Position. Gesundheitswirtschaft in Bayern. Stand: November 2016

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Transkript:

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Stand: November 2016 www.vbw-bayern.de

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Vorwort Vorwort Die Gesundheitswirtschaft ist ein Wachstums- und Beschäftigungsmotor für Bayern Der Gesundheitssektor entwickelt sich global zu einem der wichtigsten Zukunftsmärkte. Die demografische Entwicklung sowie das steigende Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung führen zu einer steigenden Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen in diesem Bereich. Gleichzeitig wirkt der medizinisch-technische Fortschritt positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Das erhöht auch ihre Fähigkeit, bis ins Alter bei hoher Leistungsfähigkeit am Erwerbsleben teilzunehmen. Der Freistaat hat durch seine zentrale Lage und sein medizinisches Know-how das Potenzial, überproportional von der Dynamik der Branche zu profitieren. Schon heute ist die bayerische Gesundheits- und Pflegewirtschaft einer der stärksten Wachstumsund Beschäftigungsmotoren für den Freistaat. Diese positiven Aspekte müssen in der Öffentlichkeit noch stärker herausgestellt werden. Unser vorliegendes Positionspapier enthält zehn konkrete Forderungen, die für eine florierende Zukunft der weiß-blauen Gesundheitswirtschaft umgesetzt werden müssen. Bertram Brossardt 15. November 2016

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Inhalt Inhalt 1 Gesundheitswirtschaft hat universelle Bedeutung... 1 2 Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Bayern... 3 2.1 Motor für Wachstum und Arbeitsmarkt... 3 2.2 Ambulante und stationäre Gesundheitsinfrastruktur in Bayern (2014)... 3 2.3 Bayern ist Bäderland Nr. 1... 4 2.4 Zielland für Medizintourismus... 4 2.5 Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor Gesundheit... 4 3 Trends der Gesundheitswirtschaft nutzen... 5 4 Zehn-Punkte-Programm für die Gesundheits- und Pflegewirtschaft... 7 Ansprechpartner... 11

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Gesundheitswirtschaft hat universelle Bedeutung 1 1 Gesundheitswirtschaft hat universelle Bedeutung Eine Branche, die alle betrifft Die Gesundheitswirtschaft umfasst neben dem Kernbereich der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung auch die Vorleistungs- und Zulieferindustrien, das Gesundheitshandwerk sowie den Groß- und Facheinzelhandel mit medizinischen und orthopädischen Produkten. Ebenso zugehörig sind die Nachbarbranchen des Gesundheitswesens, die die Kernbereiche der Gesundheitswirtschaft mit den Angeboten aus anderen Bereichen des Dienstleistungssektors (Gesundheitstourismus, Wellness oder gesundheitsbezogene Sport- und Freizeitangebote, Wohnen) wie des produzierenden Gewerbes (Informations- und Kommunikationstechnologien, neue Werkstoffe, Analysetechnik) verknüpfen. Kaum ein anderer Wirtschaftsbereich ist so nah am Menschen wie die Gesundheitswirtschaft. Der Sektor sorgt nicht nur für medizinische Betreuung und für Hilfe im akuten Notfall, sondern erhält zudem durch vielfältige Leistungen und Angebote die langfristige Gesundheit der Menschen in unserem Land. Insofern kommt ihm eine doppelte Bedeutung zu: Wirtschaftliche Dynamik paart sich mit einem großen gesundheitspolitischen und volkswirtschaftlichen Nutzen. Die Gesundheitswirtschaft ist deshalb für alle anderen Bereiche der Wirtschaft und unseres Lebens relevant: Ohne gesunde Mitarbeiter kann kein Unternehmen erfolgreich arbeiten und eine adäquate medizinische Versorgung ist die Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität. Die Gesundheitswirtschaft besteht aus einer breiten Palette an Waren, Dienstleistungen und Angeboten. Die Schnittmengen mit anderen Wirtschaftsbereichen und Branchen sind vielfältig.

