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Feedback geben in Vrleserunden (=22_US) Werner Senn 1 Textmuster Erzählen (fiktinal) 2 Ziele Ziel dieser Musteraufgabe ist, dass die SuS allmählich die Kmpetenz aufbauen, über ihre Texte reden zu können. Sie sllen einander in Vrleserunden auf die in der Aufgabe «Fabulieren im Erzählkreis =21_US» entstandenen Geschichten ein Feedback geben. Die SuS lesen ihre Geschichten in der Vrleserunde vr und geben anschliessend einander ein Feedback. Sie lernen dabei, über Texte differenziert zu reden. Die SuS wählen Geschichten aus für ein Klassengeschichten-Buch. Sie können ihre Auswahl begründen. Diese zweite Musteraufgabe mit dem Fkus «Feedback geben in Vrleserunden» schliesst an die erste Aufgabe «Fabulieren im Erzählkreis» an und ist Teil einer Reihe vn Aufgaben, die vm Fabulieren über das Feedbackgeben zur Anreicherung vn Schreibideen reicht. Das Bindeglied der drei Aufgaben ist das Instrument der Leitfragen, die in allen drei Schreibaufgaben als Unterstützungsmittel eingesetzt werden. In dieser Aufgabe dienen die Fragen dazu, ein inhaltliches, textbasiertes Feedback zu geben. 3 Stufe 1. 3. Klasse 4 Feedback im Rahmen einer literalen Praxis Die Klasse ist der Ort einer literalen szialen Praxis (vgl. z. B. Dehn 2013). Dazu gehört auch, dass man über die entstandenen Text in der Klasse redet. Auf der Unterstufe ist es wichtig, dass die in der Klasse entstandenen Texte vrgelesen werden. Slche Vrleserunden werden dann zu einem Ritual, das regelmässig durchgeführt wird und die Schulwche strukturieren kann, z. B. zu Wchenbeginn, in der Wchenmitte und zu Wchenende. Das Vrlesen muss in einem psitiven Umfeld stattfinden können, das Präsentieren der Texte wie die Reaktin darauf. In erster Linie sllen nach dem Vrlesen Fragen zur präsentierten Geschichte gestellt werden, die dann nach dem Schema Fragen und Sagen vn Bambach (1993) besprchen werden. Feedback-Kultur Eine wesentliche Rlle spielt dabei eine Feedback- Kultur, in der die Texte der SuS gewürdigt werden. Dazu ist es wichtig, dass die SuS lernen, einen Text genau zu lesen bzw. genau zuzuhören, wenn er vrgelesen wird, damit sie anschliessend eine textbezgene Rückmeldung geben können. Dies ist ein sehr hher Anspruch, dem nicht einmal Erwachsene immer genügen. Dennch ist es sinnvll, bereits auf der Unterstufe damit anzufangen, um diese Kultur aufzubauen. Vraussetzung dafür ist, dass die Texte und Geschichten der SuS gesammelt, vrgelesen und entsprechend gewürdigt werden. Um eine textbezgene Rückmeldung zu ermöglichen, spielen Bebachtungsfragen eine entscheidende Rlle, da sie die Aufmerksamkeit der SuS auf bestimmte Textmerkmale richten (vgl. Material C: Bebachtungsfragen). Vr allem auf der Unterstufe müssen diese Fragen sehr knkret frmuliert sein, damit sie hilfreich sind. Diese Fragen bilden die Grundlage dafür, eine differenzierte Vrstellung vm Text aufzubauen, um über den Text sprechen zu können. Auf dieser Basis kann der Text dann in einem zweiten Schritt differenziert wahrgenmmen werden. In einem Feedback-Gespräch werden diese Bebachtungen frmuliert und eingeschätzt. Zur Feedback-Kultur gehört, dass slche Beurteilungen (z. B. der Text der die Textstelle finde ich passend der gefällt mir ) erklärt und textbezgen begründet werden können, was wiederum eine genaue Bebachtung des Textes vraussetzt (vgl. Material B: Feedback-Regeln). In einem dritten Schritt wird dann nach möglichen Alternativen gesucht, wenn eine Textstelle zu wenig befriedigt. Zusammenfassend spielen als beim Feedback drei Schritte eine wichtige Rlle, welche die Feedback- Regeln bestimmen (vgl. auch Hattie 2013, 209): 1) Mithilfe der Bebachtungsfragen eine genaue Vrstellung vm Text aufbauen (Zielvrstellung).

