Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters anlässlich der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November 2010, 19 Uhr, Synagoge Köln, Roonstraße

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Transkript:

Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters anlässlich der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November 2010, 19 Uhr, Synagoge Köln, Roonstraße Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft, sehr geehrter Herr Dr. Rado, sehr geehrter Herr Dr. Wilhelm, meine sehr geehrten Damen und Herren wir sind heute zusammengekommen, um der jüdischen Opfer des NS-Regimes zu gedenken und uns zugleich die Verantwortung und Verpflichtung bewusstzumachen, die aus den Ereignissen an diesem Tag im Jahr 1938 und aus der Geschichte des Nationalsozialismus insgesamt für uns alle entstanden sind. Wir kennen die Ereignisse dieses Tages. Und wir wissen, was in den Wochen, Monaten und Jahren danach geschah. Der 9. November war nicht nur der vorläufige schreckliche Höhepunkt einer seit 1933 andauernden, sich steigernden Folge von Diskriminierung, Diffamierung und Ausgrenzung. Er war darüber hinaus ein Umbruch in eine Verfolgung von bis dahin nicht gekannter Brutalität. Der Pogrom bildete einen entscheidenden Wendepunkt, nicht nur für Juden spürbar, sondern für alle, die mit ihnen lebten, das heißt für die gesamte deutsche Gesellschaft, für alle Bürgerinnen und Bürger Kölns. Für Juden setzte nach dem November 1938 eine neue Phase der Verfolgung ein. Sie wurden durch spezielle Ausweise gekennzeichnet, aus ihren Wohnungen vertrieben und in sogenannten Judenhäusern ghettoisiert. Sie wurden wirtschaftlich ausgeplündert und zur Zwangsarbeit eingezogen, sie mussten den Judenstern tragen und wurden im Sammellager Müngersdorf inhaftiert. Im Oktober 1941 schließlich folgten die Deportationen vom Bahnhof Köln-Deutz aus in die Ghettos und Vernichtungslager des Ostens. Nur wenige überlebten. 1

Es war nur eine kleine Minderheit, die sich dem Druck, der Propaganda und dem Belohnungssystem des Regimes entzog. Es waren sehr wenige, die den Mut hatten, aktiven Widerstand zu leisten. Nach dem Pogrom war dieser Widerstand ungleich schwieriger geworden als zuvor, denn das Regime hatte in ihm sowohl seine Brutalität wie seine Macht demonstriert. Und es hatte sich gerade durch seine Aggressivität stabilisiert. Nach dem Ende des NS-Regimes 1945, angesichts des Grauens und der Unmenschlichkeit, die während der 12 Jahre seiner Herrschaft begangen wurden, stellten sich die Fragen nach den Ursachen: Wie konnte es zu dieser Diktatur, wie konnte es zur völligen Absage an Mitmenschlichkeit und Toleranz kommen? Warum haben die demokratischen Kräfte in Deutschland versagt? Warum gab es keine gemeinsame Abwehr? Welche Handlungsmöglichkeiten waren vorhanden gewesen? Auf einige dieser Fragen kann die Geschichtsforschung heute Antworten geben. Wir wissen, welche Fehlentwicklungen, Fehlentscheidungen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zur Machtübernahme der Nationalsozialisten geführt haben. Aber haben wir auch daraus gelernt? die Zahl der rechtsextrem motivierten Straftaten in Deutschland hat in den letzten Jahren zugenommen und nimmt weiter zu. Auch die Brutalität der Täter hat sich deutlich gesteigert. Wir müssen zudem feststellen, dass sich eine umfangreiche, erschreckend aggressionsbereite rechtsextreme Subkultur entwickelt hat. Diese wendet sich im Internet, in Computerspielen und in Musikangeboten an Jugendliche, um Rassismus und Antisemitismus zu propagieren. Umso dringender ist es, grundlegende und gemeinsame Initiativen gegen Rechtsextremismus zu organisieren und die offenbar in vielen Bereichen fehlende demokratische Bildung und Erziehung zu verstärken. Dazu sind Investitionen notwendig, auch finanzielle Investitionen. Es muss darum gehen, die Erziehung der Jugend zu Demokratie und Toleranz zu intensivieren, und 2

