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Transkript:

B E R I C H T E D E R N A T U R F O R S C H E N D E N G E S E L L S C H A F T D E R O B E R L A U S I T Z Band 13 Ber. Naturforsch. Ges. Oberlausitz 13: 49-54 (2005) Manuskriptannahme am 19. 12. 2004 Erschienen am 8. 12. 2005 Vortrag zur 14. Jahrestagung der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz am 3. April 2004 in Zittau Beziehungen und Unterschiede in der Flora der Sandsteingebiete des Böhmischen Kreidebeckens Von HANDRIJ H Ä R T E L Mit 1 Karte Einleitung Das Böhmische Kreidebecken erstreckt sich über einen ausgedehnten Raum Nordböhmens und teilweise auch über die angrenzenden Gebiete Sachsens und Schlesiens. Insgesamt nimmt das Becken eine Fläche von ca. 14 600 km 2 ein. Die Sandsteingebiete (Karte 1) bilden allerdings nur kleinere Teile dieses Beckens, die größte Fläche nehmen die Ebenen der Kreide-Tafel ohne Sandstein-Formen ein. Größere Komplexe von Quader-Sandsteinfelsen sind für die Teile des Beckens charakteristisch, die durch quarzitische Schichten gebildet werden. Diese Schichten sind in den Gebieten verbreitet, die damals in Ufernähe des Kreidemeeres lagen (nahe der sog. West- Sudeten-Insel), im Gegensatz zu den kalkreichen Mergel-Schichten in größerer Entfernung vom damaligen Ufer, die heute für den südlichen Teil der nordböhmischen Kreidetafel charakteristisch sind. Flora und Vegetation der verschiedenen Sandsteingebiete haben einige gemeinsame Züge. Sie resultieren vor allem aus der Tatsache, dass die Sandsteingebiete Inseln von äußerst spezifischen Lebensräumen innerhalb der umgebenden Landschaft bilden. Dieser inselartige Charakter ist durch die Geologie, vor allem jedoch durch die Geomorphologie bedingt. Das extrem komplizierte Relief spiegelt sich in spezifischen meso- und mikroklimatischen Bedingungen wider, die den einzigartigen Charakter der Vegetation mit sich bringen. Damit sind besonders zwei charakteristische Züge der Flora verbunden. Erstens wird die Flora der Sandsteinfelsgebiete von einem hohen Anteil an (sub)atlantischen Arten geprägt, wobei einige Arten hier weitgehend isolierte Vorkommen haben wie z. B. Trichomanes speciosum oder Hymenophyllum tunbrigense ( ). Zweitens fallen montane Arten auf, die man in den tiefen, durch starkes Inversions-Klima geprägten Schluchten in ungewöhnlich niedrigen Höhenlagen findet (z. B. Viola biflora). Auf der anderen Seite gibt es wesentliche Unterschiede in der Flora und Vegetation der einzelnen Sandsteingebiete. Sie sind gut verständlich, wenn man die natürliche Vegetation und Flora des jeweiligen Sandsteingebietes als ein Resultat der Hauptfaktoren Geologie, Geomorphologie, Höhenlage und Ozeanität/Kontinentalität betrachtet. Die Kombination dieser Faktoren sowie die unterschiedliche relative Bedeutung einzelner Faktoren im jeweiligen Gebiet verursachen die Prägung der Flora und Vegetation jedes Sandsteingebietes. 49

Karte 1 Grenzen der Sandsteingebiete (pflanzengeographische Gliederung nach SKLAVICKY 1988 modifiziert) Grenze des Böhmischen Kreidebeckens 1 Elbsandsteingebirge 2 Zittauer u. Lausitzer Gebirge 3 Vorland des Jeschkengebirges 4 Daubauer Schweiz 5 Plateau um Roll u. Bösig 6 Böhmisches Paradies 7 Adersbacher u. Wekelsdorfer Felsen u. a. 8 Braunauer Wände u. Heuscheuergebirge Geologie Die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Sandsteins spielen eine wichtige Rolle. Die extreme Armut an Nährstoffen und die hohe Wasserdurchlässigkeit des Gesteins verursachen die azidophile und xerophile Vegetation der eigentlichen Sandsteinfelsen. Diese Standorte sind extrem artenarm, und die Bodenvegetation wird oft nur durch einige wenige Azidophyten