Wein-Boulevard Weinkulturmagazin für die Region Stuttgart

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Transkript:

09 14 Weinkulturmagazin für die Region Stuttgart Schmackhaftes Vergnügen: Kochen mit Württemberger Wein Partnerbörse: Beim Stuttgarter Weindorf finden sich die Paare Wein, Wengert, Weltkulturerbe: Weinwunder direkt vor der Haustür Hoch dekoriert: Weine aus der Region Stuttgart 2014

3 09 14 Weinkulturmagazin für die Region Stuttgart ERLESENE WEINE SPRITZIGE SEKTE EDLE DESTILLATE Wir bieten Qualität mit Herz Auf dem Stuttgarter Weindorf in folgenden Lauben: Hotel Dachswald, Zum Hasenwirt, Alte Lok, Weinstube Löwen, Inge s Rathauslaube, Ratskeller-Laube und in der Obertürkheimer Weinlaube. Zum gemütlichen Viertele im Sonnen-Besen trifft man sich von Ende Oktober bis Anfang Dezember 2014 und von Ende Januar bis Ostern 2015. Termine und Aktuelles: www.zaiss.com HAUS- UND HOFFEST 8. 18.08.2014 Viel Spaß auf dem Stuttgarter Weindorf und mit unseren Weinen vom Württemberg... Alte Kanzlei Die Württemberger Ebermann s Weinlaube Krehl s Linde Maultaschenbörse Rauschenberger s Weinlaube Schmücker s Ox Stuttgarter Ratskeller Weinstube Löwen Zum Hasenwirt Zur Wein dorfwirtin... wünscht Ihnen Ihr Inhalt Stuttgart ist Deutschlands Weinhauptstadt: Qualitätvolle Tropfen von 500 Weingärtnern.. 4 Liebe im Zeichen des Weindorfs: Stuttgarts Heiratsmarkt.... 12 Die wunder same Karriere einer Traube: Der Dornfelder ein Spätzünder unter August Herolds Zuchterfolgen.... 16 Wein, Wengert, Weltkulturerbe: Weinwunder direkt vor der Haustür... 22 Die guten ins Töpfchen, die Besten ins Kröpfchen: Gerichte mit schwäbischem Wein.... 28 Interview: Zum Wohle der Stadt der Pro Stuttgart Verkehrsverein.... 32 Frisch entkorkt... 34 Veranstaltungstipps 2014... 36 IMPRESSUM Herausgeber: Pro Stuttgart Verkehrsverein e.v. Lautenschlagerstraße 3 70173 Stuttgart Telefon: 0711 295010 Telefax: 0711 293024 E-Mail: info@prostuttgart.de Internet: www.prostuttgart.de Auflage: 20 000 Exemplare Redaktion: Wulf Wager Mitarbeit: Monika Bönisch, Claus-Peter Hutter, Rudolf Knoll, Manfred Strobach, Karin Wiemer Verlag: WAGER Kommunikation GmbH In der Halde 20 72657 Altenriet Telefon: 07127 9315807 Telefax: 07127 9315808 E-Mail: info@wager.de Internet: www.wager.de www.weinregion-stuttgart.de Anzeigen: Andrea Baitinger, Wolfram Hülscher Gestaltung: Michaela Walz, Alexander Linke Druck: Richard Conzelmann Grafik + Druck e.k., Albstadt-Tailfingen Bilder: Monika Bönisch, Fotolia, Claus-Peter Hutter, Alfred Limbrunner, Simone Mathias, Manfred Strobach, Umweltakademie, Wulf Wager wager.de Mörgelenstraße 24 70329 Stuttgart-Obertürkheim Telefon 0711 324282 Telefax 0711 3280314 weingut@zaiss.com collegium-wirtemberg.de

5 Stuttgart ist Deutschlands Weinhauptstadt! Qualitätvolle Tropfen von 500 Weingärtnern Stuttgarter Wein ist zwar erfolgreich, aber nach außen hin wenig bekannt. Denn er steht meist in Verbindung mit Herkunftsbezeichnungen wie Untertürkheim, Bad Cannstatt, Uhlbach und Rotenberg. Vielleicht führt deshalb eine andere Weinmetropole die Bezeichnung deutsche Weinhauptstadt zu Unrecht. Beim Fußball muss man nach der letzten Saison anerkennen, dass Mainz nach zwei Siegen (3 : 2, 2 : 1) über den VfB vorn liegt. Beim Wein sind die Fakten ebenfalls eindeutig. Nicht Mainz ist deutsche Weinhauptstadt. Dieser gern genannte Titel ist bei lediglich 209 Hektar Reben, vorwiegend in eingemeindeten Orten drumherum, eigentlich lächerlich. Aber es gibt eben Lobbyisten, die sich für die Rheinhessen-Metropole stark machen. Stuttgart hat dennoch mehr zu bieten. Erheblich mehr. Nämlich mit 423 Hektar Rebfläche etwa doppelt so viel, verteilt auf 18 Einzellagen in 16 der 23 Stadtbezirke. Rund 500 Weingärtner sind hier aktiv, die meisten als Mitglieder der drei angesehenen Genossenschaften (Weingärtner Bad Cannstatt, Collegium Wirtemberg, Weinmanufaktur Untertürkheim). Nicht unterschlagen werden darf in diesem Zusammenhang, dass es in den Ortsteilen Hedelfingen und Rohracker noch zwei Mini- Genossenschaften gibt. Selbstständige Weingüter sind eher rar. Aber mit Wöhrwag in Untertürkheim hat Stuttgart ein Aushängeschild, das im renommierten Weinführer Gault Millau mit drei Träubchen dekoriert Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, bleibt ein Narr sein Leben lang. Martin Luther Weingut Wöhrwag, Hans-Peter Wöhrwag Weingut Wöhrwag

6 Der Württemberg: Unterhalb der Grabkapelle gedeiht der Wein prächtig. Collegium Wirtemberg Simone Mathias 7 Schon mancher ist versunken, noch keiner ist ertrunken in einem Becher Wein. Wilhelm Müller Wein- und Sektgut Currle, Winzerin Christel Currle Weingut Currle ist. Geschafft hat es in diesen Führer vor einigen Jahren auch Christel Currle aus Uhlbach mit einer freundlichen Empfehlung. Ein Stuttgarter Neuzugang mit Aufstiegsambitionen im Stadtteil Mühlhausen ist das Weingut Rux. Heike Ruck lernte bei Wöhrwag, ihr Mann stammt aus einer fränkischen Winzerfamilie. Ihre Reben stehen in der Toplage Cannstatter Zuckerle. Einen guten Namen haben sie sich bereits für Lemberger, Spätburgunder und Trollinger gemacht. Reben mit Polizeischutz Stuttgart hat außerdem zwei kuriose Weinfluren. Die Industrieund Handelskammer, die Landesbausparkasse und die Bauunternehmung Züblin lassen gemeinsam den 1,5 Hektar umfassenden Kriegsberg mit Trollinger und Riesling in Hauptbahnhofsnähe Weinverlockung, Winzerin Sigrun Trinkle Simone Mathias Ruxwein, Heike und Christoph Ruck Ruxwein bewirtschaften (der Wein kommt nie in den Verkauf). Und neben dem Polizeipräsidium in Bad Cannstatt gibt es noch eine Terrassenlage mit 300 verschiedenen Rotweinstöcken. Es ist der sicherste Weinberg in Württemberg, geschützt mit Stacheldraht. Winzerin Sigrun Trinkle aus Kernen-Stetten muss sich stets ausweisen, wenn sie in die Reben will. Aber wenigstens gibt es diesen Wein bei der Wengerterin selbst zu kaufen. Ohne Ausweiskontrolle. Dass die Stadt selbst ein Weingut bewirtschaftet, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Betriebsleiter Bernhard Nanz führt Regie über elf Hektar, dar unter 3,2 Hektar in der innerstädtischen Flur Mönchshalde, die sicherlich zu den wertvollsten Weinbergen der Welt gehört. Jedes Finanzproblem der Stadt wäre sofort beseitigt, würde man diese Fluren zu Wohnlagen umwidmen Vor drei Jahren wurde verkündet, dass das Städtische Weingut mit den Genossen von Bad Cannstatt intensiv kooperieren wolle und man damit auch auf einen (nötigen) Qualitätsschub hoffe. Aber diese Verbindung ist inzwischen wieder auf Eis gelegt. Vielleicht deshalb steht der große Durchbruch für das Stadtweingut trotz einiger Medaillen bei Wettbewerben und Verkostungen noch aus. Stuttgarts Genossenschaften, die zu den besten Kooperativen in ganz Deutschland gehören, haben ihn schon hinter sich. Preisgekrönt Ganz aktuell ist der Triumph des Collegium Wirtemberg. Erst Ende Mai 2014 durfte Betriebsleiter Martin Kurrle im Restaurant Lamm in Remshalden-Hebsack eine Meisterschale in die Höhe halten. Beim 6. Internationalen Genossenschaftscup, der vom Weinmagazin Vinum ausgerichtet wurde, belegten die Weingärtner vom Rotenberg und aus Uhlbach zwar nur Rang zwei hinter den Neckenmarkter Winzern aus dem österreichischen Mittelburgenland. Aber sie Collegium Wirtemberg, Martin Kurrle Collegium Wirtemberg durften sich dennoch als beste deutsche Winzergenossenschaft des Jahres 2014 feiern lassen. Kurrle war stolz wie Oskar, lobte Kellermeister Thomas Eckard und die emsigen, ambitionierten Mitglieder, die straffe Vorschriften in den Reben sehr gut umsetzen und für optimales Traubengut sorgen. Das hatte im letzten Jahr auch der Gault Millau erkannt. Collegium Wirtemberg stieg in die Zwei-Trauben-Kategorie auf und wurde für eine tolle Leistung gelobt. Sehr achtbar schlugen sich beim Cup-Wettbewerb übrigens weitere württembergische Genossenschaften: vierter Platz für Cleebronn-Güglingen,

