CORPORATE MANAGEMENT Grundlagen der Bedarfsermittlung Freitag, 2. Dezember 2011 Sarah Kauer, Teresa Glockner
AGENDA 1. Begriffsdefinition 2. Bedarfsarten 2.1 Primärbedarf 2.2 Sekundärbedarf 2.3 Tertiärbedarf 2.4 Bruttobedarf 2.5 Nettobedarf 3. Methoden der Bedarfsermittlung 3.1 Programmorientierte Bedarfsermittlung 3.2 Verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung 3.3 Subjektive Bedarfsschätzung 4. Quellen 2
1. BEGRIFFSDEFINITION Mit Hilfe der Bedarfsermittlung werden die zukünftigen auftretenden Materialbedarfe nach Zeit und Menge ermittelt. 3
2. BEDARFSARTEN Ermittlung unter Berücksichtigung der Lagerbestände Ermittlung nach Ursprung und Erzeugnisebene 4
2.1 PRIMÄRBEDARF = Bedarf an fertigen Endprodukten einer Unternehmung Bsp.: Die XY AG produziert unter anderem per USB anschließbare Analogmodems, in der laufenden Periode sind 800 Bestellungen eingegangen. Primärbedarf: 800 Analogmodems 5
2.2 SEKUNDÄRBEDARF = Bedarf an Rohstoffen, Teilen und Gruppen zur Fertigung des Primärbedarfs Bsp. für Sekundärbedarf: Aluminium, Granulat, Bleche, Holz 6
2.3 TERTIÄRBEDARF = Bedarf an Hilfs und Betriebsstoffen für für die Produktion der Güter, die zur Befriedigung des Sekundär und Primärbedarfs genutzt werden Bsp. Tertiärbedarf: Öle, Schmierstoffe, Energie 7
2.4 BRUTTOBEDARF Sekundärbedarf: = Sekundärbedarf + Zusatzbedarf = Primärbedarf * Menge Stücklistenbestandteile Zusatzbedarf: Mehrbedarf für Wartung, Reparatur, Ausschuss, Schwund, Versuchszwecke 8
2.5 NETTOBEDARF Bruttobedarf Lagerbestände Bestellbestände + Vormerkbestände = Nettobedarf v Vormerkbestände: Reservierte Bestände aus Vormerkungen für bestehende Aufträge, die in Kürze vom Lager abgehen 9
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG orientiert sich am geplanten Produktionsprogramm bzw. an den vorliegenden Kundenaufträgen (Primärbedarf) aus dem Produktionsprogramm (z.b. Fertigung von 10.000 PKW/Periode) wird die Bedarfsplanung abgeleitet (Sekundärbedarf) mit Hilfe von Stücklisten und Verwendungsnachweisen werden exakte Bedarfsmengen und Bedarfstermine ermittelt Grundlage: Kundenaufträge (für konkrete Abnehmer) Lageraufträge (für den anonymen Markt) 10
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG Verwendungsnachweise Stücklistenerstellung Eine Stückliste erfasst in tabellarischer Form Rohstoffe, Teile, Baugruppen u.a. für ein Produkt. Angegeben werden Teilenummer, Nummern möglicher Varianten, Teilebezeichnung, Mengenkoeffizient u.a. der einzelnen Bestandteile. analytische Bedarfsauflösung Ein Verwendungsnachweis gibt an, welches Teil (welcher Rohstoff usw.) in welcher Menge in den einzelnen Erzeugnissen enthalten ist. Die Produkte werden synthetisch erfasst. synthetische Bedarfsauflösung 11
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG Verwendungsnachweise Stücklistenerstellung 12
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG Verfahren der analytischen Bedarfsauflösung: Stücklisten werden zur Ermittlung des Nettobedarfs verwendet. Unterscheidung in: a) Fertigungsstufenverfahren b) Dispositionsstufenverfahren 13
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG a) Fertigungsstufenverfahren Grundlage: Stückliste Stücklistenauflösung geht von der zeitlichen Reihenfolge des Zusammenbaus aus Teile der Erzeugnisse werden in der Reihenfolge der Fertigungsstufen aufgelöst. Gesamtbedarf für jede einzelne Fertigungsstufe kann berechnet werden Montage = Fertigungsstufe 0 Baugruppe = Fertigungsstufe 1, etc. Voraussetzung: in den Erzeugnissen dürfen keine Teile enthalten sein, die auf verschiedenen Stufen (also mehrfach) vorkommen. 14
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG b) Dispositionsstufenverfahren Anwendung: wenn einzelne Teile in mehreren Erzeugnissen oder Fertigungsstufen vorkommen Dispositionsstufe: diejenige Stufe innerhalb einer mehrstufigen Erzeugnisstruktur, in der ein Teil zum ersten Mal vorkommt alle errechneten Bedarfe aus höheren Stufen werden zu dem ersten (in der jeweils niedrigsten Stufe) vorkommenden Bedarf addiert und zu dessen Termin bereitgestellt. 15