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Bayern 3 2 Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Bayern Bayern ist wichtiger Standort Die hervorragende medizinisch-pflegerische Versorgung, der ausgezeichnete Ausbildungsstandard der Ärzte und Gesundheitsberufe sowie die exzellente gesundheitstechnische Ausstattung in Bayern werden von Patienten aus aller Welt geschätzt. Die bayerische Medizintechnologie ist auf den Weltmärkten führend, die medizinische Forschung international Spitze. Bayern bündelt wie kaum eine andere Region in Europa unternehmerische Kompetenz in Medizintechnik und Pharma. Überregionale Bedeutung sowie eine langjährige Tradition hat auch das Kur- und Bäderwesen im Freistaat, das zunehmend durch Bereiche wie Gesundheitstourismus, Wellness, Sport und Freizeit sowie Gesunde Ernährung ergänzt wird. Die große Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für Bayern lässt sich auch in Zahlen fassen: 2.1 Motor für Wachstum und Arbeitsmarkt Die Gesundheitsausgaben in Bayern im Jahr 2014 betrugen mit insgesamt 50.896 Millionen Euro erstmals mehr als 50 Milliarden Euro. Pro Einwohner wurden damit 2014 in Bayern 4.024 Euro für die Gesundheit ausgegeben. Die Gesundheitsausgaben im Freistaat entsprachen 9,7 Prozent des bayerischen Bruttoinlandsprodukts und gleichzeitig rund 15,5 Prozent der gesamtdeutschen Gesundheitsausgaben von 328 Milliarden Euro. Rund 855.000 Beschäftigte arbeiten in der bayerischen Gesundheitswirtschaft 11,8 Prozent aller Erwerbstätigen in Bayern arbeiteten im Jahr 2015 in der Gesundheitswirtschaft. Gegenüber 2014 waren das 2,1 Prozent mehr, verglichen mit 2010 sogar ein Plus von 8,2 Prozent (zum Vergleich: Gesamtwirtschaft + 7,3 Prozent). 2.2 Ambulante und stationäre Gesundheitsinfrastruktur in Bayern (2014) 364 Krankenhäuser 25.945 Krankenhausärzte 259 Reha-Einrichtungen Rund 3.200 Apotheken

4 Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Bayern Position Gesundheitswirtschaft in Bayern 2.3 Bayern ist Bäderland Nr. 1 Mit jährlich über 21 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und einem Jahresumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro sichern die bayerischen Heilbäder und Kurorte mehr als 100.000 Arbeitsplätze. Jede vierte Übernachtung in Bayern findet in den Heilbädern und Kurorten statt (26 Prozent). Bayern war 2013 das Gesundheitsreiseziel Nummer eins der deutschsprachigen Bevölkerung in Deutschland. 2.4 Zielland für Medizintourismus Bayern ist mit fast 25.000 stationären Aufenthalten ausländischer Patienten führend in der medizinisch-pflegerischen Versorgung ausländischer Gäste in Deutschland (2013). Der erwirtschaftete Umsatz betrug 2013 rund 300 Millionen Euro. Den größten Anteil an ausländischen Patienten in Bayern bilden Gäste aus Österreich, gefolgt von denen aus Russland und aus dem arabischen Raum. 2.5 Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor Gesundheit Gut 12.000 Beschäftigte (fünf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum) in rund 210 bayerischen Firmen der in Bayern auf den Pharma- und Diagnostikmarkt fokussierten Biotechnologiebranche haben im Jahr 2015 über 1,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Zusammen mit weiteren rund 18.000 Beschäftigten in Pharmafirmen, Dienstleistern sowie Produktions- und Zulieferbetrieben kommt die bayerische Biopharmazeutische Industrie auf über 30.000 Beschäftigte