gebildet. Desto auffallender sind lokale Bereicherungen der Flora an den Buntsandsteinen und dort, wo in sonst bodensaueren Quadersandsteinen einzelne Kalk-Einlagerungen bestehen. Solche Bereicherungen findet man selten, jedoch fast in allen Sandsteingebieten. Besonders reich an diesen Vorkommen ist das Kummergebirge bei Doksy (Hirschberg). Diese Standorte indizieren z. B. Asplenium viride, Gymnocarpium robertianum, Carex flacca oder Scabiosa ochroleuca. Geomorphologie Das Relief eines Sandsteingebietes ist der entscheidende Faktor, der den Charakter der natürlichen Vegetation und Flora bestimmt. Die komplizierte Geomorphologie verursacht ganz spezifische klimatische Verhältnisse, die sich auf engstem Raum wesentlich ändern. Als ein charakteristisches Phänomen ist die Umkehrung der Vegetations-Stufen bekannt. Das Vorkommen einiger Gebirgspflanzen in den tiefen Schluchten ist besonders prägend für das 50

Elbsandsteingebirge (Viola biflora, Streptopus amplexifolius, Lycopodium annotinum u. a.) und in den Adersbach-Wekelsdorfer Felsen (hier auch Cicerbita alpina, Homogyne alpina u.a.). Höhenlage Die Höhenlage bestimmt den Gradienten von planarer zu montaner Vegetation. In den Sandsteingebieten muss sie aber nicht immer eine wichtige Rolle spielen, da der Charakter der Vegetation vielmehr durch die mikroklimatisch bedingten lokalen ökologischen Verhältnisse bestimmt wird. Doch gilt, dass zwischen den einzelnen Sandsteingebieten generell wesentliche Unterschiede infolge verschiedener Höhenlage bestehen. Der höchste Punkt des ganzen Böhmischen Kreidebeckens liegt im polnischen Heuscheuergebirge (919 m). In diesem Gebiet treten viele Gebirgspflanzen hervor (Veratrum album subsp. lobelianum, Anthriscus nitida, Ranunculus platanifolius, Homogyne alpina, Streptopus amplexifolius, Melampyrum sylvaticum, selten auch Pinus mugo u. a.). Die am niedrigsten gelegene Stelle des Böhmischen Kreidebeckens stellt die Elbe vor Pirna in der Sächsischen Schweiz dar. Ozeanität/Kontinentalität Zu den Gebieten mit einem hohen Anteil (sub)ozeanischer Arten gehört vor allem das Elbsandsteingebirge. Hier sind einige Arten zu finden, die wir in anderen Sandsteingebieten vergebens suchen (Luronium natans, Hypericum pulchrum). Ein hoher Anteil subatlantischer Arten ist auch für die Sandsteingebiete in Gebirgslagen charakteristisch (Adersbach-Wekelsdorfer Felsen, Braunauer Wände und Heuscheuergebirge). Der südliche Teil der Daubauer Schweiz (Kokořínsko) gehört dagegen unter den Sandsteingebieten des Böhmischen Kreidebeckens zu den Gebieten mit der stärksten Kontinentalität. Die Ebene um Roll und Bösig (einschließlich des Kummergebirges) gilt in diesem Zusammenhang als ein ganz besonderes Gebiet, charakterisiert durch eine Kombination von psammophytischen (sub)atlantischen Arten (Teesdalia nudicaulis, Corynephorus canescens), boreo-kontinentalen Arten (Carex pediformis subsp. macroura, Ligularia sibirica) sowie wärmeliebenden kontinentalen Arten (Pulsatilla patens, Gypsophila fastigiata subsp. fastigiata). Floristische Charakteristik einzelner Sandsteingebiete Aufgrund der pflanzengeographischen Gliederung der Tschechischen Republik (SKALICKÝ 1988) kann man insgesamt sechs Gebiete ausgliedern, in denen die Quader-Sandsteine einen wichtigen Anteil haben. Diesen pflanzengeographischen Regionen wurden auch die angrenzenden polnischen und deutschen Teile des Böhmischen Kreidebeckens angegliedert. In der folgenden Übersicht wird zwischen den aktuellen und historischen Funden nicht unterschieden. Aus Platzgründen wurde auch auf Fundorte, Quellen und Beobachter-Namen verzichtet. Elbsandsteingebirge Das Elbsandsteingebirge (Sächsisch-Böhmische