Gesundheitsförderung besser unterstützen
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- Eike Kappel
- vor 6 Jahren
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1 Wirtschaftspolitische Positionen der IHK-Organisation 2017 GESUNDHEITSWIRTSCHAFT: Wirtschaftspotenziale entfalten, betriebliche Gesundheitsförderung besser unterstützen Die wirtschaftspolitischen Positionen der IHK-Organisation (WiPos) zeigen der Politik konkrete Handlungsfelder für eine gute Wirtschaftspolitik auf. Die WiPos geben die abgestimmte Meinung der IHKs und deren Mitglieder wieder. Sie wurden am 30. März 2017 von der DIHK-Vollversammlung beschlossen.
2 Ansprechpartnerinnen im DIHK: Dr. Anne Zimmermann, (Tel.: , Daniela Seller (Tel.: , Gesundheitswirtschaft: Wirtschaftspotenziale entfalten, betriebliche Gesundheitsförderung besser unterstützen Die Gesundheitsversorgung ist Standortfaktor für die Unternehmen in Deutschland und in den Regionen. Von Rahmenbedingungen, die die Potenziale der Gesundheitswirtschaft zur Entfaltung bringen, profitieren damit nicht nur die Unternehmen dieser Branche, sondern die gesamte Wirtschaft. Das gilt insbesondere, da es sich bei der Gesundheitswirtschaft um eine Querschnittsbranche handelt, die vielfältige Impulse an andere Branchen aussendet. 1 Folgende Leitlinien sollten das wirtschaftspolitische Handeln bestimmen: Chancen der Gesundheitswirtschaft nutzen Kosten der Gesundheitsversorgung im Blick behalten Betriebliche Gesundheitsförderung besser unterstützen Fachkräftesicherung in der Pflege unterstützen 1 Die Gesundheitswirtschaft umfasst ohne abschließende Aufzählung die Sektoren der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung, private und gesetzliche Krankenversicherungen, Medizintechnikhersteller, Pharmahersteller und -großhändler, Heil-und Hilfsmittelhersteller, Rehabilitationsanbieter, ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Apotheken, das Kurwesen, Beratungseinrichtungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung, Anbieter von Functional Food etc. 2
3 Chancen der Gesundheitswirtschaft nutzen Gesundheitswirtschaft ist ein Wirtschaftsfaktor: Die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft wächst beständig und beläuft sich inzwischen auf rund 324 Mrd. Euro. Damit erwirtschaften die Betriebe dieses Sektors 12 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung. Mehr als 6,8 Mio. Menschen sind in der Gesundheitswirtschaft tätig fast jeder sechste Beschäftigte. Die von der Gesundheitspolitik gesetzten Rahmenbedingungen haben damit erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Gute Gesundheitsversorgung stärkt die Betriebe: Die Gesundheitsversorgung insgesamt ist auch für die Gesamtwirtschaft ein relevanter Wirtschaftsfaktor. Funktionierende Strukturen der Prävention, medizinischen Versorgung und Rehabilitation, Wartezeiten für Arzttermine, Verweildauern im Krankenhaus, ebenso wie die Qualität der medizinischen Versorgung und der Arzneimitteltherapiesicherheit beeinflussen die Arbeitsfähigkeit und Fehlzeiten von Beschäftigten in den Betrieben. Eine gute Gesundheitsversorgung ist damit ein wesentlicher Faktor der Standortattraktivität für Unternehmen und Fachkräfte. Was zu tun ist: Kostendämpfungsmaßnahmen haben zur Beitragssatzstabilisierung geführt, beschränken aber häufig die Entwicklung der Gesundheitswirtschaft. Dagegen würde mehr Wettbewerb, etwa durch größere Vertragsfreiheit zwischen Kassen und Leistungsanbietern, zu höherer Effizienz führen. Auch eine stärkere sektorenübergreifende Versorgung und die konsequentere Nutzung der Digitalisierung für die Vernetzung der Leistungserbringer (Ärzte, Apotheken, Kliniken etc.) untereinander und mit Patienten helfen, die Wirtschaftlichkeit und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Dazu gehört auch ein breiterer Einsatz von Telemedizin und E-Health besonders in ländlichen Regionen. Beim Datenschutz sollten Auswirkungen auf digitale Innovationen für eine effizientere Gesundheitsversorgung berücksichtigt werden. 2 Industriebranchen wie die Medizintechnik oder Pharma- und Generikahersteller leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Innovationen und deren Markteinführung dürfen nicht durch unnötige Bürokratie erschwert werden. Kosten der Gesundheitsversorgung im Blick behalten GKV-Beiträge als Kostenfaktor für die Betriebe: Die Unternehmen sehen in den Arbeitskosten ein großes Geschäftsrisiko. Diese werden auch durch die lohnabhängigen Sozialversicherungsbeiträge geprägt. Die Entwicklung der Arbeitskosten wirkt sich damit auch auf die Chancen der gewerblichen Wirtschaft für Investitionen und Beschäftigung am Standort Deutschland aus. Das zweigliedrige, wettbewerblich gestaltete System aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung sorgt für einen schnellen Zugang von Innovationen in die Gesundheitsversorgung. 2 Mit diesen Forderungen befasst sich u. a. das DIHK-Positionspapier 2014 Chancen der Gesundheitswirtschaft nutzen Vertragsfreiheit, Vernetzung, Versorgungsqualität detaillierter. Weitere Reformvorschläge, insbesondere mit Blick auf den stationären Sektor, finden sich im DIHK-Positionspapier 2010 "Der Krankenhaussektor in Deutschland Sinnvolle Investitionsfinanzierung ist geboten. 3
