Best MINT Montag, 30.07.2012 um 10:45 Uhr Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Raum E5/E6 Jungfernturmstraße, 80333 München Studienabbruch und Fachkräftemangel vermeiden Das Engagement von bayme vbm vbw Bertram Brossardt Hauptgeschäftsführer vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. bayme Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V. vbm Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. Es gilt das gesprochene Wort.
1 Sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Heubisch, sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich über dieses Projekt, das wir Ihnen heute präsentieren und zwar aus drei Gründen: Es ist ein wegweisendes Projekt, um einer der größten Herausforderungen am Wirtschaftsstandort Bayern effektiv und effizient zu begegnen dem Fachkräftemangel. Es zeigt in vorbildlicher Weise, wie wir uns die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik bei Schlüsselaufgaben der Zukunft vorstellen. Es gibt den Hochschulen, die bereits bei unserem Pilotprojekt mitgewirkt haben, die Chance, noch eins drauf setzen und Hochschulen, die bisher nicht zum Zuge kamen, die Möglichkeit, sich neue Kompetenzen zu erwerben, um das Studium in den MINT- Fächern attraktiver zu gestalten. Damit stärkt das Projekt den Hochschulstandort Bayern. Ausgangspunkt Fachkräftemangel Im Jahr 2007 hatten wir, die vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und die bayerischen
2 Metall- und Elektroarbeitgeber bayme vbm, das Projekt Wege zu mehr MINT-Absolventen initiiert und Mittel von insgesamt 2,1 Millionen Euro in die Hand genommen. Ziel war es, die Studienabbrecherquote in den MINT- Fächern deutlich zu reduzieren. Denn diese waren und sind frappierend. Dies zeigt die jüngste HIS 1 - Studie zum Thema: An den Universitäten lagen die Studienabbruchquoten in Deutschland im Jahr 2010 in den MINT-Fächern zwischen 39 und 51 Prozent. An den Fachhochschulen sieht es etwas besser aus. Dort lagen die Quoten zwischen 30 und 36 Prozent. Auch in Bayern ist dieses Problem signifikant: Während sich die Zahl der Studienanfänger in den MINT-Fächern zwischen 2005 und 2011 mehr als verdoppelt hat 2 was an und für sich eine sehr positive Entwicklung ist!, hat die Zahl der Absolventen im gleichen Zeitraum lediglich um 76 Prozent zugenommen. 1 Hochschul-Informations-System 2 +109 Prozent
3 Mit anderen Worten: Es bleibt in den Hochschulen noch viel zu viel Talent auf der Strecke. Das können wir uns nicht leisten mit Blick auf die jungen Menschen, für die ein Studienabbruch eine empfindliche Niederlage bedeutet, und mit Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel, der die Zukunft des Industriestandortes Bayern bedroht. Er ist Resultat des demografischen Wandels. In unserer Studie Arbeitslandschaft 2030 haben wir die Fachkräftelücke für Bayern in allen Segmenten quantifiziert. Im Jahr 2015 werden uns in Bayern bereits eine halbe Million Erwerbspersonen fehlen. Besonders betroffen sind die MINT-Berufe. Laut dem aktuellen VDI-Ingenieurmonitor fehlen schon jetzt allein in Bayern im gesamten Ingenieursegment 18.000 Personen. Diese Lücke wird demografiebedingt wachsen: Reichen aktuell in Bayern 6.500 MINT- Absolventen, um die Fachkräfte zu ersetzen, die altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden,
