Schuldnerberatung im Maßregelvollzug Ein Praxisbericht
Die KEL 1991 als Beschäftigungsinitiative gegründet Ziel: Perspektiven geben und Integration in den ersten Arbeitsmarkt ermöglichen Verlagerung des Schwerpunktes auf Erwerbslosenberatung, psychosoziale Beratung und SCHULDNERBERATUNG seit 2006 im Rahmenvertrag der Stadt Leipzig Anerkannte Stelle für Verbraucherinsolvenzberatung seit 2010 zur Zeit ohne finanzielle Förderung Träger ist der Evangelisch-Lutherische Kirchenbezirk Leipzig Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. Dietrich Bonhoeffer
Die Klinik für Forensische Psychiatrie seit 1996 Einrichtung des Städtischen Klinikums St. Georg 118 gesicherte Behandlungsplätze für die Maßregelbehandlung suchtmittelabhängiger Straftäter und Straftäterinnen aus Sachsen Grundlage 64 StGB Sozialdienst: Team von 10 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wertschätzender Umgang zwischen Klinikpersonal und Patienten stark strukturierter Tagesablauf Behandlungsdauer durchschnittlich zwei Jahre angeschlossen: Forensische Institutsambulanz
Die Therapie Stufenplan Orientierungsstufe Intensivstufe Aufnahmediagnostik, Motivationsbehandlung Psychotherapeutische, sozialtherapeutische und medizinische Aufarbeitung des süchtigen und delinquenten Verhaltens Erprobungsstufe Integrationsstufe Rehastufe Kontrolliertes Erproben der gewonnenen Erkenntnisse Vorbereitung auf die Entlassung Anbindung an Forensische Institutsambulanz Resozialisierung
Die Schuldnerberatung der KEL in der Klinik Organisation Rahmenvereinbarung zwischen Klinik und KEL 2012 Beratung einmal monatlich in der Klinik Anmeldung der Patienten (frühestens nach 8wöchiger Verweildauer in der Intensivstufe) Vorbereitung: Unterlagen beschaffen, sortieren, Datenübersicht nach 34 BDSG anfordern vorläufige Gläubigerübersicht erstellen (Formulare stehen zur Verfügung) Beratung in Anwesenheit des zuständigen Sozialdienstes Besonderheiten: kein Telefon, kein Kopierer, kein Computer
Die Schuldnerberatung der KEL in der Klinik Ablauf und Inhalt Patienten gut vorbereitet zu den Terminen Erstgespräch: Erfassung der persönlichen Daten und der familiären Situation (Unterhaltspflichten!) Erfassung der Einkommens- und Vermögenssituation Erfassung der Überschuldungssituation (Berücksichtigung der Forderungen, die von der Restschuldbefreiung ausgenommen sein könnten) Information über Schuldenregulierungsmöglichkeiten, Ablauf InsO, Stiftungen kein Erfragen der Hintergründe, die zum Strafvollzug geführt haben Förderung der Eigeninitiative: Anschreiben an Gläubiger erfolgt nach Vorlage der Schuldnerberatung durch Schuldner selbst i.d.r. flexible Nullpläne Hilfe bei Insolvenzantrag, Begleitung während des gesamten Verfahrens möglich
Die Klienten in doppelter Hinsicht von Schulden betroffen: Sucht und Straffälligkeit Altersdurchschnitt: 33 Jahre Berufsabschluss: fast die Hälfte mitbetroffene Kinder: in fast der Hälfte der Fälle Ø Schuldensumme: 26.650,- Mietschulden Energieschulden Gerichtskosten Klienten Klinik Ø 4.655,00 1.256,00 13.176,00 Klienten Klinik max. 17.000,00 2.967,00 32.130,00 Bundesstatistik Ø * 3.869,00 1.420,00 Klienten Klinik Anteil 47,00% 76,50% Bundesstatistik Anteil * 24,50% 25,70% * Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 15 Reihe 5-2014
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Chancen der Beratung im Vollzug Schuldnerberatung ist ein wichtiges Instrument zur Resozialisierung frühzeitiger Beginn schnellere Erreichbarkeit der Entschuldung für nicht restschuldbefreiungsfähige Schulden kann Lösung gesucht werden Zeit, Gelegenheit, Unterstützungsmöglichkeiten gegeben Einübung von Eigeninitiative und Übernahme von Verantwortung Schuldenregulierung ist ansteckend! weitere Begleitung und Beratung nach Entlassung in der Beratungsstelle vor Ort möglich
Kritikpunkte Risiken Probleme Gerichtskosten! Kostentragungspflicht für Gefährlichkeitsgutachten? nicht restschuldbefreiungsfähige Schulden Pfändung in den Vorrechtsbereich Motivationsverlust für den Schuldner Konfrontation des Beraters mit delinquentem Verhalten und mit Drogenbiografien, Ungleichgewicht dessen, was für Täter und was für die Opfer gesellschaftlich getan wird
Ausblick Fortführung der Schuldnerberatung der KEL in der Klinik sinnvoll und notwendig Hoffnung auf Finanzierung Intensivierung und Ausbau des Angebots: Gezielte Entlassungsvorbereitung Prävention vor erneuter Überschuldung Hoffnung auf Einrichtung eines Entschuldungsfonds in der Straffälligenhilfe in Sachsen
Literaturtipps
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kirchliche Erwerbsloseninitiative Leipzig Ritterstraße 5 04109 Leipzig Tel.: 0341/9605045 karla.darlatt@evlks.de