PERS-Umweltbericht Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG für die Niederlassung Wilhelmshaven. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 1

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Transkript:

PERS-Umweltbericht 2016 Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG für die Niederlassung Wilhelmshaven Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 1

Liebe Leserin, lieber Leser, Vorwort die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind in allen wirtschaftlichen Sektoren von wachsender Bedeutung. Heute trägt jedes Unternehmen die Verantwortung, sein Handeln so auszurichten, dass ein Ausgleich zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten gefunden wird und dabei möglichst Vorteile für Umwelt und Wirtschaft geschaffen werden. Holger Banik, Geschäftsführer Wir, die Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG, sehen uns als Hafenunternehmen Niedersachsens in der Pflicht, Umweltbelastungen zu vermeiden und über gesetzliche Umweltstandards hinaus den Schutz der Natur als einen maßgeblichen Gesichtspunkt des Hafenbetriebs und der Hafenentwicklung unserer Niederlassungen zu betrachten. Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung und richten unser Handeln am Nachhaltigkeitsprinzip aus. So setzen wir nicht nur gesetzliche Standards um, sondern setzen uns zum Ziel darüber hinaus, ökonomische, ökologische und soziale Interessen aufeinander abzustimmen. Durch Kooperationen und Mitgliedschaften in Netzwerken wie der World Ports Climate Initiative (WPCI) und der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG) stehen wir in engem Austausch mit unseren Partnern und entwickeln gemeinsam mit ihnen Anforderungen und Lösungen für einen nachhaltigen Hafenbetrieb. Anfang 2015 haben wir zusammen mit der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG und Seaports of Niedersachsen GmbH das Label hafen + gegründet, welches das Umwelt- und Energiemanagement der Gesellschaften darlegt. Wir setzen uns selbst hohe Anforderungen, zu deren Einhaltung wir uns verpflichtet haben. Durch optimale Nutzung der örtlichen Gegebenheiten und ein vorausschauendes Engagement für innovative, umweltschonende Lösungen leisten wir unseren Beitrag zur Verbesserung der Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 2

Umweltqualität, ohne dabei den langfristigen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Häfen aus den Augen zu verlieren. Die Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG hat zusammen mit der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG eine Umweltstrategie entwickelt und Umweltziele definiert. Dazu gehören neben dem Umweltcontrolling auch die langfristige Planung von ökologischen Ausgleichsflächen, Reduktion der CO₂-Emission sowie die Zertifizierung der einzelnen Niederlassungen nach dem Umweltmanagementsystem PERS (Port Environmental Review System). Die Einflussbereiche der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG umfassen Planungs- und Hafenmanagement, Verwaltungs- und Liegenschaftsangelegenheiten sowie (Aus-) Bauprozesse in sämtlichen Standorten. Dazu gehören in erster Linie die Abrechnung des Hafen- und des Kajegeldes, Vermietung und Verpachtung der Hafenflächen, Verwaltung und Instandhaltung der Hafeninfrastruktur und der Betrieb der Hafenbahn. Die Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG hat nun erstmals einen Umweltbericht ausgearbeitet. Dieser Umweltbericht dient der transparenten Veröffentlichung unserer Umweltpolitik im Unternehmen. Er schildert sowohl die bereits erzielten Erfolge als auch die weiteren Bestrebungen zur Realisierung der selbstgesteckten Umweltziele. Dieser Bericht bietet einen anschaulichen Überblick über unser Tun und Handeln bei Umweltbelangen. Der Bericht richtet sich an Fachleute und Nichtfachleute gleichermaßen. Es sind anspruchsvolle Aufgaben und ein langer Weg, doch die ersten Schritte sind gemacht. Holger Banik Geschäftsführer i.v. Werner Repenning Umweltkoordinator Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 3

Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis... 5 Abbildungsverzeichnis... 5 Abkürzungsverzeichnis... 6 1 Einführung... 7 1.1 Porträt des Seehafen Wilhelmshaven... 7 1.2 Zuständigkeitsbereiche... 8 1.3 Verantwortungs- und Einflussbereich... 9 1.3.1 Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG... 9 1.3.2 Niederlassung Wilhelmshaven von Niedersachsen Ports... 10 1.3.3 Zusammenfassung der Hafenanlagen von Niedersachsen Ports in Wilhelmshaven... 10 1.3.4 Die Hafenanlagen von Niedersachsen Ports im Detail Äußerer Hafen 12 1.3.5 Hafenanlagen Innerer Hafen und Schleuseninsel... 17 1.3.6 Flächen in der Vermarktung... 22 2 Die Umweltstrategie des Seehafens Wilhelmshaven... 23 2.1 Umweltschutz durch nautische Vorteile... 26 2.2 Die Transportlogistik des Standortes Wilhelmshaven... 26 2.3 Reduzierung von Luft- und Meeresverschmutzung... 27 2.3.1 Environmental Ship Index (ESI)... 28 2.3.2 Liquefied Natural Gas (LNG)... 28 2.3.3 Landstromversorgung (Onshore Power Supply - OPS)... 29 2.3.4 Umweltgerechte Abfallentsorgung... 30 2.4 Energieverbräuche minimieren... 30 2.4.1 Energieaudit... 30 2.4.2 Hardware... 31 2.4.3 Geschäftsfahrzeuge... 31 2.4.4 LED-Technik... 32 2.4.5 Sonstiges... 32 3 Gewässerunterhaltung... 34 4 Kompensation und Ausgleichsflächen... 36 Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 4

4.1 Wittmunder Wald / Waldmoore Hohehahn... 36 4.2 Wesermarsch / Südbollenhagen Bollenhagener Moorwald... 36 4.3 Kompensation innerhalb des Bebauungsplans 212... 37 4.4 Fläche an der Flutstraße... 37 4.5 Amphibienschutzzäune... 37 5 Soziales Arbeitsklima... 39 5.1 Beruf und Familie vereinbaren... 39 5.2 Aus- und Weiterbildung... 39 5.3 Gesundheitsmanagement... 40 5.4 Diversity... 40 6 Kooperationen, Partnerschaften, Netzwerke... 42 7 Ausblick... 43 8 Kontaktdaten... 44 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: umgeschlagene Güter an Niedersachsen Ports Anlagen... 10 Tabelle 2: Übersicht der durch Niedersachsen Ports verwalteten Freiflächen... 22 Tabelle 3: Übersicht der Entfernungen... 35 Tabelle 4: Jährliche Übersicht der Amphibienschutzzäune... 38 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Hafenteile Wilhelmshaven... 8 Abbildung 2: Niederlassungen Niedersachsen Ports... 9 Abbildung 3: Zuständigkeitsbereich Niedersachsen Ports "Außenhafen Hooksiel".. 12 Abbildung 4: Umschlagsanlage "Voslapper Groden"... 13 Abbildung 5: Niedersachsen Ports-Gebiete im Rüstersieler Groden... 14 Abbildung 6: Grafische Darstellung des Bebauungsplans 213... 16 Abbildung 7: Übersicht Nordhafen... 17 Abbildung 8: Oldenburger Ufer und Neue Jadewerft... 18 Abbildung 9: Blick auf den Hannoverkai... 19 Abbildung 10: Luftaufnahme Schleuseninsel... 20 Abbildung 11: Blick auf den Flut- und Pontonhafen... 21 Abbildung 12: Elektro Smart der Niederlassung Wilhelmshaven... 32 Abbildung 13: Lage der Amphibienschutzzäune... 38 Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 5

