HIRZLI NIEDERURNEN NAHER BERG MIT FERNER SICHT 20 Die Liaison der Eternit AG mit der Asbestfaser 28

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Transkript:

INHALT VORWORT 5 KLEINE EINFÜHRUNG IN DAS GLARNERLAND 8 NÜTZLICHE HINWEISE 14 1 REICHENBURG NÖCHEN PLANGGENSTOCK HIRZLI NIEDERURNEN NAHER BERG MIT FERNER SICHT 20 Die Liaison der Eternit AG mit der Asbestfaser 28 2 BILTEN ZIEGELBRÜCKE OBERURNEN NÄFELS FABRIKTEMPEL UND ARBEITERHÄUSER 32»Freilich, diese Unternehmung geht ins Große«42 Aufstieg und Fall der Glarner Textilindustrie 46 3 INNERTHAL SCHWARZENEGGHÖCHI SCHEIDEGG BOGGENMOOR NÄFELS VOM WÄGITAL ZU DEN GLARNER MOOREN 50»Wer chauft es Zigerstöggli?«58 4 INNERTHAL ROSSALPELISPITZ BOCKMATTLI OBERSEE WIGGIS NETSTAL GIPFELSTÜRMEND INS GLARNERLAND 62 Auf die Berge, um dem Gefängnis zu entrinnen 76 5 MUOTATHAL PRAGELPASS RICHISAU KLÖNTALERSEE GLARUS DURCH URWÄLDER ZUM KLÖNTALERSEE 78 Die Verwandlung von Wasser zu Geld im Klöntal 92 Suworows Irrweg durch die Alpen 94 6 LINTHAL LUCHSINGEN SCHWANDEN SOOL ENNENDA GLARUS SPINNEREIEN, WEBERINNEN UND DRUCKER 98 Das harte Los der Fabrikler 110 7 BRAUNWALD ORTSTOCK GLATTALP CHARETALP BRAUNWALD DIE STILLE WEITE DER KARRENFELDER 114 Les Bains de Stachelberg 124 8 URNERBODEN (SONNE) CHAMERSTOCK FISETENPASS URNERBODEN (DORF) DIE VERLORENE ALP 128 Langsame und schnelle Passanten am Klausenpass 136 6

9 LINTHAL TIERFED MUTTSEEHÜTTE KISTENPASS BRIGELS MOLKENKUREN UND WEGE IM FELS 140 Strom statt strömendes Wasser 154 0 KIES SCHÖNAU LEGLERHÜTTE GANDSTÖCK METTMEN DURCHS ÄLTESTE JAGDBANNGEBIET 158 450 Jahre Freiberg Kärpf 168 ß ELM PANIXERPASS PANIX WALSER, RUSSEN UND WELSCHLANDFAHRER 172 Hinaus aus der Sackgasse 182 ELM NIDEREN SEGNESPASS NARAUS FLIMS ZUM MARTINSLOCH HINAUF 186 Die große Schieberei 196 Das Martinsloch 198 # GIGERWALD, STAUDAMM HEUBÜTZLIPASS FOOPASS ELM AUF DEN SPUREN DER WALSER 200 Naturkatastrophe von Menschenhand 210 Ç ENGI SPITZMEILENHÜTTE CHRAUCHTAL WEISSENBERGE MATT ENGI GIPFEL, DIE IHREN NAMEN VERDIENEN 214 Harte Arbeit im Landesplattenberg von Engi 226 [ MASCHGENKAMM MAGERRAIN MURGSEE GUFELSTOCK ÄUGSTEN ENNENDA ACHT SEEN UND SIEBEN GIPFEL 230 Ennenda, das Zentrum des Glarner Handels 240 ] GLARUS NATURFREUNDEHAUS FRONALP FRONALPSTOCK ROBMEN MÜHLEHORN AUF DEN JELMOLI-BERG 242 Die abenteuerliche Reise des Conrad Blumer nach Batavia 252 NÄFELS OBSTALDEN MÜLITAL WEESEN GLARUS TRANSIT AUF ALTEN WEGEN 256 Der Weg durchs Nadelöhr 266 { ZIEGELBRÜCKE NÄTEN FEDERISPITZ UNTERBÜTZ AMDEN HINAUS AUS DEM GLARNERLAND 272 Die Hölle und das erhoffte Paradies 282 INHALT ORTSREGISTER 288 BILDNACHWEIS 290 7

