Divertikel - Für immer beschwerdefrei Bearbeitet von Anne Iburg, Hans-Dieter Allescher 1. Auflage 2010. Taschenbuch. 128 S. Paperback ISBN 978 3 8304 3697 3 Format (B x L): 16 x 21,7 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
Wissen Was sind Divertikel und wie kommt es zur Divertikelkrankheit? Divertikel kommen eigentlich immer in der Mehrzahl vor. Der Arzt oder die Ärztin sagt daher: Sie haben Divertikel. Das sind birnen- oder sackförmige Ausstülpungen der Wände eines Hohlorgans nach außen. Meistens sind sie einen halben bis mehrere Zentimeter groß. In diesem Ratgeber geht es nur um Dickdarm-Divertikel (Kolondivertikel). Grundsätzlich können Divertikel auch in anderen Organen, wie zum Beispiel in Speiseröhre oder Harnblase, auftreten. entstandene Divertikel sich nicht mehr zurückbilden. Muskelschicht Darmschleimhaut Die Divertikel im Dickdarm entstehen, indem sie sich durch winzige Lücken der Darmmuskelschicht hindurch nach außen zwängen. Die winzigen Muskellücken finden sie dort, wo kleine Blutgefäße zur Versorgung des Darms durch die Muskelschicht der Darmwand dringen. Sind mehrere Divertikel vorhanden, was meistens der Fall ist, spricht der Arzt von einer Divertikulose. Bei uns Mitteleuropäern befinden sich die meisten Divertikel im letzten Abschnitt des Dickdarms vor dem Mastdarm. Dieser S-förmige Teil des Dickdarms wird auch als Colon sigmoideum oder kurz als Sigmoid bzw. Sigma bezeichnet. Er liegt im linken Unterbauch und beginnt etwa 15 bis 20 Zentimeter vom After entfernt. Divertikel können auch in anderen Teilen des Dickdarms und ziemlich selten auch im Dünndarm vorkommen. Bitte beachten Sie, dass einmal Divertikel Schemazeichnung eines Dickdarmabschnitts mit Divertikeln. Von 100 Menschen mit Divertikeln haben etwa 25 irgendwann Beschwerde n und etwa 8 davon erleben Komplikatione n. Divertikel zwängen sich durch winzige Lücken in der Darmmuskelschicht nach außen. 10
Was sind Divertikel und wie kommt es zur Divertikelkrankheit? Viele Menschen haben Divertikel, die keinerlei Beschwerden verursachen. Erst wenn Divertikel zu Beschwerden oder Symptomen führen, besteht eine Divertikelkrankheit. Wenn Sie also in diesem Ratgeber das Wort Divertikelkrankheit lesen, geht es immer um Divertikel, die Beschwerden oder Symptom e verursacht haben. (Wendungen wie Divertikelkrankheit mit Beschwerden oder symptomatische Divertikelkrankheit werden hier nicht benutzt.) In den meisten Fällen handelt es sich lediglich um eine Entzündung der Divertikel (Divertikulitis). Aus einer solchen Divertikulitis können sich in manchen Fällen Komplikatione n entwickeln. Der Arzt unterscheidet daher zwischen einer unkomplizierten Divertikelkrankheit (reine Divertikulitis) und einer komplizierten Divertikelkrankheit (mit Komplikationen). Wenn Sie Divertikel haben, können die folgenden Beschwerde n auf eine Divertikelkrankheit hindeuten: leichte, dumpfe, ziehende, mitunter auch heftige, krampfartige (kolikartige) Schmerzen im linken oder auch im ganzen Unterbauch Druckschmerz im linken Unterbauch anhaltende Blähungen Verstopfung im Wechsel mit Durchfal l (Stuhlunregelmäßigkeite n) schmerzhafter Stuhldrang bei geringer Stuhlentleerung Appetitlosigkeit t, Übelkei Brechreiz, Erbrechen Fieber bzw. erhöhte Körpertemperatur Beachten Sie aber, dass solche Beschwerde n auch zahlreiche andere Gründe haben können. Wenn sie auftreten, ist daher immer der Arzt gefragt. Sehr viele Menschen haben Divertikel Divertikel im Dickdar m kommen bei Frauen und Männern ähnlich häufig vor. Für Europa gilt: Bis zum Alter von 50 Jahren hat etwa jeder Fünfte bis Zehnte, von den 50- bis 60-Jährigen etwa jeder Zweite bis Dritte und von den älteren Menschen etwa jeder Zweite Divertikel im Dickdarm. Divertikel sind demnach weitgehend eine Alterserscheinung ; die Divertikelkrankhe it ist im Grund e eine Alterskrankheit. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Häufigkeit der Divertikelerkrankung in Europa zugenommen. Dieser Trend beruht zum Teil auf dem steigenden Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung. Er hat aber vermutlich auch etwas mit verändertem Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu tun. Denn es fällt auf, dass auch Menschen unter 45 Jahren vermehrt betroffen sind. Wenn von Divertikeln die Rede ist, dann ist es wichtig zu unterscheiden: Divertikel im Dickda rm sind keine Krankheit, sondern ein Risikofaktor. Bei höchstens einem Viertel der Divertikelträg er führen sie zur Divertikelkrankheit. 11
