nach dem Wegfall der größten Nachfrager bricht der Goldkurs ein, da ein Angebotsüberhang entsteht. Wie man der Überschrift bereits entnehmen kann, ist der Goldstrom nicht etwa versiegt, sondern hat einfach die Richtung gewechselt. Im laufenden Jahr konnten die ETC s(exchange TradedCommodities), mit Gold hinterlegte Fonds, deutliche Zuflüsse erringen. Ein großer Teil des hinterlegten Metalls wird in Tresoren in London gelagert, wodurch die aktuell enormen Zuflüsse nach Großbritannien zu erklären sind. Im Juli flossen beispielsweise 80 Tonnen Gold aus der Schweiz nach Großbritannien. Nach Deutschland im selben Zeitraum lediglich zwei Tonnen. Gold vom Golf: Große Goldmengen kommen aus den Arabischen Emiraten fotolia.com Die Schweiz bezieht aktuell einen großen Teil seiner Lieferungen aus den Arabischen Emiraten, wo mittlerweile ebenfalls ein großer Gold-Hub entstanden ist und Gold aus Asien, Afrika und Europa gehandelt wird. Die erhöhte Nachfrage aus London kann die Enthaltsamkeit Asiens allerdings nicht komplett ausgleichen. Als Resultat sind die Lager der europäischen Banken und Scheideanstalten voll. Viele sind nur noch bereit physisches Material gegen Abschläge anzunehmen, andere nehmen gar kein Gold mehr an. Sollte sich dies weiter verschärfen kann dies durchaus negative Auswirkungen auf den Kursverlauf und die Kursstellung haben.
Für einen Paukenschlag sorgte zuletzt der Börsenbetreiber London Metal Exchange (LME). Lag der Fokus bisher ausschließlich auf Basismetallen wie Kupfer oder Aluminium, plant man nun den Einstieg in die Welt der Edelmetalle. Bereits 2017 sollen in Zusammenarbeit mit dem World Gold Council Termingeschäfte für Gold und Silber angeboten werden. Dies soll für mehr Transparenz und Liquidität im Londoner Goldmarkt sorgen. Die britische Hauptstadt steht immer mehr in Konkurrenz zu anderen globalen Goldhandelszentren, allen voran der aufstrebenden Goldbörse in Shanghai. Dies ist sicher auch ein Versuch den Status als führender Handelsplatz zu wahren. Warum die LME allerdings in Konkurrenz zur etablierten LBMA (London BullionMarket Association) tritt, anstatt die in London vorhandenen Stärken zu bündeln, bleibt ein Rätsel. Wir werden dieses Thema weiter beobachten, erwarten allerdings vorerst keine spürbaren Auswirkungen auf die Goldnotierungen. Für die letzten vier Monate des Jahres erwarten wir durchaus spannende Zeiten. Nachdem zuletzt viele Marktteilnehmer im den Ferien weilten und daher die Umsätze niedrig waren, sollte nun wieder mehr Bewegung in den Markt kommen. Neben wirtschaftspolitischen Themen wird interessant sein, ob die asiatischen Länder wieder vermehrt kaufen werden. Mittelfristig sehen wir die Kurse durchaus wieder im Bereich 40,00 EUR/g. Platin/Palladium Platinmetalle im Aufwärtstrend Wie bereits in der vergangenen Ausgabe berichtet drohen in den südafrikanischen Platinminen erneut massive Streiks. Die große Arbeitergewerkschaft AMCU hat den Minenbetreibern aktuell eine letzte Frist gesetzt, auf die Forderungen einzugehen. Da diese erfahrungsgemäß nicht ohne weiteres erfüllt werden, deutet aktuell vieles auf einen Streik hin. Je nach Länge des Streiks kann es durchaus zu nennenswerten Kurssteigerungen kommen, in 2014 stiegen die Kurse innerhalb weniger Monate um 25 Prozent. Weitere Unterstützung dürfte Platin von stabilen Verkaufszahlen der europäischen Autoindustrie erhalten. Trotz VW-Abgasskandal stiegen die Absätze zuletzt deutlich. In Deutschland, dem wichtigsten Absatzmarkt für Dieselfahrzeuge wurden im August 8 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. In Italien lag die Statistik gar um 20 Prozent höher. Trotz unseres Optimismus für Gold, rechnen wir damit, dass der Platinpreis zum Goldpreis in Zukunft wieder etwas aufholt. Ein Angebotsdefizit, weiter steigende Nachfrage sowie die latente Streikgefahr sollten Platin weiter unterstützen.
