Herausgeber: Institut für Gesundheitsplanung - Weißenwolffstraße 5/EG/1-4020 Linz Tel. 0732/784036 - institut@gesundheitsplanung.at - www.gesundheitsplanung.at Pressekonferenz IMPFEN Eine Erfolgsgeschichte, die uns allen nützt TeilnehmerInnen: LR in Dr. in Silvia Stöger Obmann Alois Stöger diplomé MR Dr. Wilhelm Sedlak Landessanitätsdirektor Dr. Stefan Meusburger Datum: 29. April 2008 Beginn: 10:30 Uhr Ort: Presseclub - Ursulinenhof
IMPFEN Eine Erfolgsgeschichte, die uns allen nützt! Impfen ist wichtiger denn je, das haben die jüngsten Ereignisse ausgehend in Salzburg gezeigt. Der Oberösterreichische Arbeitskreis Impfen hat sich das Ziel gesetzt, die Durchimpfungsrate zu erhöhen. Mit Hilfe einer Broschüre für niedergelassene und Amts-ÄrztInnen und Frequently Asked Questions für die Bevölkerung will man dies erreichen. Impfen ist wichtiger denn je "Wie wichtig ein gut durchdachtes Impfprogramm ist, wird durch die aktuelle Masernwelle verdeutlicht, von der in Oberösterreich bis heute 34 Erkrankte betroffen sind", betont Landesrätin Dr. in Stöger. Insgesamt sind von dieser Masernwelle in Österreich rund 260 Erkrankte betroffen. Deutliches Stadt-Land-Gefälle bei Durchimpfungsraten "Eine aktuelle Auswertung der Durchimpfungsraten in Oberösterreich zeigt, dass die Impfbereitschaft im städtischen Bereich zum Teil deutlich höher ist als in ländlichen Regionen", erklärt Landesrätin Stöger. Die durchschnittliche Durchimpfungsrate bei Säuglingen und Kleinkindern liegt bei der 6-fach-Impfung (Diphterie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hämophilus influenzae B und Hepatitis B) bei rund 92 Prozent. Einige ländliche Bezirke fallen aber bis zu einer Quote von nur noch 71 Prozent (Grieskirchen) ab. Allerdings ist dieser Trend nicht einheitlich, Schärding hat z.b. eine hohe Durchimpfungsrate von 93 Prozent. Pressekonferenz Impfen vom 29. April 2008 1
Bei der Masern-Mumps-Röteln(MMR)-Impfung sind die Durchimpfungsraten etwas niedriger: bei Säuglingen und Kleinkindern etwa 85 Prozent bei der ersten Impfung und leider nur etwa 65 Prozent bei der zweiten Impfung. Ziemlich konstant und deutlich ist das Stadt-Land-Gefälle bei der MMR- Impfung: Der städtische Bereich liegt bei der 1. Teilimpfung mit rund 90 Prozent um rund 5 Prozentpunkte, bei der 2. Teilimpfung mit rund 75 Prozent um rund 10 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Im ländlichen Gebiet sinkt die Durchimpfungsrate hingegen auf Werte bis zu nur noch 50 Prozent (Freistadt) bei der 2. Teilimpfung ab. "Um Ausbrüche wie den derzeitigen bei Masern weitgehend vermeiden zu können, wären bei beiden MMR-Impfungen Durchimpfungsraten von 90 bis 95 Prozent notwendig", so Landesrätin Stöger. Dazu Obmann Alois Stöger: Die Menschen, vor allem Eltern, suchen heute Orientierung wenn es um das Thema Impfen geht. Die Pharmawirtschaft verspricht Schutz vor allem bei Null Risiko. Prinzipielle Impfgegner berufen sich auf abstruse Theorien und hantieren mit vollkommen absurden Daten. Nur weil Masern zu den so genannten Kinderkrankheiten gehören, sind sie keineswegs harmlos und können zu ernsthaften Komplikationen wie Hirnentzündung mit bleibenden Hirnschäden führen. Weltweit zählen Infektionskrankheiten zu den häufigsten Erkrankungen und Todesursachen. Das österreichische Impfprogramm Bund, Länder und Sozialversicherungsträger finanzieren seit 1998 gemeinsam die kostenlosen Schutzimpfungen für Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr. Die Kosten für den Impfstoff werden zu 2/3 vom Bund und jeweils Pressekonferenz Impfen vom 29. April 2008 2