Abkürzungsverzeichnis AG Aktiengesellschaft CO₂ Kohlenstoffdioxid DGzRS Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger DIN Deutsches Institut für Normung ESI Environmental Ship Index ESPO European Sea Ports Organization EU Europäische Union g Gramm GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung h Stunde ha Hektar IAPH International Association of Ports and Harbors IMO Internationale Seeschifffahrtsorganisation ISO Internationale Organisation für Normung ISPS International Ship and Port Facility Security Code IT Informationstechnologie KG Kommanditgesellschaft kg Kilogramm l Liter LED light-emitting diode (Leuchtmittel) LKW Lastkraftwagen LNG Liquefied Natural Gas m Meter m² Quadratmeter MARPOL Convention for the Prevention of Marine Pollution from Ships NN Normalnull NOx Stickstoff-Oxide Niedersachsen Ports Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG OPS Onshore Power Supply PERS Port Environmental Review System PKW Personenkraftwagen Rhenus Rhenus Midgard AG & Co. KG SECA Sulphur Emission Control Area SKN Seekartennull sm Seemeilen SOx Schwefeloxide t Tonnen tdw tons deadweight all told (Gesamttragfähigkeit eines Handelschiffes) tkm Tonnenkilometer WPCI World Ports Climate Initiative Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 6

1 Einführung 1.1 Porträt des Seehafen Wilhelmshaven Der zwischen Ems und Weser auf der Westseite der Jademündung gelegene Seehafen wurde im Jahr 1869 als preußischer Kriegshafen gegründet. Neben der rein militärischen Nutzung konnte sich der Hafen in den letzten Jahrzehnten zu einem modernen Handelshafen entwickeln. Die gute seewärtige Zufahrt mit kurzer Revierfahrt und großen Wassertiefen, die eine Abfertigung von Schiffen mit Tiefgängen bis zu 20 m ermöglichen, prädestinieren den Seehafen insbesondere für den Umschlag von festen und flüssigen Massengütern sowie Containern von und nach Übersee. Einen Schwerpunkt bildet daher der Umschlag von fossilen Energieträgern (z.b. Kohle und Rohöl), der Wilhelmshaven zur größten Energiedrehscheibe Deutschlands macht. Zahlreiche Dienstleistungen im Bereich der On- und Offshore- Windenergie ergänzen dieses Themenfeld nahtlos. Mit der Fertigstellung des Containerhafens Wilhelmshaven im Sommer 2012 kommen die Vorteile des Tiefwasserhafens nun auch im Containerbereich zum Tragen und erhöhen die Attraktivität Wilhelmshavens als Multifunktionshafen. Er ist Heimat der petrochemischen, chemischen und stromerzeugenden Industrie, der Offshore-Industrie sowie diverser Werften und anderer maritimer Wirtschaftszweige. Der Hafen besteht aus zwei Teilen: dem Äußeren Tiefwasserhafen mit verschiedenen Umschlagsbrücken sowie einem tideunabhängigen Inneren Hafen hinter einer Doppelkammer-Seeschleuse, in dem der Umschlag von Stück- und Massengütern sowie Offshore- und Projektladung erfolgt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden maritime Service- Dienstleistungen, u.a. durch den Betrieb mehrerer Werften. Der Standort Wilhelmshaven zeichnet sich durch seine große Vielseitigkeit und weitreichenden Optionen aus. Durch den Umschlag von Rohöl, Containern, Mineralölerzeugnissen, Steinkohle, Erzen, chemischen Produkten, Komponenten von Windkraftanlagen und vielen weiteren Umschlagsgütern ist der Hafen ein wichtiger Knotenpunkt für internationale Logistikketten und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland. Dank seiner guten Lage und vielseitigen Angeboten konnte sich der Hafen zum drittgrößten deutschen Seehafen entwickeln. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 7

1.2 Zuständigkeitsbereiche Der Seehafen Wilhelmshaven gliedert sich in die folgenden vier Zuständigkeitsbereiche: Rot markiert sind die Gebiete der Marine, also der Bundeshafen, mit den Hafenteilen Neuer Vorhafen, Marinearsenal und Tonnenhof, durch welche sich Wilhelmshaven zum wichtigsten Marinestützpunkt Deutschlands entwickeln konnte. Der grün hinterlegte Bereich verweist auf den kommunalen Hafenteil der Stadt Wilhelmshaven mit den Anlagen Ausrüstungshafen Nord, Verbindungshafen, Großer Hafen/Nord- Gazelle-Brücke und Bontekai sowie den Handelshafen. Bei den gelb markierten Gebieten handelt es sich um die Anlagen an der Jade, die nicht zu Niedersachsen Ports gehören. Dazu zählen die Tankerumschlagsanlage der Wilhelmshavener Raffineriegesellschaft mbh (H.E.S. INTERNATIONAL B.V.), der JadeWeserPort, welcher durch die JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG verwaltet und vom Terminalbetreiber EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven Abbildung 1: Hafenteile Wilhelmshaven GmbH & Co. KG betrieben wird, die Tankerlöschbrücke der Nord-West Oelleitung GmbH sowie im Inneren Hafen die Kaianlagen der Nordfrost GmbH & Co. KG und der Rova-Mix GmbH & Co. KG. Die für diesen Bericht bedeutenden Teile sind blau schraffiert und markieren die Bereiche des Hafens welche unter der Verwaltung von Niedersachsen Ports stehen. Dazu gehören der Außenhafen Hooksiel, welcher den nördlichsten Punkt des Seehafens Wilhelmshaven bildet sowie die Umschlagsbrücken Voslapper Groden und die Niedersachsenbrücke. Des Weiteren fallen der Alte Vorhafen sowie der Flut- und Pontonhafen in der Jade, der Nordhafen und Teile des Ausrüstungshafens im Inneren Hafen in den Zuständigkeitsbereich von Niedersachsen Ports. Die drei zuletzt genannten Bereiche werden häufig als Stadthafen zusammengefasst und durch die Schleuseninsel begrenzt. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 8

1.3 Verantwortungs- und Einflussbereich 1.3.1 Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG Durch die Verwaltung und den Betrieb von 15 Hafenstandorten (fünf Seehäfen, sieben Inselhäfen und drei Regionalhäfen an der deutschen Nordseeküste) mit einer Gesamtfläche von rund 3000 ha bildet die im Jahr 2005 gegründete Gesellschaft Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG mit Gesellschaftssitz in Oldenburg und seinen mittlerweile ca. 700 Mitarbeitern den größten Betreiber öffentlicher Seehäfen in Deutschland. Insgesamt werden 27 Kilometer Kaimauer sowie 75 Kilometer Gleisnetz verwaltet. Das Umschlagsvolumen liegt jährlich bei ca. 28 Mio. t sowie Passagierbewegungen in Höhe von über 9 Mio. Personen. Abbildung 2: Niederlassungen Niedersachsen Ports Die Aufgaben von Niedersachsen Ports sind die Planung, Entwicklung und Unterhaltung der Hafenanlagen und -flächen sowie die Vermarktung der Gewerbe- und Industrieimmobilien in den genannten Häfen. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Ansiedlung hafenaffiner Unternehmen sowie auf der Verkehrslenkung, Hafensicherheit und der Bereitstellung von Hafendienstleistungen für die Hafenwirtschaft. Die fünf großen Seehäfen in Brake, Cuxhaven, Emden, Stade und Wilhelmshaven werden durch vor Ort angesiedelte Niederlassungen gemanagt. Ziel von Niedersachsen Ports ist es, nach und nach alle Zweigstellen im Rahmen des von EcoPorts initiierten Port Environmental Review Systems (PERS) zertifizieren zu lassen. Angefangen wird hierbei mit dem Seehafen in Wilhelmshaven. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 9