KLEINE EINFÜHRUNG IN DAS GLARNERLAND Der Kanton Glarus ist einer der kleinsten Kantone der Schweiz. 38 000 Einwohnerinnen und Einwohner bevölkern das Tal. Der Hauptort Glarus ist mit rund 5550 Einwohnern kleiner als die meisten Zürcher Agglomerationsgemeinden. Doch er besitzt mit dem sehenswerten Kunsthaus, einer modernen Landesbibliothek, einem verhältnismäßig riesigen Bahnhof eine durchaus städtische Infrastruktur. Die Geografie kann man sich einfach merken. Das Glarnerland besteht aus dem Tal der Linth, das im Westen und Osten von steil aufragenden Wänden umrahmt wird. Als einziges besiedeltes Seitental biegt in Schwanden das Sernftal, auch Kleintal genannt, vom Linthtal ab. Die 685 Quadratkilometer Fläche bieten eine enorme Vielfalt an Landschaften und waren Schauplatz einer Geschichte, die sich lohnt kennen zu lernen. Aufmüpfige Untertanen Der folgende kurze Abriss der Glarner Geschichte beschränkt sich auf die Zeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Diverse Einzelheiten aus der Zeit danach, insbesondere zur industriellen Entwicklung des Glarnerlandes, werden in den einzelnen Kapiteln ausführlicher beschrieben. Erste Spuren menschlicher Anwesenheit weisen bis in die Bronzezeit (13. bis 9. Jahrhundert vor Christus) zurück. Die Kelten, die das Tal vermutlich ab dem 3. Jahrhundert vor Christus besiedelten, gaben den Flüssen im Glarnerland, wie vielen anderen Flüssen in Europa, ihre heute noch gebräuchlichen Namen. So stammt etwa der Name»Linth«vom keltischen»linta«, die Geschmeidige.»Sernf«bedeutet»der Starke«und Löntsch, Leunetia, die»weiße Frau«. Später gehörte das Glarnerland zur römischen Provinz Rätien. Der Walensee und der Kerenzerberg lagen an der Verkehrsader von Chur nach Zürich. Vom 6. Jahrhundert an wanderten die Alemannen ein und siedelten sich an der Seite der bereits ansässigen keltoromanischen Bevölkerung an. In die alemannische Zeit fällt auch die Christianisierung. Ob es Sankt Fridolin war, der die frohe Botschaft ins Glarnerland gebracht hat, ist mehr als ungewiss. Manche zweifeln gar an der Existenz des irischen Heiligen, welcher der Gründer des Klosters Säckingen gewesen sein soll und heute als Landespatron das Glarner Wappen ziert. Wahrscheinlich ist hingegen, dass vom 9. Jahrhundert an rund ein Viertel der Nutzfläche dem Kloster Säckingen gehörte, welches das Land als Schenkung bekommen hat. Verschiedene Urkunden belegen, dass hörige Glarner dem Kloster jährliche Abgaben leisten mussten. Als Untertanen des Deutschen Königs waren die Freien und die Hörigen auch gegenüber der Reichsvogtei zinspflichtig. Im 13. Jahrhundert kam das Glarnerland unter den Einfluss der Habsburger. Bald wuchs in der Bevölkerung Widerstand gegen die neuen Herrscher. 1351 besetzten die Eid- 8