4 Was zu tun ist: Die Verringerung von Über-, Unter- und Fehlversorgung, ineffizienten Versorgungsstrukturen und von Fehlanreizen auf Seiten der Leistungserbringer, der Krankenkassen und der Versicherten bzw. Patienten trägt zur Stabilisierung der Lohnzusatzkosten bei und stärkt damit die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Eine stärkere Kostentransparenz kombiniert mit dem flexiblen Zukauf von Leistungen könnte zusätzlich das Kostenbewusstsein der Versicherten erhöhen. Zudem können privatwirtschaftlich organisierte Kapitaldeckungselemente wie in der privaten Krankenversicherung den Druck der demografischen Entwicklung reduzieren. 3 Betriebliche Gesundheitsförderung besser unterstützen Betriebliche Gesundheitsförderung erhält Fachkräfte: Demografischer Wandel und eine steigende Lebenserwartung führen in den Betrieben zu einer Verschiebung der Altersstrukturen der Belegschaften. Auch veränderte Arbeitswelten können sich auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken physisch wie psychisch. Den Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten machen sich daher immer mehr Betriebe zur strategischen Aufgabe. Sie investieren zunehmend in die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Auch andere Akteure tragen zur Gesunderhaltung der Fachkräfte bei. So bieten Krankenkassen u. a. Unterstützung bei der betrieblichen Gesundheitsförderung. Rehabilitationseinrichtungen sorgen für eine schnelle Rückkehr von Erkrankten in die Berufswelt und tragen so einen wichtigen Teil zur Fachkräftesicherung bei. Was zu tun ist: Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung benötigen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen praktische Unterstützung, leicht verständliche Informationen und Handlungsanleitungen sowie Klarheit über den richtigen Ansprechpartner. 4 Dies gilt z. B. bei der Kooperation mit Krankenkassen oder bei der Umsetzung von Maßnahmen wie dem steuerlichen Freibetrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Dies spart den Betrieben Zeit und Kosten denn kleine und mittlere Unternehmen haben meist keine entsprechenden Infrastrukturen wie eine Rechts- oder Personalabteilung. Regionale Koordinierungsstellen, bspw. der Krankenkassen können hier helfen, indem sie sensibilisieren, konkrete Unterstützung vermitteln und bestehende Schnittstellen zu den Unternehmen vor allem auch die IHKs, nutzen. Fachkräftesicherung in der Pflege unterstützen Pflegebranche vom Fachkräftemangel besonders stark betroffen: In Deutschland zeichnet sich besonders deutlich ein Personalmangel in der Pflege ab. Schon heute können viele Stellen nicht besetzt werden. In der Folge fehlen den Betrieben andere Fachkräfte, die häufig in der Pflege ihrer Angehörigen gefordert sind und ihrem Beruf nicht nachgehen können. 3 Ausführlicher zu diesen Forderungen siehe DIHK-Positionspapier 2010 Wachstumsmarkt Gesundheit Stellschrauben und sinnvolle Rahmenbedingungen zur Entfaltung des zweiten Gesundheitsmarktes sowie das DIHK-Positionspapier 2011 Demografischer Wandel und Gesundheitswirtschaft Herausforderungen und Chancen. 4 Vgl. hierzu u. a. das DIHK-Positionspapier 2011 Demografischer Wandel und Gesundheitswirtschaft Herausforderungen und Chancen. 4
5 Was zu tun ist: Eine höhere Attraktivität der Pflegeberufe kann dazu beitragen, mehr junge Leute für die Pflege zu gewinnen und den Fachkräftemangel zu verringern. Die Attraktivität kann steigen, indem z. B. Elemente der dualen Berufsausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz in die Gesundheits- und Pflegeberufe integriert werden oder das Angebot für ein duales Studium im Pflegebereich ausgebaut wird. Bundesweit einheitliche Regelungen und Standards für die Berufsbildung im Pflegebereich würden dabei ein einheitliches Ausbildungsniveau sichern. Insgesamt gilt es, mehr Durchlässigkeit zwischen den Berufsgruppen zu ermöglichen. Eine stärkere Delegation ärztlicher Tätigkeiten und auch die Substitution medizinischer Tätigkeiten auf eigenständige Berufszweige führen zu verbesserter Arbeitsteilung. 5 Auch sollten Hemmnisse für den Einsatz gut ausgebildeter ausländischer Fachkräfte abgebaut werden. Die IHK-Organisation trägt hierzu bei unter anderem durch: - Informations- und Unterstützungsangebote für den Einstieg in die betriebliche Gesundheitsförderung - Austausch von Praxisbeispielen in Unternehmen bei Präventionsmaßnahmen - Arbeitskreise und Online-Angebote zur Vernetzung der Anbieter der regionalen Gesundheitswirtschaft - Informationen und Veranstaltungen zur Digitalisierung (z. B. E-Health, Betriebliches Gesundheitsmanagement 4.0 usw.) 5 Vgl. das DIHK-Positionspapier 2014 Chancen der Gesundheitswirtschaft nutzen Vertragsfreiheit, Vernetzung, Versorgungsqualität. 5
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