1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.1 Der Wirtschaftsbegriff

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Transkript:

Grundzüge der ABWL Univ.-Prof. Dr. E.J. Dockner www.univie.ac.at/finance Sommersemester 2004 GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 1 1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.1 Der Wirtschaftsbegriff Was bedeutet Wirtschaften? Wirtschaften als das Disponieren über knappe Güter, soweit diese als Handelsobjekte Gegenstand von Tauschprozessen sind. Wirtschaftsgut ist charakterisiert durch Qualität (technische Qualität, Verhaltensqualität) Verfügungsort Verfügungszeit Quantität GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 2 1

1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.1 Der Wirtschaftsbegriff Wirtschaften als Entscheidung über die Verwendung knapper Güter setzt voraus: Kenntnis alternativer Verwendungsmöglichkeiten Kenntnis der verfügbaren Gütermengen Kriterien, wonach der Einsatz der Güter entschieden wird Wirtschaftlichkeitsprinzip [ökonomisches Prinzip] Mit einem vorgegebenen Aufwand soll ein möglichst hoher Ertrag erzielt werden [Maximierungsprinzip] Ein gegebener Ertrag soll mit möglichst geringem Aufwand erreicht werden [Minimierungsprinzip] GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 3 1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.2 Die BWL im Rahmen der Wissenschaftssystematik Hauptaufgabe der BWL ist die systematische Ableitung von wissenschaftlichen Aussagen. Charakteristika wissenschaftlicher Aussagen: durch Anwendung wissenschaftlicher Methoden gewonnen beruhen nicht auf einem einmaligen Tatbestand müssen nachvollziehbar und überprüfbar sein Arten wissenschaftlicher Aussagen: empirisch deskriptive Aussagen (induktiv gewonnen) theoretische Aussagen (deduktiv gewonnen) normative Aussagen (enthalten Werturteile bzw. Handlungsempfehlungen) GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 4 2

1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.2 Die BWL im Rahmen der Wissenschaftssystematik Modelle sind vereinfachte Abbilder der Realität; sie zeigen die Konsequenzen betrieblicher Handlungsalternativen auf. Total- oder Partialmodelle Zusammensetzung mathematischer Modelle: Variablen: Größen, die durch das Modell erklärt werden Daten/Parameter: spezifizieren die Rahmenbedingungen des Modells Beziehungen zwischen Daten und Variablen: Funktionen, Gleichungen, sonstige algebraische Operationen GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 5 1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.2 Die BWL im Rahmen der Wissenschaftssystematik Gliederung der Wirtschaftswissenschaften in die Betriebswirtschaftslehre [BWL] Allgemeine Betriebswirtschaftslehre [ABWL]: Allgemeine Gesetzmäßigkeiten betrieblicher Prozesse werden strukturiert und studiert sowie allgemeine Grundsätze betrieblicher Entscheidungen abgeleitet Besondere Betriebswirtschaftslehre [BBWL]: Spezielle Teilbereiche der Unternehmung werden analysiert (Produktion, Finanzen) oder Unternehmungen in speziellen Branchen untersucht (Wirtschaftszweige) GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 6 3

1. Einführung und Gegenstand der BWL 1.2 Die BWL im Rahmen der Wissenschaftssystematik Gliederung der Wirtschaftswissenschaften in die Volkswirtschaftslehre [VWL] Mikroökonomie: Analyse von Haushalts- und Unternehmensentscheidungen und deren Koordination durch den Markt sowie der Preisbildung auf Märkten (Allokation von knappen Ressourcen) Makroökonomie: Analyse von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen (Wachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit etc.) GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 7 2.1 Merkmale marktwirtschaftlicher Systeme Grundfragen an ein ökonomisches System: Was soll produziert werden? Wie soll produziert werden? Für wen soll produziert werden? Wie wird das Einkommen auf die Mitglieder einer Gesellschaft aufgeteilt? Moderne marktwirtschaftliche Systeme sind auf dem Prinzip der Arbeitsteilung beruhende Geldwirtschaften mit (prinzipiell) freien Märkten und staatlichen Eingriffen. GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 8 4