1.3.2 Niederlassung Wilhelmshaven von Niedersachsen Ports Der von Niedersachsen Ports verwaltete Hafen erstreckt sich über eine Fläche von 612 ha, 448 ha Land und 164 ha Wasser, eine Kailänge von 5,5 km sowie ein Schienennetz mit einer Länge von 5,8 km. Da sich einige der zu Anfang beschriebenen Flächen im Besitz von Niedersachsen Ports in seiner Tätigkeit als Hafenunternehmen des Landes Niedersachsen befinden, andere jedoch an Dritte mittels Miet- und Erbbaurechtverträgen übergeben wurden, werden wir uns im Folgenden auf die Flächen konzentrieren, die in das Aufgabengebiet von Niedersachsen Ports fallen. Tabelle 1: umgeschlagene Güter an Niedersachsen Ports Anlagen Dadurch soll eine übersichtliche und strukturierte Darstellung sämtlicher Hafenanlagen von Niedersachsen Ports gewährleistet werden. Unsere Partner und Kunden geraten dabei jedoch nicht in Vergessenheit. Niedersachsen Ports pflegt eine enge Bindung zu seinen Ansiedlern und ist stets informiert, welche Flächen gegebenenfalls untervermietet wurden und welche Tätigkeiten auf den jeweiligen Gebieten von wem und in welchem Umfang durchgeführt werden. 1.3.3 Zusammenfassung der Hafenanlagen von Niedersachsen Ports in Wilhelmshaven Die Hafenanlagen von Niedersachsen Ports in Wilhelmshaven sind mit den Tiefwasser-Piers entlang der Jade sowie dem multifunktionalen Innenhafen spezialisiert auf das Beladen und Löschen großer Mengen an Massen- und Stückgütern. Folgende Gebiete des Seehafen Wilhelmshaven fallen in den Aufgabenbereich von Niedersachsen Ports: Hafenanlagen im Außenbereich: Außenhafen Hooksiel - 550 m lange Kaimauer bei SKN -1,60 m und einem Tidenhub von 3,60 m - 2.600 m² befestigte Lagerfläche Umschlagsanlage Voslapper Groden (VYNOVA-Anleger) Umschlagsanlage Rüstersieler Groden (Niedersachsenbrücke, Rhenus Midgard) - 1.346 m lange Umschlagsbrücke mit 657 m langer Stichpier und SKN -8,60 m - zwei Liegeplätze für den Umschlag chemischer Güter mit einer Länge von max. 137m - Je 300 m Kailänge innen und außen - drei Liegeplätze für den Kohle- und Natronlaugeumschlag (davon ein Liegeplatz für Capesize-Schiffe SKN -19,60 m) mit einer Umschlagskapazität von 8 bis 10 Mio. t pro Jahr Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 10

Hafenanlagen im Gebiet des Nordhafens: Braunschweigkai - 320 m Kailänge mit einer Wassertiefe von 12,00 m - eine Roll-on/Roll-off-Rampe (35,50 m Breite) - bis zu drei Liegeplätze - 60.000 m² Kaifläche, die sich in 43.700 m² an die Rhenus Midgard AG & Co. KG vermietete und 16.300 m² vermietbare Fläche unterteilt. Lüneburgkai - 275 m Kailänge bei einer Wassertiefe von 11,00 m - eine RoRo-Rampe (35,50 m) - 24.000 m² befestigte Kaifläche welche durch Rhenus Midgard AG & Co. KG genutzt wird. Oldenburgkai (Osnabrücker und Hildesheimer Ufer), ehem. DOCK 8-120 m Kailänge bei 6,00 m Wassertiefe - Mit zahlreichen durch Unternehmen wie Bootsbauwerft Wilhelm, Sibo, Turbotechnik und nicht zuletzt der Neuen Jade Werft genutzte Flächen und Uferanlagen. Im Besonderen ist hier das Schwimmdock der Neuen Jade Werft zu nennen. Hannoverkai - 325 m Kailänge bei einer Wassertiefe von 11,00 m - 4000 m² befestigte Kaifläche und etwa 20.000 m² Fläche für Projektladungen inklusive Endmontage und Verladung größerer Bauprojekte für den Seeverkehr (Krananlagen, Rohre und Offshore-Anlagen). Hafenanlagen im Bereich der Schleuseninsel: Flut- und Pontonhafen - 615 m Kailänge bei SKN -2,60 m und einem Tidenhub von 3,90 m - Ausgangspunkt für Versorgungs- und Hilfsschifffahrt. Ausrüstungshafen - 3 Liegeplätze davon 2 als Dalbenliegeplätze für Schiffe bis 20.000 tdw mit 6,50 m Tiefgang und kleinere Liegeplätze für Pontons und Auflieger an der Holzpier und dem sog. Millionensteg. Alter Vorhafen - Liegeplätze für Kleinfahrzeuge, vorzugsweise Fahrgastschiffe auf 365 m Kailänge bei SKN -3,20 m und einem Tidenhub von 3,90 m. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 11

1.3.4 Die Hafenanlagen von Niedersachsen Ports im Detail Äußerer Hafen Hooksiel mit Freizeitgelände Die Hafenanlage Außenhafen Hooksiel verwaltet Niedersachsen Ports im Auftrag des Landes Niedersachsen. Die Aufgaben von Niedersachsen Ports sind auf die Vermietung und Verpachtung der Flächen und Kaianlagen beschränkt. Abbildung 3: Zuständigkeitsbereich Niedersachsen Ports "Außenhafen Hooksiel" 1977 wurde im Voslapper Groden, als nördlichster Standort des Seehafen Wilhelmshaven, der Außenhafen Hooksiel aufgespült, welcher heute mit dem Restaurant Brücke und einer Wasserskianlage ausschließlich der Naherholung dient. An der 550 Meter langen Kaimauer sind hier je nach Schiffslänge 4 bis 6 Liegeplätze verfügbar. Hooksiel bietet mit einer Wassertiefe von bis zu SKN -1,60 Metern nur kleineren Schiffen Anlegemöglichkeit und dient dem Fischerei- und Versorgungsverkehr, beispielsweise durch eine Schiffsbetankungseinrichtung welche durch eine externe Firma betrieben wird, und als Schutzhafen für Klein- und Sportschiffe. Ab 01.03.2016 dient der Hafen auch als Offshore- Servicehafen. Auf dem Gelände befinden sich zudem eine Schleuse, welche von der Wangerland Touristik GmbH betrieben wird, sowie eine Werft. Eine Niederlassung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) ist ebenfalls hier stationiert. Ein Areal von 2.600 m² kann als Lager-, Park- und Verkehrsfläche zusätzlich genutzt werden. Umschlaganlage Voslapper Groden Die im Eigentum von Niedersachsen Ports befindliche Umschlagsanlage für chemische Stoffe, ist an VYNOVA vermietet, welche die Anlage eigenverantwortlich betreibt. Niedersachsen Ports ist für die Unterhaltung der Infrastruktur (Brücke) zuständig. Die darauf befindliche Suprastruktur für den Umschlag liegt in der Verantwortung des Betreibers. Nach Bereitstellung einer 320 Hektar großen Fläche sowie der entsprechenden Infrastruktur durch das Land Niedersachsen, begann die ICI Group 1978 mit dem Bau eines Werks zur PVC-Produktion im Voslapper Groden. Dieses wurde 1981 eröffnet und wechselte seitdem mehrere Male den Besitzer. 1995 übernahm die EVC Deutschland das Werk, 2001 dann INEOS. Seit dem 1. August 2015 liegt das Werk im Verantwortungsbereich der International Chemical Investors Group (ICIG) und wird von deren Firmengruppe VYNOVA verwaltet. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 12

