Kinderarmut im Ruhrgebiet - Armut und Bildungsbenachteiligung Erkenntnisse aus der Begleitforschung Kein Kind zurücklassen!

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Transkript:

Kinderarmut im Ruhrgebiet - Armut und Bildungsbenachteiligung Erkenntnisse aus der Begleitforschung Kein Kind zurücklassen! Thomas Groos GEW Bochum Jahreshauptversammlung Bochum 23. Mai 2016 1

2

3

Veränderung SGB-II-Quote unter 15 Jahren 2007 bis 2015 Juni 2015 Juni 2007 Veränderung Juni 2015 zu Juni 2007 Wilhelmshaven 32,9 24,5 8,4 Mülheim an der Ruhr 27,8 20,4 7,4 Gelsenkirchen 40,3 34,0 6,3 Hagen 31,4 26,9 4,5 Essen 33,7 29,6 4,1 Mönchengladbach 33,4 29,3 4,1 Hamm 25,5 21,5 4,0 Pforzheim 22,0 18,1 3,9 Leverkusen 22,5 18,6 3,8 Remscheid 23,0 19,3 3,8 Osnabrück 25,1 21,4 3,7 Kleve 13,2 10,0 3,2 Oberhausen 29,4 26,2 3,1 Dortmund 31,9 29,2 2,7 Neunkirchen 20,6 17,9 2,7 Ludwigshafen am Rhein 28,0 25,5 2,5 Bochum 26,0 23,5 2,4 Worms 22,7 20,3 2,4 Groß-Gerau 18,5 16,2 2,3 Garmisch-Partenkirchen 7,1 4,8 2,3 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 4

5

Soziale Struktur der SGB-II beziehenden Kinder 6

Entwicklungsmerkmale des Kindes und Sozialgeldbezug 7

Frühkindliche Förderung 8

früher Kitabesuch - sozial und ethnisch selektiv Beispiele Mülheim und Hamm Mülheim an der Ruhr, nur Kita; 2014 Hamm, Kita und Kindertagespflege; 2011-2014 100 90,6 93,5 89,9 93% 97% 94% 74,2 83% 80 60 48,9 59% 40 34,3 40% 20 11,1 18% 3,3 9% 0 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 1 Jahre 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre Kinder ohne SGB-II-Bezug Kinder mit SGB-II-Bezug 100 91,5 93,191,5 Kein SGB II SGB II 80 78,6 60 52,5 40 35,1 20 11,4 5,6 0 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre Kinder ohne Migrationshintergrund Kinder mit Migrationshintergrund 9

Trägerschaft der Kitas und Sozialstruktur der Kinder: Beispiel Mülheim reale Struktur fiktive Struktur bei Besuch nächster Kita 10

Trägerschaft der Kitas und Sozialstruktur der Kinder: Vergleich Mülheim und Hamm 11

geschätzte Wahrscheinlichkeit für auffällige Visuomotorik Junge Eltern unterdurchschnittlich gebildet Sozialgeldbezug keine Sprachprobleme kein Sportverein Ü4 Kitabeginn überdurchschnittlicher Sozialgeldanteil in der Kita: Wahrscheinlichkeit von 34% für auffällige Visuomotorik 12

geschätzte Wahrscheinlichkeit für auffällige Visuomotorik Junge Eltern unterdurchschnittlich gebildet Sozialgeldbezug keine Sprachprobleme Sportverein U4 Kitabeginn überdurchschnittlicher Sozialgeldanteil in der Kita Soziale Brennpunktkita: Wahrscheinlichkeit von 16% für auffällige Visuomotorik 13

Armut und Bildung Übergang zum Gymnasium Quelle: Sozialbericht Bochum 2015 14

Armut und Teilnahme OGS Quelle: Sozialbericht Bochum 2015 15

Quelle: Sozialbericht Bochum 2015 16

Quelle: Sozialbericht Bochum 2015 17

80% 70% 60% Anstieg der freien Grundschulwahl: Beispiel Mülheim 71,8% 67,0% 62,8% 60,1% 59,4% 57,4% 61,8% 56,9% 54,7% 50% 40% 30% 20% 10% 18,1% 10,1% 18,4% 20,8% 22,1% 19,1% 18,5% 14,6% 26,6% 27,4% 25,1% 26,5% 28,8% 20,2% 16,0% 15,7% 10,8% 9,4% 0% 2001 2004 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Einschulungsjahr ehemals zuständige Gemeinschaftsgrundschule gewählt ehemals zuständige Bekenntnisgrundschule gewählt ehemals nichtzuständige Grundschule gewählt 18

sozial selektive Grundschulwahl 19

Ungleiches ungleich behandeln: Sozialindex für Bildungseinrichtungen Beispiel Gelsenkirchen 20

Sozialindex für Bildungseinrichtungen Nutzungsmöglichkeiten faire Vergleiche von Schulleistungstests Schulentwicklungsplanung und Schulstandortplanung Verteilung von Flüchtlingen und Kinder mit Integrationsbedarf Ungleiches ungleich behandeln, d.h. bedarfsgerechte Verteilung von: Lehrerstellen Lernmitteln Verwaltungsstellen Schulsozialarbeit und Schulpsychologen Freizeitangeboten, z. B. über OGS (Sport, Musik, Kultur) Infrastruktur (z. B. Turnhallen, Sportflächen, Kantinen) 21

Sozialindex mittels Schuleingangsuntersuchungsdaten durch vorhandene Zuordnung eines Kindes zur angemeldeten Grundschule/Kita können Mittelwerte für jede Grundschule/Kita berechnet werden Nutzung der Information mehrerer Jahre, damit zufällige Schwankungen ausgeschlossen werden 3 Dimensionen abbildbar sozialer Hintergrund frühkindliche Förderung kindliche Bildungsressourcen und -defizite 22

Index sozialer Privilegierung und Benachteiligung für Grundschulen Jede Grundschule ist ein Punkt roter Strich = Durchschnitt 23

70 60 Index frühkindlicher Förderung für Grundschulen Jede Grundschule ist ein Punkt roter Strich = Durchschnitt 50 40 30 20 10 0 Kurze Kitadauer Unvollständige Us Kein Sportverein Hoher Medienkonsum 24

45 40 Index kindlicher Bildungsressourcen und Bildungsdefizite für Grundschulen Jede Grundschule ist ein Punkt roter Strich = Durchschnitt 35 30 25 20 15 10 5 0 Sprache auffällig Visuomotorik auffällig Körperkoordination auffällig Übergewicht Verhalten auffällig 25

Input Output bei Grundschulen Quelle: Thomas Groos 2014: 37 26

Zusammenfassung 1. Das Ruhrgebiet ist ein Armenhaus der Republik, Kinderarmut steigt auf hohem Niveau weiter an. 2. Armut ist kleinräumig und zwischen Bildungseinrichtungen stark ungleich verteilt. 3. Armut ist meistens auch Bildungsarmut und wird vererbt. 4. Arme Kinder sind hinsichtlich ihrer Bildungschancen deutlich benachteiligt; keine systematische Förderung armer Kinder und noch immer zu geringe Einbindung in Regelinstitutionen. 5. Bislang kaum Instrumente für mehr Chancengerechtigkeit Sozialindex als Möglichkeit. 27