2.1 Merkmale marktwirtschaftlicher Systeme Funktionen des Geldes: Allgemeines Tauschmittel Recheneinheit Wertaufbewahrungsfunktion Akteure einer Tauschwirtschaft: Haushalte (bzw. Konsumenten) Unternehmungen und Betriebe Öffentliche Institutionen (Staat, Kammern, Gebietskörperschaften, etc.) GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 9 2.2 Die Begriffe Betrieb und Unternehmung Betrieb ist eine Wirtschaftseinheit die produktionsorientiert ist, nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip agiert, und das finanzielle Gleichgewicht zu wahren hat. Unternehmungen sind Betriebe mit Autonomieprinzip (Betriebe entscheiden autonom über den Einsatz ihrer Ressourcen) Alleinbestimmung der privaten Eigentümer Erwerbswirtschaftlichem Prinzip (Optimierung des wirtschaftlichen Erfolges einer Unternehmung / Gewinnmaximierung) GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 10 5

2.2 Die Begriffe Betrieb und Unternehmung Öffentliche Betriebe und Verwaltungen sind gekennzeichnet durch: Organprinzip (Betriebe als Organe der Volkswirtschaft) Prinzip des Gemeineigentums (Eigentümer ist die öffentliche Hand) Prinzip der Planerfüllung (Betriebe haben sich bei der Erbringung ihrer Leistungen an vorgegebene Pläne zu halten) GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 11 2.3 Die Existenz von Unternehmungen Der Markt kann als eine elementare und einfache Organisationsform für die Koordination von Tauschwünschen betrachtet werden. Unternehmungen sind Kooperationsformen, die eine Mittelstellung zwischen Markt und Staat einnehmen. Die Unternehmung ist ein Nexus gerade nicht mehr marktfähiger Kooperationskontrakte, der keine staatlichen Institutionen erfordert. GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 12 6

2.3 Die Existenz von Unternehmungen Objektive Gründe für die Existenz von Unternehmungen: Transaktionskosten: Markt- bzw. Preissystem kann bei seiner Koordination zu hohe Kosten verursachen Synergieeffekte im Team und das Fehlen von Separabilität Problematik moralischer Wagnisse: bei vielen Situationen ist es schwierig, zwischen echten Risken und menschlichem Versagen zu unterscheiden GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 13 2.3 Die Existenz von Unternehmungen Subjektive Gründe für die Existenz von Unternehmungen: Gründungsmotiv: kann entweder in Form des Wohltätigkeitsmotivs oder des Einkommensmotivs auftreten Risikobereitschaft: Bereitschaft Risiko zu tragen wird durch eine Prämie entlohnt Selbständigkeitsbedürfnis: Wunsch sich selbst verwirklichen zu können und nicht einer unselbständigen Tätigkeit nachgehen zu müssen GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 14 7

2.4 Typologie der Unternehmungen Gliederung nach der Rechtsform: Einzelunternehmung Personengesellschaften (a) Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts (b) Offene Handelsgesellschaft (OHG) (c) Kommanditgesellschaft (KG) (d) Stille Gesellschaft Kapitalgesellschaften (a) Aktiengesellschaft (AG) (b) Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GesmbH) Mischformen, Genossenschaften, Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 15 2.4 Typologie der Unternehmungen Gliederung nach Branchen und Größenklassen: A. Branchengliederung Sachleistungsunternehmungen Gewinnungsbetriebe Veredelungsbetriebe Fertigungsbetriebe Dienstleistungsunternehmen B. Größengliederung Klein-, Mittel- und Großbetriebe GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 16 8

2.4 Typologie der Unternehmungen Charakteristika von Industriebetrieben: Sachgüterproduktion hoher Mechanisierungsgrad Verwirklichung der Vorteile des arbeitsteiligen Wirtschaftsprozesses [Economies of Scale=steigende Skalenerträge] grosse nationale oder internationale Märkte GZ ABWL Prof.Dockner SS 2004 17 9