Niedersächsischer Landtag 14. Wahlperiode Drucksache 14/2386 Kleine Anfrage mit Antwort Wortlaut der Kleinen Anfrage des Abg. Ehlen (CDU), eingegangen am 21. Februar 2001 Schutz alter Haustierrassen In der Diskussion um die Neuausrichtung der Agrarpolitik, insbesondere der verstärkten Förderung der extensiven Landwirtschaft, wird auch die Forderung nach Erhaltung und Förderung alter Haustierrassen erörtert. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche heimischen Rassen gelten als schützenswerte alte Haustierrassen? 2. Wie groß ist die noch vorhandene Population dieser einzelnen Rassen? 3. Welche Verbände oder Privatpersonen sind der Landesregierung bekannt, die sich der Erhaltung alter Haustierrassen annehmen? 4. Bei welchen Institutionen, Verbänden etc. kann entsprechendes Zuchtmaterial erworben werden? 5. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung bisher unternommen bzw. gedenkt sie künftig zu unternehmen, um alte Haustierrassen zu erhalten? 6. In welchen Bundesländern werden alte Haustierrassen in welchem Umfang gefördert? 7. Beabsichtigt das Land, die Erhaltung alter Haustierrassen in Niedersachsen zu fördern? 8. Sehen EU und Bund zur Erhaltung alter Haustierrassen Förderungen und, wenn ja, in welchem Umgang vor? (An die Staatskanzlei übersandt am 1. März 2001 II/721 768) 1
Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 203.1-01425-60 Hannover, den 4. April 2001 Zu 1: In Niedersachsen gelten folgende Rassen als vom Aussterben bedroht: Rinder: Deutsche Schwarzbunte alter Zuchtrichtung*) Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung Rotvieh Zuchtrichtung Höhenvieh Pferde: Schweres Warmblut/Ostfriesisch-Altoldenburgisch Schleswiger Kaltblut Rheinisch Deutsches Kaltblut Süddeutsches Kaltblut*) Schwarzwälder Kaltblut Schafe: Bentheimer Landschaf*) Coburger Fuchsschaf*) Leineschaf*) Weiße gehörnte Heidschnucke Weiße hornlose Heidschnucke*) Weißköpfiges Fleischschaf Schweine: Buntes Bentheimer Schwein**) Gänse: Diepholzer Gans**) *) Diese Rasse kann aufgrund der Entscheidung der EU-Kommission bis auf weiteres nicht in die Förderung einbezogen werden. Da die EU die derzeit gültigen Förderrichtlinien jedoch modifiziert, steht zumindest für das Jahr 2001 eine erneute Förderung in Aussicht. **) Die Förderung dieser Rassen erfolgt ausschließlich aus Landesmitteln, da ein spezielles Zuchtprogramm gefördert wird. 2
Zu 2: Die noch vorhandene Population der unter 1 aufgeführten Rassen ist in nachfolgender Tabelle aufgeführt: Tabelle 1: In Niedersachsen als vom Aussterben bedroht geltende Rassen: Rasse Bundespopulation nach ZADI (Stand: 1999) Deutsche Schwarzbunte alter Zuchtrichtung 4 414 Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung 93 Rotvieh Zuchtrichtung Höhenvieh (inkl. Vogtländer Rotvieh) Schweres Warmblut/ Ostfriesisch-Altoldenburgisch 387 124 Schleswiger Kaltblut 244 Rheinisch Deutsches Kaltblut 743 Süddeutsches Kaltblut 2 113 Schwarzwälder Kaltblut 653 Bentheimer Landschaf 1 819 Coburger Fuchsschaf 3 778 Leineschaf 1 271 Weiße gehörnte Heidschnucke 543 Weiße hornlose Heidschnucke 2 267 Weißköpfiges Fleischschaf 2 007 Buntes Bentheimer Schwein 82 Diepholzer Gans 172 Zu 3: Die vom Aussterben bedrohten Haustierrassen werden durch folgende hiesige Zuchtverbände betreut: Zuchtrinder-Erzeugergemeinschaft Hannover (ZEH) Verband der Harzviehzüchter e. V. Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOSt-OV) Weser-Ems-Union EG Osnabrücker Herdbuch e. G. (OHG) Stammbuch für Kaltblutpferde Niedersachsen e. V. Zuchtverband für das Ostfriesische und Alt-Oldenburger Pferd e. V. Schweinzuchtverband Weser-Ems e. G. Landesschafzuchtverband Niedersachsen e. V. 3