8 9 Fellbacher Weingärtner, Thomas Zerweck Fellbacher Weingärtner, Simone Mathias der Herzog von Württemberg ein Weingut mit 43 Hektar Reben besitzt, das 2013 sensationell den Sieg beim Deutschen Rotweinpreis mit einem Spätburgunder 2011 aus dem Mundelsheimer Käsberg feiern konnte gegen eine Konkurrenz von über 600 Weinen dieser Sorte. Unsere Investitionen in den Keller in den letzten Jahren haben sich ausgezahlt, strahlte Michael Herzog von Württemberg. Bis 1992 war die Adelsfamilie mit dem Betrieb im Stuttgarter Schloss aktiv. Als Hofkammer-Kellerei vermittelte man oft den Eindruck, Eigentümer sei die Stadt. Dieser Irrtum ist seit dem Umzug ins Schloss Monrepos bei Ludwigsburg Vergangenheit. Mit dem seit 2012 tätigen Kellermeister Moriz Just, der für den letzten Feinschliff beim 2011er Spätburgunder sorgte, geht der Blick in die Zukunft. Der Herzog konnte bei der Siegerehrung beim Rotweinpreis einem Nachbarn zum Erfolg in der Kategorie Lemberger gratulieren. Wie Hans Haidle aus Kernen-Stetten hat er Besitz in Stettener Fluren. Das Weingut Karl Haidle, seit 2012 von Vater Hans (68) und Sohn Moritz (26) gemeinsam geleitet, ist beim Rotweinpreis abonniert auf Spitzenplätze weshalb der Senior 2013 mit der Auszeichnung Roter Riese vom Magazin Vinum bedacht wurde. Das hat er jetzt mit dem Fellbacher Platzhirsch Gert Aldinger gemeinsam, der Weingut Herzog von Württemberg, Michael Herzog von Württemberg Herzog von Württemberg In den Regalen liegen alte Flaschen. Unter ihrem Staub in köstlichen Träumen! Renato G. Dettori Neckenmarkt geschlagen, stolzer Dritter und verkündeten deshalb, sie seien Deutschlands beste Genossenschaft des Jahres 2013. In 2014 wurde das Finale der zehn besten nur um Haaresbreite verpasst. Ähnlich erging es den Weingärtnern Bad Cannstatt, die mit der Weinmanufaktur Untertürkheim eine Vertriebsgemeinschaft pflegen und sich intensiv im Anbau und in der Kellerwirtschaft austauschen. Im Vorjahr schafften sie es ins Finale, in diesem Jahr hatten sie knapp das Nachsehen. Dafür können sie sich immer noch ein bisschen sonnen in einem Doppelsieg vor einigen Jahren: 2009 heimste Kellermeister Thomas Zerweck beim Deutschen Rotweinpreis gleich zwei Siege mit Samtrot und einer roten Cuvée ein. Für die kleine Kooperative war das ein Urknall und eine Bestätigung, dass man auf dem richtigen Weg ist. fünfter Platz für die Lauffener Weingärtner, sechster Platz für die Weinmanufaktur Untertürkheim und immerhin neunter Platz für die große Weingärtner-Zentralgenossenschaft in Möglingen. Im Vorjahr war ein Betrieb aus einem Stuttgarter Vorort sehr gut platziert. Die Fellbacher Weingärtner wurden, nur um wenige Hundertstel im Notenschnitt von den Genossenschaften aus Tramin (Südtirol) und Von Riesen und Löwen Man kann, wenn es um Top-Qualität im Weinraum Stuttgart geht, natürlich den Bogen ohnehin ein bisschen weiter spannen und wird hier auch fündig. Beispielsweise in Ludwigsburg, wo Weingut Herzog von Württemberg, Mundelsheimer Neckarschleife Herzog von Württemberg

