Herausforderungen und Chancen für Milchkuhbetriebe ab 2015

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Transkript:

Herausforderungen und Chancen für Milchkuhbetriebe ab 2015 8 Thesen für die weitere Reflexion Leopold KIRNER BA für Agrarwirtschaft Marxergasse 2, 1030 Wien leopold.kirner@awi.bmlfuw.gv.at http://www.awi.bmlfuw.gv.at Landestag der Milchviehhaltung Linz, 29. Nov. 12

These 1 Zeitenwende in der Landwirtschaft: mehr Eigenverantwortung gefordert!

In welcher Welt stehen bzw. wirtschaften wir heute? Gerade aus mit weiter Sicht? Landstraße Gemütlich weiterfahren Oder eng, kurvenreich? Bergstraße Bremsen und Gas geben Rahmenbedingungen sind sicher Ziele bekannt etc. Rahmenbedingungen sind unsicher Ziele offen etc.

Generelle Trends für die kommenden Jahre Was schon bisher galt Globalisierung, Internationalisierung, Wettbewerb Agrarstruktureller Wandel - technologischer Fortschritt Steigende Lebenshaltungskosten - Anpassungsdruck Reformen in der Agrarpolitik Was ist (relativ) neu Noch mehr Wettbewerb, Budgetrestriktionen Fundamentale Reform der GAP für die Zeit ab 2014 Schwierigere Prognosen für Agrarmärkte (Volatilität) Keine Milchquote ab 1. April 2015 Schrumpfen in peripheren ländlichen Räumen Mehr Selbstbestimmung der Frauen im bäuerlichen Milieu Klimawandel, Abnahme der Biodiversität

These 2 Gleich weiter so geht schon lange nicht mehr!

Strategische Lücken erkennen (nach M. Weiss 2011, TRIGON in Anlehnung an G. Johnson 2008) Kumulierte Veränderungen Änderungen im Unternehmen Strategische Lücke Hier handeln = Zukunftsbezogen handeln Wie leiten wir frühzeitig Veränderungen ein? Radikaler Wandel Hier handeln = Problem getrieben Ausstieg aus dem Markt Bsp. Landwirtschaft: Konsumentenwünsche, Tierschutz, steigende Lebenshaltungskosten, technologischer Fortschritt Zeit

Änderungen bei der Strategie weiter so Keine gekoppelten Tierprämien Kennzahl Einheit bis 2013 2014-20 Deckungsbeitrag je Kuh 1.988 1.899 Deckungsbeiträge außerhalb Milch 9.000 9.000 Aufwandsgleiche Fixkosten 15.170 16.048 Flächenprämien (1. und 2. Säule) 12.217 11.866 Einkünfte aus Land- und Forstwirt. 30.368 27.626 Gesamteinkommen 37.680 34.938 Verbrauch 35.024 38.646 Überdeckung des Verbrauchs 2.656-3.708 Arbeitskraftstunden AKh 3.295 3.295 Einkünfte aus LW+FW je AKh 9,2 8,4 Inflation weniger LE Inflation Differenz von über 6.000 Euro!

These 3 Die Milch konzentriert sich in die Gunstlagen des Grünlands: in Österreich und Europa!

Änderung der Milchquote in Österreich von 1995/96 bis 2010/11 nach Bezirken

These 4 Gute Preiserwartungen für Agrarrohstoffe: aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel!

Rohmilchpreis in Österreich von 1986 bis 2011 in Cent je kg Milch inkl. MwSt. Quelle: Eigene Berechnung 2012, Grundlagen Statistik Austria

Preisprognosen für Milchprodukte bis 2020 (Preise in US-Dollar pro t) Eigene Darstellung nach OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020

Jungstierpreis in Österreich von 1986 bis 2011 in Euro je kg Schlachtgewicht inkl. MwSt. Quelle: Eigene Berechnung 2012, Grundlagen Statistik Austria

Preisprognosen für Fleisch bis 2020 (Preise in US-Dollar pro t) Eigene Darstellung nach OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020

These 5 Die Reform der GAP führt zu Umverteilungen sowie Prämienkürzungen bei Milch; oder mehr Markt, weniger Politik!