genossen das Glarnerland und besiegelten 1352 mit den Glarnern einen ersten Bund, der jedoch von den Habsburgern nie anerkannt wurde. Ein erster Rückeroberungsversuch der Habsburger scheiterte. 1387 fand die erste dokumentierte Landsgemeinde statt, an der sich die Glarner eigene Satzungen gaben. Die neu erlangte Freiheit wurde durch den Sieg über die Habsburger bei der Schlacht von Näfels 1388 (siehe S. 40) gesichert. Als zu Beginn des 15. Jahrhunderts Bilten, Obstalden und Mühlehorn zum Freistaat Glarus stießen, erreichte er seine heutige Größe. Zwischenzeitlich haben die Glarner ihren Einfluss gar über die Grenzen hinaus ausgeweitet. Von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1798 teilten sie sich mit den Schwyzern die Herrschaft über die Vogteien Gaster und Uznach. 1517 erwarben sie sich die Grafschaft Werdenberg im Rheintal samt allen Einwohnern. Die meisten Einwohner Werdenbergs waren Leibeigene und ganz von den regierenden Glarnern abhängig. Sie durften ihren Boden nicht verlassen, mussten bestimmte Frondienste leisten und Todesfallsteuern, Zehnten, Grundzinsen und weitere Abgaben entrichten. Erst 1798, nachdem Frankreich in der Schweiz militärisch interveniert hatte, verschwanden die Untertanengebiete endgültig. Anfang des 16. Jahrhunderts drohte die Reformation das junge Glarner Staatsgebilde zu spalten. Von 1506 bis 1516 predigte der spätere Reformator Huldrych Zwingli in Glarus noch den katholischen Glauben. Doch bereits 1530 hatte eine Mehrheit der Glarner Bevölkerung den von Zwingli von Zürich aus verbreiteten neuen Glauben übernommen. Jede Kirchgemeinde beschloss selber ihre Konfession. Katholisch blieben aber bloss 5 Karte des Landes Glarus um 1682. Katholisch-Glarus forderte zu dieser Zeit eine konfessionelle Landesteilung und beanspruchte den auf der Karte grün eingefärbten Landesteil. EINFÜHRUNG 9

Näfels und Oberurnen. Einzelne blieben geteilt; so zum Beispiel Glarus, dessen Kirche bis 1964 von Katholiken und Reformierten gemeinsam benutzt wurde. Die meisten Gemeinden nahmen den reformierten Glauben an. Ab 1623 fanden jeweils acht Tage vor der gemeinsamen, konfessionell getrennte Landsgemeinden statt. 1683 trennten sich auch die Gerichte und von 1700 bis 1798 gab es, da die Reformierten den Gregorianischen Kalender ablehnten, gar verschiedene Kalender. Eine konfessionelle Landesteilung, wie sie 1597 in Appenzell stattfand, forderte 1682, erfolglos, auch Katholisch-Glarus. Die politische und gerichtliche Teilung des Landes wurde erst 1837 wieder aufgehoben. Das katholische Näfels nahm die neue Staatsverfassung jedoch erst an, als der Landrat das Dorf durch drei Kompanien besetzen ließ. Während der Helvetik (1798 1803) krempelten die Franzosen die Grenzen innerhalb der Schweiz um, und Glarus wurde in den neu geschaffenen Kanton Linth integriert. In der von Napoleon Bonaparte vorgelegten Mediationsakte wurden 1803 wiederum die alten Grenzen festgelegt. Seit der Gründung 1848 ist der Kanton Glarus Teil des Schweizerischen Bundesstaates. Glarus heute 38 098 Einwohner zählte das Glarnerland 2005 Tendenz abnehmend. Unter der Abwanderung leiden in erster Linie die Dörfer zuhinterst im Tal wie Linthal, Braunwald oder Rüti, welches zwischen 2004 und 2005 22 Prozent seiner Bevölkerung verlor. Eine Sensation war der Ausgang der Landsgemeinde im Mai 2006, als beschlossen wurde, dass die 25 Gemeinden im Kanton zu drei fusioniert werden sollen. Bis 2011 soll der Beschluss umgesetzt sein und die drei Gemeinden Glarus Süd (von Mitlödi bis Elm und Braunwald), Glarus Mitte (Glarus, Riedern, Netstal und Ennenda) und Glarus Nord (von Näfels bis Bilten und der Kerenzerberg) ihre Arbeit aufnehmen. Die Regierung hatte der Landsgemeinde ein Modell mit 10 Gemeinden vorgeschlagen, doch am Ende machte das Dreier-Modell, welches erst an der Landsgemeinde selber und ohne jede Vorankündigung von einem Parteilosen vorgeschlagen wurde, das Rennen. Regiert wird der Kanton seit jeher von einer soliden bürgerlichen Mehrheit. Die fünf Sitze im Regierugnsrat verteilen sich auf zwei FDP und je ein SVP, CVP und SP. Im 80-köpfigen Parlament bildet die SVP seit den letzten Wahlen mit 26 Sitzen die stärkste Fraktion, gefolgt von FDP (23), CVP (12), SP (12) und den Grünen (6). Mitbestimmen dürfen nun auch Jugendliche ab 16 Jahren. An der Landsgemeinde 2007 hat Glarus als erster Kanton der Schweiz das Stimmrechtsalter 16 eingeführt (passives Wahl- und Stimmrecht auf kommunaler und kantonaler Ebene). Dr Suu, dr Muu und dr Füü Selbst wer keinen der vielen Exil-Glarner persönlich kennt, wird das Glarnertüütsch schon gehört haben. Wer hat nicht schon Siegerinterviews mit dem Skiass Vreni Schneider, mit dem Rad-Sprinterkönig Urs Freuler oder, schon Jahre zurück, mit der Sturmspitze des FC Zürich, René Botteron, am Schweizer Fernsehen gehört? Der Singsang, das melodiöse Raufundrunter macht 10