Stader Schafzuchtverband e. V. Verband Lüneburger Heidschnuckenzüchter e. V. Landes-Schafzuchtverband Weser-Ems e. V. Herdbuchverein für die Diepholzer Gans Als überregional tätige Organisationen sind zu nennen: die Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen GEH in Witzenhausen, die Zentralstelle für Agrardokumentation und -information (ZADI) mit der Abteilung Informationszentrum für Genetische Ressourcen (IGR) in Bonn, die Kommission für tiergenetische Ressourcen der FAO, der Ausschuss zur Erhaltung genetischer Vielfalt bei Nutztieren der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ) die FAL Braunschweig sowie weitere Vereine, die sich um den Erhalt bestimmter Rasse besonders bemühen (z. B. Verein zur Erhaltung des schwarzbunten Niederungsrindes). Zu 4: Der Erwerb vom Aussterben bedrohter Haustierrassen kann über die unter Frage 3 genannten Zuchtorganisationen erfolgen. Auskunft erteilen die zuständigen Landwirtschaftskammern. Zu 5: Bis 1994 erfolgte eine Förderung der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen ausschließlich durch Landesmittel in Form einer Zuchterhaltungsprämie. Im Zeitraum von 1995 bis 1999 wurde entsprechend der EU-Verordnung 2078/92 (Gesamtvolumen 206 091 DM im Jahr 1999) ebenfalls eine Zuchterhaltungsprämie gezahlt. Seither erfolgt die Förderung aufgrund der EG-Verordnung 1257/1999 wiederum als Zuchterhaltungsprämie, wobei anzumerken ist, dass eine Förderung vieler Rassen aufgrund einer neu definierten Basis (die FAO stuft eine Rasse als gefährdet ein, wenn weniger als 1 200 weibliche Tiere vorhanden sind) derzeit nicht möglich ist und somit im Jahr 2000 nur 67 073 DM bewilligt werden konnten. Da die EU die derzeit gültigen Förderrichtlinien jedoch modifiziert, steht zumindest für das Jahr 2001 eine erneute Förderung in Aussicht. Darüber hinaus erfolgt eine finanzielle Unterstützung zweier spezieller Zuchtprogramme für das Bunte Bentheimer Schwein sowie für die Diepholzer Gans aus Landesmitteln (Fördervolumen 17 000 DM und 10 000 DM im Jahr 2000). In der Vergangenheit wurde darüber hinaus eine finanzielle Unterstützung für die Spermalangzeitlagerung für das Schwarzbunte Rind alten Typs gewährt. Nachfolgende Tabelle 2 zeigt die im Jahr 1999 in Niedersachsen geförderten Tierzahlen. Tabelle 2: Anzahl Tiere, die im Jahr 1999 in Niedersachsen gefördert wurden. Rasse In Niedersachsen geförderte Tiere im Jahr 1999 Deutsche Schwarzbunte alter Zuchtrichtung 69 Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung 216 Rotvieh Zuchtrichtung Höhenvieh 16 4
Rasse Schweres Warmblut/ Ostfriesisch-Altoldenburgisch In Niedersachsen geförderte Tiere im Jahr 1999 Schleswiger Kaltblut 17 Rheinisch Deutsches Kaltblut 32 Süddeutsches Kaltblut Schwarzwälder Kaltblut 3 Bentheimer Landschaf 1 132 Coburger Fuchsschaf 152 Leineschaf 665 Weiße gehörnte Heidschnucke 282 Weiße hornlose Heidschnucke 1 407 Weißköpfiges Fleischschaf 455 Buntes Bentheimer Schwein 58 Diepholzer Gans 127 43 Zu 6: Tabelle 3 gibt eine Übersicht über das Fördervolumen für vom Aussterben bedrohte Haustierrassen für das Jahr 2000 in einigen Bundesländern sowie deren Finanzansatz für das Jahr 2001. Tabelle 3: Fördervolumen in DM für vom Ausstreben bedrohte Haustierrassen in einigen Bundesländern*) sowie das geplante Fördervolumen in den Jahren 2000 und 2001 Bundesland Fördervolumen in DM im Jahr 2000 Geplantes Fördervolumen in DM im Jahr 2001 Hessen - 75 000 Sachsen 134 639 60 000 Schleswig-Holstein 35 000 25 000 Baden-Württemberg 820 460 830 000 Rheinland-Pfalz 22 000 22 000 Bayern 267 000 260 000 Bremen - - *) Keine Angaben der übrigen Bundesländer vorhanden. Zu 7: Siehe Antwort zu Frage 5. 5
Zu 8: Der Bund sieht keine Förderung der alten Haustierrassen vor. Entsprechend der EG-Verordnung 1257/99 sind Fördermittel für bestimmte Rassen in Höhe von 220 DM pro Großvieheinheit verfügbar. Bartels 6 (Ausgegeben am 11. April 2001)