Zahlungsanspruch je Hektar nach Gemeinden in Euro je Hektar LF im Jahr 2009 bis 125 (138) > 125 bis 175 (285) > 175 bis 225 (410) > 225 bis 275 (498) > 275 bis 325 (619) > 325 bis 375 (305) über 375 (91) Quelle: Kirner nach Invekos-Daten 2009

Beschlussfassung zur 1. Säule Ende August 2012 (Präsentation durch HBM Berlakovich) Einheitliche Prämie für Ackerland und Grünland (normalertragfähig) im Bundesgebiet: ca. 290 /ha? Reduktion der Prämien für extensives Grünland: ca. 75 /ha? Sonderregelung für Almflächen Ausnutzung von Übergangsregelungen 2014-2019 Keine produktionsbezogene Koppelung (außer eventuell auf der Alm) Attraktive Regelung für Kleinlandwirte

Änderung der Direktzahlungen (DFP 1a) Euro je Betrieb L. Kirner 2012

Änderung der Einkünfte aus LW+FW (DFP 1a) Prozent L. Kirner 2012

Wirkung von Übergangsregelungen im Rahmen der GAP bis 2020 am Beispiel eines Betriebs in Scheibbs

Änderung des Einkommens eines Milchbetriebs im Mühlviertel ab 2014 je nach Betriebsstrategie

These 6 Das Ende der Milchquote bedeutet mehr Chancen als Risiken für (O)Österreichs Milchproduktion!

Einschätzungen zum kurzfristigen Lieferpotenzial in einer Situation ohne Mengenregulierung Quelle: Kirner, Trimmel und Gruber-Doberer 2011

Thesen zur Michwirtschaft ohne Milchquote Die Milchquote stabilisiert schon lange nicht mehr den Milchpreis (siehe 2009)! Die Milchquote kostete heimischen Milcherzeugern viel Geld! Generell gilt: Jede Veränderung bringt Chancen und Risiken Doch: Chancen überwiegen für die heimische Milchproduktion Große Reserven in den Betrieben in Österreich Geringe Grenzkosten der Produktionsausweitung in Österreich Potenzial für Mehrproduktion in Europa begrenzt (laut EU- Kommission Anstieg von 133 Mill. t in 2007 auf 140 Mill. t in 2020) Die Milchproduktion in Europa verlagert sich in die Grünlandstandorte => Die neue Quote ist die Fläche!

These 7 In Zukunft muss mehr auf die Liquidität geachtet werden!

Warum schwanken die Milchpreise? Lagerstände sinken Milchpreis steigt weniger Nachfrage Triebfedern für ANGEBOT Milch-Futterpreise Technischer Fortschritt Agrarpolitik Entwicklung Molkereien Wetter, Krisen, Weniger Angebot Mehr Angebot Nachfrage steigt Milchpreis sinkt Lagerbestände steigen Triebfedern f. NACHFRAGE Bevölkerungswachstum BIP / Einkommen Ernährungsgewohnheiten Urbanisierung Quelle: Kirner nach IFCN-Dairy-Report 2012

Spiralfedertheorie: Volatile Preise und Kosten Euro Preise Preise Preise Preise Preise Kosten Gewinn Kosten Gewinn Kosten Gewinn Kosten Gewinn Kosten Gewinn Quelle: Stockinger, LfL-München 2009 Gilt für Standardprodukte auf Massenmärkten mit potenzieller Überversorgung Zeit

Zeitreihen-Deckungsbeitrag: Cent je kg Milch (7.500 kg verkaufte Milch je Kuh und Jahr) Quelle: Bundesanstalt für Agrarwirtschaft: http://www.awi.bmlfuw.gv.at

Zeitreihen-Deckungsbeitrag: Cent je kg Milch (8.000 kg Milch je Kuh und Jahr) Quelle: Bundesanstalt für Agrarwirtschaft: http://www.awi.bmlfuw.gv.at

These 8 Besser sein als der Durchschnitt! Maxime von Sixtus Lanner

Rentabilität je nach Erfolgsgruppe und Kosten für AfA (Euro/Milchbetrieb mit 17 Kühen) Quelle: Eigene Berechnung 2012, Grundlagen LBG

Fixkosten je nach Standplatzkosten (Cent/kg Milch bei 6500 kg abgelieferte Milch) Quelle: Eigene Berechnung 2012

Arbeitsproduktivität (kg ECM je AKh) von Milchkuhbetrieben in Österreich nach Produktionssystemen Quelle: Kirner nach Projekt Nachhaltige Milch 2012

Abschließende Frage Was ist meine/unsere Strategie für die kommenden Jahre?