1982 wurde die 1346 Meter lange Umschlagsbrücke, die vierte im Gebiet Wilhelmshavens und die nördlichste an der Jade, in Betrieb genommen. Die Umschlagsanlage besteht aus der Stichpier mit einem 675 Meter langen, in Fahrwasserrichtung abknickenden, Anleger. Bei einer Wassertiefe von SKN -8,60 Meter und einem Tidenhub von 3,60 Meter können zwei Schiffe mit bis zu 12.000 tdw und einer Länge von maximal 137 Meter abgefertigt werden. Pro Jahr machen am sogenannten VYNOVA Anleger derzeit 100 120 Schiffe fest. Anleger 2 wird ausschließlich für den Umschlag von Ethylen-Importen genutzt. Der Anleger 3 wird für den Umschlag von Vinylchloridmonomer (VCM; Gas, das in flüssiger Form bei -90 gelagert wird), Ethylendichlordid (EDC) sowie Nebenprodukten genutzt. Abbildung 4: Umschlagsanlage "Voslapper Groden" Die Kapazitäten des errichteten Tanklagers betragen für Ethylen 15.000 m³, für EDC 16.000 m³ und für VCM 11.000 m³. Für Chemikalien wird mit 12 Stunden und für Gase mit 24 Stunden Umschlagszeit gerechnet. Heute wird die Umschlagsanlage in Kooperation von Niedersachsen Ports und VYNOVA gemeinsam unterhalten. Rüstersieler Groden mit Umschlagsanlage und Gewerbegebiet Geniusbank Wie der Abbildung 6 zu entnehmen ist, fallen sowohl die Niedersachsenbrücke, als auch der Rüstersieler Groden inklusive eines kleinen Areals im Nordwesten, in den Zuständigkeitsbereich von Niedersachsen Ports. 1.3.4.3.1 Niedersachsenbrücke Die 1972 erbaute Brücke wird heute von der Rhenus Midgard AG & Co. KG betrieben. Sie ist ein modernes Massengutterminal, das überwiegend der Abfertigung von Import-Kohle dient. An der Brücke können sowohl nasse als auch trockene Massengüter z. B. Kohle, Baustoffe, etc. einschließlich Gefahrgüter wie Natronlauge, schweres Heizöl oder explosive Stoffe umgeschlagen werden. Für die Nutzung der Brücke hat der Betreiber eine Hafenbenutzungsordnung (HBO) aufgestellt, die sowohl vom Hafenkapitän als auch vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) genehmigt wurde. In der HBO werden Geltungs- und Gefahrenbereiche beschrieben. Außerdem wird über Genehmigungen, Meldepflichten und Sicherheitsvorschriften informiert, sowie allgemeine Bedingungen für den Verkehr und den Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 13

Aufenthalt im Hafenbereich erklärt. Des Weiteren bietet Rhenus Midgard AG & Co. KG am Standort Wilhelmshaven diverse Dienstleistungen rund um den Kohleumschlag, wie Temperaturüberwachung, Verzollung, Verwiegung, Probenahme, Mischung und Schiffsklarierung, an. Neben der Versorgung inländischer Kohlekraftwerke per Bahn, werden auch die beiden örtlichen Kraftwerke über die Niedersachsenbrücke mit Import-Kohle versorgt. Abbildung 5: Niedersachsen Ports-Gebiete im Rüstersieler Groden Die Niedersachsenbrücke ist land- und wasserseitig jeweils 300 Meter lang und verfügt über drei Liegeplätze. Einer liegt an der seewärtigen Außenseite, wo eine Wassertiefe von SKN -19,60 Meter gegeben ist, und zwei an der landseitigen Innenseite, die sich auf die gegebenen 300 Meter verteilen. Die gegebene Wassertiefe an der Innenseite beträgt SKN -8,10 Meter und hat einen Tidenhub von ca. 3,60 Meter. Durch die direkte Nachbarschaft zum nördlich gelegenen und 2012 fertiggestellten JadeWeserPort profitierte die Umschlagsanlage Rüstersieler Groden nicht nur von den nautischen Veränderungen im Fahrwasser der Jade, sondern hat auch die eigenen Entwicklungsperspektiven genutzt. Sowohl das Umschlagsunternehmen als auch Niedersachsen Ports haben in den Ausbau und die Modernisierung der Niedersachsenbrücke investiert, um die Produktivität der Umschlagsanlage zu steigern. Seit der Vertiefung der Zufahrt und der Liegewanne sowie der Konstruktion der seeseitigen Spundwand, welche in Kombination mit einem Kranbahnbalken die Tragfähigkeit der Umschlagsbrücke erhöht hat, können nun die weltweit größten Massengutschiffe mit einer Länge von bis zu 330 Metern, bis zu 250.000 tdw und einem maximalen Ankunftstiefgang von 18,50 Metern an der Brücke abgefertigt werden. Heute gehören zu den von Rhenus betriebenen Umschlagseinrichtungen ein Schiffsentlader mit Greifer oder Harken, der pro Tag bis zu 38.000 Tonnen laden kann sowie eine neue Förderband- und Verladeanlage mit einer Leistung von 4.000 Tonnen pro Stunde. Dazu kommen noch eine Waggonbeladestation mit einer Ladeleistung von 4.000 Tonnen pro Stunde und zwei Doppellenker-Drehwippkräne, die je 63 Tonnen laden können, welche sich ebenfalls im Besitz von Rhenus befinden und auch durch Rhenus betrieben werden. Außerdem steht ein Verladearm für Natronlauge zur Verfügung. Im Massengutschüttlager stehen zudem 2 Stacker/Reclaimer für die Ein- und Auslagerung mit einer Leistung von 4.000/2.000 Tonnen pro Stunde pro Gerät zur Verfügung, die ebenfalls zum Eigentum von Rhenus gehören. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 14

1.3.4.3.2 Rüstersieler Groden Der Rüstersieler Groden verfügt über einen eigenen Gleisanschluss. Von der im Gebiet gelegenen Hafenbahn gehören die Gleise 1 bis 7 sowie die Weichen 1 bis 5 (W 5 bildet die Grenze zum INEOS-Gleis) und die Weichen 9 bis 14, nach Ankäufen einiger Gleisstücke Anfang 2015, zu Niedersachsen Ports. 30 m östlich der Weiche 10 ist die Grenze zu einem 745 Meter langen Gleisanschluss der E.ON Kraftwerke GmbH. Im Westen beginnt bei Kilometer 15,203 das Netz der Deutschen Bahn AG. Dadurch verfügen auch die Lagerflächen an Land, welche innerhalb der Umschlags- und Verkehrszone eine Größe von 40.000 m² haben, zu denen weitere 160.000 m² für die Massenstückgutlagerung hinzukommen, über einen direkten Eisenbahnanschluss. Insgesamt reichen die Lagerkapazitäten für bis zu 3.000.000 Tonnen Kohle. Zu den unmittelbaren Nachbarn der Niedersachsenbrücke zählt neben dem JadeWeserPort auch das von EUROGATE betriebene Containerterminal. Südlich der Niedersachsachsenbrücke befindet sich zudem die GDF Suez Kraftwerk Wilhelmshaven GmbH (demnächst mit neuem Namen und neuem Logo, engie ), welche am Standort Wilhelmshaven eine der modernsten, saubersten und effizientesten Anlagen ihrer Art weltweit betreibt. Bei einem Wirkungsgrad von 46 % kann eine elektrische Nettoleistung von 731 Megawatt erreicht werden sowie bis zu 5,5 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt werden. Dies entspricht etwa einem Prozent des gesamten in Deutschland produzierten Stromes. 1.3.4.3.3 Gewerbegebiet Geniusbank Der Bebauungsplan 213 befindet sich derzeit noch in der Aufstellung. Ziel ist die Erschließung des Gewerbegebietes Geniusbank. Dieses grenzt unmittelbar an das Güterverkehrszentrum und den Eurogate Container Terminal (CTW) im JadeWeserPort. Außerdem befindet sich das Kohlekraftwerft von GDF SUEZ und die Kohlelogistikflächen von Rhenus Midgard in direkter Nachbarschaft. Die Bundesautobahn A 29 endet unmittelbar neben diesen Flächen. Der Bebauungsplan umfasst eine Fläche von ca. 42 ha, von denen voraussichtlich 36 ha als Gewerbeflächen genutzt werden. Diese befinden sich im überwiegenden Eigentum von Niedersachsen Ports. Die restlichen Flächen sind im Eigentum der Stadt Wilhelmshaven. (Quelle: Stadt Wilhelmshaven) Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 15