Schweiz) stellt das umfangreichste Sandstein- Felsgebiet im Böhmischen Kreidebecken dar. Es ist auch das Gebiet mit den größten Höhenunterschieden (110-726 m). Eine ganz besondere Landschaftspartie, die ihresgleichen sucht, ist der Elbe-Cañon zwischen Děčín (Tetschen) und Bad Schandau, der stellenweise bis 300 m tief ist und eine wesentliche Bereicherung der Flora darstellt, besonders mit wärmeliebenden Stromtalpflanzen. Trotz der niedrigen mittleren Höhenlage ist das Elbsandsteingebirge infolge der starken klimatischen Inversion in den Schluchten und Klammen reich an montanen bzw. boreo-montanen Arten (Dentaria enneaphyllos, Festuca altissima, Viola biflora, Circaea alpina, Streptopus amplexifolius, Lycopodium annotinum, Ledum palustre, Empetrum nigrum), oft nur in 150-200 m ü. NN. Ein weiterer charakteristischer Zug der Flora ist der Reichtum an 51

(sub)atlantischen Arten (Trichomanes speciosum [Gametophyten], Blechnum spicant, Galium saxatile, Juncus acutiflorus, Hypericum humifusum, H. pulchrum, Luronium natans, früher auch Hymenophyllum tunbrigense). Lausitzer und Zittauer Gebirge und Vorland des Jeschkengebirges Dieses sehr heterogene Gebiet schließt nur kleinere Landschaftsteile ein, die durch Sandsteinfelsengebiete geprägt werden, wie vor allem das Zittauer Gebirge mit dem Oybin und der Jonsdorfer Felsenstadt. Auf böhmischer Seite sind es einzelne Felsreviere, z. B. der Höllegrund bei Česká Lípa (Böhmisch Leipa). Die Höhenunterschiede des Gebietes sind ziemlich groß (200-793 m), fast alle höheren Punkte bilden allerdings tertiäre vulkanische Berge (Phonolith, Basalt), keineswegs Sandstein. Besonders der nördliche Teil des Gebietes ist reich an (sub)atlantischen Arten, wie Blechnum spicant, Hydrocotyle vulgaris, Juncus acutiflorus, Chrysosplenium oppositifolium, Hypericum humifusum, Spergula morisonii, Teesdalia nudicaulis, selten auch Trichomanes speciosum (Gametophyten), früher selten auch Osmunda regalis. Im südlichen Teil nehmen die wärmeliebenden Arten zu. Das sind z. B. Campanula persicifolia, Agrimonia eupatoria, Rhamnus cathartica und Peucedanum oreoselinum. In den höheren Lagen des Lausitzer und Zittauer Gebirges sowie in den Tälern findet man stellenweise auch (sub)montane Arten, wie Blechnum spicant, Lycopodium annotinum, Huperzia selago, Trientalis europaea, Circaea alpina, Lonicera nigra und Petasites albus. Das Vorkommen von einigen wichtigen Gebirgspflanzen ist jedoch nur an die höchsten, durch vulkanische Gesteine gebildeten Bereiche gebunden (Streptopus amplexifolius, Cicerbita alpina, früher auch Viola biflora). Bemerkenswert ist die Flora kleiner Moore (Noldenteich, Tannenteiche) und Heidemoore (Brazilka) mit Drosera rotundifolia, Pedicularis sylvatica, Oxycoccus palustris, sowie der Wiesen an den Mergel- Schichten (besonders bei Chřibská (Kreibitz)) mit Carex davalliana, C. pulicaris, Epipactis palustris, Triglochin palustre, Dactylorhiza fuchsii und Eriophorum latifolium. Plateau um Roll und Bösig Dieses ausgedehnte Sandsteingebiet hat den stärksten Relikt-Charakter innerhalb des Böhmischen Kreidebeckens und weist einige Endemiten auf. Die Sandsteinfelsen konzentrieren sich vor allem im Kummergebirge und im Gebiet um Hamr (Hammer). Für die Flora ist von großer Bedeutung, dass ein hoher Anteil von Felsen durch kalkreiche Buntsandsteine gebildet wird. Den Relikt-Charakter des Gebietes indiziert eine ganze Reihe von Arten, wie Daphne cneorum, Arctostaphyllos uva-ursi, Minuartia caespitosa, Astragalus arenarius, Carex pediformis subsp. macroura oder Gypsophila fastigiata subsp. fastigiata. Zu den Relikt- Standorten gehören auch zahlreiche Moore bzw. Moorwiesen mit Ledum palustre, Andromeda