den Glarner Dialekt unverwechselbar. Doch auch ihm droht die allmähliche Vermischung mit dem Durchschnitts-Schweizerdeutschen. 40 000, vielleicht auch nur 20 000 Menschen singen diesen Dialekt. Typisch ist das lange, dumpfe»u«, welches oft für das geschriebene»on«verwendet wird, wie zum Beispiel dr Suu (Sohn), dr Muu (Mond) oder die»schu nuch geile«sommerrodelbahn oberhalb Filzbach (Zitat aus dem Werbeprospekt). Nicht gleich verständlich ist auch der»füü«, der Föhn. Ein»ei«wird oft zu einem geschlossenen»i«. Zum Beispiel bei Fry (Frei), Schwynery (Schweinerei) oder schniie (schneien). Und dann gibt s noch die Wörter, bei denen bereits Normal-Deutschschweizer nur noch Bahnhof verstehen: Arfel (ein Armvoll), Püffel (Jacke), Näpper (Bohrer), Ürti (Wirtshausrechnung), Tschüder (Kopf), zöchte (verlocken), zeinismal (plötzlich), uszänne (auslachen), schnerze (laut reden), tränzle (necken) oder gschmoge (knapp). Selbstverständlich gibt es auch im Glarnerdeutschen noch feine Unterschiede zwi- 5 Die Schlacht von Näfels (1388), gemalt von Ferdinand Hodler. EINFÜHRUNG 11

