Wohnen im Krankenhaus: ein Widerspruch?

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Transkript:

Wohnen im Krankenhaus: ein Widerspruch? Univ.-Prof. Dr. Christoph Gisinger (c) 2007 C. Gisinger

Lücke im Gesundheitssystem Hypothese: schwer krank = beschränkte Zeit (Heilung oder Tod) Realität: Es gibt auch Menschen mit intensivem und komplexen interdisziplinären Betreuungsbedarf über viele Wochen, Monate, Jahre Lücke im Gesundheits- und Sozialsystem Beispiele: fortgeschrittene MS, Wachkoma, prolongierte Geriatrische Rehabilitation (c) 2007 C. Gisinger

Geriatrische Versorgungsstufen Medizinische Versorgungsintensität VGKÖ Verband Geriatrischer Krankenhäuser Österreichs Versorgungslücke Pflegeheim-Finanzierung Krankenanstalten-Recht Schweregrad der Erkrankung Mobile Mobile Haus Hauskrankenpflege krankenpflege Tageszentren Tageszentren Pflegeheime Pflegeheime Chronische Chronische Langzeit Langzeit- Behandlung Behandlung Geriatrische Geriatrische Rehabilitation Rehabilitation Akutklinik Akutklinik Universitäts Universitätsklinik klinik

Auswirkungen auf Gesundheitssystem 340 300 260 60 bis u. 75 Jahre 75 bis u. 85 Jahre 85 und mehr Jahre 40 30 Demenz (Jorm et al., 1987) Alzheimer (Bachmann et al., 1992) 36 220 180 140 100 60 2001 2005 2009 2013 2017 2021 2025 2029 Jahr 2033 2037 2041 2045 2049 20 10 0 Prävalenz % (c) 2007 C. Gisinger 0.4 0.9 1.8 61-64 3 65-69 Alter (Jahre) 5 70-74 9 3.6 75-79 18 10.5 80-84 23.8 85-93

Betreuungskonzepte Zu Hause (80%) Familie Informeller Sektor Ambulante Dienste Wohngemeinschaften Teilstationär Tageszentren,... Stationär Typ A: betreutes Wohnen, vorübergehende Pflege organisierbar Typ B: betreutes Wohnen, leichte Pflege, zeitlich begrenzt, möglich Typ C: Wohnen und Langzeitpflege Typ D: Langzeitpflege mit medizinischer/therap. Betreuung Typ D+: Langzeitbetreuung mit 24-h- ärztlicher Betreuung (c) 2007 C. Gisinger

Konzept Geriatrisches KH Konzept: stationäre Langzeitbetreuung Medizin und rehabilitative Therapie (räumliche, apparative und personelle Ausstattung; ärztliche Betreuung rund um die Uhr) Wohnqualität (nur 1- oder 2-Bettzimmer) Integration ins Wohnumfeld Zielgruppe Menschen mit hohem Pflege und Betreuungsbedarf und Notwendigkeit häufig ungeplanter medizinischer Interventionen Prolongierte Geriatrische Rehabilitation Menschen mit Demenzerkrankungen und erhöhtem med/therapeutischem Interventionsbedarf Menschen mit fortgeschrittener multipler Sklerose (MS) Wachkomapatienten (c) 2007 C. Gisinger

Wohnqualität Nur 1- oder 2-Bettzimmer Wohnliche Formensprache variable Stellmöglichkeit von Betten Aufenthaltsbereiche, Dorfplatz offener Stützpunkt offene Anrichteküche Aussenbereiche (c) 2007 C. Gisinger

Medizinische Infrastruktur Räumlich: Therapieräume, Ordinationsräume, Diagnostik Apparativ, zb Röntgen, Ultraschall Personell, therapeutische Dienste, Ärzte, 24-h ärztlicher Nachtdienst (c) 2007 C. Gisinger

Integration Standorte inmitten von Wohngebieten Kein Spitalsareal, nicht hinter Spitalsmauern Raumkonzepte, die die Begegnung mit anderen Lebenswelten fördern: Kindergarten, Cafe, Friseur, Veranstaltungsräume (c) 2007 C. Gisinger

Erlebnis Sehachsen aus Augenhöhe einer sitzenden Person Ortswechsel im Gebäude Außenbereiche als Erlebnisräume Abwechslung Wellness Oasen (c) 2007 C. Gisinger

Effect of Environmental Enrichment A. Fischer et al., Nature 2007; 447: 178-82, as quoted by Marylin S. Albert in NEJM (2007) 357;5: 502-03 (c) 2007 C. Gisinger

HB Seeböckgasse HB Tokiostrasse

HB Seeböckgasse HB Seeböckgasse Nur Ein- und Zweibettzimmer Betten: 302 349 47 Einbettzimmer wurden aufgerüstet auf Zweibettzimmer 12 Stationen, 24 bis 32 Betten Medizin und Therapiebereich - Ordinationsräume - Endoskopie -Ultraschall -Röntgen Administration Betriebskindergarten Allgemeinbereiche - Cafe/Restaurant/Kantine - Veranstaltungsräume -Friseur - Kapelle - Tiefgarage

HB Tokiostrasse Nur Ein- und Zweibettzimmer Betten: 270 10 Stationen, 25 bis 30 Betten Medizin und Therapiebereich - Ordinationsräume -Ultraschall -Röntgen Administration Betriebskindergarten Allgemeinbereiche - Cafe/Restaurant/Kantine - Veranstaltungsräume -Friseur - Kapelle - Tiefgarage HB Tokiostrasse

Wohnen im Krankenhaus? Privatsphäre Individualität Selbstbestimmung Grenzen im normalen Wohnen, somit auch im Krankenhaus Lebenswelt HB : Abschaffung unnötiger Rituale (c) 2007 C. Gisinger

Kontakt Univ.-Prof. Dr. Christoph Gisinger mailto:christoph.gisinger@hausderbarmherzigkeit.at Seeböckgasse 30a, A-1160 Wien Tel.: +43 (1) 40 199-1107 http://www.hausderbarmherzigkeit.at (c) 2007 C. Gisinger