10 Weingut Karl Haidle, Moritz und Hans Haidle Simone Mathias, Weingut Karl Haidle Weingut Aldinger, Gert Aldinger Simone Mathias für seine diversen Top-Platzierungen schon vor einigen Jahren mit dieser Ehrung bedacht wurde. Es zeugt vom Sportsgeist des einstigen Marathonläufers Hans Haidle, dass er bei der Gala in Fellbach voreilig dem neugierigen Gast Rainer Schnaitmann aus Fellbach zur Auszeichnung gratulierte. Ich habe gedacht, der Rainer hätte sich das verdient. Mit mir selbst rechnete ich nicht, lachte Haidle hinterher. Schnaitmann ist wohl künftig ein Riesen-Kandidat, ebenso wie ein weiterer Remstäler, nämlich Jürgen Ellwanger aus Winterbach, der schon sieben Siege beim Rotweinpreis bejubeln konnte, meist mit der Sorte Zweigelt, die bei den Neuzüchtungen nur schwer zu schlagen ist. Kann aber auch sein, dass bei überzeugendem Abschneiden die erste Genossenschaft als Riese die Siegerehrung verlässt. derzeit einzige Kooperative mit drei Trauben im Gault Millau, stand ebenfalls schon mehrfach auf dem Siegertreppchen beim Rotweinpreis und überzeugte außerdem jedes Jahr mit etlichen Finalweinen. 2014 setzte man bereits einen deutlichen Akzent mit einem Sieg beim Deutschen Lembergerpreis (bei dem die Württemberger in der Regel unter sich sind). Kellermeister Jürgen Off, der schon mehr als 25 Jahre Verantwortung trägt, konnte den Vaihinger Löwen für den Triumph in der hart umkämpften Kategorie trocken entgegennehmen. Ein 2011er Lemberger bekam die Höchstnoten. Dicht dahinter die Fellbacher Genossen mit Rang drei (ebenfalls 2011) und einem zweiten Rang in der Kategorie Fruchtsüße über trocken (2011 Lemberger feinherb). Ein guter Klang bei der Außenwelt blieb bislang ein spezieller, ungewöhnlicher Exporterfolg der Weinmanufaktur. Im Visier steht Bulgarien und hier wiederum die Hauptstadt Sofia. Dort gibt es eine Besenwirtschaft, wie sie überall im Ländle stehen könnte. Auf der Karte dieser gastlichen Stätte entdeckt man eine Rosé-Cuvée, Lemberger und den besonders gern georderte Riesling aus Untertürkheim. Verantwortlich für diesen Deal ist die Wirtin des Gasthauses zum Löwen in Aspach-Allmersbach, Desi Hägele, die als Desislava Popova 1969 im bulgarischen Kurort Velingrad das Licht der Welt erblickte, 20 Jahre später in Bad Cannstatt eine deutsche Urlaubsbekanntschaft heiratete, sich zwei Jahre danach trennte und dann beim Metzger und Gastronom Werner Hägele in Allmersbach einzog und hier zur allseits beliebten Wirtin wurde. Desi hatte nach dem Ableben ihres Mannes vor gut zwei Jahren zunächst überlegt, ob sie weitermachen soll. Dass sie heute gleich zwei Wirtschaften betreibt (die in Württemberg in der ersten Woche im Monat), daran hat ein bulgarischer Hotel-König Anteil. Stefan Sharlopov, Eigentümer einiger Tophotels, besuchte eines Tages den Besen seiner Landsfrau, war begeistert und schlug eine Partnerschaft in Sofia vor. Desi Hägele kennt zwar einige durchaus achtbare bulgarische Weinerzeuger. Aber in diesem Haus wollte sie sich, weil sie einige Weinmanufakturer inklusive des Vorstandsvorsitzenden Bernd Munk gut kennt, für den Wein aus Untertürkheim starkmachen. Wenn ich in Bulgarien deutlich mache, dass die Weine aus Stuttgart kommen, dann hat das einen guten Klang. Rudolf Knoll Auf einen Blick Weinelite in Stuttgart und Umgebung Weingut Aldinger www.weingut-aldinger.de Weingärtner Bad Cannstatt www.badcannstatt-weine.de Collegium Wirtemberg Weingärtner Rotenberg und Uhlbach www.collegium-wirtemberg.de Wein- und Sektgut Christel Currle www.weingut-currle.de Weingut Jürgen Ellwanger www.weingut-ellwanger.de Fellbacher Weingärtner www.fellbacher-weine.de Weingut Karl Haidle www.weingut-karl-haidle.de Ruxwein Heike und Christoph Ruck www.ruxwein.de Weingut Rainer Schnaitmann www.weingut-schnaitmann.de Weingut der Stadt Stuttgart www.stuttgart.de/weingut Weinverlockung Sigrun Trinkle www.weinverlockung.de Weinmanufaktur Untertürkheim www.weinmanufaktur.de Weingut Wöhrwag www.woehrwag.de Herzog von Württemberg www.weingut-wuerttemberg.de 11 im Wein ist Wahrheit, und mit beiden pflegt man anzustoßen. Peter Sirius Denn die Weinmanufaktur Untertürkheim, Deutschlands Doch zurück nach Untertürkheim. Weitgehend unbekannt Weinmanufaktur Untertürkheim Simone Mathias

13 Liebe im Zeichen des Weindorfs Stuttgarts Heiratsmarkt Fotolia Wo lernen sich Paare in Stuttgart kennen? Ganz klar: bei der Arbeit. Und natürlich: in der Disco. Und sicher auch: beim Stuttgarter Weindorf. Genau weiß man es ja nicht, doch dürfte die Dunkelziffer der Beziehungsanbahnung auf dem Weinfest stattlich sein. Ein bisschen scheint es Michaela Friebe immer noch wie ein Wunder vorzukommen, was sie an dem sehr warmen Sommerabend Anfang September im Jahr 2000 auf dem Stuttgarter Weindorf erlebt hat. Sie hatte sich einen Roten geholt und stand nun mit Kolleginnen unter einer Kastanie bei der Alten Kanzlei. Der Schillerplatz rappelvoll, an ein Durchlaufen war nicht zu denken. Der Blick der jungen Frau schweifte über das Getümmel und blieb an einem Mann mit blau-weiß-kariertem Hemd und weißem Pullover, der lässig über seinen Schultern lag, hängen. Und an zwei Augen, die mich anguckten. Umgekehrt war auch der Mann von ihren dunkelbraunen Knopfaugen sehr angetan, wie sich später herausstellte. Man schaute weg, hin, wieder weg, flirtete. Irgendwann war der Mann auf dem Schillerplatz verschwunden. Eigentlich schade, ging es Michaela Friebe durch den Kopf. Da zupfte es von hinten an ihrem Ärmel, er war es: Am Mittwochabend um acht Uhr wieder hier, ich muss jetzt weg. Und fort war er. Michaela Friebe sprach mit Freundinnen über die Sache. Die rieten ihr: Lass es, es läuft doch gut mit deinem Freund. Nun hatte sie ja auch noch ein paar Tage Zeit, um sich zu überlegen, ob sie den sympathischen Unbekannten wiedersehen wollte. Mittwoch, Feierabend. Sie räumte ihren Arbeitsplatz auf, war drauf und dran, mit der S-Bahn nach Hause zu fahren. Da sagte ihre Kollegin: Wenn du jetzt nicht zum Schillerplatz gehst, dann fragst du dich dein Leben lang, was gewesen wäre, wenn. Michaela Friebe ging hin. Er saß unter der Kastanie. Wir haben etwas getrunken, uns nett unterhalten und die Telefonnummern ausgetauscht. Die beiden verstanden sich, stellten fest, dass sie den gleichen Humor haben, die gleichen Hobbys. Es passte einfach. Michaela Friebe und Hans-Jörg Schröder wurden ein Paar. Dass es kein Strohfeuer war, zeigen die inzwischen 14 gemeinsamen Jahren. Sie sind zusammengezogen, haben in einem Dorf ein Haus mit einem großen Garten gekauft und renoviert und leben dort mit ihrer Hündin Lotta. Dass der Blick über Hunderte von Menschen ausgerechnet an dem einen hängenbleibt, dem Partner, der Partnerin fürs Leben eigentlich unglaublich. Immer wieder freitags Doch auch andere haben schon erfahren, dass man auf dem Stuttgarter Weindorf nicht nur guten Wein und leckeres Essen bekommt, sondern auch den Liebsten oder die Liebste finden kann. Zu den Glücklichen sollen auch der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger und der ehemalige Justizminister Ulrich Goll und ihre Partnerinnen gehören. Das schöne Ambiente, die gute Stimmung, der Wein, der locker macht, schnell kommt man am Tresen, am Stehtisch oder auf den Bankreihen ins Gespräch. Und der Freitagabend auf dem Weindorf, ziemlich unromantisch als Heiratsmarkt bezeichnet, scheint besonders geeignet für die Anbahnung von Beziehungen zu sein. Auch Michaela Friebe und Hans-Jörg Schröder sind sich an einem Freitagabend dort begegnet. Ein fescher Wirt aus Stuttgart-Münster Bei Waltraud und Josef Stritzelberger war alles ein bisschen anders. Für die beiden war und ist das Stuttgarter Weindorf kein Ort der Erholung und Weindorfpaare: Michaela Friebe und Hans-Jörg Schröder (oben) und Waltraud und Josef Stritzelberger (unten) Monika Bönisch, Wulf Wager

