Liebe Schwestern und Brüder,

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Transkript:

Liebe Schwestern und Brüder, wann seid ihr das letzte Mal aufgebrochen zu etwas Neuem? Ich für meinen Teil ja heute morgen, als ich aus meiner Haustür gegangen bin, um jetzt hier zu stehen und diese Predigt zu halten. Vielleicht auch schon, als ich mich entschieden habe, hierher zu kommen und die Stelle als Jugendreferentin anzutreten. Ihr kennt sicher alle solche Situationen, wo im Leben etwas Neues beginnt und man kaum eine Ahnung hat, was einen erwartet. Verschiedene Gefühle tauchen dann in uns auf, Erwartungen, Hoffnungen, Neugier aber auch Ungewissheit, vielleicht auch Ängste, was schief gehen kann. Manchmal ist etwas Neues einfach dran im Leben, wie für mich jetzt nach dem Studium und ich bin gespannt, was mich hier alles erwartet. Das hier ist natürlich nicht das erste Mal, dass ich irgendetwas Neues anfange, auch wenn es jetzt schon etwas größeres Neues ist. Ähnliche Situationen waren es, als ich als Kind in den Kindergarten und dann in die Schule kam, von der Schule ins Studium und währenddessen dann an eine neue Uni in einer neuen Stadt. Ich denke, die meisten von euch kennen das. Manchmal braucht man ein wenig Mut, in eine völlig neue Stadt zu ziehen, wo man niemanden kennt. Umso schöner finde ich es gerade, dass ich hier so herzlich empfangen wurde und ich mich hier gleich so wohl fühlen kann. Ich möchte euch nun aber ein wenig von noch einem anderen Aufbruch von mir erzählen. Vor gut zwei Jahren bin ich mit drei Freunden aufgebrochen, um sieben Wochen lang den Jakobsweg in Spanien zu wandern. Drei Bilder aus dieser Zeit seht ihr auf dem Gottesdienstgruss. Ich wandere generell sehr gerne, hatte so etwas aber noch nicht gemacht, nur mit

Rucksack loszuziehen und jeden Tag aufs Neue zu schauen, was einen erwartet und wo man am Ende des Tages landet. Ja, wir sind losgezogen, ohne wirklich zu wissen, was da auf uns zukommt, sind aufgebrochen, um knapp 1000 km zu gehen, um einfach mal etwas Neues zu machen. Wir waren neugierig auf das, was kommt, und offen dafür. Und ich muss sagen, diese sieben Wochen gehören zu den besten Zeiten meines Lebens. Es war auch anstrengend, ja, nicht immer ganz einfach, zwischendurch war ich ziemlich erschöpft, dann tat mal das Knie oder der Fuß weh. Und trotzdem habe ich diese Zeit sehr genossen und so intensiv gelebt wie selten sonst. Alles, was ich zum Leben brauchte, hatte ich im Rucksack dabei. Dafür keine Termine, keinen Zeitdruck, keinen Stress, keine Erwartungen, vielleicht mal einen ordentlichen Regenschauer, aber das gehörte dazu. Einfach gehen, immer den Jakobsmuscheln und gelben Pfeilen nach. Ich habe in dieser Zeit viel erlebt, hatte viel Zeit zum Nachdenken über Gott, über das Leben, über Menschen, die mir wichtig sind. Zeit dazu, alles um mich herum einmal wirklich wahrzunehmen, anders als dies in der Hektik unserer Zeit oft möglich ist. Ja, auch Zeit, Gott einmal neu und anders wahrzunehmen, in der Weite der Landschaft, in der Stille des Waldes, in Sturm und Regen, in einer der vielen Kirchen auf dem Weg, im Gespräch mit Menschen, die mir dort begegnet sind. Ich hatte viel Zeit, mir auch wirklich Zeit für Gott zu nehmen. Und das alles konnte ich erleben, weil ich es einfach gewagt habe loszugehen, ohne zu wissen, wie es wird und ob es nicht doch zu anstrengend ist oder doch nicht so toll wie erhofft. Auf jeden Fall war dies eine Erfahrung, die mir deutlich gezeigt hat, dass es sich sehr lohnt, mal etwas Neues zu beginnen und einfach mal auszuprobieren. Manchmal müssen wir auch etwas Neues beginnen, weil das Alte gescheitert ist. Oder es ist einfach gut, etwas Neues zu beginnen, einen Aufbruch zu wagen, wenn die Situation, wie sie jetzt ist, eigentlich nicht mehr zum Aushalten ist. In der Bibel finden wir die Geschichte von einem ganz großen Aufbruch, nämlich von dem Aufbruch eines ganzen Volkes. Das Volk Israel bricht auf aus Ägypten, auf das Wort eines Mannes hin, der von einem Gott gesandt wird, den sie nicht wirklich kennen. Eines Tages kommt Mose zu ihnen und sagt ihnen, sie sollen mit ihm kommen, der Gott ihrer Väter werde sie aus der Knechtschaft befreien. Das klingt verlockend, denn ihr Leben in Ägypten ist eine reine Qual, jeden Tag müssen sie hart arbeiten, bis sie nicht mehr können. Nun verspricht ihnen Mose, sie in ein anderes Land zu führen, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Große Hoffnungen verbindet das Volk damit. Sie wissen nicht, was da genau auf sie zukommt, wenn sie Mose folgen, doch sie erwarten viel von diesem Mann. Ihr Leben wird sich vollkommen ändern, statt der Sklavenarbeit hoffen sie auf einen entspannteren Alltag mit mehr Freiheiten und mehr Zeit, einfach das