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Trends der Gesundheitswirtschaft nutzen 5 3 Trends der Gesundheitswirtschaft nutzen Die Ausschöpfung des bayerischen Gesundheitspotenzials ist eine Zukunftsaufgabe In der bayerischen Gesundheitswirtschaft wird in den nächsten zehn Jahren eine jährliche Zunahme von 20.000 Beschäftigten erwartet. Diese wachstumsorientierte Erwartungshaltung deckt sich mit der Prognose, dass spätestens 2022 der Anteil der Gesundheitswirtschaft in Bayern am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 13 Prozent betragen wird. Die vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und die bayerischen Metallund Elektro-Arbeitgeber haben mit dem Gutachten Gesundheitswirtschaft Status und Perspektiven in Bayern sowohl eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation der bayerischen Gesundheitswirtschaft vorgenommen als auch die Potentiale und Zukunftsaussichten der Gesundheit als Wirtschaftsfaktor in Bayern aufgezeigt. Wirtschaftliche Felder, die sich in der nächsten Dekade besonders positiv entwickeln werden, sind demnach unter anderem die ambulante geriatrische Rehabilitation, das Care- Management und die Tele-Medizin. Der Zukunftsrat der bayerischen Wirtschaft hat Zukunftstechnologien definiert und Anwendungsfälle dafür beschrieben. Diese umfassen auch Technologiefelder, die die Gesundheits- und Pflegewirtschaft betreffen. Vorwiegend sind dies: Biotechnologien Gesundheits- und Medizintechnologien Speicherung/ Analyse von Genomdaten Erforschung von Krankheiten, etwa Krebs oder Erbkrankheiten Personalisierte Medizin Erprobung individualisierter Medikamente Digitale Patientenakte Ebenso betroffen sind Technologien im Bereich Neue Werkstoffe und Materialien sowie Nanotechnologien, die vielfach Anwendung in der Medizin bzw. Pflege finden. Eine besondere Bedeutung werden in diesem Zusammenhang Big Data-Technologien und Anwendungen bekommen, die bereits im Pharmabereich stark verbreitet sind. Hier bietet sich die Chance, mit innovativen Präventions- und Medikationsmaßnahmen sowohl neue Geschäftsfelder zu eröffnen und gleichzeitig dem Patienten zielgerichteter gerecht werden zu können. Insgesamt lässt sich für die Zukunft eine Reihe von Trends ausmachen, die das Bild der bayerischen Gesundheitswirtschaft stark beeinflussen und vielfältige Chancen für Produkte, Dienstleistungen und wissenschaftliche Innovation bieten werden. Diese Trends sollten beachtet und bei der Ausgestaltung der bayerischen Gesundheitswirtschaft bewusst genutzt werden:

6 Trends der Gesundheitswirtschaft nutzen Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Das Entstehen von privatwirtschaftlich organisierten Gesundheitseinrichtungen und Therapiezentren wird zunehmen. Dies gilt auch für den Ausbau von geriatrischen Einrichtungen und Nachsorgeeinrichtungen. Im weiteren Zeitablauf ist in diesen Bereichen eine Zunahme von Tele-Diagnosen und -Therapien zu erwarten. Der Gesundheitstourismus wird differenzierter, indikationsorientierter und benötigt starke Anbieternetzwerke. Den Jahrgängen ab 1948 wird die Verlängerung ihrer Lebensarbeitszeit durch die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters zunehmend bewusst. Parallel hierzu verschärft sich die Notwendigkeit zur Fachkräftesicherung. In Anbetracht dieser Entwicklungen wird der Ausbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Zehn-Punkte-Programm für die Gesundheits- und Pflegewirtschaft 7 4 Zehn-Punkte-Programm für die Gesundheits- und Pflegewirtschaft Kernbotschaften zur Weiterentwicklung des Wirtschaftssektors Gesundheit Die Gesundheitswirtschaft ist bereits heute ein elementarer Baustein des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Hierbei bietet insbesondere Bayern als Innovationsstandort und inzwischen weltweit anerkannter Standort für Gesundheit, Wellness und Tourismus ein solides Potenzial, von der zukünftigen Entwicklung in diesem Marktsegment zu profitieren. Um die Gesundheitswirtschaft zu fördern, deren Bedeutung als Marktfaktor zu stärken und bestehende Potenziale zu heben, muss die Politik verstärkt folgende zehn Punkte in ihren Fokus nehmen: 1. Bedeutung der Gesundheitswirtschaft als Motor für Wachstum, Beschäftigung in Bayern stärker herausstellen Die Gesundheitswirtschaft ist ein Motor für Wachstum und Beschäftigung in Bayern. Sie trägt in hohem Maße zur Sicherung des Wohlstands im Freistaat bei. Dieser positive Aspekt der Gesundheitswirtschaft muss in der Öffentlichkeit noch stärker herausgestellt werden. 2. Chancen der Digitalisierung nutzen Auch wenn in anderen Branchen die Digitalisierung oft eine noch größere Rolle spielt, sind die Potenziale auf diesem Gebiet auch für die bayerische Gesundheitswirtschaft groß. Deshalb muss die Digitalisierung als Wachstumsfaktor genutzt werden. Dazu ist es unabdingbar, eine Digitalisierungsstrategie aufzusetzen, Geschäftsmodelle neu zu denken, Forschung und Entwicklung zu optimieren sowie Start-Ups und Unternehmensansiedlungen zu fördern. Ebenso sind die Rahmenbedingungen zu optimieren, die für digitale Innovationen auch im Bereich Gesundheit/Pflege wichtig sind, allen voran schnelle Datenverbindungen, eine verbesserte IT-Sicherheit, ein praktikabler Rechtsrahmen für Big Data-Technologien. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass der Datenschutz nicht zum Hemmschuh von Verbesserungen für Patienten, Heilberufler und Unternehmen wird. 3. Bayerische Gesundheitswirtschaft international besser vernetzen Bayern kann als Standort für Gesundheitsdienstleistungen im internationalen Wettbewerb besser positioniert werden als bislang. Ein Blick auf die Bedürfnisse ausländischer Kunden sei es im Bereich Krankenhäuser als Patient, bei der Medizintechnik als Käufer oder bei internationalen Unternehmen als Auftraggeber ist hier ebenso hilfreich wie eine Marketinginitiative. Gesundheits- und Tourismuswirtschaft haben hier