Abbildung 6: Grafische Darstellung des Bebauungsplans 213 Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 16

1.3.5 Hafenanlagen Innerer Hafen und Schleuseninsel Die seeseitige Zufahrt zum Inneren Hafen erfolgt über die sich am südlichen Ende des Neuen Vorhafens befindliche und rund um die Uhr betriebene Seeschleuse. Die Schleuse besteht aus zwei Kammern von je 390 Metern nutzbarer Länge und 57 Metern nutzbarer Breite. Sie erlaubt Schiffstiefgänge von bis zu 11,50 Meter und kann ohne Schwierigkeiten alle Schiffsgrößen, die für den Inneren Hafen bestimmt sind, passieren lassen. Die Wassertiefe im Neuen Vorhafen beträgt in einer 200 Meter breiten Rinne SKN -8,00 Meter. Der Bereich von Niedersachsen Ports umschließt den Alten Vorhafen, den Flut- und Pontonhafen (inklusive der zwei Slip- Anlagen), den Lüneburg- sowie den Braunschweigkai, den Hannoverkai und den Oldenburgkai (Osnabrücker und Hildesheimer Ufer mit Schwimmdocks, Mobilbagger). Abbildung 7: Übersicht Nordhafen Nordhafen - Braunschweig- und Lüneburgkai Im nordwestlichen Teil des Nordhafens befinden sich der Lüneburg- und der Braunschweigkai. Die Hafenanlagen beider Kais wurden lange Zeit von der Rhenus Midgard AG & Co. KG betrieben, welche auch dort angesiedelt ist. Seit Januar 2015 werden die Kaianlagen von Niedersachsen Ports selbst betrieben. Am Braunschweigkai, mit seiner 320 Meter langen Kaimauer und einer Wassertiefe von 12,00 Metern bei normalem Hafenwasserstand, können Güter aller Art umgeschlagen werden. In Abhängigkeit von der Schiffsgröße verfügt er über zwei bis drei Liegeplätze. Ein Mobilkran für Containerverladung (bis zu 100 Tonnen) sowie eine RoRo-Rampe mit einer Breite von 35,50 Metern befinden sich im Besitz von Rhenus und sind als Umschlagseinrichtung vorhanden. Zur Lagerung dienen 60.000 m² befestigte Kaifläche sowie weitere 3.000 m² in Hallen. Die Verwaltung der Flächen und Hallen obliegt Rhenus. Am 275 Meter langen Lüneburgkai, an dem heute Baustoffe, Düngemittel, Salz, Getreide und Stückgut umgeschlagen werden, stehen zwei bis drei Liegeplätze zur Verfügung. Eine RoRo- Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 17

Rampe (Besitz Niedersachsen Ports mit einer Breite von 35,50 Metern, zwei Drehwippkräne (Besitz Rhenus) für bis zu 15 bzw. 18 Tonnen, ein Schaufelradlader und Flurfördergeräte sind hier an Umschlagseinrichtungen vorhanden. Zur Lagerung der Güter können 24.000 m² befestigte Kaifläche sowie 7.000 m² Hallenfläche genutzt werden, welche ebenfalls von Rhenus verwaltet werden. Neben dem Umschlag von Massengut hat am Lüneburg- und Braunschweigkai der Umschlag von Containern und Projektladung (z. B. Windkraftanlagen, Schwergut und rollenden Gütern) an Bedeutung gewonnen. Nordhafen - Oldenburgkai (Osnabrücker Kai und Hildesheimer Ufer) Am Nord- bzw. Südrand des ehemaligen Dock VIII des Marinehafens befinden sich heute der Osnabrücker Kai und das Hildesheimer Ufer. Mit einer Wassertiefe von 6,00 Metern und einer Kai-/Uferlänge von insgesamt 120 Metern mit diversen Ponton-Liegeplätzen, dienen sie vor allem der gewerblichen Kleinschifffahrt und dem Anlegen von Sportbooten. Hier befindet sich auch ein durch die Neue JadeWerft betriebenes Schwimmdock, mit einer Länge von Abbildung 8: Oldenburger Ufer und Neue Jadewerft circa 150 Metern und einer Tragfähigkeit von bis zu 8000 tdw. Feste Umschlagseinrichtungen sind hier nicht installiert, dagegen finden sich große Frei- und Hallenlagerflächen für Sportboote, die von der Firma Wilhelm verwaltet werden. Weiterhin hat sich hier die Neue Jadewerft angesiedelt, die sich neben Reparaturarbeiten von Marineschiffen und Yachten auf den Bau von kleineren Dienst- und Behördenfahrzeugen spezialisiert hat. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 18

Nordhafen Hannoverkai Im Südwestteil des Nordhafens liegt der 325 Meter lange Hannoverkai, mit zwei bis drei Liegeplätzen und 11,00 Metern Wassertiefe. Er dient dem Umschlag von Projektladung, sowie ggf. Stück- und Schüttgütern, wofür jedoch keine ortsfesten Anlagen vorhanden sind. Auf einer Kaifläche von 6.000 m² können diverse Güter umgeschlagen / zwischengelagert und auf einer Fläche von 20.000 m² z. B. Montagearbeiten durchgeführt werden. Der Hannoverkai wird als öffentlicher Umschlags- und Montagekai vorgehalten. Abbildung 9: Blick auf den Hannoverkai Schleuseninsel Die Schleuseninsel ist als einziger Hafenbereich sowohl an die Jade als auch an den Inneren Hafen direkt angebunden und beinhaltet die Landflächen zwischen ehemaliger zweiter Hafeneinfahrt/Alter Vorhafen und der Ostseite, der Ostkammer der Seeschleuse. Zur Seeseite bildet die Außenmole des Flut- und Pontonhafens sowie nach Norden verlaufend der Seedeich die Abgrenzung. Die Uferlinie des Inneren Hafens verläuft uneinheitlich und erstreckt sich über das Ostufer des Ausrüstungshafens bis zum östlichen Brückenkopf des Neuen Hafentores. Der nördliche Teil der Schleuseninsel, inklusive der Schleuse selbst, gehört dem Bund. In diesem Bereich befindet sich der Marinestützpunkt, welcher der größte Heimathafen der deutschen Marineschiffe ist. Der südliche Teil der Insel ist Sondergebiet Hafen, wird derzeit jedoch nicht als Hafen genutzt und dient vorübergehend der Naherholung und bietet diverse Angebote der Freizeitgestaltung. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 19