14 Was ist des Lebens Lust? Die Liebe und der Wein. Hasenwirt und -wirtin: Waltraud und Josef Stritzelberger Wulf Wager Zerstreuung, sondern bedeutet seit über drei Jahrzehnten viel Arbeit wenngleich sie betonen, dass es ein schöner Arbeitsplatz sei. Die Betreiber der Laube Zum Hasenwirt haben auf dem Stuttgarter Weindorf ihre Sympathie füreinander entdeckt der Start einer Beziehung. Zufall saß die 33-Jährige neben Stritzelberger. Die beiden kamen ins Gespräch, gefielen und verliebten sich. Im April 1984 verließ die junge Frau ihren Job in der Baubranche und begann in Stritzelbergers Gastwirtschaft zu arbeiten. Ende des Jahres sollte die Hochzeit sein, eine große Feier war nicht geplant. Doch am Abend vor der standesamtlichen Trauung am 28. Dezember packte es den damals 37-jährigen Wirt. Er nahm sich sein Telefonbüchlein vor und rief Freunde und Bekannte an, um sie zur Hochzeitsfeier am nächsten Abend einzuladen. 53 Leute, erzählt Waltraud Stritzelberger noch heute erfreut, und alle kamen! Aus dem Silvesterbüfett fürs Lokal, für das die beiden schon eingekauft hatten, wurde nun ein schönes Hochzeitsmahl. Als später Tochter Katharina geboren wurde, waren auch die Wirte des Weindorfs begeistert. Drei von ihnen zeichneten das erste Stuttgarter Weindorfbaby mit einer Urkunde aus. Nach wie vor fühlen sich Waltraud und Josef Stritzelberger, die seit 27 Jahren in Stuttgart-Uhlbach die Gaststätte Zum Hasenwirt führen, dem Weindorf verbunden dort haben sie sich kennengelernt und: Wer hier einmal gearbeitet hat, der macht es wieder. Das Weindorf hat ein besonderes Flair, es ist ein fröhliches Fest und etwas Besonderes. Und natürlich verstehen Stritzelbergers sehr gut, dass es hier immer wieder unter den Gästen funkt. Wie bei Michaela Friebe und Hans-Jörg Schröder. Wenn am 8. September Weindorf ist, feiern die beiden dort ihr Jubiläum des Kennenlernens und ihre Beziehung. Ist das Weindorf schon vorüber, öffnen sie in den Marbacher Weinbergen eine Flasche Rotwein. Monika Bönisch Christel CURRLE WEIN- UND SEKTGUT Wein Christel Prämiert bei verschiedenen Verkostungen Sekt Traditionelle Flaschengärung Sie sind herzlich eingeladen uns zu besuchen: Gutsausschank Zum Dreimädelhaus 23.09. 09.11.2014, täglich ab 11 Uhr, Montag Ruhetag 3. Stuttgarter Eyachtaler Forellenwochen: 23.09. 05.10.2014 Tiroler Str. 17 70329 Stuttgart-Uhlbach Tel. 0711 34271733 www.weingut-currle.de Weine für den gehobenen Weingenuss, körperreich und ausdrucksstark - fürstlich und edel. Herzog Christoph von Württemberg (1515-1568) einer der produktivsten Gesetzgeber Alt-Württembergs, war ein großer Genießer und einem "guten Weine nie abgeneigt. Ihm zu Ehren wurden aus handverlesenen Trauben alter Reben mit größter Sorgfalt große Weine ausgebaut. Starke Ertragsreduzierung, absolut gesunde, vollreife Trauben und die Lese von Hand in kleinen Kisten sorgen für unversehrtes Lesegut und damit für die bestmögliche Qualität. Die Rotweine erhalten Ihre typische Charakteristik durch die Lagerung im großen Holzfaß, die Weißweine ihre Fruchtigkeit durch gezügelte kühle Gärung und langer Lagerung auf der Feinhefe. Genießen Sie diese erlesenen Weine in der Laube der Zaißerei (Nr. 15) auf dem Schillerplatz. Weingärtner Cleebronn Güglingen eg Ranspacher Str. 1 74389 Cleebronn Tel: 07135-98030 Fax: 07135-13228 www.cleebronner-winzer.de Joachim Perinet Es war am 1. September 1983. In der Laube von Dieter Zaiß trafen sich nach der abendlichen Schließung des Weindorfs die Wirte vom Schillerplatz und einige enge Mitarbeiter, um selbst auch ein bisschen zu feiern. Jeder brachte etwas mit, die einen Wein, die anderen Brot und Josef Stritzelberger, damals noch Wirt im Schützenhaus in Stuttgart-Münster, selbst gebeizten Lachs. Mit dabei war auch eine Chefsekretärin, die Urlaub genommen hatte, um in der Weinlaube von Dieter Zaiß im Ausschank zu arbeiten. Per Fotolia 20.+21. Sept. 2014, ab 11 Uhr Veranstaltungen Weintour um den Mönchberg Untertürkheim So. 27.07.14 Sommer-Besen Im Weinhof und Garten 23.07. 06.08.14 Weindorf Marktplatz Zum Wein-Zaiß, Laube 28 27.08. 07.09.14 3. Stuttgarter Weinsafari die vielleicht glücklichste Weinparty Stuttgarts, rund um den Württemberg 20. + 21.09.14 Weinhof Törggelen mit neuem Wein 25.09. 05.10.14 d Besa am Kelterplätzle Im urigen Gewölbekeller ab 21.10.14 Weinhof am Württemberg 70327 Stuttgart Württembergstr. 48 Telefon 0711 331422 info@weinhof-zaiss.de www.weinhof-zaiss.de

17 Fotolia Die wundersame Karriere einer Traube Dornfelder-Heimat: Auf dem Schenkenberg, am Neckar zwischen Esslingen und Mettingen, gedeihen die Reben auf tonreichem Knollenmergel. Sie liefern die Trauben für Winzer Hans Kusterers vino tinto. Manfred Strobach Simone Mathias Der wein erfreut des menschen herz. Die Bibel, Psalm 104,15 Der Dornfelder ein Spätzünder unter August Herolds Zuchterfolgen In Württembergs Weingeschichte gebührt dem Diplom- Landwirt August Herold ein besonderer Platz. Nicht nur, weil unter seiner Oberhoheit nach über 1200 Kreuzungsversuchen in den Rebzuchtanstalten zu Weinsberg und Lauffen weit mehr als 6000 Sämlinge in heimischen Weinbergen erprobt wurden. Herold hat sich neben seinem Einsatz für Neuzüchtungen auch mit Nachdruck und Erfolg um die Verbesserung der bekannten Sorten bemüht. Aus der Fülle seiner Rebkombinationen ragt wohl zunächst der Kerner (die Verbindung von Trollinger und Riesling) heraus. Mit der Rebe, der er nach der Kreuzung von Portugieser und Lemberger seinen eigenen Familiennamen zuerkannte, war Herold allerdings weniger erfolgreich als mit der, die nach dem Weinfreund und Dichter Justinus Kerner benannt wurde. Und als schließlich bei den heimischen Weingärtnern eine weitere interessante und vielversprechende Herold-Kreation nach 1955 im wahrsten Wortsinn Boden gewinnen sollte, da begegnete man dieser Verbindung aus Herold und Helfensteiner mit großer Zurückhaltung. Linksrheinisch freilich erkannte man früh die Qualitäten dieser Neuzüchtung, für die man die Bezeichnung Dornfelder gewählt hatte. Eine Referenz für Immanuel August Ludwig Dornfeld, Sohn eines Dorfpfarrers aus Neckarweihingen. Dieser hat sich als Kameralverwalter des Oberamtes Weinsberg und als Mitglied der Gesellschaft für die Weinverbesserung nachhaltig für die Einrichtung einer Weinbauschule im damaligen Königreich Württemberg eingesetzt. Dornfeld hat schließlich die Eröffnung dieses wichtigen Instituts anno 1868 ein Jahr vor seinem Tod noch erlebt. An ihn soll der tiefrote Wein erinnern, der in erster Linie als Deckrotwein gedacht war, nachdem der Einsatz ausländischer Rotgewächse für die Anreicherung deutscher schwachroter Moste verboten war. So begann an der Schule, für die der ehemalige Amtsschreiber quasi als Gründervater wirkte, mit dem nach ihm getauften Wein ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Weinbaues in Schwaben, die Dornfeld schon 1868 in einer ersten umfangreichen Chronik dargestellt hatte. Nur war, wie gesagt, die Akzeptanz für den roten Neuling in seiner schwäbischen Heimat nicht gerade überschwänglich. So nennt die Weinwerbung noch heute als Favoriten für das schwäbische Abendrot zuvörderst Lemberger, Trollinger, Spätburgunder und Schwarzriesling. Beliebt bei den Nachbarn In anderen deutschen Rebregionen verlief die Karriere des Dornfelders steiler. Von anfänglich 120 Hektar anno 1972 schaffte es der farbstarke Neue mit über 6000 Hektar innerhalb von drei Jahrzehnten hinter dem Spätburgunder schon auf Platz zwei bei den roten Sorten. Und diesen Platz hat er bislang auch behauptet. Das verdankt der Herold-Zögling vor allem seiner Beliebtheit in der Pfalz und Rheinhessen. In diesen beiden Weinbauregionen ist zurzeit mit zusammen gut 6500 Hektar Anbaufläche fast 20-mal mehr mit Dornfelder bestockt als in seiner Heimat Württemberg (hier 350 Hektar). Diese linksrheinische Bevorzugung hat mehrere Gründe. Zum einen die Zurückhaltung der schwäbischen Wengerter, die ja eh mit Lemberger und Trollinger schon gut rot eingefärbt sind; zum anderen mag es auch Spötter geben, die meinen, dass Qualitätsverbesserung durch Ertragsbegrenzung nicht überall auf der linken Rheinseite als herausragende Tugend gepflegt wird. Wenn man die Eigenschaften der Rebe mit dem Ziel hoher Erträge nutzt, dann sind 160 Hektoliter pro Hektar beim Dornfelder keine Ausnahme. Das erklärt auch die Preisdifferenz von knapp über zwei Euro zwischen der Standardversion aus dem Billig- Discounter-Supermarkt und Qualitätsangeboten von württembergischen Erzeugern. Zum erklärenden Vergleich sei der Steckbrief für einen Dornfelder aus dem Weingut Haidle (Kernen- Stetten) zitiert hier rangiert die Sorte auf der Qualitäts stufe Passion, trocken ausgebaut (Zucker 1,7 Gramm/ Liter) mit milder Säure (4,9 Gramm/Liter) und prächtigem Körper (Alkohol 14,1 Prozent). Dornfelder: Aus dem Weingut in Esslingen Manfred Strobach Was glotzsch, du roter Donder? pass auf, i schluck di nonder! Schwäbischer Trinkspruch

