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Kompetenzen n Themen n Training Kompetent in Epischen Kurzformen Schroedel

Kompetenzen n Themen n Training Kompetent in Epischen Kurzformen Erarbeitet von Rainer Werner Nach gültiger Rechtschreibung 2006 2012 Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, Braunschweig www.schroedel.de Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung gescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Auf verschiedenen Seiten dieses Buches befinden sich Verweise (Links) auf Internet-Adressen. Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle wird die Haftung für Inhalte der externen Seiten ausgeschlossen. Für den Inhalt dieser externen Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich. Sollten Sie bei dem angegebenen Inhalt des Anbieters dieser Seite auf kostenpflichtige, illegale oder anstößige Inhalte treffen, so bedauern wir dies ausdrücklich und bitten Sie, uns umgehend per E-Mail davon in Kenntnis zu setzen, damit beim Nachdruck der Verweis gelöscht wird. Druck A 1 / Jahr 2012 Alle Drucke der Serie A sind im Unterricht parallel verwendbar. Redaktion: Sandra Wuttke-Baschek, Recklinghausen Herstellung: Udo Sauter Satz: KCS GmbH, Buchholz/Hamburg Druck: westermann druck GmbH, Braunschweig ISBN 978-3-507-69901-4

Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 Übersicht: Kompetenzen / Texte / Themen 5 Didaktischmethodische Hinweise Material Die Fabel Martin Luther: Von dem Löwen, Fuchs und Esel 9 M 1 75, M 2 76 Drei Fabeln von G.E. Lessing 10 M 3 76, M 4 87 Vier Fabeln moderner Autoren 12 M 5 79 Anekdote und eine Kalendergeschichte Johann Peter Hebel: Gutes Wort böse Tat 15 M 6 80, M 7 81 Heinrich von Kleist: Andekdote 17 M 8 82 Heinrich von Kleist: Der Brandweinsäufer und die Berliner Glocken 17 M 9 83 Bertolt Brecht: Vaterlandsliebe, der Hass gegen Vaterländer 18 M 10 84 Gleichnis und Parabel Neues Testament: Das Gleichnis vom verlorenen Schaf 21 M 11 85 Martin Buber: Das Versteckspiel 23 M 12 86 Franz Kafka: Der Fahrgast 24 M 13 87 Franz Kafka: Eisenbahnreisende 25 M 14 88 Bertolt Brecht: Maßnahmen gegen die Gewalt 26 M 15 89 Bertolt Brecht: Das Weise am Weisen ist die Haltung 28 M 16 90 Ernst Bloch: Das nützliche Mitglied 30 M 17 91 Ernst Bloch: Der Schwarze 31 M 18 92 Parallelgeschichte mit gleichnishaftem Charakter Neues Testament: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn 34 M 19 93 Franz Kafka: Heimkehr 35 M 20 94 Neues Testament: Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter 38 M 21 95 Hans-Joachim Schädlich: Am frühen Abend 38 M 22 96 Altes Testament: Kain und Abel 40 M 23 97 Erich Fried: Der Präventivschlag 41 M 24 98, M 25 100 Bertolt Brecht: Wenn Herr K. einen Menschen liebte 44 M 26 101 Max Frisch: Du sollst dir kein Bildnis machen 45 M 26 101 Kurt Tucholsky: Die Leibesfrucht spricht 47 M 27 103 Kurt Tucholsky: Colloqium in untero 48 M 27 103 Wolfgang Borchert: Die lange lange Straße lang 50 M 28 105 Wolfgang Borchert: Eisenbahnen, nachmittags und nachts 51 M 29 107 Günter Kunert: Dahinfahren 53 M 30 109 Günter Kunert: Tagträume 54 M 30 109 Peter Bichsel: Das Kartenspiel 55 M 31 111 Reiner Kunze: Draht 56 M 32 113 Reiner Kunze: Mensch 58 M 32 113 Rainer Brambach: Besuch bei Franz 59 M 33 114 Kurt Marti: Happy end 60 M 34 115 Exkurs: Neue Ausdrucksformen der Epik um 1900 Johannes Schlaf: Frühling 63 M 35 116 Eduard von Keyserling: Dumala 63 M 36 117 Hermann Hesse: Peter Camenzind 64 M 37 118 Ludwig Meidner: Mondsichelgesang 64 M 38 119 Franz Kafka: Der Kaufmann 65 M 39 120, M 40 121, M 41 122, M 42 123 Exkurs: Franz Kafka: Erstes Leid Franz Kafka: Erstes Leid 68 M 43 126, M 44 128, M 45 129 Klausurtraining Wolfang Borchert: Hamburg 71 M 46 131 Reiner Kunze: Weihnachten 72 M 47 132 Franz Kafka: Gibs auf! 72 M 48 133, M 49 134 Materialien und Arbeitsblätter 74 Bildquellenverzeichnis 140 Die beiliegende CD-ROM enthält alle Materialien und Arbeitsblätter ( M 1 M 49) sowie den Anhang und die Info-Kästen.