polifolia, Oxycoccus palustris, Vaccinium uliginosum, Ligularia sibirica, Liparis loeselii, Tofieldia calyculata und den beiden Endemiten Pinguicula vulgaris subsp. bohemica und Dactylorhiza bohemica. Die meisten Relikt-Arten sind (sub)kontinentale bzw. boreo-kontinentale Arten. Zugleich sind jedoch zahlreiche (sub)atlantische Arten für das Gebiet charakteristisch, wie Hydrocotyle vulgaris, Lotus uliginosus, Chrysosplenium oppositifolium, Juncus acutiflorus, Rhynchospora alba, Hypericum humifusum, Spergula morisonii, Teesdalia nudicaulis, Arnoseris minima, Armeria elongata, Aira praecox, Corynephorus canescens, Ornithopsus perpusillus oder Trichomanes speciosum (Gametophyten). Die Höhenunterschiede dieses Gebietes sind relativ gering (240-696 m), wobei die höchsten Teile ausschließlich die Gipfel der aus der Landschaft herausragenden vulkanischen Kuppen und Kegel (Bösig, Roll) bilden. Daubauer Schweiz Dieses große Sandsteingebiet, auch als Kokořínsko bekannt, hat vorwiegend einen mesophilen Charakter, ins Gebiet dringen aber viele thermophile Arten aus den angrenzenden pflanzengeographischen Distrikten des Thermophytikums ein (Böhmisches Mittelgebirge, Mittelböhmisches Plateau), z. B. Linum flavum, Campanula bononiensis, Aster linosyris, Inula hirta, Iris aphylla, Pulsatilla pratensis, Cirsium eriophorum, Stipa capillata, S. joannis, Vicia 52

pisiformis, Anemone sylvestris, Dictamnus albus, Cerasus fruticosa, Inula hirta, Iris aphylla, Scorzonera hispanica, Sorbus aria oder Cirsium acaule. Der Südrand des Gebietes hat einen wesentlich kontinentaleren Charakter als die nördlichen Bereiche und von allen Sandsteingebieten die stärkste xerotherme Prägung. Zugleich kommen jedoch im Gebiet auch zahlreiche subatlantische Arten vor (Chrysosplenium oppositifolium, Armeria maritima subsp. elongata, Corynephorus canescens, Vulpia myuros, Teesdalia nudicaulis, Spergula morisonii, Trichomanes speciosum Gametophyten u.a.). Die Höhenunterschiede des Gebietes sind dank der tiefen Täler größer als im vorigen Gebiet (165-614 m). Die submontane Flora (Trientalis europaea, Calamagrostis villosa, Huperzia selago) ist demnach an die Schluchten mit klimatischer Inversion gebunden. Ganz selten sind die Kiefernwälder auf Kalk (mit Daphne cneorum u.a.). Böhmisches Paradies Die Landschaft des Böhmischen Paradieses wird durch zahlreiche und umfangreiche Felsgebiete (Prachovské skály, Klokočské skály, Hruboskalské skalní město u.v.a.) mit vorherrschender azidophiler Vegetation geprägt. Botanisch interessanter sind jedoch zahlreiche Feuchtbiotope (Moore, Wiesen, Teiche) mit einer breiten Garnitur von seltenen und gefährdeten Arten, wie Eriophorum gracile, Drosera rotundifolia, Epipactis palustris, Liparis loeselii, Iris sibirica, Carex davalliana, C. lasiocarpa, C. pulicaris oder Parnassia palustris. Unter den (sub)atlantischen Arten sind Hydrocotyle vulgaris, Juncus bulbosus, Corynephorus canescens, Hypericum humifusum, Isolepis setacea, Spergula morisonii, Teesdalia nudicaulis, Arnoseris minima und Trichomanes speciosum (Gametophyten) zu nennen. Die subkontinentale Flora ist mit Stipa joannis, Allium senescens, Carex pediformis subsp. rhizodes vertreten. In den tiefen Schluchten und Tälern mit klimatischer Inversion sind stellenweise auch einige montane Elemente zu finden (Streptopus amplexifolius, Huperzia selago, Lycopodium annotinum, Blechnum spicant, Thalictrum aquilegiifolium, Circaea alpina und Trientalis europaea). Einige Gebirgspflanzen kommen am Ufer der vom Riesengebirge kommenden Iser vor (Rumex alpinus, Anthriscus nitida). Im Vergleich zum Elbsandsteingebirge ist jedoch das Fehlen von Viola biflora, Ledum