18 19 Der wein steigt in das Gehirn, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von feurigen und schönen Bildern. Diese Werte kann man, wie Hans Haidle bestätigt, nur durch konsequente Ertragsbeschränkung bereits beim Anschnitt und durch Traubenreduzierung vor der Reife erreichen. Schlussendlich kommen dann lediglich knapp 40 Liter Most pro Ar als Kelterergebnis zum Ausbau in den Keller. Als guten Alltagswein möchte Werner Kuhnle (Weinstadt-Strümpfelbach) seinen Dornfelder vermarkten, allerdings auch deutlich über den Pfälzer Ausgangswerten, das heißt weit weniger als 100 Liter Most pro Ar. Im vergleichbaren Preissegment rangiert die Remstalkellerei, in der man den farbkräftigen Wein nicht nur als Bereicherung für das umfangreiche Rot-Angebot betrachtet. Man nutzt ihn auch, wofür Kreuzungspate Herold seine Kombination ebenfalls gedacht hatte, nämlich als Farbhilfe für etwas blassere Rotgewächse. Traubentinte: Das Tiefrot des Weines nutzte Hans Kusterer, unterstützt von einem Tintenkocher, für ein pfiffiges Experiment Dornfelder-Farbkraft als Schreibsaft. Manfred Strobach einige Zeit als Zusatzprodukt im Programm hatte. Möglicherweise gab auch die spanische Bezeichnung für Rotwein, vino tinto, den Anstoß zu der witzigen Tintenidee. Jetzt liefern die Reben vom tonreichen Knollenmergel des Schenkenbergs zur Freude der Kenner und Genießer wieder ausschließlich Esslinger vino tinto, wobei die extreme Steillage dank des Sonneneinfallswinkels ebenfalls qualitäts- und farbkraftfördernd wirkt. Dass die Kusterers schon im Weinberg mit der Ertragsreduktion (eine Traube pro Trieb und etwa 60 Liter/ Ar) auf entsprechende Klasse achten, gehört ebenfalls zu der durchdachten Fürsorge für den Wein. Und schliesslich sorgt ein bewusst oxidativer Ausbau (zum Beispiel viel Luft beim Abpressen und bis zu vier Wochen Maischegärung) dafür, dass wirklich ein respektabler Roter auf die Flasche kommt. Kusterer-Kunden ordnen dem Leseergebnis vom Schenkenberg spanische Charakterzüge zu: eben tiefdunkel und angenehm weich mit viel Beerenaroma. Diesen Tropfen hätte August Herold sicher mit Züchterstolz und Genießerfreude eingeschenkt. Bereicherung für gute schwäbische Soßen Der Dornfelder empfiehlt sich auch zu genüsslichen Tafelfreuden etwa zu einem Schweinefilet mit Dornfelder-Schalotten (Rezept siehe Extrakasten). Aber nicht nur für Soßen zu Schwein, Wild oder Lamm wissen schwäbische Hausfrauen den Zögling aus Herolds Rebschule zu schätzen, sie kennen auch eine Reihe von Backrezepten mit Dornfelder und nutzen dessen Farbstärke (ein Beispiel ebenfalls im Rezeptkasten). Und wenn man dazu bedenkt, dass die dunkelrote Frucht des Rebstocks nach guter Reife auch als Tafeltraube gesunden Genuss garantiert, dann schließt sich der Kreis des Nutzens, bei dem zunächst die Farbkraft-Nachhilfe für andere Moste im Vordergrund stand. Manfred Strobach Vielseitig: Als Tafeltraube oder als Wein, auch zum Kochen und Backen von leckeren Gerichten Simone Mathias Tinte aus dem roten Vino Die Farbintensität des Dornfeldermostes hat vor einiger Zeit den Esslinger Wengerter Hans Kusterer auf eine pfiffige Idee gebracht. Gemeinsam mit einem Tintenkocher hat er seinen Schenkenberg Dornfelder nach entsprechender Mengenreduzierung und damit auch Farbkonzentration zu echter Tinte verarbeitet, die er für WEINGUT STADT STUTTGART Das warme Klima und eine hohe Sonneneinstrahlung sind ideal für den Weinbau an Stuttgarts Hanglagen. BESONDERE WEINERLEBNISSE Von Weinwanderung bis musikalisches Kabarett das Weingut der Stadt Stuttgart bietet viele Veranstaltungen an. William Shakespeare Fotolia Seit 65 Jahren hat Stuttgart als einzige deutsche Großstadt ein städtisches Weingut und betreibt Anbau, Ausbau und Verkauf der Weine in Eigenregie. Die Kelter wurde 1949 zwischen Römerkastell und Travertinpark gebaut, Cannstatter Zuckerle, Stuttgarter Weinsteige und Stuttgarter Mönchhalde sind die wichtigsten und bekanntesten Lagen. Knapp fünf der insgesamt 17 Hektar Rebfläche sind terrassierte Steillagen, die mit viel Aufwand gepflegt und in denen die Trauben mühsam von Hand gelesen werden müssen. Pro Jahr erzeugen die Stadtwinzer rund 150 000 Flaschen Wein. Mehrfach international ausgezeichnet sind die Mönchhalde Weine. Sie alle finden bei Weingenießern guten Absatz. Bernhard Nanz, Leiter des Weinguts, weiß warum: Der Genuss von Weinen, die vor der Haustür gewachsen, sind das Geheimnis lokaler Identität. Am 10. Mai und 27. September öffnet das Weingut seine Rebflächen für Besucher. Unterhalb der Birkenwaldstraße werden dann fünf Weinstände aufgebaut, an denen man im Rahmen einer einstündigen Wanderung über 266 Stäffele die örtlichen Rebsorten probieren kann. Ein Weinwanderpass hilft bei der Erkundung, nachmittags finden auch geführte Touren statt. Vier Mal im Jahr veranstaltet das Weingut Stuttgart öffentliche Weinwanderungen. Für Firmen, Vereine und Gruppen ab 25 Teilnehmern werden auch individuelle Touren mit Weinprobe und Catering im Traventinkeller organisiert. Darüber hinaus finden im historischen Travertinkeller mit Lagerbunker und Weinarchiv tief unter dem Kurpark Bad Cannstatt das ganze Jahr über Weinproben sowie Veranstaltungen mit Kabarett oder Musik statt. Individuelle Weinproben ab 20 bis 80 Teilnehmer lassen sich auch mit schwäbischen Köstlichkeiten kombinieren. www.stuttgart.de/weingut