zu 1/6 von den Ländern und den Krankenversicherungsträgern übernommen. Zusätzlich kommen die Länder für das Impfhonorar und die Verteilungslogistik auf. Dr. Wilhelm Sedlak, Impfreferent der Oberösterreichischen Ärztekammer, erklärt die Intentionen des öffentlichen Impfprogramms: Ziel dieses öffentlichen Impfprogramms ist es, eine hohe Durchimpfungsrate zu erzielen um persönliches Leid durch Erkrankung, Komplikationen und dauernde Krankheitsfolgen zu vermeiden und das Auftreten von früher häufigen Erkrankungen, die auch die Allgemeinheit belastet haben, zu verhindern. Der österreichische Impfplan, der jedes Jahr vom Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend neu aufgelegt wird, beschreibt den allgemeinen Impfkalender jeweils für Säuglinge und Kleinkinder, für Schulkinder und für Erwachsene. Impfungen in Oberösterreich In Oberösterreich werden Säuglinge und Kleinkinder bei niedergelassenen Ärzten und Eltern-, Mutterberatungsstellen geimpft. Impfungen für SchülerInnen werden überwiegend von Amtsärzten in den Schulen und auch von Ärzten im niedergelassenen Bereich durchgeführt. Mutter-Kind-Zuschuss Landesrätin Dr. in Silvia Stöger verweist auf die Unterstützungen seitens des Lands OÖ: Neben der Einführung des Impfgutscheinheftes im Jahr 1998, welches einen Wert von 640,- Euro darstellt, ist auch die Koppelung des Mutter-Kind- Zuschusses an die Impfungen für die weitere Hebung der Durchimpfungsraten und die bisher erzielten Erfolge ausschlaggebend. Beim Mutter-Kind-Zuschuss werden die Eltern mit 370,- Euro gefördert, wenn alle Schutzimpfungen absolviert wurden. Pressekonferenz Impfen vom 29. April 2008 3
Diese Stöger-Initiative, die es nur in unserem Bundesland gibt, zeigt nachhaltige Wirkung: Oberösterreich hat nun auch gegenüber dem Österreich-Durchschnitt eine um 13 Prozent deutlich niedrigere Säuglingssterblichkeit. Kein Wunder, dass der Wiener Ärztekammerpräsident den Oö. Mutter-Kind- Zuschuss als Vorzeigemodell lobte und die österreichweite Einführung vorschlug. Aus dem Gesundheitsbudget von LR Stöger wurden bisher seit Einführung des Mutter-Kind-Zuschusses insgesamt rund 16,4 Millionen Euro für rund 88.400 Förderanträge ausbezahlt. Verbesserung der Qualität wird angestrebt Um die Durchimpfungsraten weiter zu erhöhen, wurde unter der Koordination des Instituts für Gesundheitsplanung ein Arbeitskreis Impfen ins Leben gerufen. Diesem gehörten MitarbeiterInnen der folgenden Organisationen an: Land Oberösterreich, Abteilung Gesundheit Oberösterreichische Gebietskrankenkasse Ärztekammer Oberösterreich Apothekerkammer Oberösterreich Gesundheitsdienste der Städte Linz und Wels und VertreterInnen von Bezirkshauptmannschaften. Von diesem Arbeitskreis wurde eine Broschüre für Amtsärzte und niedergelassene Ärzte erarbeitet. Landessanitätsdirektor Dr. Stefan Meusburger, Leiter des Arbeitskreises, erklärt den Zweck der Broschüre: Sie soll Hintergründe für das Funktionieren des öffentlichen Impfsystems erläutern, und die Rollen der unterschiedlichen Beteiligten transparent machen, die alle am Erfolg des Systems der kostenlosen Schutzimpfungen wesentlichen Anteil haben. Außerdem wurden Standards für einen reibungslosen Ablauf des Impf- und Administrationsprozesses erarbeitet. Pressekonferenz Impfen vom 29. April 2008 4