2) Den Text genau wahrnehmen, einzelne Textmerkmale erkennen (Bebachten) und sich eine eigene Meinung über den Text bilden (Beurteilung). Die eigene Meinung muss textbezgen begründet werden. 3) Mögliche alternative Frmulierungen suchen und vrschlagen, wie der Text verbessert werden könnte. Feedback-Runde Die Feedback-Runde findet nach dem Vrlesen einer Geschichte in der Vrleserunde statt (vgl. Aufgabe Fabulieren im Erzählkreis = 21_US). Es handelt sich dabei um eine Vrstufe der Textrevisin (genauer: der Schreibknferenz), indem mithilfe vn ausgewählten Fragen die Texte besprchen werden. Es ist wichtig, dass alle SuS immer wieder aufgefrdert werden, ein Feedback zu geben. Im gemeinsamen Gespräch erfahren die SuS einerseits Wertschätzung ihrer Geschichten, andererseits aber auch, wrauf es bei Geschichten ankmmt. Im Reden über die Geschichten wird nämlich eine gewisse Distanz zum eigenen Text aufgebaut. Die SuS erkennen auch, wie ihre Geschichte vn anderen verstanden wird. Sie lernen auf diese Art, auf welche Punkte sie selbst bei Geschichten achten können (vgl. Material C: Bebachtungsfragen). Oft sind pauschale Beurteilungen vn SuS ( gefällt mir ) auch Ausdruck dafür, dass der Text nicht differenziert genug gelesen wrden ist. Am besten werden deshalb diese Leitfragen einzeln vergrössert auf verschieden farbige Karten kpiert, s dass sie in Feedback-Runden als Erinnerung eingesetzt werden können. Die Fragen können vrgängig insbesndere mit DaZ-SuS besprchen und bspw. in einem Ratespiel zu Figuren, zur Handlung der zu Orten geübt werden. Schreibanfänger/-innen können in den meisten Fällen negative Rückmeldungen nch nicht prduktiv für ihre Geschichten nutzen. Es ist deshalb nicht das Ziel der Feedback-Runde, den Text zu verbessern der gar anschliessend selbstständig zu überarbeiten (was auf dieser Stufe nicht zu empfehlen ist). Das Hauptziel ist, wie ben ausgeführt, durch diese Gespräche die Texte immer differenzierter wahrzunehmen. Zudem bieten die verschiedenen vrgelesenen Geschichten in der Vrlese- und Feedback-Runde ein vielfältiges Angebt an Mustern, die den SuS mit der Zeit für ihr eigenes Schreiben nutzen können. Deshalb stehen vr allem psitive Rückmeldungen im Vrdergrund: Gelungene Textstellen sllen fkussiert werden, nicht die misslungenen. Psitive Beispiele helfen weiter, negative stellen meist eine Entmutigung dar. In Feedback-Runden sllen demzuflge zuerst die psitiven Rückmeldungen gegeben werden, bevr ein negatives Feedback geäussert wird. Bei einer misslungenen Textstelle sll im Anschluss daran gearbeitet werden, eine bessere Frmulierung, eine passendere Idee zu finden. Vielleicht findet das Kind selbst eine Möglichkeit, wie der Text verbessert werden kann, wenn auf eine Prblemstelle hingewiesen wird. Snst kann die ganze Gruppe mithelfen, alternative Frmulierungen zu finden. Dies ist ft harte Arbeit, die sich jedch lhnt und bei der die Lehrpersn gerade auf der Unterstufe und mit DaZ-SuS zu Beginn ft unterstützend eingreifen muss. Die wichtigste Aufgabe der Lehrpersn in der Feedback-Runde ist dabei, slche gelungene Muster den SuS sichtbar zu machen, diese hervrzuheben und zu würdigen. Dabei zeigt sie auf, welche Wirkung die Frmulierungen haben (vgl. Abb.1. Geschichte vn Marigna): «Habt ihr euch darauf geachtet, wie Marigna in ihrer Geschichte die Hexe beschrieben hat. Man kann sie sich ganz genau vrstellen: Es war einmal eine Hexe, die hatte eine lange Nase. Und sie hatte Pickel im Gesicht. Und auf ihrem Kpf ist ein schwarzer Hut mit Spinnen. Stellt euch mal diesen Hut vr! Wir grss ist er? Wie sieht er aus? Ob die Spinnen sich whl bewegen? Sind sie lebendig?» Abb. 1: Differenzierte Figurenbeschreibung in der Geschichte vn Marigna (2. Klasse) Feedback-Runden können in einem frtgeschrittenen Stadium auch bestimmte Funktinen erfüllen, beispielsweise dazu dienen, aus einer Textsammlung einen auszuwählen. Hat ein S bspw. zwei Geschichten für das Klassengeschichtenbuch geschrieben, kann er 2