20 Schweinefilet mit Dornfelder Schalotten Weinproben Kellerführungen Verkostung Seminare Veranstaltungen Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Zutaten für 4 Personen: 2 Schweinefilets (à 250 g) 200 g Schalotten etwas Öl oder Butterschmalz 150 ml Gemüsefond 350 ml Dornfelder trocken (QbA) Tomatenmark Salz Pfeffer Zucker Zubereitung: Schweinefilets waschen, trocken tupfen, in fingerdicke Scheiben schneiden, mit Salz und Pfeffer würzen; geschälte Schalotten je nach Größe halbieren oder vierteln. Öl oder Schmalz in einer Pfanne erhitzen und die Filetscheiben von beiden Seiten goldbraun braten dann warm stellen. Im Bratfett Schalotten glasig dünsten, mit Gemüsefond und Dornfelder ablöschen, mit Tomatenmark anreichern, eventuell mit Zucker abschmecken und leicht reduzieren. Fleisch in die Soße geben. Zu Spätzle oder Schupfnudeln, jeweils abgeschmälzt, Fotolia servieren. Und natürlich von dem trockenen Dornfelder begleiten lassen. Genießen Sie Sie unsere Weine bei unseren Weindorfwirten: Laube 1 Zum Laube Remstal-Schmid, 1 Zum Remstal-Schmid, Schillerplatz Laube Schillerplatz 5 Schmücker Laube Ox, 3 Ralph s Schillerplatz Schloßlaube, Laube 16 Alte Schillerplatz Kanzlei, Schillerplatz Laube 5 Schmücker Ox, Schillerplatz Laube 16 Alte Kanzlei, Schillerplatz Laube 22 Maultaschenbörse, Kirchstraße Laube Laube 35 23 Inge s Zum Rathauslaube, Becka Wirt, Marktplatz Kirchstraße Laube Laube 45 34 Rauschenberger s Stuttgarter Ratskeller, Weinlaube, Marktplatz Marktplatz Laube 35 Inge s Rathauslaube, Marktplatz Laube 45 Rauschenberger s Weinlaube, Marktplatz Laube 23 Zum Becka Wirt, Kirchstraße Laube 29 Zom Viertelesschlotzer, Marktplatz Laube 34 Stuttgarter Ratskeller, Marktplatz Fellbacher Weingärtner eg Kappelbergstraße 48 D-70734 Fellbach Montag bis Samstag 9.00 bis 18.30 Uhr geöffnet Telefon 0711 / 57 88 03-0 Telefax 0711 / 57 88 03-40 info @ fellbacher - weine.de www.fellbacher - weine.de Sprichwort Dornfelder- Gugelhupf Zutaten: 4 Eier je 250 g Zucker, Butter und Mehl 1 Päckchen Vanillinzucker 1 Päckchen Backpulver 200 ml Dornfelder 1 EL Kakaopulver 150 g Schokolade, halbbitter, geraspelt 1 TL Zimt Für die Glasur: Puderzucker Dornfelder Zitronensaft etwas Kondensmilch Zubereitung: Eier, Zucker, Butter, Vanillinzucker und das mit Backpulver vermischte Mehl sorgsam mit dem Knethaken verrühren. Dornfelder angießen und unterarbeiten. Kakao, Schokol adenraspel und Zimt dazugeben und intensiv verrühren, bis sich der Teig gut vom Knethaken löst. In eine gefettete Gugelhupfform einfüllen und im vorgeheizten Backofen bei 190 Grad knapp eine Stunde backen. Fotolia Die Glasurzutaten zu einer homogenen Masse verrühren und damit den noch warmen Kuchen überziehen.

22 23 Machu Picchu vor der Haustüre: Die Steillagenterrassen der Weinberge verleihen der Weinregion Stuttgart ein Alleinstellungsmerkmal. C.-P. Hutter Wein, Wengert, Weltkulturerbe Weinwunder direkt vor der Haustür Da staunt der Professor nicht schlecht: Belesen und weit gereist steht er zum ersten Mal auf einem Stäffele zwischen den steil aufsteigenden Mauerterrassen. Da fährt man nach Machu Picchu und bestaunt Inka- Gemäuer und hat Ähnliches in viel größerer Ausprägung im Heimatland, meint der Diplom-Ingenieur. So wie mit ihm geht es mir mit vielen Besuchern aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland. Sie staunen ob einer gewaltigen Landschaftskulisse. Wann immer ich Gäste habe und das Besondere an der eigenen Heimat zeigen will, stehen nicht nur das Ludwigsburger Barockschloss, Schiller-Nationalmuseum, Mercedes-Benzoder Porsche-Museum auf dem Programm, sondern es gibt auch immer eine Fahrt hinaus vor die Tore Stuttgarts. Nach einem Spaziergang entlang der imposanten Weinbauterrassen ist eine fröhliche Einkehr angesagt, in Gaststätten, die noch einen ordentlichen Rostbraten, einen Kartoffelsalat mit Maultaschen, beides selbst gemacht, oder Kutteln und andere Innereien servieren. Gerade die letztgenannten Gerichte verzücken so manchen Asiaten. Dazu gehört selbstverständlich ein trockener heimischer Wein; je nach Gericht ein Weißburgunder, Riesling, Lemberger oder eine Rotwein-Cuvée. So wie Trollinger und Spätzle Alleinstellungsmerkmale der schwäbischen Küche darstellen, sind die Terrassenweinberge am Neckar und seinen Zuflüssen ein absolutes touristisches Highlight, mit dem keine Region, von der Mosel vielleicht abgesehen, in dieser Ausprägung konkurrieren kann. Das Ergebnis schaffiger Hände Die Quer- und Längsmauern und die Staffeln speichern ebenso wie die stellenweise anzutreffenden Steinriegel die Tageshitze und geben die Wärme nachts kontinuierlich an die Umgebung ab. Natürlich wurden die Terrassen vor Jahrhunderten nicht aus ökologischen Gründen, sondern aus purer Not von den Menschen im Neckartal angelegt. Wie an vielen Orten der Erde waren Steilhänge nur durch Terrassierung nutzbar zu machen. Wer einmal selbst versucht hat, ein paar Natursteine zu einer stabilen Mauer aufzuschichten, kann ermessen, welche Arbeit geleistet werden musste, um an den sehr steilen Hängen eine Mauer entstehen zu lassen, die im Leben des Wengerters möglichst nicht mehr in die Hand genommen werden musste. Noch gibt es keine genauen Berechnungen; aber aneinandergereiht dürften die Weinbergmauern zwischen Plochingen und Gundelsheim sowie am Unterlauf der Neckarzuflüsse über 2000 Kilometer Länge betragen. Zählt man das gesamte Gesteinsmaterial einschließlich dem für das sogenannte Uraltes Kulturerbe: Mauerterrassen, wie hier unterhalb von Stuttgart-Freiberg C.-P. Hutter Hintergemäuer zusammen, dann ist hier wohl mehr vermauert als in der Cheopspyramide und den Pharaonenbauten von Giseh bei Kairo. Aber nicht um einem einzelnen Herrscher zu huldigen, sondern aus bäuerlicher Not heraus. Und so sind die Weinbergmauern als Kulturerbe und ökologisch bedeutsames Landschaftselement auch Sinnbild für den Überlebenswillen der Menschen im Neckartal. Nimmt man die normalen Kostensätze, die heute ein Landschaftsbaubetrieb für Material und Errichtung einer Naturstein-Trockenmauer berechnen muss, dann haben die Weinbergterrassenmauern entlang des Neckars einen Material- und Arbeitsgegenwert von vorsichtig gerechnet mindestens Wer wein verlangt, der keltre reife Trauben. Wer wunder hofft, der stärke seinen Glauben. Johann Wolfgang von Goethe