Leben zu genießen. Die Euphorie ist groß, schließlich ist ihnen quasi das Paradies verheißen, zumindest wird das der ein oder andere so sehen. So manch einer wird sich ausmalen, wie er in dem neuen Land am Fluss unter Palmen liegt und mal einen ganzen Tag lang gar nichts tut. Und dann, nach vielen Schwierigkeiten, weil der Pharao das Volk nicht ziehen lassen will, und nach Gottes Eingreifen mit den zehn Plagen, geht es endlich los. Hinaus in die Freiheit, von der das Volk schon lange geträumt hat. Nun würden ihre Träume, Wünsche, Sehnsüchte wahr werden, das erwarten sie von diesem Aufbruch. Und sie werden erstmal ziemlich enttäuscht. Schon bald müssen die Israeliten feststellen, dass das alles doch nicht ganz so einfach und toll ist, wie sie sich vorgestellt haben. Zuerst werden sie von den Ägyptern verfolgt und müssen wieder um ihr Leben fürchten. Doch Gott ist stärker als die Ägypter und rettet sein Volk, indem er Mose das Meer teilen lässt. Hier lernt das Volk die Macht ihres Gottes kennen. Dennoch fällt es ihnen schwer, diesem Gott zu vertrauen. Der Weg ins gelobte Land ist viel länger und das Leben in der Wüste härter, als sie gedacht hatten. Die erhoffte Freiheit haben sie auch nur bedingt, denn wenn bei so vielen Leuten einfach jeder tun und lassen würde, was er wollte, würde das Ganze nicht funktionieren. Man muss aufeinander Rücksicht nehmen und jeder muss seinen Teil leisten, um wirklich ins gelobte Land zu kommen. Die Israeliten scheitern an ihren Träumen und an dem, was Gott von ihnen erwartet und erhofft. Trotz Gottes guter Führung vergessen sie Gott und leben mehr ohne als mit ihm. Sie bauen ein goldenes Kalb, das ihr Gott sein soll. Als sie Kundschafter ins gelobte Land senden und diese von den Völkern dort berichten, haben sie Angst und wollen wieder zurück nach Ägypten. Schließlich müssen sie als Strafe für ihr Misstrauen 40 Jahre durch die Wüste ziehen. Daneben gibt es einzelne Männer wie z.b. Josua, die Gott mehr vertrauen als der Rest des Volkes, die offener sind für das, was Gott ihnen zu bieten hat. Die vielleicht weniger konkrete Erwartungen haben, die darum vielleicht auch weniger enttäuscht werden. Der Exodus ein Aufbruch, den alle wollten, doch den die meisten sich völlig anders vorgestellt hatten. Den Israeliten fehlt oft der Mut und das Vertrauen zu Gott, um sich wirklich darauf einzulassen, wohin Gott sie führen will. Und dennoch kommen sie schließlich ans Ziel. Das Neue, was sie begonnen haben, endet erfolgreich, denn sie erreichen das gelobte Land und die Verheißung Gottes erfüllt sich. Das Volk ist aufgebrochen zu etwas Neuem in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist es ein Aufbruch aus ihrem alten Leben in ein neues, ihr ganzer Alltag ändert sich. Zum anderen ist es ein Aufbruch zu einer neuen Gottesbeziehung. Beides ist nicht einfach, doch beides ist lohnenswert, wie Israel letztlich erfährt. Ihr Leben wird besser, als sie dann schließlich in Kanaan ankommen, wenngleich da dann auch nicht alles nur einfach ist. Aber sie haben nun ein eige-