schen den einzelnen Regionen, doch werden auch diese je länger, je mehr nivelliert. Es wurden auch Geschichten, Erzählungen und Gedichte in Glarner Mundart publiziert. In der Buchhandlung Baeschlin in Glarus findet man eine Auswahl davon. Tim Krohn, aufgewachsen im Glarnerland, spielt in seinem lesenswerten Roman»Quatemberkinder«virtuos mit Elementen des Glarnerdeutschen. Währschaft essen Das Glarnerland bietet eine Reihe kulinarischer Spezialitäten, die es sich lohnt kennen zu lernen: Ziger, die Glarner Spezialität schlechthin, muss kaum näher vorgestellt werden (siehe auch S. 58 ff). Den Kräuterkäse streicht man aufs Brot (Luussalbi), streut ihn über die Nudeln oder verwendet ihn für eine Schabzigersauce, die man zum Beispiel zu Fleisch servieren kann. Außerhalb des Kantons weniger bekannt, aber in jeder Glarner Konditorei zu finden, sind die Glarner Pasteten. Das mit Puderzucker überstreute Blätterteiggebäck mit Zwetschgen- oder Mandelfüllung wird nach einem alten Rezept hergestellt. Die Kalberwurst, das traditionelle Menü für die Landsgemeinde, wird heute das ganze Jahr verkauft. Sie besteht hauptsächlich aus Kalbfleisch, Speck, Milch und Weißbrot. Serviert wird sie in einer weißen Zwiebelsauce (Zwiebeln, Mehl, Weißwein, Milch, Bouillon), in der sie auch gekocht wird. Dazu reicht man Zwetschgen, die im Zuckerwasser leicht erwärmt werden, und Kartoffelstock. Die Metzgerei Hösli in Glarus stellt pro Woche bis zu 2000 dieser Würste her und liefert einen Teil davon auch an Spezialitätengeschäfte und Großverteiler in der Agglomeration Zürich. Nach dem alten eidgenössischen Lebensmittelgesetz war die Produktion der Wurst wegen dem Brotzusatz verboten. Die Glarner hatten von Bern eine Ausnahmebewilligung erhalten, die ihnen die Herstellung der Kalberwurst trotzdem erlaubte. Als Mitbringsel aus dem Glarnerland eignen sich das Glarner Birnbrot, welches mit einem Schuss Kirsch versehen wird, oder ein Stück des fetten, milden Glarner Alpkäses. Zum Weiterlesen GLARUS ALLGEMEIN _ Josef Schwitter/Urs Heer: Das Glarnerland ein Kurzporträt. Verlag Baeschlin, Glarus 1996 _ Geschützte Pflanzen und ihre Lebensräume Pflanzenschutz im Glarnerland. Herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Glarus, Glarus 1997 _ Fritz Schlittler: H zwei Oh (Foto- Bildband der Glarner Gewässer). Verlag Baeschlin, Glarus 1995 _ Emil Zopfi, Glärnisch Rosen auf Vrenelis Gärtli. AS Verlag, Zürich 2003 _ Emil Zopfi, Tödi Sehnsucht und Traum. AS Verlag, Zürich 2000 _ Foto Schönwetter Glarus (Fotografien und 16-mm-Filme aus dem Nachlass Schönwetter), Limmat Verlag, Zürich 2001 GESCHICHTE _ Jürg Davatz (Hrsg.): Glarus und die Schweiz Streiflichter auf wechselseitige Beziehungen. Verlag Baeschlin, Glarus 1991 12

_ Neujahrsbote für das Glarner Hinterland, (erscheint jährlich). Unter den diversen Sonderdrucken sei an dieser Stelle speziell erwähnt: Ernst Blumer: Landesfußwege Historische Verkehrswege im Glarnerland. Sonderdruck 1990 _ Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus (erscheint jährlich seit 1863). Baeschlin Verlag Glarus _ Rolf von Arx/Jürg Davatz/August Rohr: Industriekultur im Kanton Glarus Streifzüge durch 250 Jahre Geschichte und Kultur. Südostschweiz Buchverlag, Chur 2005 EINFÜHRUNG BELLETRISTIK _ Tim Krohn: Quatemberkinder und wie das Vreneli die Gletscher brünnen machte. Eichborn Verlag, Berlin 1998 _ Emil Zopfi: Kilchenstock. Limmat Verlag, Zürich 1996 _ Eveline Hasler: Anna Göldin Letzte Hexe. Roman. dtv, München 1985 _ Franz Hohler: Die Steinflut. Eine Novelle. Luchterhand, München 1998 _ Perikles Monioudis: Die Verwechslung. Roman. Rotpunktverlag, Zürich 1993 5 Besuchermagnet zwischen den Weltkriegen: das Klausenpassrennen mit bis zu 25 000 Zuschauern. Falls man das gesuchte Buch in seiner Buchhandlung nicht findet, lohnt sich die Kontaktaufnahme mit der Buchhandlung Baeschlin in Glarus (Tel. 055 640 11 25, Internet: www.baeschlin.ch). Wer die Buchhandlung persönlich aufsucht, wird ein ganzes Regal mit Büchern zum Glarnerland vorfinden. Eine wahre Fundgrube. Bücher mit einem spezifischen Thema sind unter den Literaturangaben der jeweiligen Kapitel zu finden. 13