Epische Kurzformen Vorwort Epische Kurzformen im Literaturunterricht Im Literaturunterricht spielen Texte, die man als epische Kurzformen bezeichnet, seit jeher eine wichtige Rolle. Dies liegt sicher daran, dass diese Texte so kurz sind, dass sie bequem in einer Unterrichtsstunde besprochen werden können. Das enthebt die Lehrkraft und die Schüler des Problems, sich der Ergebnisse der letzten Stunde erinnern zu müssen, um sinnvoll weiterarbeiten zu können. Der zweite Grund für die Beliebtheit dieser Textgattung liegt darin, dass die Lehrkraft auf eine Fülle von Texten zurückgreifen kann. Denn die Auswahl an guten epischen Kurztexten ist nahezu unerschöpflich. Die Ursache liegt darin, dass sich fast jeder Dichter und Schriftsteller einmal an solchen Texten versucht hat. Sie lassen sich schnell verfassen, am häuslichen Schreibtisch genauso wie auf Reisen. Vielen Schriftstellern dienten solche Texte als Fingerübungen zur Erprobung umfangreicherer Werke. Manche Dichter haben es beim Schreiben dieser Kleinformen der Epik zur wahren Meisterschaft gebracht, wie z. B. Johann Peter Hebel mit seinen Kalendergeschichten oder Bertolt Brecht mit seinen Keuner-Geschichten. Für den Literaturunterricht interessant ist vor allem auch die große Bandbreite an Themen, die in diesen kurzen Texten abgehandelt werden. Sie reichen von theologischen Fragestellungen in den biblischen Gleichnissen über die aufklärerische Belehrung in den klassische Anekdoten von Hebel, Kleist und Brecht bis hin zu existenziellen Fragen in den Parabeln Franz Kafkas, die für das 20. Jahrhundert stilprägend waren. In diesen Texten werden Menschheitsfragen von Belang abgehandelt, sodass sie Anregungen zu spannenden Diskussionen im Unterricht geben können. Deutschlehrer schätzen den Umgang mit den kurzen epischen Texten auch aus einem didaktisch-methodischen Grund. Sie eignen sich sehr gut dafür, die ganze Palette moderner Unterrichtsmethoden anzuwenden. Vor allem das produktionsorientierte Verfahren lässt sich bei diesen kurzen Texten sehr gut praktizieren. Die in diesem Band vorgestellten Texte lassen sich sowohl im Literaturunterricht der Sekundarstufe I als auch in dem der gymnasialen Oberstufe besprechen. Die vorgestellten Module sind aber in erster Linie für den Unterricht in der Sekundarstufe II gedacht. In den unteren Klassenstufen muss die Lehrkraft natürlich Abstriche hinsichtlich der thematischen Vertiefung und der Analyse der formalsprachlichen Gestaltung machen. In der gymnasialen Oberstufe wäre es denkbar, dass man die kurzen Texte zum Einstieg in ein größeres Projekt benutzt, das einem Dichter (z. B. Franz Kafka oder Bertolt Brecht) oder einem inhaltlichen Stoffgebiet (z. B. der Aufklärung) gewidmet ist. Zum Inhalt dieses Bandes Die Gliederung des Bandes erfolgt nach den einzelnen Textformen, die man unter die Gattung Epische Kurzformen subsummieren kann. Am Anfang steht die Fabel, die sich im Unterricht einer besonderen Beliebtheit erfreut. Das Kapitel vereint Texte der großen Fabel-Dichter Luther und Lessing mit modernen Fabeln von Kafka und Schnurre, die den Faden der klassischen Fabel-Dichtung im modernen Gewand weiterspinnen. Das nächste Kapitel ist den Anekdoten und Kalendergeschichten gewidmet. Sie werden gemeinsam vorgestellt, weil sich die beiden Textformen nicht säuberlich voneinan- 4