nes Land, und sie haben ihren Gott kennengelernt, einen Gott, der bei ihnen ist und der ihnen treu ist, egal, was sie für einen Mist bauen. Und allein dafür hat sich ihr Aufbruch gelohnt. Vielleicht fragt ihr euch nun, was das mit euch zu tun hat? Meine Geschichte vom Jakobsweg und die Geschichte vom Auszug Israels. Dies sind doch eher die Ausnahmegeschichten. So etwas ist nichts für jeden. Muss es auch gar nicht. Etwas Neues muss ja nicht gleich auch etwas so Großes sein. Man kann auch im alltäglichen Leben Neues tun und erleben. Eigentlich wissen wir doch an keinem Tag, wenn wir aus unserer Haustür hinausgehen, so ganz genau, was uns erwartet. Immer wieder begegnen wir neuen Menschen, neuen Aufgaben, neuen Herausforderungen, ob in der Arbeit oder in der Freizeit, ob beim Sport, beim Einkaufen oder in der Gemeinde. Wie offen gehen wir an das heran, was uns begegnet? Was erwarten wir von Begegnungen, von unserer Arbeit, vom Leben? Sind wir bereit für etwas Neues, auch wenn wir nicht wissen, was uns erwartet? Dafür, etwas auszuprobieren, z.b. in einem der vielen Bereiche dieser Gemeinde? Dafür, mal eine neue Sportart zu testen? Dafür, einem Menschen, den wir eigentlich nicht so sehr mögen, einmal freundlicher zu begegnen als sonst? Es gibt viele Möglichkeiten, einmal etwas Neues zu machen. Haben wir Angst, dass etwas schief gehen kann und lassen es deshalb lieber? Oder sind wir neugierig genug, um verschiedene Dinge einfach einmal zu machen? Wenn wir Neues wagen, kann es passieren, dass nicht alles gleich klappt, manche Dinge funktionieren auch überhaupt nicht. Doch viele Schwierigkeiten lassen sich überwinden und deshalb lohnt es sich, etwas Neues zu probieren. Israel hat durch seinen Aufbruch nicht nur ein ganz anderes Leben neu erfahren, sondern auch Gott. Wie ist das mit unserer Beziehung zu Gott? Wie offen sind wir da für Neues? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir ist es so, dass in meiner Beziehung zu Gott Vieles schnell Gewohnheit wird. Wenn ich das Vater unser bete, merke ich manchmal danach, dass ich mit meinen Gedanken währenddessen eigentlich eher woanders war. Gott ist da, immer, irgendwie, und doch geht er im Alltagsleben und bei allem, was sonst so zu tun ist, immer wieder mal unter. Auch die Beziehung zu Gott will gepflegt werden, so wie menschliche Beziehungen. Und dazu ist es gut, wenn man immer wieder mal etwas Neues entdeckt oder ausprobiert. Oder es überhaupt einmal wagt, sich auf eine Beziehung mit Gott einzulassen oder ihn auch in Gedanken einzubeziehen, bei denen er bisher außen vor stand. Ja, auch die Beziehung mit Gott ist ein Wagnis, so wie es Israels Aufbruch ins gelobte Land und in die Gottesbeziehung war. Man weiß nicht, was einen da erwartet, wenn man sich auf ein Leben mit Gott einlässt oder darauf, etwas Neues mit Gott zu erleben. Ich denke, die meisten von euch kennen auch die Erfahrung Israels, dass auch mit Gott nicht alles einfach, nicht alle Probleme direkt gelöst

sind. Vieles im Leben läuft nicht so, wie wir uns das wünschen und manchmal fragen wir uns vielleicht, ob Gott das ein oder andere nicht hätte verhindern können. Was uns die Geschichte Israels lehrt, ist, nicht daran zu verzweifeln, nicht an Gott zu zweifeln, sondern ihm zu vertrauen. Auch wenn nicht alles einfach ist, so ist er dennoch da. Auf verschiedene Art und Weise. Deshalb lohnt es, sich auf Gott einzulassen, immer wieder neu, auch und gerade dort, wo man nicht weiß, was damit auf einen zukommt. Mal ein neues Lied zu singen, mal wieder in der Bibel zu lesen, mal mit jemandem zu reden über Gott, sich Orte oder Ereignisse zu suchen, an denen man Gott mal wieder etwas intensiver oder anders begegnen kann. Das kann in einem besonderen Gottesdienst sein, bei einer Andacht im kleinen Kreis, auch bei einem Glas Wein mit einem Freund, oder beim Fahrradfahren oder auf einem Spaziergang. Mal wieder nachdenken über das, was Gott uns schenken will. Thema des heutigen Gottesdienstes ist Aufbruch zum Leben und ich denke, eben das ist es, was Gott uns geben möchte, Leben. Er möchte, dass wir mehr als nur überleben, mehr als nur vor uns hinleben. In Bezug auf ihn und ich denke, auch ganz allgemein. Ich könnte jetzt noch Verschiedenes über Vergebung und Erlösung sagen, über Christus und das Heil in ihm, über das Leben und wie man intensiv leben kann. Das möchte ich aber gerade nicht. Ich möchte euch vielmehr ermutigen, mal wieder selber darüber nachzudenken, wie es in eurem Leben und in eurer Gottesbeziehung aussieht. Was ist in eurem Leben so alltäglich geworden, dass ein wenig Abwechslung gut täte? Was läuft gerade gut, was eher nicht so ideal? Wo würde es sich lohnen, etwas Neues zu wagen? Was ist in eurer Beziehung mit Gott gut, was vermisst ihr? Und wo könnt ihr in eure Gottesbeziehung ein neues Element hineinbringen? Wo könnt ihr etwas Neues wagen, auch wenn ihr nicht wisst, was dabei herauskommt? Was bedeutet für euch Vergebung, Erlösung, Leben? Ich möchte euch einladen, euch diese Woche einmal eine Stunde Zeit zu nehmen, um darüber nachzudenken. Aufbruch ins Leben das war mein Pilgern auf dem Jakobsweg, das war der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, das kann eine neue oder erneuerte Beziehung mit Gott sein. Amen.