So befinden sich auf einer Fläche von 12,7 ha 90 Kleingärten und Wochenendhäuser. Des Weiteren sind Wohnmobilstellplätze, zwei Doppelhäuser, der Zoll und ein Signalturm vorhanden. Dort angesiedelt ist auch der Wilhelmshavener Segelclub e.v. (WSC). In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Südstrand, der von den Anwohnern sowie Touristen rund ums Jahr vielfältig genutzt wird. Im westlich angrenzenden Ausrüstungshafen befinden sich auf einer Uferlänge von 700 Metern bei einer Wassertiefe von 6,50 Metern drei Liegeplätze. Davon sind zwei als Dalbenliegeplätze für Schiffe bis ca. 20.000 tdw vorgesehen. Die Schleuseninsel wird infrastrukturtechnisch von der Schleusenstraße durchzogen. Flut- und Pontonhafen Abbildung 10: Luftaufnahme Schleuseninsel Der Flut- und Pontonhafen nördlich des Alten Vorhafens am Südende der Schleuseninsel wird heute überwiegend für Freizeitangebote genutzt. Er ist Ausgangspunkt für die Versorgungsund Hilfsschifffahrt sowie Liegeplatz für die Sportschifffahrt. Die Kailänge beträgt insgesamt rund 730 Meter, von denen etwa 230 Meter auf Pontons, welche eine Tragfähigkeit von 12 t haben, entfallen. Zum Einlassen kleiner Fahrzeuge und Sportboote verfügt der Hafen ferner über eine Slip-Anlage. Die Wassertiefe liegt bei SKN -2,60 Meter, der Tidehub liegt bei 3,90 Meter. In unmittelbarer Nähe zum Deich befinden sich einzelne Wohnnutzungen sowie das Forschungszentrum ICBM-Terramare des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg und ausgewählte Restaurants. In der Nähe des alten Hafentores, außerhalb des Gebietes von Niedersachsen Ports, hat sich die Jade Dienst GmbH niedergelassen, welche seit über 50 Jahren sämtliche Serviceleistungen in den Bereichen Maritime Dienste, Schifffahrt, Taucherei/Wasserbau und Offshore-Service an ihren eigenen Kaianlagen anbietet. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 20

Abbildung 11: Blick auf den Flut- und Pontonhafen Ausrüstungshafen Dieser Hafenteil liegt im Bereich der ehemaligen III. Einfahrt, erstreckt sich vom Neuen Hafentor am Nordhafen bis zum Verbindungshafen im Süden und grenzt im Westen an den Arsenalhafen. Der Niedersachsen Ports eigene Teil des Ausrüstungshafens auf der Schleuseninsel umfasst neben zwei Dalbenliegeplätzen für Schiffe bis ca. 20.000 tdw und einem Liegeplatz direkt am Kopf der ehemaligen III. Einfahrt auch den sog. Millionensteg und die Holzpier. Die beiden letztgenannten Bereiche werden vornehmlich für kleinere Einheiten und Schwimmpontons genutzt. Insgesamt verfügt der Ausrüstungshafen über ca. 700 m Uferlänge mit einer Mindestwassertiefe von 6,50 m; ortsfeste Anlagen sind in diesem Hafenteil nicht vorhanden, es gibt jedoch die Möglichkeit der Landstromversorgung und Wasservergabe. Alter Vorhafen Der seewärts liegende Bereich zur ehemaligen, 1965 eingedeichten, I. Einfahrt wurde überwiegend für den Fahrgastverkehr, untergeordnet auch für Schlepperdienste, ausgebaut. Am nördlichen Helgoland- und südlichen Wangeroogkai mit einer Gesamtlänge von 365 Metern sind Anlegemöglichkeiten für sechs Passagierschiffe vorhanden. Die Wassertiefe liegt bei SKN -3,20 Metern, der Tidenhub bei 3,90 Metern. Zu einer Kaifläche von 5.600 m² kommen Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 21

weitere 9.000 m² Lager- und Parkfläche hinzu. Für die gesamte Anlage wird derzeit ein Sanierungskonzept erstellt. 1.3.6 Flächen in der Vermarktung Als Betreiber der niedersächsischen Hafeninfrastruktur verwaltet Niedersachsen Ports zudem diverse, im Hafengebiet der Niederlassung Wilhelmshaven befindliche Flächen mit einem Ausmaß von insgesamt rund 82,2 ha. Titel Größe Anbindung landseitig Anbindung wasserseitig Nordhafen 28,6 ha Friesendamm/ Jachmannbrücke A 29 5 km entfernt 320 m langer Braunschweigkai (12 m) 275 m langer Lüneburgkai (12 m) 325 m Langer Hannoverkai (11 m) sowie diverse kleinere Liegeplätze am Oldenburger, Hildesheimer und Osnabrücker Ufer. Schleuseninsel 21,1 ha Schleusenstraße A 29 5 km entfernt B 210 8 km entfernt Rüstersieler Groden Nord Außenhafen Hooksiel 40,8 ha (24,5 von Niedersachsen Ports) Unmittelbarer Anschluss zur A 29 B 210 8 km entfernt Gleisanschluss möglich 8 ha Bäderstraße A 29 15 km entfernt Tabelle 2: Übersicht der durch Niedersachsen Ports verwalteten Freiflächen Dalbenliegeplätze und Liegeplätze im Bereich Ausrüstungshafen, Alter Vorhafen sowie Flut- und Pontonhafen, Wassertiefen bis zu 8 m. Bulk Terminal WHV 2 km entfernt, 19,50 m seeseitige Wassertiefe, 8,10 m landseitige Wassertiefe 220 m langer Nordkai sowie Umschlagsplattform an der Bunkeranlage am Südkai mit 2,50 m Wassertiefe Die in der Tabelle aufgelisteten Flächen wurden von Niedersachsen Ports offiziell in der Kategorie Gewerbefläche, Freiflächen oder Baugrundstücke ausgeschrieben. Sie sollen innerhalb der nächsten Jahre durch Miet- oder Erbbaurechtsverträge von Unternehmen mit hafenaffinem Bezug (Hafengewerbe, Hafendienstleistungen, Servicebetriebe, umschlagsbezogene Ansiedlungen etc.) bewirtschaftet werden. Für einige der genannten Flächen liegen bereits Bebauungspläne vor, für andere befinden sie sich in der Aufstellung und für wieder andere müssen sie noch aufgestellt werden. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 22

2 Die Umweltstrategie des Seehafens Wilhelmshaven Die Europäische Union gibt mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie eine eindeutige umweltpolitische Richtung vor. Richtlinienpakete und Normen, wie beispielsweise zur Steigerung der Energieeffizienz oder zur Emissionsreduktion, legen dabei einen verbindlichen Handlungsrahmen fest. Um sich diesen Anforderungen zu stellen und die globale Zielumsetzung zu unterstützen, hat Niedersachsen Ports seine eigenen Umweltziele aus den vier nachstehenden umweltpolitischen Schwerpunkten der EU abgeleitet: Klimaschutz Natur und biologische Vielfalt Umwelt und Gesundheit natürliche Ressourcen und Abfälle Die Umweltzielsetzung und die aktive Umsetzung erfolgen dabei innerhalb des eigenen Einflussbereiches durch alle Unternehmensbereiche. Nachhaltigkeit bedeutet für Niedersachsen Ports, ökologische, ökonomische und soziale Interessen in Einklang zu bringen. Im Laufe dieses Umweltberichtes werden die unternehmenseigenen Umweltziele eingehend erörtert. Die nachstehende Grundsatzerklärung soll dabei als erste Orientierung dienen: Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 23