8 Zehn-Punkte-Programm für die Gesundheits- und Pflegewirtschaft Position Gesundheitswirtschaft in Bayern gleichermaßen große Erfolgsaussichten. Auch die Qualifikation von ausländischen Fachkräften in Bayern trägt zur internationalen Vernetzung bei. 4. Die Chancen der Regionen in Bayern nutzen Bayern ist ein Flächenland, das in den einzelnen Regionen spezifische Profile in der Gesundheitswirtschaft aufweist. Gerade ländliche Regionen profitieren davon, etwa dadurch, dass Unternehmen der Gesundheitswirtschaft hier nicht selten zu den größten Arbeitgebern gehören. Diese Stärken gilt es auszubauen. Eine regionale Profilbildung ist vor allem für die Lokalpolitik eine lohnende Aufgabe. Die Initiative Gesundheitsregionen der bayerischen Staatsregierung bietet bereits wertvolle Ansätze. Die prädikatisierten Kurorte haben dabei eine wichtige Funktion. 5. Fachkräfte für die Gesundheitswirtschaft in Bayern sichern Die Gesundheitswirtschaft ist in besonderem Maß mit der Fachkräftelücke konfrontiert. Die Personallücke für das deutsche Gesundheitswesen bis 2030 wird auf fast eine Million Personen geschätzt. Gut 165.000 Ärzte sowie fast 800.000 nicht ärztliche Fachkräfte sollen bis dahin fehlen. Das Gesamtkonzept zur Fachkräftesicherung der vbw zeigt konkrete Wege auf, um diesem Mangel zu begegnen. 6. Pflegesektor stärken Im Zuge des demografischen Wandels gewinnt auch der Pflegesektor stark an Bedeutung. Die Entwicklung innovativer und zielgenauer Angebote eröffnen Chancen zur Erschließung dienstleistungsintensiver Wachstumsmärkte. Privaten Anbietern kommt für die Versorgung Pflegebedürftiger schon jetzt eine bedeutende Rolle zu. Sie decken bereits 40-50 Prozent des Pflegebedarfs in Bayern. Unnötige Regulierungen sowie Preisdiktate von außen behindern diese wichtige Funktion der privaten Anbieter und schaden auch den zu Pflegenden. Zudem brauchen wir keine Pflegekammer mit Zwangsmitgliedschaft und Zwangsbeiträgen. Eine Pflegekammer schafft mehr Bürokratie und verhindert marktfähige Strukturen in der Pflege. Entgegen der Meinung der Befürworter würde der Pflegeberuf insgesamt unattraktiver werden. 7. Innovationen im Gesundheitswesen fördern Innovationen haben für ein Hochlohnland wie Bayern eine besondere Bedeutung. Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist hoch innovativ, zeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Forschungsintensität von rund neun Prozent aus und produziert Spitzentechnologie. Forschung und Innovationen sind zu fördern. Eine steuerliche Forschungsförderung unter Beibehaltung der Projektförderung muss eingeführt werden. Zudem dürfen die Zulassungsbarrieren für neue Produkte und Dienstleistungen nicht weiter verschärft werden. Generell ist weniger Bürokratie beim Thema Forschung und Entwicklung nötig.

