Publikum im Rampenlicht Zweite gemeinsame Studie der Berliner Bühnen 2004

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Transkript:

Publikum im Rampenlicht Zweite gemeinsame Studie der Berliner Bühnen 2004 20 Bühnen aus Berlin und Brandenburg haben 2004 die weltweit größte Publikumserhebung dieser Art im Theaterbereich durchgeführt. In dieser Bühnen übergreifenden Gemeinschaftsstudie, die zum zweiten Mal stattfand, gaben 14.299 Befragte im Befragungszeitraum von März bis Juli 2004 Auskunft über ihr Verhältnis zum Theaterleben. Die Studie ist eine Initiative der Berliner Spielzeit AG, dem Zusammenschluss der Öffentlichkeitsleiter von rund 40 Berliner Bühnen. Einmalig ist diese Untersuchung aufgrund ihres Umfangs sowie der Tatsache, dass sie auf einer nichtkommerziellen Bühnenkooperation beruht. Wissenschaftlich wurde die Studie von Prof. Dr. Jürgen Tauchnitz, FH Lausitz, betreut und vom Landesverband des Deutschen Bühnenvereins und dem Hamburger Marktforschungsunternehmen IPSOS unterstützt. Beteiligt waren Bühnen aus den verschiedensten Sparten. 2002 hatte die erste Berliner Publikumsbefragung mit 16 beteiligten Theatern stattgefunden. Die Ergebnisse der Publikumsbefragung 2004 geben umfangreiche Einblicke in das Informations- und Entscheidungsverhalten der Bühnenbesucher, ihre Vorlieben und Wahrnehmungen. Die Informationen dienen den beteiligten Bühnen u. a. zur Entwicklung von Maßnahmen für eine wirksamere Ansprache verschiedenster Zielgruppen. Ob Hochkultur oder Unterhaltung, Kulturveranstaltungen werden den Befragungsergebnissen zufolge mehrheitlich von höher gebildeten Menschen genutzt. Knapp die Hälfte der Besucher hat ein Hochschulstudium, fast ein Viertel das Abitur. Empfehlungen von Freunden und Kollegen sind die wichtigste Informationsquelle für den Besuch einer kulturellen Veranstaltung, gefolgt vom Monatsspielplan, der Tageszeitung und dem Jahresprogramm. Jeder zehnte Befragte hat seine Eintrittskarte über ein Abonnement erhalten. Im Freiverkauf werden der Vorverkauf der Bühnen und die Abendkasse am häufigsten genutzt. Die Entscheidung zu einem Bühnenbesuch wird von einem Viertel der Befragten entweder spontan am Abend oder einige Tage vorher gefällt. Ein etwas gleich hoher Anteil von Besuchern hat allerdings einen Planungszeitraum von mehreren Wochen. Der Besuch kultureller Veranstaltungen erfolgt selten allein. 85% der Befragten kommen in Begleitung, überwiegend mit dem Partner, der Familie oder Freunden und Bekannten. Fast 90 Prozent aller Bühnenbesucher sind mit der von ihnen besuchten Bühne sehr zufrieden oder zufrieden. Unzufriedenheit und Änderungswünsche betreffen wenn überhaupt vor allem die Räumlichkeiten, Sitzplätze, Gastronomie oder die Eintrittspreise. 1

Mehr als 90 Prozent der Befragten gehen gerne ins Theater, in ein Konzert, eine O- per oder ins Ballett. Mehrheitlich gilt der Besuch kultureller Veranstaltungen als ein besonderes Ereignis, das Abstand zum Alltag gibt und zur persönlichen Weiterentwicklung beiträgt. 55 Prozent der Besucher stimmen der Aussage zu, dass Theater oder Konzertbesuche zum Nachdenken anregen sollen und 59 Prozent meinen, ein Besuch solle vor allem Spaß machen. Eines der Hauptergebnisse der Untersuchung ist die Positionierung der Theater hinsichtlich der Art und Weise, wie die Besucher die Spielpläne wahrnimmt und beurteilt. Diese differenzierte Positionierung in einem gemeinsamen Wahrnehmungsraum veranschaulicht die kulturelle Vielfalt des Berliner und Brandenburgischen Bühnenangebotes. Besucher ist nicht gleich Besucher. Den Ergebnissen der Studie zufolge lassen sich die Berliner Besucher in fünf Typen unterscheiden: klassische Bildungsbürger, Individualisten, Aufgeschlossene, Unterhaltungsorientierte und Unternehmungslustige. Diese Besuchertypen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer Vorstellungen von einem idealen Spielplan, ihren Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber kulturellen Angeboten als auch in ihren Wertestrukturen. Den Bühnenangeboten entsprechend sind die einzelnen Besuchertypen in den jeweiligen Bühnen zu unterschiedlichen Anteilen vertreten. Während beispielsweise der klassische Bildungsbürger häufig Opern, Ballett und Konzerte besucht, sind die Individualisten in modernen Sprechtheatern überrepräsentiert. Neben dieser gemeinsamen Erhebung unter den Bühnenbesuchern gibt es bereits weitere Bühnen übergreifende Kooperationen, die auch aus den Ergebnissen der ersten Erhebung in 2002 resultieren: die gemeinsame Datenbank und Homepage http://www.berlin-buehnen.de, die Vertriebsinitiative ClassicCard, der Bühnen-Mini- Tip, die Beilagen Spielplan (Tagesspiegel) und Spielzeit (Berliner Zeitung) und diverse Angebots- und Kooperationsabstimmungen. Ansprechpartner/in Prof. Dr. Jürgen Tauchnitz Susanne Benedek Fachhochschule Lausitz Direktorin Kommunikation & Marketing Großenhainer Str. 57 Komische Oper Berlin 01968 Senftenberg Behrenstraße 55-57 Tel: 03573 85723 10117 Berlin Fax: 03573 85 709 Tel 030-202 60-367 Mobil: 0172-797 14 14 Fax 030-20260.266 EMail: tauchnitz@gordios.de s.benedek@komische-oper-berlin.de 2