GRUNDSATZERKLÄRUNG Wir, die Niedersachsen Ports GmbH & CO. KG (NPorts), verpflichten uns dazu, Umweltbelastungen zu vermeiden und in allen Unternehmensbereichen nach dem Nachhaltigkeitsprinzip zu agieren. Als Hafenbetreiber konzentrieren sich die Aktivitäten der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG vorrangig auf das Management der Hafeninfrastruktur sowie auf das Planungs- und Entwicklungsmanagement. Wir verfolgen aktiv für unsere Hafenkunden den Ausbau und die Unterhaltung der Kaianlagen und Verkehrswege des Seehafens durch zielgerichtete Investitionen. Um Umweltbelastungen zu verringern und die Qualität der Umwelt zu verbessern, ergreifen wir folgende Maßnahmen: 1. Eine effiziente Nutzung unserer örtlichen Vorteile, wie die gute und staufreie Hinterlandanbindung 2. Die Einführung eines Umweltcontrollings zur Informationsgewinnung für eine kontinuierliche Verbesserung des Umweltschutzes und zur Steigerung der Energieeffizienz 3. Engagement für die Entwicklung von innovativen und umweltschonenden Lösungen im Schifffahrtssektor mit Fokus auf Ressourcen- und Energieeinsparung und der Emissionsreduzierung 4. Vermeidung von Abfällen und der gewissenhafte Umgang mit anfallenden Abfällen, der durch unseren Schiffsabfallbewirtschaftungsplan reglementiert wird 5. Das Informieren über und die Konformität mit den aktuellen und relevanten Umweltgesetzgebungen und Normen sowie das Ergreifen der zur Wahrung der Konformität notwendigen Maßnahmen und die Gewichtung des Naturschutzes als einen entscheidenden Indikator für den Betrieb der Hafeninfrastruktur und dessen Entwicklung 6. Die Gewährleistung eines hohen Sicherheitsstandards durch 24/7 besetzte Port Offices und Alarm- und Notfallpläne, um das Risiko eines Unfalls und dessen mögliche Folgen sowohl für die Umwelt als auch für einen sicheren Hafenbetrieb auf ein Minimum zu beschränken und die Instandhaltung der Hafenanlage aus denselben Gründen 7. Die Veröffentlichung eines Umweltberichts, um die Fortschritte und Entwicklungen der Häfen anhand der eigens definierten Leistungsindikatoren langfristig und transparent zu dokumentieren sowie die regelmäßige Aktualisierung des Berichts und der darin enthaltenen Informationen 8. Ausbau und Festigung der Netzwerke mit Kooperationspartnern wie JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG und bremenports GmbH & Co. KG. 9. Sicherstellung der Verfügbarkeit erforderlicher Ressourcen zur Umsetzung dieser Grundsatzerklärung. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 24

Ergänzend ist für Niedersachsen Ports die Umsetzung und die Weiterentwicklung der, in Kooperation mit JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG (JWPR) ausgearbeiteten Umweltstrategie mit nachfolgenden Umweltzielen mit den Schwerpunkten Emissionsreduzierung und Naturraummanagement verbindlich. UNTERNEHMENSBEREICH ZIEL UMSETZUNG BETRIEB DER HAFENINFRASTRUKTUR Reduzierung von CO₂ - Emissionen ESI, Vorbereitung LNG, Landstrom (OPS), Fuhrpark, IT- Lösungen, Energetische Sanierung PLANUNG UND ENTWICKLUNG Planung und Bewirtschaftung neuer und bestehender Infrastrukturanlagen unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte Vermeidung und Verringerung von Verkehrswegen, effiziente Nutzung der Infrastruktur PLANUNG UND ENTWICKLUNG Naturraummanagement Langfristige Planung von Kohärenz- und Kompensationsmaßnahmen KOOPERATION Zusammenarbeit mit Akteuren der Hafenwirtschaft im Umweltschutz Berücksichtigung von ökologischen Gesichtspunkten bei der Zusammenarbeit mit Partnern MARKETING Umweltschutz innerhalb und außerhalb des Unternehmens Kommunikation der Umweltschutzmaßnahmen mit internen und externen Anspruchsgruppen in Form von Umweltberichten, Broschüren und Schulungen der MA FINANZEN Umweltcontrolling Erstellung von Input-Output- Bilanzen zur Informationsgewinnung für einen besseren Umweltschutz. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 25

Darüber hinaus gehört die Zertifizierung der Niederlassung Wilhelmshaven nach dem Umweltmanagementsystem PERS (Port Environmental Review System) in 2016 zur Umweltstrategie von Niedersachsen Ports. Bei der Zertifizierung geht es unter anderem darum, die ökologischen Auswirkungen der verschiedenen Hafenbereiche zu untersuchen und Umweltbelastungen durch das Umweltmanagement zu reduzieren, um so eine Bemessungsgrundlage für die Umweltzielerreichung zu schaffen. Die Identifizierung von wesentlichen Umweltaspekten ist dabei ein wichtiger Schritt, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu erkennen und Umweltziele und Lösungen formulieren zu können. Am Standort Wilhelmshaven sind dabei folgende Umweltaspekte signifikant und werden in der Umweltstrategie des Hafens aufgegriffen: Luftschadstoffemission Wasseremission und Wasserqualität Abfallmanagement Verschmutzung des Erdreiches Auswirkungen auf Lebensräume und Biotope Lärmemission 2.1 Umweltschutz durch nautische Vorteile Der Seehafen Wilhelmshaven ist nautisch problemlos über eine sehr kurze Revierfahrt (je nach Anlaufpunkt im Hafen zwischen 18 und 32 sm) erreichbar. Die Wassertiefe wird durch regelmäßige wasserbauliche Unterhaltungsmaßnahmen auf 18,10 Meter unter SKN gehalten. Tideunabhängig können Schiffe jederzeit mit einer Länge von bis zu 400 Metern und einer Breite von bis zu 60 Metern mit 18 Metern Tiefgang einlaufen oder mit 17 Metern Tiefgang auslaufen. Tideabhängig sind einlaufende Schiffstiefgänge bis 20 Metern (auslaufen 19 Meter) möglich. Auf dem Jaderevier muss die Fahrt der Schiffe nicht reduziert werden (full-sea-speed ist möglich). Lange Revierfahrten durch küstennahe Gewässer, Flüsse oder Kanäle entfallen in Wilhelmshaven. 2.2 Die Transportlogistik des Standortes Wilhelmshaven Der Seehafen Wilhelmshaven ist ein Hafen der kurzen Wege. Er besticht durch seine unmittelbaren Anbindungen sowohl zur Straße als auch zur Schiene. Die Bundesautobahn 29 (Oldenburg-Wilhelmshaven) wurde im Rahmen der Baumaßnahmen des JadeWeserPort bis kurz vor das Terminal ausgebaut. Die anderen Hafenbereiche der Anlagen in der Jade und des Inneren Hafens sind von dort über den Friesendamm und die Straße Am Tiefen Fahrwasser an die Autobahn angeschlossen. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 26