der trennen lassen. Auch hier begegnet man mit Kleist, Hebel und Brecht bekannten Namen. Das Neue Testament ist voll von Beispielgeschichten, die man unter dem Begriff Gleichnis kennt. Einige sind so populär, dass Wendungen wie barmherziger Samariter oder verlorener Sohn als geflügelte Worte Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden haben. Die Vorstellung eines weniger bekannten Gleichnisses ( Das Gleichnis vom verlorenen Schaf ) wird ergänzt durch moderne Parabeln von Buber, Kafka, Brecht und Bloch. Viele Schriftsteller haben die biblischen Gleichnisse, aber auch alttestamentarische Erzählungen zum Anlass genommen, moderne Paralleltexte mit thematischem Bezug zum Original zu verfassen. An ihnen lässt sich sehr gut überprüfen, in welcher Weise dem Dichter die Verknüfung des Altbekannten mit unserer modernen Lebenswelt gelungen ist. Die letzte Textform, die in dem Band vorgestellt wird, ist zugleich die formal offenste, am wenigsten durch Regeln vorgeprägte: die Prosa-Skizze. Hier gibt es eine Fülle an Texten. Den Ausschlag für die Auswahl in diesem Band hat zum einen die besondere Qualität (Kunert), der historisch interessante Stoff (Tucholsky, Kunze) und die stilistisch interessante Gestaltung (Bichsel, Marti) gegeben. Der Band ist nicht dafür gedacht, dass die vorgestellten Texte in chronologischer Folge und vollständig im Unterricht besprochen werden müssten. Die Lehrkraft kann je nach den Voraussetzungen in ihrer Lerngruppen eine sinnvolle Auswahl treffen. Vertiefungen und Kombinationen unterschiedlicher Textformen sind dabei in beliebiger Variation möglich. Wenn für das Thema Epische Kurzformen nur wenig Unterrichtszeit zur Verfügung steht, wäre auch ein Schnelldurchgang, bei dem man von jeder Textform nur einen Text exemparisch bespricht, denkbar. Der pädagogischen Fantasie und didaktischen Erfindungsgabe der Lehrkraft sind hier keine Grenzen gesetzt. Der Band bietet aber ebenso eine Verknüpfungsmöglichkeit mit den für das Zentralabitur obligatorischen Themen. So können beispielsweise die im Anschluss an die Vorstellung der epischen Kurzformen präsentierten zwei Exkurse im Zusammenhang mit der Erarbeitung obligatorischer Themen (z. B. Literatur am Epochenumbruch 1900 oder Franz Kafka) thematisiert werden. Der erste Exkurs befasst sich mit den neuen Ausdrucksformen der Epik, die im Zuge der Jahrhundertwende (1900) die erzählende Literatur bestimmt haben. An fünf Textbeispielen wird dieser Wandel gezeigt. Sie gehören unterschiedlichen literarischen Epochen an (Naturalismus, Impressionismus, Neuromantik, Expressionismus und Surrealismus). Vor allem die Literatur des Expressionimus bricht mit der bis dahin dominierenden Wirklichkeitsdarstellung, indem sie dem von innen her Geschauten, dem Visionären den Vorzug vor dem realistisch Abgebildeten gibt. Der Surrealismus setzt dieses neue erzählerische Prinzip mit anderen stilistischen Mitteln fort. Der zweite Exkurs bietet eine ausführliche Interpretation der Kurzgeschichte Erstes Leid von Franz Kafka. Es handelt sich um einen späten Text des Dichters, der zur Entstehungszeit schon stark von seiner unheilbaren Krankheit gezeichnet ist. An diesem Text kann man sehr gut zeigen, in welcher Weise Kafka die