ORTSREGISTER (Fett: Wanderungen) Adlenbach 106 Amden 275, 280 Ängisee 164 Äugsten 233, 238 Bad Stachelberg 104, 118, 124ff Berglimattsee 166 Bilten 9, 24, 36, 287 Bockmattli 54, 69 Bödmerenwald 83f Boggenmoor 56 Braunwald 10, 104, 117, 118f, 123, 125f Breil/Brigels 143, 153 Chamerstock 134f Charetalp 122 Chärpfbrugg 165f Diesbach 105, 287 Diesbachfall 104f Elm 96, 171, 175, 176ff, 182ff, 189, 190ff, 198f, 203, 208f, 210 ff, 227 Engi 209, 210, 217, 218, 225, 226ff, 238, 284, 287 Ennenda 108f, 110, 226, 232, 238, 239, 240f, 255 Federispitz 279 Filzbach 233, 245, 259, 261, 270 Fisetenpass 131, 135 Flims 189, 195 Flumserberg 233, 234 Foopass 207 Freiberg Kärpf 162ff, 168ff Fronalp (Naturfreundehaus) 245, 247 Fronalpstock 248 Gandstöck 166 Gäsi 259, 264 Gigerwald, Staudamm 204 Glattalp 117, 120ff Glarus (Stadt) 8, 10, 12, 13, 17, 48, 60, 81, 85, 87, 89, 90f, 92f, 109, 112, 237, 238. 246, 276 Gross Moos 54f Gufelstock 237 Gumen 117, 123 Haslen 106 Hätzingen 105, 112 Heubützlipass 206 Hirzli 23, 26 Hohfläschen 65, 68 Hüttenberge 245, 250 Innerthal 53, 54, 65, 66f Kies 160, 162 Kistenpass 143, 148, 149, 151, 184 Klöntalersee 75, 81, 88f, 92f, 94 Leglerhütte 161, 164f Leuggelbach 106 Linthal 10, 47, 101, 102ff, 110f, 124ff, 132, 137f, 144, 150, 152, 156, 276 Lochsite 108, 196 Luchsingen 106 Magerrain 235 Matt 178, 217, 224 Maschgenkamm 234 Mettmen 161, 167 Mitlödi 108 Mühlehorn 251, 263, 266ff Muoatathal 81, 82, 96, 121 Murgsee 233, 236 Mürtschenfurggel 248 Muttseehütte 143, 149ff Näfels, 9, 10, 11, 35, 40f, 57, 96, 238, 260, 276 Netstal 60, 75, 76, 87, 89, 92f, 96, 109 New Glarus 285 Nideren 189, 193 Niederurnen 27, 28ff, 38f, 111 Obbort 143, 150 Obersee 65, 70f, 76, 238 Oberurnen 9, 39f, 60 Obstalden 9, 42, 259, 261f, 267ff, 287 Ortstock 120 Panix 175, 181, 184 288

Panixerpass 96, 136, 156, 175, 176, 177, 180f, 182ff Pfaff 121f Planggenstock 25 Plattenberg (Engi) 217, 224f, 226ff, Pragelpass 85f, 96, 238 Rautispitz 72 Reichenburg 24 Richisau 81, 86f Rossalpelispitz 68 Rüti 10, 88/89, 104, 124 St. Martin 203, 204f Scheidegg 54 Schiberg 69 Schönau 163f Schwarzeneggöchi 54 Schwarzstöckli 237 Schwammhöchi 89 Schwanden 49, 107f, 113, 171, 178, 196, 209, 227, 252 Segnespass 189, 194 Silberen 82, 85, 121 Sool 108 Spitzmeilenhütte 217, 220 Tierfed 125, 143, 144, 146ff, 154ff, 176 Urnerboden 131, 132ff, 136ff Weesen 42, 44, 259,264, 265, 266ff, 275, 276, 280, 281, 284 Weissenberge 176, 217, 223f Wiggis 72, 76 Wissmilen 220 Ziegelbrücke 38, 42, 48, 276, 284 ORTSREGISTER 289