palustre und Empetrum nigrum auffallend. Die Höhenlage des Böhmischen Paradieses reicht von 289 bis 744 m, wobei der höchste Punkt (Gipfel des Kozákov) ebenfalls nicht durch Sandstein gebildet wird. Auf den Buntsandsteinen und Mergel-Schichten sind selten auch einige kalkliebende Arten zu finden (Sesleria caerulea, Platanthera bifolia, Cephalanthera damasonium, Asplenium viride, Gymnocarpium robertianum und Equisetum telmateia). Die wärmeliebenden Arten sind mit Anemone sylvestris, Silene otites, Cirsium acaule, Lathyrus niger, Achillea collina, Artemisia campestris, Stachys recta u. a. vertreten. Adersbach-Wekelsdorfer Felsen, Braunauer Wände und Heuscheuergebirge Dieses am höchsten gelegene Sandsteingebiet (365-919 m) erreicht den höchsten Punkt mit dem Großen Heuscheuer (Szczeliniec Wielki) in Polen. Der obere Teil dieses Gebietes, den die Adersbach-Wekelsdorfer Felsen und die höheren Partien des Heuscheuergebirges bilden, zeichnet sich durch eine montane Flora mit vielen montanen und boreo-montanen Arten aus, wie Cicerbita alpina, Ranunculus platanifolius, Homogyne alpina, Viola biflora, Ledum palustre, Veratrum album subsp. lobelianum, Streptopus amplexifolius, Empetrum nigrum, Rumex alpinus, Senecio hercynicus, Lycopodium annotinum, Vaccinium uliginosum oder Pinus mugo. Von besonderer Bedeutung sind die Hochmoore, besonders das Moor Wielkie Torfowisko Batorowskie im Heuscheuergebirge mit einer ganzen Reihe von charakteristischen Arten: Pinus rotundata, Carex pauciflora, Andromeda polifolia, Drosera rotundifolia, Oxycoccus palustris u.a. Arten mit ausschließlich subatlantischer Verbreitung sind im Gebiet relativ selten (Juncus squarrosus, Galium saxatile, Potentilla anglica). Besonders im Heuscheuergebirge gibt es auch Kalksandsteine und Mergelschichten mit interessanter Flora, wie Gladiolus imbricatus, Platanthera bifolia, Saxifraga rosacea subsp. sponhemica, Traunsteinera globosa. Wärmeliebende Arten konzentrieren sich nur in niederen Teilen des Gebietes. 53

Naturschutzaspekte Die Sandsteingebiete des Böhmischen Kreidebeckens mit ihrer charakteristischen Geomorphologie und spezifischen Flora und Fauna gehören zu wichtigen Naturschutz-Objekten mindestens in mitteleuropäischem Maßstab. Deshalb stehen die meisten Sandsteingebiete schon längere Zeit unter Naturschutz. Auf dem Gebiet des Böhmischen Kreidebeckens bestehen insgesamt zehn großräumige Schutzgebiete (Nationalparke und Landschaftsschutzgebiete), die ausschließlich oder wenigstens teilweise zum Schutz der Sandstein-Landschaften errichtet wurden: Landschaftsschutzgebiet Broumovsko (Braunauer Ländchen) Landschaftsschutzgebiet Český ráj (Böhmisches Paradies) Landschaftsschutzgebiet Kokořínsko (Daubauer Schweiz) Landschaftsschutzgebiet Labské pískovce (Elbsandsteingebirge) Landschaftsschutzgebiet Lužické hory (Lausitzer Gebirge) Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz Landschaftsschutzgebiet Zittauer Gebirge Nationalpark České Švýcarsko (Böhmische Schweiz) Nationalpark Góry Stołowe (Heuscheuergebirge) Nationalpark Sächsische Schweiz Danksagung Der Autor dankt seinem Vater Hanuš Härtel für die sprachliche Korrektur. Die Forschung an diesem Thema wurde durch die Grant-Agentur der Tschechischen Republik unterstützt (Forschungsvorhaben Nr. AV0Z6005908, Projekt Biodiversität und Funktion ökologischer Systeme, Nr. KSK6005114). Literatur SKALICKÝ, V. (1988): Regionálně fytogeografické členění. In: HEJNÝ S. et SLAVÍK B. (eds.), Květena České socialistické republiky 1: 103 121, Praha Anschrift des Verfassers: Ing. Handrij Härtel, Ph.D. Botanisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften CZ-25243 Průhonice E-Mail: h.hartel@npcs.cz 54