Doppelbödigkeit unserer Existenz durch das Stilprinzip des hintergründigen Erzählens veranschaulicht. Im letzten Kapitel werden drei Klausurvorschläge unterbreitet, die unterschiedliche Aufgabenformate abdecken. Der erste ist eine klassische Textanalyse, der zweite eine Textanalyse mit weiterführendem produktionsorientiertem Schreibauftrag und der dritte eine Kurzinterpretation mit Entfaltung eines fachwissenschaftlichen Sachverhalts. Den drei Aufgaben sind jeweils kurze Erwartungshorizonte beigefügt, die es der Lehrkraft erlauben, schnell und bequem auf die Lösungen der gestellten Aufgaben zuzugreifen. Rainer Werner, 2012 Kompetenzen Texte / Themen / Materialien Die Fabel Das Aufbauprinzip einer Fabel und die Definition der Fabel verstehen und anwenden können Den gesellschaftskritischen Gehalt einer Fabel erkennen In dem von Tieren ausgetragenen Konflikt gesellschaftliche Antagonismen erkennen Den gesellschaftskritischen Anspruch Lessings verstehen Die Auseinandersetzung moderner Autoren mit der Textsorte Fabel nachvollziehen Die in den Fabeln enthaltene Gesellschaftskritik verstehen Nach einer Vorgabe eine eigene Fabel schreiben Martin Luther: Von dem Löwen, Fuchs und Esel M 1 Definitionen der Textsorte Fabel M 2 Gotthold Ephraim Lessing: Der Löwe mit dem Esel / Der Esel mit dem Löwen / Der Wolf und das Schaf / Der Rabe und der Fuchs M 3 Merkmale der Aufklärung M 4 Rudolf Kirsten: Böse Zungen Wolfdietrich Schnurre: Ein ahnungsvolles Versehen / Politik Franz Kafka: Kleine Fabel Material: M 5 5

Epische Kurzformen Anekdote und Kalendergeschichte Die Handlung und Aussage anhand der richtigen Auslegung der Bibelzitate erschließen Den Dialog verstehen und die Aussage des Textes erschließen Die Definition der Textform Anekdote verstehen und anwenden können Handlung und Aussage der Anekdote analysieren Die humorvolle, witzige Erzählweise und den Lokalkolorit des Textes analysieren Den marxistischen Hintergrund des Textes (Solidarität der Arbeiter aller Länder) verstehen Gleichnis und Parabel Die Funktion und Aussage der Gleichnisse Jesu Christi im Neuen Testament erschließen Den typischen Aufbau eines biblischen Gleichnisses erkennen Die Definition der Textform Gleichnis verstehen und anwenden können Den verkürzten Text um die weggelassene Lehre ergänzen und die Aussage des Gleichnisses erschließen Konträre Lebensentwürfe der Personen analysieren und daraus die Aussage des Textes erschließen Form und Sprache des Textes analysieren Den philosophischen Gehalt des Textes erschließen Typische stilistische Gestaltung der Parabeln Kafkas erkennen (Verschränkung von Sach- und Bildebene) Handlung und Aussage des Textes analysieren Die Form der Parabel erschließen Sprachliche Gestaltungsmittel analysieren Die gesellschaftskritische Aussage des Textes erschließen und den marxistischen Hintergrund des Textes erkennen Form und Sprache analysieren Handlung und Aussage des Textes erschließen und die gesellschaftskritische Botschaft erkennen Im Text angebotene Deutungsvarianten verstehen und bewerten Die sprachliche Gestaltung des Textes analysieren Johann Peter Hebel: Gutes Wort, böse Tat M 6 Bibelverse M 7 Heinrich von Kleist: Anekdote M 8 Heinrich von Kleist: Der Brandweinsäufer und die Berliner Glocken M 9 Bertolt Brecht: Vaterlandsliebe, der