die beiden vrlesen und in einer Feedback-Runde einen auswählen. Die Feedbacks der Gruppe richten sich s auf ein Ziel aus, z. B. b die Geschichte zu den andern Geschichten im Buch passt. Es können dann auch weitere Kriterien beigezgen werden, die sich an den Bebachtungsfragen zu den Figuren, zur Handlung und zum Ort rientieren. Feedback-Regeln Rückmeldungen müssen s knkret wie möglich sein (vgl. Material A: Feedback-Regeln). Damit dies möglich wird, muss der Text und einzelne Textmerkmalen zuerst genau wahrgenmmen werden. Die sieben Punkte der Feedback-Regeln knkretisieren die Vrgehensweise beim Feedback. Wesentlich für eine psitive Feedback-Kultur ist der Schnraum, in dem ein Feedback stattfinden muss. Deshalb werden zuerst psitive Rückmeldungen gegeben, bevr auf negative Textstellen aufmerksam gemacht wird. Zudem müssen diese Rückmeldungen möglichst knkret auf einzelne Textstellen bezgen werden, die aufgefallen sind. Deshalb lhnt es sich, zuerst darüber zu sprechen, was einem am Text (der den Figuren, der Handlung, dem Ort) aufgefallen ist. Wenn dies zu wenig knkret geschieht, sll die Lehrpersn nachfragen: «Warum findest du die Hexe mega gemein?» Oft ist es auch hilfreich, wenn die Lehrpersn ein eigenes Beispiel gibt: «Ich finde die Geschichte deshalb spannend, weil ich bis fast zum Schluss nicht weiss, b die Geschichte gut ausgeht.» S erhalten die SuS Muster, wie sie Rückmeldungen frmulieren können. Wenn ein Kind eine wertende Aussage hne Begründung gibt, kann die Lehrpersn fragen: «Warum gefällt dir denn die Geschichte? Welche Stelle gefällt dir besnders? Beschreibe sie.» der bietet ein Muster einer Begründung selbst an: «Ich mag spannende Geschichten, weil ich einfach nicht mehr aufhören kann zu lesen. Ich muss unbedingt wissen, wie es zu Ende geht.» Oder: «Mir gefällt eine Geschichte nicht, wenn sie mir Angst macht und ich nicht mehr weiterlesen kann.» Typische Frmulierungen befinden sich im Material D: Sprachliche Mittel zum Feedback. Slche Frmulierungen sllten für alle sichtbar sein, beispielsweise können einige davn in einer Feedback-Runde in die Mitte gelegt werden. Die Lehrpersn unterstützt mit slchen Frmulierungen das Kind, seine Aussagen zu präzisieren der diese zu erklären. Mit DaZ-SuS werden diese sprachlichen Mittel ebens wie die Leitfragen am besten in kleinen Gruppen im Vraus bearbeitet und in Bezug auf einen ausgewählten Text angewendet. Dabei sllte ein spezifischer Fkus gesetzt werden, z. B. auf die Figuren in einer Geschichte. Dann können einzelne Fragen und Frmulierungen ausgewählt und der entsprechende Wrtschatz aufgebaut werden. 5 Aufgabe Die Aufgabe besteht darin, in einer Feedback-Runde im Anschluss an das Vrlesen der Texte eine Rückmeldung auf den Text zu geben. Dabei geht es auf der Unterstufe primär einmal darum, den Text differenzierter wahrzunehmen. Deshalb wird er mithilfe der Bebachtungsfragen besprchen (vgl. Material C: Bebachtungsfragen zum Feedback). Das Vrgehen in einer Feedback-Runde wird am besten gemeinsam in der Klasse unter Anleitung der Lehrpersn eingeübt, bevr sie es dann immer selbstständiger ausführen. Zu Beginn kann das Feedback zuerst nur mündlich gegeben werden, in einer geübteren zweiten der dritten Klasse können dann auch sgenannte Blitzzettel eingesetzt werden (am besten Frmat A6), die helfen, die verschiedenen Rückmeldungen zu strukturieren (vgl. Material