Hintergrundinformationen Untersuchungssteckbrief Publikum im Rampenlicht ist ein gemeinschaftliches Projekt der Berliner Spielzeit AG in Zusammenarbeit mit Brandenburger Bühnen, unterstützt vom Landesverband des Deutschen Bühnenvereins Berlin. und der IPSOS GmbH Hamburg. Projektleitung: Susanne Benedek, Komische Oper Berlin Wissenschaftliche Verantwortung: Prof. Dr. Jürgen Tauchnitz, Fachhochschule Lausitz Schriftliche Befragung im Zeitraum von April - Juni 2004 ( bis Dezember) Gewichtung der Gesamtergebnisse nach Besuchern im Erhebungszeitraum April - Juni 2004 Beteiligte Bühnen Berlin: Potsdam: Cottbus: Bar jeder Vernunft Deutsche Oper Berlin Distel Friedrichstadtpalast Haus der Kulturen der Welt Hebbel am Ufer Komische Oper Berlin Komödie am Kurfürstendamm Konzerthaus am Gendarmenmarkt Maxim Gorki Theater Schaubühne am Lehniner Platz Staatsoper Unter den Linden Tipi - das Zelt Tribüne Volksbühne Wintergarten Varieté fabrik Potsdam Hans Otto Theater Staatstheater Cottbus 3

Positionierung der Bühnen Ausgangspunkt für die Positionierung der 20 an der Studie beteiligten Bühnen bildeten die Befragungsdaten zu den wahrgenommenen Ausprägungen der Spielpläne. Wahrnehmung und Beurteilungen ergaben sich aus 21 Merkmalen, zu denen sich die Besucher äußerten. Mit Hilfe des statistischen Verfahrens der Faktorenanalyse wurden die Ergebnisse auf zwei Wahrnehmungsdimensionen verdichtet, um die grundlegenden Merkmalsdimensionen aufzudecken. Die erste Wahrnehmungsdimension wird durch Merkmale charakterisiert, die unter dem Sammelbegriff Unterhaltung zusammengefasst werden könnten (humorvoll, fröhlich, publikumsnah u.a.). Ist dieser Faktor hoch ausgeprägt, sorgt der Spielplan für eine hier als empathisch / teilhabend bezeichnete Unterhaltung. Eine schwache Ausprägung charakterisiert dagegen ein eher distanziertes, zur Auseinandersetzung animierendes Angebot. Der Vergleich zwischen U- und E-Musik liegt nahe, wenngleich er nicht ganz treffend ist. Die zweite Dimension beschreibt die Spielpläne danach, inwieweit sie ein eher berechenbares Angebot aufweisen, das sich an Bewährtem und Vertrautem orientiert, oder sie aber den Besucher mit Unerwartetem, Neuem konfrontieren. Diese Dimension wird durch Eigenschaften wie kritisch, experimentierfreudig, zeitgenössisch, politisch oder intellektuell charakterisiert. In einem weiteren Schritt wurden die subjektiv empfundenen Positionen der einzelnen Spielpläne auf diesen Dimensionen bestimmt und alle an der Studie beteiligten Bühnen in einem Eigenschaftsraum räumlich abgebildet. Die individuelle Position eines Spielplans gibt wieder, wie die Besucher dieser Bühne den betreffenden Spielplan wahrnehmen. Aufgrund des speziellen Untersuchungsansatzes ist allerdings keine Aussage darüber möglich, wie die Besucher anderer Bühnen diesen Spielplan wahrnehmen. Quelle: Link: Prof. Dr. Jürgen Tauchnitz, FH Lausitz http://www.fh-lausitz.de/fhl/ww/marketing Seite 5: Graphik: Positionierung der Bühnen 2004 4

Positionierung der Bühnen 2004 empathische/ teilhabende Unterhaltung Wintergarten Komödie Tribüne Tipi Friedrichstadtpalast Bar jeder Vernunft Distel fabrik Potsdam Staatstheater Cottbus rechenbarkeit Wunsch nach Bewährtem) Komische Oper Ballett Hans Otto Theater Unerwartetes (Wunsch nach Neuem) Jazzfest Staatsoper Konzerthaus Deutsche Oper Maxim Gorki Hebbel Spielzeiteuropa Volksbühne Haus der Schaubühne Kulturen Maerzmusik Konzerte Oper Theatertreffen distanzierte / auseinandersetzende Unterhaltung