Depression. Was ist das eigentlich?

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Transkript:

Depression Was ist das eigentlich? Marien Hospital Dortmund Kath. St.-Johannes-Gesellschaft Dr. med. Harald Krauß Chefarzt Tel: 0231-77 50 0 www.marien-hospital-dortmund.de 1

Selbsttest Leiden Sie seit mehr als 2 Wochen unter 1 Gedrückter Stimmung 2 Interesselosigkeit und/oder Freudlosigkeit, auch bei sonst angenehmen Ereignissen 3 Schwunglosigkeit und/oder bleierner Müdigkeit und/oder innerer Unruhe 4 Fehlendem Selbstvertrauen und/oder fehlendem Selbstwertgefühl 5 Verminderter Konzentrationsfähigkeit und/oder starker Grübelneigung und/oder Unsicherheit beim Treffen von Entscheidungen 6 Starken Schuldgefühlen und/oder vermehrter Selbstkritik 7 Negativen Zukunftsperspektiven und/oder Hoffnungslosigkeit 8 Hartnäckigen Schlafstörungen 9 Vermindertem Appetit 10 Tiefer Verzweiflung und/oder Todesgedanken Auflösung 1 x Ja: Ihre Angaben weisen nicht auf das Vorliegen einer depressiven Erkrankung hin. 2

Auflösung 2 x Ja: Ihre Angaben weisen auf eine leichtere depressive Erkrankung hin. Sie sollten mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden und die Behandlungsmöglichkeiten sprechen. Auflösung 3 x Ja: Sie sollten Ihren Arzt konsultieren. Ihre Angaben weisen auf eine behandlungsbedürftige Depression hin. 3

Auflösung 5 x Ja oder Punkt 10 mit Ja beantwortet: Sie sollten auf jeden Fall möglichst bald Ihren Arzt konsultieren. Ihre Angaben weisen auf eine ausgeprägte behandlungsbedürftige Depression hin. 4

Diagnose Erkrankung des Affektes Kernsymptom: Gefühl der Gefühllosigkeit Krankheitssymptome 1. Depressive Stimmung 2. Interessenverlust und Freudlosigkeit 3. Energielosigkeit und Ermüdbarkeit Mindestens 2 Wochen 5

Krankheitssymptome Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit Negative oder pessimistische Zukunftsperspektiven Selbstmordgedanken Krankheitssymptome Melanchonische Depression: Schlafstörungen, Verlust des sexuellen Interesses, Appetitlosigkeit Unruhe oder Gehemmtheit Körperliche Beschwerden Wahn 6

Differentialdiagnose Differentialdiagnose 7

Differentialdiagnose Differentialdiagnose 8

Woher kommt die Depression? Menschen mit Depression sind emotional schwach hatten eine schlechte Kindheit sind selber an ihrer Erkrankung schuld könnten die Erkrankung durch Willensstärke überwinden sind unheilbar krank haben unmoralisch gelebt ist eine Hirnerkrankung Depression: Eine Erkrankung des Gehirnes? 9

Woher kommt die Depression Entstehungsmodell depressiver Erkrankungen Genetische Prädisposition Persönlichkeitsfaktoren Psychosoziale Belastung Neurobiologische Veränderungen Körperliche Erkrankungen Depressive Symptomatik Das Vulnerabilitäts- Streß-Modell 10

Wie häufig ist Depression? 10% der Bevölkerung zur Zeit depressiv Behandlungsbedürftig 5% Bis 20% der Menschen erkranken jemals in ihrem Leben an Depression Depression ist eine der häufigsten Erkrankungen Die 10 häufigsten Ursachen für mit Beeinträchtigung gelebte Lebensjahre (YLD) in den Industrieländern Mit Beeinträchtigung gelebte Lebensjahre (in %), YLD 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Unipolar depressive disorders 8,2 Ischaemic heart disease 6,3 Cerebrovascular disease 3,9 Alzheimer an other dementias 3,6 Alcohol use disorders 3,4 3,4 Hearing loss, adult onset COPD Diabetes mellitus Trachea, bronchus, lung cancers Road traffic accidents 3 3 3 2,6 WHO, Burden of Disease-Studie 2004 11

Anteil psychischer Störungen 12

Wer wird depressiv? Depression wird nicht ausreichend behandelt! Behandlungsbedürftige In hausärztlicher Als Suffizient Nach 3 Monaten Depressionen Behandlung Depression behandelt Behandlung compliant Gesamtzahl diagnostiziert 240-360 100-160 ca. 4 Mio. 2,4-2,8 Mio. 1,2-1,4 Mio. Tausend Tausend 60-70% 30-35% 6-9% 2,5-4% Optimierungsspielraum durch Fortbildung und Kooperation mit Hausärzten Optimierungsspielraum durch bundesweite Awareness-Programme Kompetenznetz Depression, Suizidalität 13

Wer begeht Suizid? Depressionen Persönlichkeitsstörungen Alkoholabhängigkeit andere Mehr Suizide als Verkehrstote 14000 12000 10000 8000 6000 Suizide Verkehrstote 4000 2000 0 1994 1995 1996 1997 Kompetenznetz "Depression, Suizidalität" 14

Fakten über Suizidalität Suizid ist die häufigste Todesursache der Menschen, die jünger als 40 Jahre alt sind einer von sieben Menschen mit einer Depression begeht einen Suizidversuch 70 % der Suizidanden haben eine Depression 70 % der Suizidanden sehen ihren Hausarzt innerhalb von 6 Wochen vor dem Suizid Statistisches Bundesamt 2008 verstarben in Deutschland 844.439 Menschen (397.651 Männer, 446.788 Frauen) 9.331 Menschen verstarben (bekannt) an Suizid (1,1%) Davon Männer 75%, Frauen mit 25% Das durchschnittliche Sterbealter der Suizidenten betrug 54 Jahre bei Männern und 58 Jahre bei Frauen 15

Fakten über Suizidalität Wissenschaft und Menschlichkeit 16

Psychiatrische Therapie Begleittherapien Psychotherapie Medikamente Wiedereingliederung Therapeutische Beziehung 17

Dortmunder Bündnis gegen Depression e.v. 18.12.2007 Gründung im Marien Hospital www.gesundheitsamt.dortmund.de -> Dortmunder Bündnis gegen Depression 18