B: Feedback mit Blitzzetteln). Blitzzettel unterstützen die SuS auch, ihre Rückmeldungen nicht zu vergessen, wenn sie nicht gleich zu Beginn an die Reihe kmmen. Die Blitzzettel werden als Vrbereitung auf eine Feedbackrunde zu zweit bei der Besprechung der Geschichte hergestellt. Damit ein Feedback gut funktiniert, sllten die SuS sich an einige Regeln halten und die entsprechenden sprachlichen Mittel dafür zur Verfügung haben (vgl. Material A: Feedback-Regeln und Material D: Sprachliche Mittel). Vr allem für DaZ-SuS, die zudem nch die entsprechenden sprachlichen Mittel aufbauen müssen, ist eine Vrbereitung auf eine Feedback-Runde und weitere Vertiefung im Gruppenunterricht zentral. Flgendes Material steht im Anhang zur Verfügung: A: Feedback-Regeln B: Feedback mit Blitzzetteln C: Bebachtungsfragen zu Figur, Handlung und Ort D: Sprachliche Mittel zum Feedbackgeben Durchführung Zur Vrbereitung hat die Lehrpersn einzelne Bebachtungsfragen ausgewählt und vergrössert auf 3

einzelne Karten kpiert (vgl. Material C: Bebachtungsfragen). Ebenfalls vergrössert auf einzelne Karten kpiert sind die Sprechblasen mit den sprachlichen Mitteln (vgl. Material D. Sprachliche Mittel). Eine Feedback-Runde muss srgfältig und schrittweise in einer Klasse eingeführt werden. Die Lehrpersn lenkt als Vrbereitung die Aufmerksamkeit der SuS bereits beim Vrlesen auf einzelne Punkte, wrauf sich diese besnders achten sllen (z. B. beim Text vn Marigna auf die gelungene Figurenbeschreibung). Dazu legt sie die entsprechenden Bebachtungsfragen zur Figur in die Mitte. Die SuS wählen vrgängig jeweils eine Frage aus (mehrere SuS können dieselbe Frage haben). Nach dem Vrlesen in der eigentlichen Feedback-Runde steuert die Lehrpersn mittels der Bebachtungsfrage den Feedbackprzess (z. B. auf die Figur: Wie sieht die Hexe genau aus? ). Am Anfang ist es sinnvll, wenn die Lehrpersn dann auch Muster bietet, wie slche Fragen beantwrtet werden können: «In der Geschichte vn Marigna wird die Hexe ganz genau beschrieben. Ich kann mir deshalb ein genaues Bild machen. Sie hat eine ganz lange Nase und im Gesicht sind viele Pickel, ich stelle mir vr, ganz grsse! Sie trägt einen grssen schwarzen Hut, auf dem sich viele Spinnen bewegen.» Sie bietet auch typische sprachliche Mittel an, z. B. Begründungen. «Die Geschichte gefällt mir, weil in ihr s viel spannende Sachen passieren.» «Die Geschichte hat ein gutes Ende. Die Katze und das ganze Drf sind am Ende wieder zurückverzaubert und ganz nrmal. Da bin ich aber wirklich frh.» Übernehmen die SuS in der Feedback-Runde mehr Eigensteuerung, muss die Runde vrbereitet werden (vgl. Material A: Feedback-Regeln). Die SuS bereiten im Kreis sich zu zweit mit ihrem Nachbarn vr und besprechen auf diese Art den Text. Mithilfe der Bebachtungsfragen, die in der Mitte liegen, frmuliert jedes Paar mindestens eine Aussage über den Text. Erst dann erflgt im zweiten Teil der Austausch in der eigentlichen Feedback-Runde, in dem jedes Zweierteam seine Aussagen vrstellt. In einem frtgeschrittenen Stadium kann die Vrbereitung auch allein gemacht werden. In diesem Fall ist es sinnvll, mit Blitzzetteln zu arbeiten. Bevr das eigentliche Rückmeldegespräch beginnt, schreiben die SuS zuerst auf slchen Blitzzetteln ihre Rückmeldungen. Bebachtungsfragen Ausgangspunkt eines guten Feedbacks kann die generelle Frage sein: Was ist mir an der Geschichte aufgefallen? Über Auffälligkeiten können dann die drei Aspekte der Bebachtungsfragen angesprchen werden (vgl. Material C: Bebachtungsfragen). Die Bebachtungsfragen haben schn in der Ideenfindungsphase des Fabulierens (vgl. Aufgabe Fabulieren im Erzählkreis =21_US) eine wichtige Rlle gespielt. Beim