3.1 PROGRAMMORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG Vom Fertigungsstufenverfahren zum Dispositionsstufenverfahren 16
3.2 VERBRAUCHSORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG Bedarf wird aufgrund von Vergangenheitswerten prognostiziert Annahme: künftige Bedarfsermittlung gestaltet sich analog der vergangenen Bedarfsermittlung mithilfe statistischer Methoden aus den Bedarfswerten der Vergangenheit wird auf den zukünftigen Bedarf geschlossen Unterscheidung in a) verbrauchsorientierte Bestandsergänzung b) Stochastische Methoden 17
3.2 VERBRAUCHSORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG a) verbrauchsorientierte Bestandsergänzung operativer Einkauf muss in Verbindung mit der Materialdisposition die Materialien so rechtzeitig bereitstellen, dass der Sicherheitsbestand nicht angegriffen wird Bestellungen werden in gleichbleibenden Zeitabständen ausgelöst Bestellung der gleichen Menge oder Festlegung eines Höchstbestands, der in den Intervallen aufgefüllt wird Bestellrhythmusverfahren Bestellpunktverfahren Bestellungen werden erst ausgelöst wenn Meldebestand unterschritten wird Zeiträume zwischen den Bestellungen sind unterschiedlich lange Kontinuierliche Lagerverbrauchskontrolle notwendig 18
3.2 VERBRAUCHSORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG a) verbrauchsorientierte Bestandsergänzung Bestellrhythmusverfahren Bestellpunktverfahren 19
3.2 VERBRAUCHSORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG b) stochastische Methoden Es wird ein Zusammenhang zwischen dem Verbrauch in der Vergangenheit und dem Bedarf in zukünftigen Perioden unterstellt Mittelwertbildung arithmetischer Mittelwert gleitender Mittelwert gewogen gleitender Mittelwert Regressionsanalyse Exponentielle Glättung Vergangenheitswerte werden mit sog. Glättungsfaktor gewichtet, der exponentiell abnimmt je weiter man in die Vergangenheit zurückgeht. Es werden dadurch die jüngeren Vergangenheitswerte stärker bewertet. 20
3.2 VERBRAUCHSORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG b) stochastische Methoden Exponentielle Glättung Exponentielle Glättung 1. Ordnung: Zuvor berechneter Prognosewert wird mit tatsächlich eingetretenem Verbrauch verglichen Berücksichtigung der Abweichung V n = V a + α (T i V a ) V n = neue Vorhersage V a = alte Vorhersage T i = tatsächlicher Bedarf der abgelaufenen Periode α = Glättungsfaktor Je kleiner α, desto stärker ist die Glättung der Zufallsschwankungen Exponentielle Glättung 2. Ordnung: Berücksichtigung von Trends
3.2 VERBRAUCHSORIENTIERTE BEDARFSERMITTLUNG b) stochastische Methoden Regressionsanalyse Prognoseverfahren für die Bestellmengenplanung bei steigendem, trendorientierten Bedarf basiert ebenfalls auf Zahlen der Vergangenheit berücksichtigt einen Anfangstrend sowie die Verbrauchsänderung der zugrunde gelegten Periode (Monate, Quartale), d.h. den Steigungsgrad der Trendgeraden 22
3.3 SUBJEKTIVE BEDARFSSCHÄTZUNG Anwendung: Es liegen keine Vergangenheitswerte vor, bzw. der Bedarfsverlauf ist völlig unregelmäßig (Einzelfertigung, spezielle Kundenwünsche) Analogschätzung Intuitivschätzung Vorhersageergebnisse vergleichbarer Materialien werden auf das betreffende Material übertragen wenn keine vergleichbaren Ergebnisse existieren: Expertenmeinungen werden zusammengetragen. Gefahr: Fehleinschätzung 23
4. QUELLEN Einführung in die Betriebswirtschaftslehre; Dietmar Vahs, Schäfer Kunz; Schäffer Poeschel Verlag Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre; Wöhe; Vahlen Verlag Integrierte Materialwirtschaft und Logistik Beschaffung, Logistik, Materialwirtschaft und Produktion; Wannenwetsch, Springer Verlag www.wirtschaftslexikon.gabler.de www.wikipedia.de 24