Jugendprojekte gegen Rechtsextremismus zu unterstützen nicht sie einzustellen. Eine Politik, die nicht auf Erziehung und Bildung setzt, sondern vor allem auf die Bekämpfung rechtsextremistischer Gewalt durch Polizei und Gerichte, hat bereits einen Teil ihrer Möglichkeiten aufgegeben und damit an Boden verloren. Aufgrund dieser Einsicht wurde 2008 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus eingerichtet. Ziel dieser Stelle ist es, das Bewusstsein für Menschenrechte, kulturelle Vielfalt und Gewaltfreiheit zu fördern und rechtsextremen Denkmustern vorzubeugen und ihnen entgegenzutreten. Die Info- und Bildungsstelle dokumentiert rechtsextreme Aktivitäten im Kölner Raum, forscht und publiziert zum Thema Rechtsextremismus und Antisemitismus. Vor allem aber hat sie ein breites Spektrum an Bildungsangeboten für Erwachsene und Jugendliche entwickelt. Sie organisiert auch in Kooperation mit der Kölnischen Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit und mit anderen Einrichtungen Workshops und Projekttage, bildet Multiplikatoren aus und berät Schulen, Vereine und Jugendeinrichtungen. Innerhalb der kaum zwei Jahre ihrer Existenz ist die Kölner Info- und Bildungsstelle zu einer wichtigen und überregional bekannten Institution geworden, die sich mit vielen verschiedenen Organisationen vernetzt hat. Die Gründung einer solchen Info- und Bildungsstelle durch eine Stadt, die damit das kommunale Engagement gegen Rechtsextremismus als dauerhafte Aufgabe wahrnimmt, ist durchaus außergewöhnlich. Köln wurde mit dieser Initiative auch Vorbild für andere Städte. Doch sind wir uns darüber im Klaren, dass dies nur ein erster Schritt sein kann. lassen Sie mich zum Abschluss kurz auf die Beziehungen zwischen der Stadt Köln und der Synagogen-Gemeinde eingehen. Jüdische Bürgerinnen und Bürger Kölns gibt es, seit es Köln gibt. Die Gemeinde hat bereits im vierten Jahrhundert eine solche Bedeutung erlangt, dass der Kaiser in Rom 321 für Köln eine Lex Generalis erlassen hat, welche die Mitwirkung der 3

Gemeindemitglieder im Rat der Stadt Köln regelte. Zu dieser Zeit sollte noch ein langes, friedliches Zusammenleben vor Stadt und Jüdischer Gemeinde liegen. Erst als der Kreuzfahrermob sich 1096 in Köln sammelte, kam es zum ersten Pogrom. Ich erinnere daran, dass in der Bartholomäusnacht am 23. auf den 24. August 1349 fast die gesamte Gemeinde durch Mord und Hass vernichtet wurde. Bald darauf entwickelte sich wieder eine Jüdische Gemeinde die von ihren Mitbürgern 1424 schmählich verjagt wurde. Erst mit der französischen Revolution und ihren Folgen gab es dann wieder jüdisches Leben in Köln. Ich möchte nicht, dass das vergessen wird! Gerade deswegen liegt es mir besonders am Herzen, dass wir am Ort der ersten Gemeinde einen Lernort erhalten, der den kommenden Generationen ein Ort gegen das Vergessen auch der älteren Geschichte sein wird. Das Jüdische Museum in der Archäologischen Zone zeigt aber auch, dass die Gemeinde ein integraler Teil Kölns und seiner Geschichte ist. Ein Ort, der über zwei Jahrtausende das Leben der Jüdischen Gemeinde Kölns zeigt und würdigt in ihrer kulturellen Leistung für unsere Stadt. Und so hoffe ich, dass das Land Nordrhein-Westfalen die Präsentation des ältesten Ortes des Aschkenasischen Judentums so wie wir selbst würdigt und seine Präsentation nachdrücklich unterstützt. im Herbst letzten Jahres konnte die jüdische Gemeinde den 50. Jahrestag der Wiedereinweihung dieser Synagoge feiern. Die kleine Gemeinde, die sich 1945 mit wenigen Überlebenden der Verfolgung neu gründete, hatte Mitte der 1950er Jahre beschlossen, ihre ehemalige Hauptsynagoge an der Roonstraße wieder aufzubauen, eine Synagoge, von der nach Pogrom und Krieg nur noch eine Ruine geblieben war. 1959 konnte die Einweihung, unter Anwesenheit vieler Repräsentanten von Stadt, Staat und Kirchen gefeiert werden. Einer der Festredner war Bundeskanzler Konrad Adenauer, der den Wiederaufbau der Synagoge persönlich intensiv unterstützt hatte. In diesen 50 Jahren seit der Wiedereinweihung hat sich die jüdische Gemeinde in enormem Umfang entwickelt. Sie umfasst heute fast 5.000 Mitglieder und konnte mit dem Jüdischen Wohlfahrtszentrum in Ehrenfeld und mit zwei Begegnungsstätten in Porz und Chorweiler neue, wichtige Zentren jüdischen Lebens in Köln errichten. Die 4

Stadt ist sich bewusst, dass die Gemeinde in den letzten Jahren außerordentliche Anstrengungen unternommen hat, um die vielen Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion zu betreuen und zu integrieren. die Stadt Köln sieht die Entwicklung der Synagogen-Gemeinde mit großer Freude. Und sie ist dankbar für das Vertrauen, das zwischen Synagogen-Gemeinde und Stadt gewachsen ist und unsere Beziehung nun schon seit fünf Jahrzehnten prägt. 5