24 25 Trockenmauern Die Kachelöfen der Weinberge Trockenmauern, wie man sie heute noch im Neckartal, im unteren Enztal, entlang von Tauber, Kocher und Jagst findet, sind die Kachelöfen der Steillagen-Weinberge. Denn die so sorgfältig aufgeschichteten Muschelkalk- und Sandsteine speichern die Sonnenwärme am steilen Hang und geben sie während kühler Nächte wieder langsam an die Trauben der Umgebung ab. Doch Trockenmauern sind viel mehr: zum Beispiel Zeugen einer uralten bäuerlichen Handwerkskunst. Denn die Fertigkeit des Aufeinander- und Aneinanderfügens von Natursteinen ohne Mörtel gehört neben der Verarbeitung von Holz wohl zu den ältesten Bautechniken der Menschheit. Daran erinnern uns so weltbekannte Bauwerke wie die Pyramiden in Ägypten. Nahezu alle steileren Weinbauhänge in Württemberg waren einst mit Trockenmauern terrassiert. Der Bau einer solchen Mauer ist eine wahre Kunst, denn es müssen verschiedene Regeln beachtet werden, soll das Ganze nicht schon bald wieder einstürzen. Dazu gehört das sogenannte Hintergemäuer, das ebenso sorgsam zusammengefügt werden muss und, je nach Höhe des Bauwerks, zwischen einem halben und einem ganzen Meter in den Hang hineinreicht. Genauso wichtig: Die Mauer braucht einen Anlauf, das heißt, vom Mauerfuß bis zur Mauerkrone erhält sie eine Neigung nach hinten, was die Stabilität erhöht. Früher musste das Baumaterial aus meist nahe gelegenen Steinbrüchen herausgearbeitet, behauen und mit Ochsenkarren oder Pferde gespannen an die Hangkante oder den Fuß der Weinberge transportiert und mit Holztragegestellen in den Hang geschafft werden. Während viele der kunstvoll errichteten Mauern, der leichteren Bewirtschaftbarkeit wegen, vor allem in den Keupergebieten rund um Heilbronn, im Weinsberger Tal, im Zabergäu, im Bottwar-, Kirbach- und Remstal den Rebflurbereinigungen vor allem in den 60er-, 70erund 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts zum Opfer fielen, blieben an den steilen Muschelkalkhängen entlang von Neckar, Enz, Kocher und Jagst faszinierende Terrassenlandschaften erhalten, ein einmaliges Kultur- und Naturerbe. Für die Rebsteillagen des Neckars wurde pro Hektar eine Gesamtober fläche von bis zu 5000 Quadratmetern Trockenmauern errechnet. C.-P. Hutter Diese schwäbischen Trockenmauern bieten mit ihren vielen Kleinstrukturen Lebensraum für eine interessante, oft mediterran anmutende Lebenswelt. Dazu gehören Hauswurz, Fetthenne, Osterluzei sowie Mauereidechse, Schlingnatter und Weinhähnchen. Bewahrt bleiben diese Bauwerke jedoch nur dann, wenn die Weine aus diesen sonnenverwöhnten Lagen guten Absatz finden und entsprechend hohe Preise erzielen und die öffentliche Hand die Wengerter nicht im Stich lässt. Minisaurier: Mauereidechse im Weinberg C.-P. Hutter 24 Milliarden Euro. Der landschaftsästhetische, ökologische, kulturelle und heimatkundliche Wert als ökologisch-ökonomischer Standortfaktor nicht eingerechnet! Besonders ausgeprägt sind die Steillagen-Weinberge an den Neckarschlaufen bei Cannstatt, Benningen, Hessigheim, Mundelsheim und Besigheim. Stellenweise sind dort Mauern und Muschelkalkfelsen eng verzahnt. Die beste Vision für dieses unschätzbare grüne Kapital ist, die Hänge für kommende Generationen zu erhalten. Aber das geht nicht von alleine. Denn was über Generationen hinweg von den Wengerterfamilien klaglos geleistet wurde, ist so heute nicht mehr zumutbar. Von nix kommt nix Nicht nur Politiker aller Parteien sind sich einig: Die Terrassenmauern sollen erhalten bleiben. Die Terrassenweinberge mit ihren uralten Trockenmauern gehören zu unserer Heimat wie Maultaschen und Mercedes, wie Bosch und die Barockschlösser, so Werner Koch, Vorsitzender von Pro Stuttgart e. V. Pro Stuttgart veranstaltet nicht nur das Stuttgarter Weindorf, sondern setzt sich für eine lebendige Heimat und damit für die Bewahrung von Natur und Kultur ein. Werner Koch und Pro-Stuttgart-Geschäftsführer Axel Grau stehen damit nicht alleine. Immer mehr Stimmen machen auf die Trockenmauer-Weinberge, aber auch auf deren akute Gefährdung aufmerksam. Die Umweltakademie Baden-Württemberg hat etwa mit der Aktion Lebendiger Weinberg zusammen mit der Staatlichen Lehrund Versuchsanstalt für Weinund Obstbau in Weinsberg, dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter Württemberg, dem Weinbauverband Württemberg sowie Genossenschaften und Privatbetrieben bei Kongressen und Aktionstagen schon früh auf die Gefährdung der Steillagenterrassen hingewiesen. Es sind Mit Geokoffer: Unterwegs in Sachen Steillagenweinbau (von rechts) Michael Herzog von Württemberg, Minister Franz Untersteller, Thomas Beißwenger und Peter Röhm vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg, Bürgermeister Holger Haist von Mundelsheim, Claus-Peter Hutter, Umweltakademie Baden-Württemberg Umweltakademie unter anderem die geänderten Rahmenbedingungen der Europäischen Union und vor allem der hohe Arbeitsaufwand (der sechs- bis achtfache von normalen Weinbergen) in Konkurrenz zu Billigwaren-Importen, die das einmalige Kultur- und Naturerbe gefährden. Längst müssten das Neckartal und Bereiche der Zuflüsse als Weltkultur- und Naturerbe von der UNESCO ausgewiesen sein. Nirgendwo gibt es ein derartiges Zeugnis bäuerlichen Schaffens einhergehend mit einer solchen Dichte an Poeten und Denkern wie Schiller, Hölderlin oder Hegel oder an Tüftlern und Erfindern; hierzu zählen längst nicht nur Bosch, Daimler und Porsche, sondern auch viele erfolgreiche Mittelständler. Sie alle machen diese Weinbaulandschaft und den Neckar mit zahlreichen Burgen, Schlössern und historischen Ortskernen zu mehr als einer Wasserstraße mit Weinbau und Industrie. Viele Wengerter stellen sich trotz des großen Aufwands den Herausforderungen. Unsere Familie betreibt Steillagenweinbau seit rund 1000 Jahren; da fühlen wir uns dieser einmaligen Landschaft verpflichtet, so Michael Herzog von Württemberg. Das Weingut Herzog von Württemberg bewirtschaftet unter anderem im Bereich Käsberg an der Neckarschlaufe zwischen Mundelsheim und Hessigheim eine der steilsten Lagen entlang des Neckars. Es leistet damit ebenso wie so mancher Kleinwengerter, von denen viele genossenschaftlich organisiert sind, einen unschätzbaren Beitrag zur Erhaltung uralter Kulturlandschaft. Auch die Weingärtnergenossenschaften Cannstatt, das Collegium Wirtemberg, die Weinmanufaktur Untertürkheim wie die kleinen Weingärtnergenossenschaften Hedelfingen und Rohracker setzen sich für die Trockenmauern ein. Doch guter Wille reicht nicht und die Bewahrung eines gesellschaftlichen Kulturgutes kann nicht Einzelnen aufgebürdet werden. Deshalb fordern die Landräte der Kreise mit Terrassenweinbergen zusammen mit dem Weinbauverband Württemberg, den Weingärtnergenossenschaften und Privatweinbaubetrieben ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hand. Eine Riesenherausforderung: Denn Baden-Württemberg verfügt über rund 840 Weinbauflächen, die mit Naturstein-Trockenmauern terrassiert sind. Und der größte Anteil entfällt auf Württemberg mit 800 Hektar. Schwerpunktbereiche sind der Stadtkreis Stuttgart, die Landkreise Esslingen, Ludwigsburg, Heilbronn, der Enz- und Hohenlohekreis. Ein Rechenexempel Der Zustand der Trockenmauern ist zunehmend kritisch, die Sanierung eine enorme Aufgabe. So weist etwa bei Mundelsheim ein Steilhang von 13 Hektar 52.000 Quadratmeter Trockenmauern auf; das sind rund 4000 Quadratmeter pro Hektar. Bei Vaihingen/Enz-Roßwag Der wein ist der Sohn der Erde und der Sonne, aber auch die Arbeit eines Geburtshelfers weiß er zu vollbringen. Paul Claudel