EUR/USD Heißer Herbst bei den Zentralbanken Seit die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve im vergangen Dezember erstmals die Leitzinsen erhöht hatte, gibt es wilde Spekulationen ob und wann es eine weitere Zinserhöhung geben wird. Auch eine Erhöhung im September wird von einigen vermutet, wir rechnen allerdings frühestens im Dezember mit einer Erhöhung. Nach den schlechten Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag wurde dieser Schritt umso unwahrscheinlicher. Federal Reserve Bank: Wann kommt die Normalisierung der Geldpolitik? fotolia.com Was eine kurzfristige Zinserhöhung richtig unwahrscheinlich werden lässt, sind die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA. Auch wenn der Zinsschritt Ende letzten Jahres noch so minimal war, rüttelte er die Finanzmärkte kräftig durch. Dies wird Janet Yellen nun um jeden Preis vermeiden wollen, um nicht in den Verdacht zu geraten sich in den Wahlkampf eingemischt zu haben. Deshalb werden die Karten wohl erst nach dem Wahltag im November neu gemischt werden. Aber auch die Europäische Zentralbank hat noch einige Baustellen zu bearbeiten. Auf der heutigen Sitzung wird voraussichtlich das Anleihekaufprogramm über das bisherige Enddatum März 2017 hinaus verlängert. Auch wenn die Kritik an EZB-Chef Draghiimmer lauter wird, ist selbst eine Ausweitung des Programms denkbar.
Fokus Edelmetall, 08. August 2016 Der Brexit-Schock scheint vorerst verdaut zu sein, die Unruhe an den asiatischen Märkten hat sich gelegt und auch der Ölpreis hat sich einigermaßen stabilisiert. Dem gegenüber stehen jedoch weiterhin große Unsicherheiten in der Bankenbranche, allen voran bei den italienischen Instituten. Wie in den USA sehen wir auch für Europa kurzfristig keine Zinsänderung. Sollten sich bis zum Ende des Jahres die Märkte aber weiter stabil zeigen, wird ein Zinsschritt Anfang 2017 wahrscheinlicher. Torsten Schlindwein Aktuelle Edelmetallpreise 2. LBMA/LPPM Fixing Price 07. September 2016 Gold: Silber: Platin: 38,53 EUR/g 569,40 EUR/kg 31,30 EUR/g Palladium: 19,84 EUR/g Disclaimer: Verantwortlich für die Erstellung dieser Ausarbeitung ist die C.HAFNER GmbH & Co. KG, Wimsheim. Die in Fokus Edelmetall veröffentlichten Meinungen und Marktinformationen beruhen auf Einschätzungen von C. HAFNER GmbH & Co. KG zum Zeitpunkt der Erstellung. Die Informationen und Einschätzungen stellen keinerlei Form der Beratung und Empfehlung dar, Prognosen und Erwartungen unterliegen den üblichen Markrisiken und die tatsächlichen Ergebnisse können erheblich von den Annahmen und Erwartungen abweichen. C. HAFNER GmbH & Co. KG ist nicht verpflichtet dieses Dokument zu aktualisieren, abzuändern oder zu ergänzen oder die Leser anderweitig zu informieren, wenn sich eine in Fokus Edelmetalle enthaltene Annahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder nicht mehr zutreffend ist. Weder C. HAFNER GmbH & Co. KG noch Ihre Geschäftsleitungsorgane und Mitarbeiter übernehmen die Haftung für Schäden oder Verlustedie aus der Verwendung dieses Dokuments entstehen. Dieses Dokument ist ausschließlich für die Information des Empfängers. Eine Vervielfältigung ist weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch C. HAFNER GmbH & Co. KG erlaubt. Verantwortlich nach 55 Abs.2 RStV: Dr. Philipp Reisert