Feedback spielen sie die zentrale Rlle, da sie die Aufmerksamkeit der Kinder auf bestimmte Aspekte des Texts lenken. Sie sind entsprechend den wesentlichen Aspekten einer Geschichte nach Figur, Handlung und Ort gegliedert. Vr allem auf der Unterstufe ist es wichtig, dass sie s knkret wie möglich gestellt werden, möglichst auf den entsprechenden Text bezgen frmuliert. Dann stellen sie ein wichtiges Instrument dar, um Geschichten textbezgen zu besprechen. Gerade zu Beginn ist es vr allem die Aufgabe der Lehrpersn, diese Bebachtungsfragen vielfältig einzusetzen. Sie können beispielsweise auch in schriftlicher Rückmeldung eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit der SuS auf wichtige Aspekte zu lenken (vgl. Beispiel der schriftlichen Rückmeldung, Abb. 2). Abb. 2: Schriftliche Rückmeldungen auf den Text in Frm vn Fragen Das Beispiel illustriert aber auch, dass auf dieser Stufe meist keine spezifischen Verbesserungen der Texte erwartet werden kann. Präzise Fragen (hier zur Hand- 4

lung) helfen den Schreibenden, ihren Text nch einmal fkussiert zu lesen und aus der Lesersicht zu sehen. Differenzierung Grundsätzlich kann die Lehrpersn vr allem über die Bebachtungsfragen das Feedback steuern. Je nachdem, welche Fragen und wie knkret die Fragen gestellt werden, kann der Anspruch des Feedbacks erhöht der vermindert werden. Die Lehrpersn kann einzelnen SuS auch bestimmte Fragen zuweisen, auf die sie sich besnders achten sllen. Die Lehrpersn kann ihre Unterstützung in Feedback-Runden differenzierend einsetzen, indem sie für einzelne SuS mehr der weniger Strukturen und Frmulierungen anbietet, indem sie das Feedbackgespräch mehr der weniger anleitet und mderiert. Die Zielrichtung sllte dabei sein, dass die SuS immer selbstständiger über ihre Texte reden und sich gegenseitig Feedback geben können. SuS, die nch Mühe haben in Feedback-Runden, knzentrieren sich bei ihrer Rückmeldung am besten auf eine einzige Merkfrage, z. B. die Figuren. Die Lehrpersn unterstützt sie beispielsweise beim Beschreiben der Figur und darin, eine Aussage darüber zu machen, was ihnen auffällt der daran gefällt. In dieser Phase liegen beispielsweise nur die Merkzettel mit den Fragen zu den Figuren im Kreis, aus denen jede/-r S eine auswählen kann. In Klassen, die schn einige Erfahrungen mit Feedback haben, kann die Feedbackrunde auch in Gruppen stattfinden. In diesen Gruppen kann dann beispielsweise ein Text ausgewählt werden, um ihn in einer Vrleserunde der Klasse zu präsentieren. Literatur Bambach, Heide (1993): Erfundene Geschichten erzählen es richtig. Lesen und Schreiben in der Schule. Knstanz. Libelle. Dehn, Mechthild (2013): Zeit für die Schrift Lesen und Schreiben im Anfangsunterricht. Berlin. Crnelsen Scriptr. Hattie, Jhn (2013): Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe vn "Visible Learning", besrgt vn Wlfgang Beywyl und Klaus Zierer. Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hhengehren. 5

Anhang Material A: Feedback-Regeln Die Regeln können vergrössert als Plakat an die Wand gehängt werden. Es ist hilfreich, auch im DaZ-Unterricht in kleineren Gruppen eigene Texte auf diese Art zu besprechen und sich immer wieder gegenseitig Rückmeldungen zu geben. A Vrleserunde Hör genau zu, wenn jemand seine Geschichte vrliest. B Vrbereitung Du kannst diese Vrbereitung zu zweit machen der allein. 1) Ich überlege mir zuerst, zu welcher Bebachtungsfrage mir etwas an der Geschichte aufgefallen ist. Was fällt mir an den Figuren der Geschichte auf? Was fällt mir an der Handlung auf? Was fällt mir am Ort der Geschichte auf? C Feedback-Runde 2) Ich beschreibe genau, was mir an der Geschichte auffällt. 3) Ich sage zuerst, was mir an der Geschichte gefällt. Ich erkläre, warum es mir gefällt. 4) Wenn mir etwas nicht gefällt, sage ich dies erst an zweiter Stelle. Ich erkläre dann, warum es mir nicht gefällt. 5) Wir suchen dann gemeinsam, wie wir unpassende Textstellen verbessern können. 6