Die Broschüre wird in den nächsten Tagen an die niedergelassenen Ärzte, aber auch an die Eltern- Mutterberatungsstellen und die Gesundheitsämter in den Bezirken versandt. FAQ s zum Thema Impfen erarbeitet Impfungen sind nach wie vor oft ein umstrittenes Thema. Alle medizinischen Interventionen, vom normalen Medikament bis hin zu den operativen Eingriffen und natürlich auch Impfungen können Risiken aufweisen. Es wird aber sehr genau abgewogen, welche Nutzen und welche möglichen Nebenwirkungen Impfungen mit sich bringen. Und hier spricht die Datenlage ganz klar für das Impfprogramm. Dazu Dr. Sedlak: So treten bei den Erkrankungen, gegen die geimpft wird, z.b. Masern, Mumps, Wundstarrkrampf oder Hepatitis, weitaus häufiger schwere Komplikationen und bleibende Schäden auf als Nebenwirkungen bei den Impfungen selbst. Impfungen lassen sich außerdem zeitlich planen, eine Ansteckung mit gefährlichen Infektionskrankheiten ist schicksalhaft dem Zufall überlassen. Um die Bevölkerung darüber zu informieren, wurden vom Arbeitskreis Impfen auch FAQ s (frequently asked questions) entwickelt, die viele brennende Fragen beantworten sollen. Diese FAQ s sind auf der Webseite des Landes OÖ und der OÖGKK sowie der der Informationszeitung der OÖ Ärztekammer zu finden. Obmann Alois Stöger verweist auf die Wichtigkeit ehrlicher Information: Wir wollen die Menschen offen und ehrlich informieren. Marktschreierische Werbung lehne ich im Gesundheitswesen genauso ab wie esoterische Heilslehren. Beides ist unseriös. Die Impfungen im öffentlichen Impfprogramm sind wichtig und wertvoll. Sie haben mitgeholfen, dass die Kindersterblichkeit heute gegen Null geht. Das dürfen wir uns nicht kaputt machen lassen. Pressekonferenz Impfen vom 29. April 2008 5
Impfen eine Erfolgsgeschichte mit Vergangenheit und Zukunft Die Geburtsstunde der modernen Impfungen schlug Ende des 18. Jahrhunderts, als Edward Jenner gesunde Personen vor der Pockenerkrankung schützte, indem er Erreger der Kuhpocken auf sie übertrug. Louis Pasteur entwickelte 1895 den ersten im Labor modifizierten Lebendimpfstoff gegen Tollwut. 1980 konnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausrottung der Pocken bekannt geben. Infektionen, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden (z.b. Masern / Röteln / Polio / Hepatitis), können bei kompletten Durchimpfungen weltweit ausgerottet werden. Durch öffentliche Impfprogramme ist die Kinderlähmung aus unseren Breiten verschwunden. Masern und andere früher häufige Kinderkrankheiten, mit dem Potenzial zu Komplikationen und dauernden Folgeschäden, sind bei uns entsprechend den weltweiten Ausrottungsprogrammen der WHO weitgehend zurückgedrängt und treten nur mehr in schlecht durchgeimpften Regionen auf. In einer Umfrage zu den größten medizinischen Fortschritten seit 1840 haben die Leser des British Medical Journal im Jänner 2007 die Einführung von Impfungen an die viertbeste Stelle gesetzt. Impfen ist eine Erfolgsgeschichte, die uns allen nützt. Pressekonferenz Impfen vom 29. April 2008 6