26 27 Farbtupfer: Goldammer Alfred Limbrunner sind es rund 1667 Quadratmeter pro Hektar. Die Wengerter wollen und können in diese Steilhänge oftmals nicht mehr investieren. Ausschlaggebend ist auch die hohe Arbeitsintensität. So liegt etwa nach einer Aufstellung des Landratsamtes Ludwigsburg die Arbeitszeit in den Weingärten der Poebene in Italien durch die Vollmechanisierung bei 100 Stunden und weniger pro Hektar. In Württemberg beträgt die Arbeitszeit für einen Weinberg ohne Mauern etwa 500 Stunden, in Lagen mit Mauerterrassen 1200 bis 1500 Stunden pro Hektar und Jahr. Über hochqualitative Weine, die es am Neckar und in Harmlos: Die Schlingnatter sonnt sich auf den Steinen. Alfred Limbrunner ganz Baden-Württemberg gibt, kann allein dem Konkurrenzdruck nicht begegnet werden. Schließlich liegt die Bearbeitung eines Hektars Steillage in Handarbeit ohne Mauerkosten bei rund 23.400 Euro. Hinzu kommt die Mauerunterhaltung bei einer Vollsanierung nach rund 50 Jahren von jährlich 40.000 Euro pro Hektar. Rechnet man eine Standzeit von 100 Jahren, so beträgt dies jährlich 20.000 Euro pro Hektar. Hinzu kommt die demografische Entwicklung: Viele Feierabendwinzer finden keinen Nachfolger. Die Folgen wären die Verbuschung und der Verlust eines für den Tourismus, die Kulturlandschaft und insbesondere die Ökologie bedeutenden Lebensraumes, so Götz Reustle, Vorstandsvorsitzender der Felsengartenkellerei, der zusammen mit Städten und Gemeinden ein spezielles Steillagen-Mauerprogramm organisiert hat. Was gebraucht wird sind also entsprechende Finanzmittel. Allein im Landkreis Ludwigsburg müssten von etwa 900.000 Quadratmetern Trockenmauern jährlich mindestens 9000 Quadratmeter saniert werden; der Aufwand würde sich dabei auf rund fünf Millionen summieren. Solchen Zahlen stehen Pläne der EU gegenüber, den Weinbau für nicht besonders dafür ausgewiesene Lagen freizugeben. Dadurch würden noch mehr Steillagen zugunsten einer Verlagerung des Weinbaus in bisherige Ackerflächen aufgegeben werden. Schon gibt es verschiedene lokale und regionale Versuche, den Wengertern zu helfen. Die Felsengartenkellerei in Hessigheim zahlt ihren Mitgliedern etwa pro Liter Wein einen Steillagenzuschlag für die höhere Qualität des Weines. Manche Kommunen geben Zuschüsse. Deren Gesamtbudgets, etwa von Bietigheim-Bissingen, betragen pro Jahr jedoch gerade einmal 20.000 bis 30.000 Euro. Mit der sogenannten Ingelfinger Resolution zum Erhalt des Steillagenweinbaus haben deshalb Weinbauverbände, Landkreistag und die betroffenen Landräte im Februar 2003 das Land um Unterstützung gebeten. Ins Spiel gebracht wurden auch schon früher diskutierte Steuererleichterungen. Ohne ein Investitionsprogramm für einen Zeitraum von etwa 10 bis 20 Jahren werden die bis zu 1200 Jahre alten Terrassenlagen, deren Mauern immer wieder saniert werden müssen, nicht haltbar sein. Wenn unserer Gesellschaft bäuerliche Bau- und Handwerkskunst so viel wert ist wie die sogenannte hochstehende Kunst, dann wird der Nachholbedarf deutlich. Und es wird klar, dass Visionen Investitionen brauchen, um realisiert werden zu können. Wenn man rechnet, was zu Recht angekaufte Kunstwerke in den letzten 50 Jahren das Land gekostet haben, so müsste es doch möglich sein, einen ähnlichen Preis pro Hektar zu investieren, wie ein Quadratzentimeter eines Gemäldes gekostet hat, das wir in den Museen in Stuttgart, Karlsruhe oder anderenorts finden. Claus-Peter Hutter www.umweltakademie. baden-wuerttemberg.de www.lebendiger-weinberg.de BESTIMMT. BESONDERS. www.weingut-johannesb.de Johannes Bauerle, Höhe 1, 70736 Fellbach 0174 / 248 67 28 0711 / 53 41 28 info@weingut-johannesb.de Wein ist Kunst Engagiert und jung. Johannes Bauerle ist ein Weinmacher mit Leidenschaft. Geboren 1987, entdeckte er schon früh seine Berufung. Nach der Ausbildung zum Küfer zog es den jungen Fellbacher nach Neuseeland, um Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Zurück in der Heimat, begann er dann die Ausbildung zum Techniker für Weinbau und Önologie im fränkischen Veitshöchheim. Danach rief erneut das Ausland, diesmal Südtirol. Gut aufgestellt und gewappnet mit allen Handwerkstechniken aus Fellbacher Traditionen und dem Wissen aus anderen Weinregionen übernahm er 2013 die Weinberge der Familie. Diese Weinberge befinden sich seit Jahrhunderten im Familienbesitz und gehören zu den besten Lagen in Württemberg. Und jeder Weinfreund kennt die klangvollen Namen Cannstatter Zuckerle, Steinhalde sowie die Fellbacher Lagen Lämmler und Goldberg. Traditionell arbeitet er, die alten Techniken respektierend und pflegend, sodass es schon wieder innovativ ist. Bei der Bodenbearbeitung achtet er das Terroir, schafft traditionsgemäß und manchmal sogar nostalgisch. Und für die Qualität wird ausgedünnt und halbiert. Bei der Sortenauswahl verschreibt er sich neben den württembergischen Klassikern vor allem den neuen Sorten, die er auch in anderen Weinanbaugebieten kennengelernt hat. Der Ausbau der fruchtigen, frischen Sorten findet in blitzblanken Stahltanks statt, die kräftigen Rotweine erfahren den Ausbau im großen Holzfass und feurige Spezialitäten wie Cabernet Sauvignon und Lemberger reifen lange im Barrique. Allen Weinen seiner Kollektion ist eines gemeinsam, sie tragen seine Handschrift und seine Qualitätsphilosophie. Diese Werte drückt er in einer klaren Sortimentsstruktur aus: Schwarz-weißer Kreis: Regionaltypische, unkomplizierte Weine in der 1,0-Liter-Flasche. Silberner Kreis: Leichte, moderne und fruchtige Weine mit mittlerem bis hohem Qualitätsanspruch in der 0,75-Liter-Flasche. Goldener Kreis: Charaktervolle Weine auf höchstem Niveau. Extravagant ausgebaut, in der 0,75-Liter-Flasche. Und der Erfolg gibt seiner Weinkultur recht. Bei den ersten Weinwettbewerben, denen er sich mit seiner Kollektion stellte, errang er auf Anhieb hohe Prämierungen. Kunst kommt von Können. Und der Künstler ist noch jung. Weitere Infos, News und Veranstaltungen unter www.weingut-johannesb.de Degustation und Verkauf: Mittwoch Freitag: 17 19 Uhr, Samstag: 10 14 Uhr Anzeige 14_0124_roll_up_anzeige.indd 1 06.06.14 12:06