BILDNACHWEIS Werner Catrina: 31 Dominique Meienberg: 31 32, 37, 39oben, 60, 239, 260, 261 François Meienberg: 16, 25, 30, 36, 40, 44, 50 51, 72, 73, 75, 85, 87, 98 99, 102, 103, 105, 106, 107, 109, 114 115, 118, 119, 120, 121, 122, 145, 149, 152 153, 158 159, 162 163, 164, 165, 166, 167, 169, 208, 214 215, 218, 219, 221, 222, 224, 225, 235, 238, 247, 251, 256 257, 276, 280 281 Marion Nitsch: Titelbild, 2 3, 19, 20 21, 24, 26, 27, 39unten, 54, 55, 56, 57, 62 63, 66, 68, 69, 70, 71, 78 79, 82, 83, 84, 86, 132, 133, 134, 135, 146, 186 187, 190, 191, 192 193, 194, 195, 200 201, 205, 206, 207, 230 231, 234, 236, 237, 243, 246, 248, 249, 250, 261, 264, 269, 272 273, 276, 277, 278 Felix Ortlieb: 128 129, 148, 151, 172 173, 176, 177 Romano Pedetti: 178 179, 180, 181, Hans Schönwetter: 90, 92, 156, 157, 226, 270 Fridolin Walcher: 74, 144, 198 Bildnachweis: Publikationen, die am Schluss des Einführungskapitels oder zu Beginn der einzelnen Etappen aufgeführt sind, werden in Kurzform zitiert. 9: Museum des Landes Glarus, Näfels 11: Ferdinand Hodler, Fondation Pierre Gianadda 1991 13: Verkehrswege in Uri Der Klausenpass (Archiv Bernhard Brägger, Altdorf) 29: Objektafeln Glarner Industrieweg 41: Museum des Landes Glarus, Näfels 43 oben: Grynau Schwyzer Grenz- und Zollstätte; Schwyzer Hefte Band 39 (1987) 43 unten: Museum des Landes Glarus, Näfels 45: Ein Anfang in der Besiedlung der Linthebene Schriften der Schweizerischen Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft Nr. 78 (1947) 46: Kindlimann & Co., Schwanden 47: Kindlimann & Co., Schwanden 48: Glarus und die Schweiz 1991 49: Kindlimann & Co., Schwanden 59, 61: Wunderlin 1993 67: Der Bau des Kraftwerkes Wägital 1922/25; aus dem Bildarchiv von Roland Gretler, Zürich 77: Hohl 1998 88: Das Klöntal 1996 91: Glarner Heimatbuch 1992 92: Das Klöntal 1996 93: Das Klöntal 1996 94: Museum des Landes Glarus, Näfels 95: Museum des Landes Glarus, Näfels 96: Glarner Heimatbuch 1992 97: Anja Kirchgraber 111 oben: Landesarchiv Glarus 111 unten: Bildarchiv Roland Gretler, Zürich 113: Museum des Landes Glarus, Näfels 125: Landesarchiv Glarus 126 127: Museum des Landes Glarus, Näfels 136, 137, 139: Das Schächental 1983 290

154: Nordostschweizerische Kraftwerke 155: Blumer 1991 170: Landesbibliothek Glarus 182: Fotostudio Urs Heer 185: Gasetta Romontscha, 1. März 1970 197: Graphische Sammlung der ETH Zürich 199 oben und unten: Das Martinsloch zu Elm, Elm 1996 204: Die Walsersiedlung St. Martin im Calfeisental, 2000 209: Elm (Kunstführer) 1981 210: Jahrbuch 1981 Verkehrsverein Glarnerland/Walensee 213: Der Bergsturz von Elm, Orell Füssli, Zürich 1881 (Bildarchiv Roland Gretler, Zürich) 228 229 oben: Martin Baumgartner-Marti, Schiefereiches Engi, 1997 229 unten: Stiftung Landesplattenberg Engi 241 Scan des Original, Sammlung FM 253 unten: Museum des Landes Glarus, Näfels 253 oben: Neujahrsbote für das Glarner Hinterland 1989 254: Anja Kirchgraber 255: Bellerive 1997 265: Gäste und Gastgeber im Glarnerland 1992 266: Glarner Heimatbuch 1992 268: Jahrbuch 1990 Verkehrsverein Glarnerland/Walensee 282: Museum des Landes Glarus, Näfels 283: Hauser 1995 284: Glarner Zeitung 5. Juni 1847 286, 287: Mathias Blumer-Lötscher, Engi BILDNACHWEIS 291