Hass gegen Vaterländer M 10 Neues Testament (Lukas 15, 1 7): Das Gleichnis vom verlorenen Schaf M 11 Martin Buber: Das Versteckspiel M 12 Franz Kafka: Der Fahrgast M 13 Franz Kafka: Eisenbahnreisende M 14 Bertolt Brecht: Maßnahmen gegen die Gewalt M 15 Bertolt Brecht: Weise am Weisen ist die Haltung M 16 Ernst Bloch: Das nützliche Mitglied M 17 Ernst Bloch: Der Schwarze M 18 Parallelgeschichte mit gleichnishaftem Charakter Die Aussage des Gleichnisses erschließen Den Text von Kafka als moderne Adaption der biblischen Vorlage interpretieren Die sprachliche Gestaltung des Textes analysieren Einen Erzähltext zu Ende schreiben Den kommunikativen Kontext des Gleichnisses erkennen und die Aussage des Gleichnisses erschließen Den Text von Schädlich als moderne Variante des Gleichnisses interpretieren Neues Testament (Lukas 15, 11 32): Das Gleichnis vom verlorenen Sohn M 19 Franz Kafka: Heimkehr M 20 Neues Testament (Lukas 10, 25 37): Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter M 21 Hans Joachim Schädlich: Am frühen Abend M 22 6

Epische Kurzformen Den theologischen Gehalt des biblischen Textes erschließen Den Text von Fried als moderne Variante der biblischen Vorlage interpretieren Die Aussagen zweier themengleicher Texte vergleichen Prosa-Skizze Die Aussagen der beiden Texte und den historischen Hintergrund der Texte erschließen Die Aussagen der beiden Texte und den historischen Hintergrund der Texte erschließen Form und sprachliche Gestaltung analysieren Die Texte einer literarischen Epoche zuordnen Die Aussagen der beiden Texte erschließen Den gesellschaftlichen Hintergrund des Textes (DDR) erkennen Ein Zensoren-Urteil verfassen Die Aussage des Textes und den gesellschaftlichen Hintergrund des Textes erschließen Altes Testament (1. Buch Mose): Kain und Abel M 23 Erich Fried: Der Präventivschlag M 24 Leitfragen zur Texterschließung M 25 Bertolt Brecht: Wenn Herr K. einen Menschen liebte Max Frisch: Du sollst dir kein Bildnis machen Material: M 26 Kurt Tucholsky: Die Leibesfrucht spricht / Colloqium in utero M 27 Wolfgang Borchert: Die lange lange Straße lang M 28 Wolfgang Borchert: Eisenbahnen, nachmittags und nachts M 29 Günter Kunert: Tagträume / Dahinfahren M 30 Peter Bichsel: Das Kartenspiel M 31 Reiner Kunze: Draht M 32 Reiner Kunze: Mensch M 32 Rainer Brambach: Besuch bei Franz M 33 Kurt Marti: Happy end M 34 Exkurs: Neue Ausdrucksformen der Epik um 1900 Die Aussagen der Texte erschließen Die sprachliche und formale Gestalt analysieren Die Texte begründet einer literarischen Epoche zuordnen Johannes Schlaf: Frühling M 35 Eduard von Keyserling: Dumala M 36 Hermann Hesse: Peter Camenzind M 37 Ludwig Meidner: Mondsichelgesang M 38 Franz Kafka: Der Kaufmann M 39 Übersicht über die Stationen M 40 Epochenmerkmale M 41 Ergebnisbogen M 42 Exkurs: Franz Kafka: Erstes Leid Die Aussage des Textes anhand von autobiografischen Zeugnissen des Autors erschließen Die sprachliche Gestalt analysieren und die Textform bestimmen Franz Kafka: Erstes Leid M 43 Klausurtraining Textanalyse Textanalyse mit weiterführendem, produktionsorientiertem Schreibauftrag Kurzinterpretation mit Entfaltung eines fachwissenschaftlichen Sachverhalts Wolfgang Borchert: Hamburg M 44 Reiner Kunze: Weihnachten M 45 Franz Kafka: Gibs auf! M 46 7