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Zehn-Punkte-Programm für die Gesundheits- und Pflegewirtschaft 9 8. Investitionen im Bereich Gesundheit fördern Die steigende Bedeutung der Gesundheitswirtschaft und das zunehmende Gesundheitsbewusstsein führen zu einem erhöhten Anspruchsdenken der Menschen. Dies hat die Bereitschaft zu mehr Investitionen in den Sektor zur Folge. Die hier notwendigen Steigerungen sind auf marktwirtschaftlicher Basis zu organisieren, da Gelder so am effektivsten eingesetzt werden und keine Einzelbranchen durch staatliche Vorgaben benachteiligt werden. Darüber hinaus ist auf die großen Potenziale hinzuweisen, die dadurch entstehen, dass immer mehr Menschen bereit sind, in ihre eigene Gesundheit zu investieren. Dieser Effekt fördert zugleich die Eigenverantwortung des Einzelnen. Diese muss weiter gestärkt werden: Eine stärkere Sensibilisierung für die Einflussmöglichkeiten auf die eigene Gesundheit etwa durch zielgerichtete Informationen über bestehende Präventionsangebote ist unerlässlich. 9. Demografiegerechte Angebote ausbauen, Chancen der Prävention nutzen Die doppelte Alterung unserer Gesellschaft bietet für die Gesundheitswirtschaft große Potenziale. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit und alternde Belegschaften setzen voraus, dass Mitarbeiter nicht nur länger arbeiten, sondern auch länger gesund bleiben. Altersspezifische Angebote sind hier ebenso zu nennen wie der Bereich der Prävention, dessen Chancen bewusst genutzt werden müssen. Eine wichtige Rolle kommt auch der Rehabilitation zu: Hier müssen die Dauer von Rehabilitationsmaßnahmen weiter optimiert, innovative Rehabilitationsmaßnahmen gefördert, ein bedarfsgerechtes Angebot vorgehalten und die Schnittstellen zwischen Akutversorgung und Reha- Einrichtungen verbessert werden. 10. Produktionsstandort Bayern stärken Bayern ist ein international wettbewerbsfähiger und attraktiver Produktionsstandort. Davon profitiert insbesondere die industrielle Gesundheitswirtschaft. Damit das so bleibt, müssen wir den Produktionsstandort weiter stärken. Für die Gesundheitswirtschaft sind insbesondere eine höhere Planungssicherheit bei den Preisen für die herzustellenden Produkte und ein Abbau bürokratischer Hemmnisse bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen wichtige Aspekte. Zudem gelten auch für die Gesundheitswirtschaft die allgemeinen Faktoren für einen attraktiven Industriestandort: Eine moderate, produktivitätsorientierte Lohnentwicklung mit erträglichen Lohnzusatzkosten, ein flexibles Arbeitsrecht, international wettbewerbsfähige Energiepreise sowie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Position Gesundheitswirtschaft in Bayern Ansprechpartner / Impressum 11 Ansprechpartner Franz Niedermaier Abteilung Sozial- und Gesellschaftspolitik Telefon 089-551 78-224 Telefax 089-551 78-214 franz.niedermaier@vbw-bayern.de Impressum Alle Angaben dieser Publikation beziehen sich grundsätzlich sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Form. Zur besseren Lesbarkeit wurde meist auf die zusätzliche Bezeichnung in weiblicher Form verzichtet. Herausgeber: vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Max-Joseph-Straße 5 80333 München www.vbw-bayern.de vbw November 2016