Material B: Feedback mit Blitzzetteln A Vrleserunde Hör genau zu, wenn jemand seine Geschichte vrliest. B Vrbereitung Arbeitet zu zweit. 1) Besprecht die gehörte Geschichte. Verwendet dazu die Bebachtungsfragen. 2) Sammelt eure Aussagen über die Geschichte. Schreibt die einzelnen Punkte auf je einen Blitzzettel. Auf den Blitzzettel schreibt ihr ein wichtiges Stichwrt der einen kurzen Satz: z. B. lustige Nase der Der Räuber fällt vm Baum. C Feedback-Runde 3) Legt alle Blitzzettel in die Mitte des Kreises. 4) Ordnet zu Beginn des Feedbacks gemeinsam alle Blitzzettel: Welche Punkte auf den Zetteln gehören zusammen? Ihr könnt sie den Bebachtungsfragen zurdnen. 5) Gib mithilfe deiner Blitzzettel im Feedback-Gespräch eine Rückmeldung auf die Geschichte. Halte dich dabei an die Feedback-Regeln. 7

Material C: Bebachtungsfragen zum Feedback Fragen einzeln vergrössert auf Karten ausdrucken. Es sllen gerade in der ersten Klasse nicht alle Fragen verwendet werden. Eigene knkretere Fragen können auch die bestehenden ersetzen. Die Bebachtungsfragen rientieren sich an den Leitfragen, die auch zur Ideenfindung eingesetzt werden. Es ist hilfreich, Fragen zu den Figuren, zur Handlung und zum Ort auf unterschiedlich farbigen Karten zu kpieren. Mit diesen Fragekarten sll vrentlastend und zur Vertiefung im DaZ-Unterricht gearbeitet werden. Dafür eignet sich ein dialgisches Ratespiel zu zweit: Beide denken sich eine Figur aus. Jemand zieht eine Karte und stellt die Frage, das andere beantwrtet die Frage in Bezug auf die ausgedachte Figur. Bebachtungsfragen zur Figur Wer? (Was fällt mir an Figuren der Geschichte auf? Was gefällt mir an ihnen) Wie sieht die Figur genau aus? Welche Kleider trägt die Figur? Was denkt die Figur? Wie fühlt sie sich? Wie sehen die andern Figuren aus? 8

Bebachtungsfragen zur Handlung Was? (Was fällt mir an der Handlung der Geschichte auf? Was gefällt mir ihr?) Wie beginnt die Geschichte? Was geschieht dann? Ist die Geschichte spannend? Geschieht etwas Unerwartetes? Ist die Geschichte interessant? Muss jemand ein Prblem lösen? Welches und wie? Wie endet die Geschichte? 9

Bebachtungsfragen zum Ort W? (Was fällt mir an den Orten der Geschichte auf? Was gefällt mir an ihnen?) W befindet sich die Figur? Kann ich mir genau vrstellen, wie es drt aussieht? Findet die Geschichte an einem ganz besnderen und interessanten Ort statt? 10

Material D: Sprachliche Mittel zum Feedbackgeben Sprachliche Mittel Diese Sprechblasen vergrössern und einzeln auf Karten drucken (z. B. A4). Mit diesen Feedback-Karten sll vrentlastend und zur Vertiefung im DaZ-Unterricht immer wieder gearbeitet werden, wenn drt eine Geschichte erzählt wird der eigene Geschichten vrgelesen werden. Die Geschichte beginnt mit: Es war einmal Die Geschichte findet an einem gefährlichen (schönen, unbekannten ) Ort statt. Ich kann mir genau vrstellen, wie die Hexe aussieht. Sie hat eine lange Nase mit Pickel drauf In der Geschichte passiert viel. Die Hexe verzaubert alle Persnen. In der Geschichte wird ein ganzes Drf mit der Zaubernadel verzaubert. Die Geschichte gefällt mir, weil am Ende wieder alle nrmal sind. Die Geschichte ist spannend, weil s viel passiert. Die Geschichte hat ein gutes Ende. Das gefällt mir sehr. Ich mag Geschichten nicht, die ein trauriges Ende haben. In dieser Geschichte weiss man bis zum Schluss nicht, wie sie ausgeht. Dies finde ich spannend. 11