Eine Anbindung an die Eisenbahnstrecke Wilhelmshaven-Oldenburg erfolgt für Verbindungs-, Kohle-, Strombau- und Kanalhafen über das Südgleis. Der Große Hafen sowie die Jaderegion sind über das Industriestammgleis zu erreichen. Auch über Wege der Binnenschifffahrt kann der Seehafen Wilhelmshaven angefahren und verlassen werden. So besteht beispielsweise die Kanalverbindung Wilhelmshaven-Emden (Ems-Jade-Kanal 70 km) mit 6 Schleusen, 15 festen und 27 beweglichen Brücken. Die maximal zulässigen Schiffsbemessungen betragen hierfür 33 Meter Länge, 6,20 Meter Breite und 1,70 Meter Tiefgang. Zu beachten ist, dass die Durchfahrtshöhe der Brücken 3,80 Meter und die Höchstgeschwindigkeit auf dem Kanal 8 km/h beträgt. Unmittelbar südwestlich von Wilhelmshaven liegt zudem der JadeWeserAirport Mariensiel. Er ist mit 2 Crosswindbahnen 02/20 mit 1459x30m und 16/34 mit 615x15m Asphalt ausgestattet. Nachtflugbetrieb und Instrumentenflugbetrieb (Luftraum F) sind möglich. 2.3 Reduzierung von Luft- und Meeresverschmutzung Die Seeschifffahrt ist im Vergleich zu den entsprechenden Landverkehren ein CO₂-armer Verkehrsträger pro Tonnenkilometer fallen hier die Emissionen niedriger aus. Dennoch belasten die Abgase der Schiffsmotoren die Umwelt, da Seeschiffe größtenteils mit Schweröl betrieben werden, worin deutlich mehr Schwefeloxide und andere Schadstoffe (z. B. Schwermetalle, Stickoxide, Partikel) enthalten sind als in Kraftstoffen, die an Land eingesetzt werden. Die Politik verfolgt das Ziel, Umweltbelastungen durch Schiffsverkehre zu verringern. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO hat zum 1. Januar 2012 den zulässigen Schwefelgehalt von Bunkeröl auf 3,5 % begrenzt. Ab 1. Januar 2020 wird der Grenzwert auf 0,5 % gesenkt. Noch strengere Grenzwerte wurden für einige besonders schutzbedürftige Gebiete, sogenannte Sulphur Emission Control Areas (SECA s), festgelegt. Dazu zählen Ostsee, Nordsee, der Englische Kanal, große Teile der Küste Nordamerikas sowie seit dem 1. Januar 2013 die Karibik. Weitere Gebiete werden aller Voraussicht nach folgen. Innerhalb dieser Gebiete gilt seit dem 1. Januar 2015 ein Schwefelhöchstgehalt von 0,1 %. Ab 2021 sollen Stickoxid-Grenzwerte folgen. Neben den Kohlendioxid-Emissionen soll auch der Schwefeldioxid- und Stickoxidausstoß von Schiffen erheblich gesenkt werden, um die Übersäuerung und Überdüngung der Böden und Gewässer zu begrenzen. Am Seehafen Wilhelmshaven wird die Verantwortung gegenüber der Umwelt wahrgenommen, indem die Reeder in ihren Bemühungen zur Reduzierung der Schiffsemissionen unterstützt werden. Hierauf wird im Folgenden detaillierter eingegangen. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 27

Niedersachsen Ports unterstützt die Schifffahrt an allen Standorten bei der Reduzierung ihrer Emissionen. Dazu wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt, wiederum andere sind geplant und werden vorbereitet. 2.3.1 Environmental Ship Index (ESI) Um die Ökobilanz in der Schifffahrt zu verbessern, sind neue Initiativen zum Klimaschutz und zur Reinhaltung der Meere gefragt, da der Schadstoffausstoß durch die Verbrennung von Schwerölen immer noch zu hoch ist. Niedersachsen Ports ist Mitglied der World Port Climate Initiative (WPCI) und gewährt seit dem 1. Januar 2014 einen ESI-Rabatt für besonders emissionsarme Schiffe. Das ESI-Zertifikat wird auf Antrag des Schiffes von der World Port Climate Initiative (WPCI) ausgestellt. Der Index gibt Auskunft über die Umweltleistung von Schiffen, was luftverunreinigende Emissionen (NOx und SOx) und CO₂ anbelangt. Häfen und andere nautische Dienstleister auf der ganzen Welt können den Index zur Entlohnung von Schiffen und somit zur Förderung der Nachhaltigkeit in der Schifffahrt heranziehen. Ziel ist es, mit den Rabatten die Bemühungen der Reeder um besonders umweltfreundliche Technologien und den Einsatz sauberer Brennstoffe zu honorieren. Der ESI stellt fest, welche Schiffe bessere Emissionswerte aufweisen als die von der IMO (International Maritime Organisation) festgelegten Richtwerte für Stickstoff- und Schwefeloxide. Die Höhe der Einstufung (ESI-Punkte) richtet sich dann nach den ermittelten Werten. 2.3.2 Liquefied Natural Gas (LNG) Vor dem Hintergrund, die Schifffahrt umweltfreundlicher zu gestalten, spielt LNG eine wichtige Rolle, da mit LNG der Ausstoß von Stickoxiden im Vergleich zum Diesel um knapp 90 % und der von Kohlendioxid um bis zu 20 % verringert werden kann. Schwefeldioxid- und Feinstaubemissionen entfallen beim LNG-Betrieb nahezu komplett, zudem verringert sich der Verschleiß der Motoren und senkt damit die Betriebskosten. Niedersachsen Ports hat großes Interesse am Aufbau einer LNG-Infrastruktur und unterstützt die Ansiedlung von LNG-Bunkerstationen in den Häfen. Bei Bedarf wird Niedersachsen Ports geeignete Flächen zur Verfügung stellen sowie Investoren bei erforderlichen Genehmigungsverfahren für LNG-Infrastrukturen beraten und unterstützen. Zur Förderung der gasangetriebenen Schifffahrt ist Niedersachsen Ports Partner beim Innovationsnetzwerk "LNG-Initiative Nordwest", das von der MARIKO GmbH aus Leer koordiniert wird. Die "LNG-Initiative Nordwest" verfolgt das Ziel, maritime Unternehmen beim Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 28

Übergang in die gasangetriebene Schifffahrt zu unterstützen. Dazu wird mit den Partnern und Experten das umfangreiche Know-how gebündelt und weiterentwickelt. Derzeit wird gemeinsam mit der MARIKO GmbH nach Möglichkeiten der LNG-Nutzung in Wilhelmshaven gesucht. Weiterhin ist Niedersachsen Ports Mitglied bei der nationalen LNG Initiative Maritime LNG Plattform mit Sitz in Hamburg und Berlin. Konkrete Ziele der Akteure wurden in einer Roadmap niedergelegt: Roadmap: 50 zusätzliche Schiffe in fünf Jahren in deutschen Häfen mit LNG umgerüstet/neu eingesetzt. 250 versorgte Hafenaufenthalte von Schiffen pro Jahr, die wasserseitig mit LNG- Landstrom versorgt werden innerhalb von drei Jahren. Mindestens fünf Häfen in Deutschland, die in fünf Jahren die Versorgung mit LNG sicherstellen. Dadurch konkrete Reduzierung der Emissionen von SOx, NOx, CO2 und Feinstaub. 2.3.3 Landstromversorgung (Onshore Power Supply - OPS) Durch die Einspeisung von Landstrom in das Bordnetz können Emissionen von Luftschadstoffen und Lärm vermieden und von Kohlendioxid reduziert werden. An der Kaje und an Bord müssen hierzu Anschlüsse und Umformer errichtet werden, die Strom mit den im Bordnetz der Schiffe verwendeten Spannungen und Frequenzen bereitstellen. Mit der 2009 erfolgten Veröffentlichung der ISO-Norm IEC/PAS 60092-510:2009 wurde ein wichtiger Schritt in Richtung der vielfach geforderten Standardisierung gegangen. Aus Sicht eines Hafens kann die Subventionierung des Landstroms zur Minderung der Emissionsbelastung sinnvoll sein. Die Effektivität einer bestimmten Emissionsminderung wurde bereits in Long Beach untersucht. Unter 15 kennzeichnenden Schiffstypen wurde für fünf der Landstromanschluss als effektiv ermittelt mit einem Kreuzfahrtschiff an der Spitze, gefolgt von einem Kühlschiff, einem Kühlcontainerschiff, einem Containerschiff und einem Spezialtanker. Gemeinsam waren den Schiffen der deutlich überdurchschnittliche Leistungsbedarf, längere Hafenliegezeiten (in der Summe der Anläufe) und relativ häufige Hafenanläufe, was diese Schiffstypen für eine Nutzung von Landstrom prädestiniert. Derzeit sind die Frachtschiffe in Europa überwiegend noch nicht darauf eingestellt, Landstrom zu nutzen. IM Ausrüstungshafen wird OPS teilweise durch Auflieger genutzt. Niedersachsen Ports plant, die Leistungsfähigkeit auszubauen, um größere Schiffseinheiten mit OPS versorgen zu können. Seehafen Wilhelmshaven PERS Umweltbericht 29