Wissen INFO Überwiegend ohne Beschwerd en Die gute Nachricht: Mindestens drei Viertel der Menschen mit Diver tikeln bleiben zeit lebens was die Divertikel betrifft beschwerdefrei. Nur etwa ein Viertel entwickelt eine Divertikulit is. Und nur jeder dritte Patient mit Divertikulitis erlebt Komplikation en. Die Rechnung geht so: Von 100 Menschen mit Divertikeln haben etwa 25 irgendwann Beschwerd en, und von diesen sind es wiederum etwa 8, die Komplikationen erleben. Durch die Behandlung der Beschwerden oder Komplikationen wird in den meisten Fällen wieder Beschwerdefreihe it erreicht. Sie können selbst viel dazu beitragen, Beschwerden und Komplikationen zu vermeiden. Dabei ist Ihr Lebensst il entscheidend. Mit ballaststoffreicher Ernährung und mehr Bewegu ng verringern Sie ih r Risiko erheblich. So entstehen Divertikel Für die meisten körperlichen Veränderungen ist nicht eine einzige Ursache, sondern ein ganzes Bündel von Ursachen un d Risikofaktor en verantwortlich. Das ist auch bei den Divertikeln so. er: Lebensalt Da Divertikel mit steigendem Lebensalter häufiger werden, spielt das Alter offenbar eine Hauptrolle. Vermutlich wird die Darmwa nd mit zunehmendem Alter schwächer. Ballaststoffarme Ernährung: Statt einer ballaststoffreichen Kost mit viel Gemü se, Ob st und Getreideprodukt en bevorzugen heute viele Menschen eine fett- und fleischreiche Ernährung mit viel Weißbrot und leicht verdaulichen Fertigprodukten. Sie trägt maßgeblich zur Entstehung von Divertikeln bei. Ein e ballaststoffreiche Kost (ausführlich ab S. 70) führt zu einer größeren Stuhlmenge und weicheren Stuhlbeschaffenheit, was die Darmtätigke it erleichtert. Bei mangelnder Zufuhr an Ballaststoffen entsteht dagegen eine geringere Menge von härterem Stuhl, den der Dickda rm nur mit ziemlicher Anstrengung befördern kann. Vegetarier haben übrigens seltener Divertikel als Fleischesser. Das hängt wahrscheinlich mit ihrer höheren Ballaststoffzufu hr und ihrem oft geringeren Gewicht zusammen. el: Bewegungsmang Körperliche Bewegu ng regt die Darmtätigke it an. Daher gehört auch Bewegungsmangel zu den Risikofaktor en für Divertikel. ht: Übergewic Ein weiterer Risikofaktor für Divertikel, der mit falscher Ernährung und Bewegungsmang el eng zusammenhängt, ist Übergewicht. 12
Was sind Divertikel und wie kommt es zur Divertikelkrankheit? Schädigung des Darmnervensystems: Sie beeinträchtigt die Darmperistaltik (rhythmische Anspannung der Darmmuskulatur zur Fortbewegung des Darminhaltes), was dazu führt, dass der Darm erschlafft oder sich verkrampft. Beides erhöht die Anfälligkeit für Divertikel. Erbanlage: Dass auch eine erbliche Veranlagung für Divertikel besteht, haben Zwillings- und Familienuntersuchungen gezeigt. Bei erbgleichen eineiigen Zwillingen kommen Divertikel häufiger gemeinsam vor als bei Geschwistern mit unterschiedlicher Erbanlage. Und in bestimmten Familien treten Divertikel besonders häufig auf. Di e erbliche Veranlagung hat wahrscheinlich eine große Bedeutung für die Divertikelentstehung. Dafür spricht auch das Auftreten von Divertikeln bei jüngeren Menschen, die sonst kaum Risikofaktor en haben. In einer Untersuchung war das Risiko für Dickda rm-divertik el bei den nahen Verwandten eines Divertikelträgers 25-fach erhöht! it Darmträghe und Verstopfung: Sie gehören zu den Hauptursachen von Dickda rm-divertikeln. Beim Stuhlgang steigt der Innendruck im Dickdarm durch übermäßiges Pressen auf ungesunde Werte. Bei diesem wichtigen Risikofaktor für die Divertikelbildu ng wirken einige der übrigen Faktoren zusammen, denn Darmträgheit und Verstopfung beruhen in erster Linie auf einer falschen, ballaststoffarmen Ernährung, einer zu geringen Trinkmenge, Bewegungsmang el und einer Störung der nervlichen Steuerung des Darms. WICHTIG Risikofaktoren Diese Faktoren müssen Sie bei der Vorbeugu ng ganz besonders beachten, denn sie tragen zur Divertikelbildung bei ht Übergewic ballaststoffarme Ernährung it Darmträghe und Verstopfung el Bewegungsmang nd Nervenstörungen an der Darmwa er höheres Lebensalt erbliche Veranlagung Ein Faktor für die Entstehung einer Verstopfung (Obstipation) ist, dass wir in unserer oft hektischen Gesellschaft dem natürlichen Stuhldrang nicht nachgeben können. Es ist ein angeborener Reflex, dass man morgens etwa 20 bis 30 Minuten nach dem Frühstück einen Stuhldrang verspürt. Häufig ist man dann aber bereits unterwegs zur Arbeit und muss den Stuhlgang unterdrücken. So verlernen wir den natürlichen Stimulus. Erbliche Bindegewebsschwäc he Man könnte die Divertikulo se als einen Rückbildungsprozess der Darmwa nd (Bindegewe be, Muskulatur, Nerven system) aufgrund eine r erblichen Ver anlagung verstehen. Wahrscheinlich wirkt sich diese Veranlagung vor allem auf das Bindegewebe (Kollagen, Elastin) aus, das die Darmwand fest und elastisch macht. Die erbliche Bindegewebsschwäc he macht sich dann mit zunehmendem Alter unter anderem durch die Entstehung von Divertikeln bemerkbar. 13