4 so müssten es zwischen 2023 und 2027 jährlich 11.500 MINT-Absolventen sein das heißt nahezu eine Verdoppelung. Projekte von bayme vbm vbw Klar ist: Wir müssen deutlich gegensteuern, um die Studienabbrecherquoten nachhaltig zu senken. bayme vbm und vbw widmen sich weiterhin dieser Frage im Rahmen des Aktionsprogramms Fachkräftesicherung. Derzeit fördern wir im Projekt Studienkompass gezielt Schülerinnen und Schülern aus Nicht- Akademiker-Familien, da diese mehr als andere Unterstützung bei der Aufnahme eines Studiums benötigen. Das belegen die Zahlen: Nur einer von vier Jugendlichen aus Familien ohne akademische Vorbildung nimmt ein Studium auf dreimal seltener als Gleichaltrige aus Akademikerfamilien. Bei Gymnasiasten mit Migrationshintergrund ist es nicht einmal jeder zehnte. Um diese Zielgruppe zu unterstützen,
5 bietet das Projekt Orientierung bei der Studienund Berufswahl und hilft, den Übergang ins Studium erfolgreich zu gestalten. Damit ist es auch eine effektive Maßnahme, die Studienabbrecherquote in dieser Zielgruppe zu reduzieren. Bei vielen Abbrechern hapert es nämlich bereits daran, dass das falsche Studium gewählt wurde und sie zu wenig Unterstützung gerade zu Beginn hatten, um an der Uni anzukommen. Dass es hierfür effektive Gegenmaßnahmen gibt, hat unser Projekt Wege zu mehr MINT-Absolventen aufgezeigt. Die zehn Hochschulen, die teilgenommen haben, haben nach unseren Maßgaben innovative Projekte durchgeführt, die auf andere Hochschulstandorte übertragbar sind und in den verschiedenen Phasen vor und im Studium greifen.
6 Das ging von Frühstudienangeboten über Offene Lernzentren mit Tutorien bis zu Mentoring-Programmen. Um aus dem Projekt einen Mehrwert für alle bayerischen Hochschulen zu ziehen, haben wir zum Abschluss des Projektes ein Best-Practice-Handbuch mit allen Maßnahmen vorgelegt. Denn wir wollten, dass die guten Ideen in die Fläche getragen werden. Zum aktuellen Projekt Umso mehr freut es uns, dass das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst nun mit dem neuen Projekt Best MINT den Ball aufnimmt und mit einem neuen Drive versieht. Mein Dank geht an Staatsminister Dr. Heubisch, dass Sie unseren Anstoß ernst genommen haben und dieses tolle Projekt aufgelegt haben. Das ist ein Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik in Bestform und es sichert die Nachhaltigkeit, die wir bei diesem Thema dringend brauchen. Wir fühlen uns nicht nur in unserem Engagement bestätigt, das nicht immer unkritisch gesehen wurde.
7 Wir freuen uns, weil so viele davon profitieren werden: Unsere Unternehmen werden dringend benötigte motivierte junge Absolventen bekommen und damit Wertschöpfung am Standort Bayern sichern können; Noch mehr junge Menschen werden bessere Rahmenbedingungen an den Hochschulen vorfinden; Und die Hochschulen werden durch ihre besonderen Maßnahmen und Angebote die Wettbewerbsfähigkeit des Bildungsstandortes Bayern erhöhen. Deswegen sind wir gerne bereit, auch dieses Projekt mit einer jährlichen Summe von 125.000 Euro finanziell zu unterstützen und damit unseren Beitrag zum Erfolg zu leisten. Natürlich sind daran auch Erwartungen von unserer Seite geknüpft zunächst an all die ausgewählten Hochschulen. Sie sind mit gutem Grund dabei. Die Qualität ihrer Ideen hat überzeugt. Darauf dürfen sie stolz sein und dafür möchte ich Ihnen gratulieren. Wir
8 wünschen uns nun, dass sie die große Chance dieses Projektes nutzen und das Thema Studienabbruch strategisch und nachhaltig mit klaren Konzepten angehen in der Vernetzung mit anderen Projektteilnehmern und mit dem Ziel, die eigenen Erkenntnisse mit der gesamten bayerischen Hochschullandschaft teilen. Wir wollen Exzellenz in ganz Bayern. Denn in ganz Bayern sitzen hervorragende Unternehmen, die sich gut qualifizierte, motivierte junge Absolventen wünschen. Deswegen habe ich auch noch drei Botschaften an all die Hochschulen, die für dieses Projekt nicht ausgewählt wurden: Sie sind keine Verlierer, sondern Gewinner, weil sie mitgemacht haben und zu dem überwältigenden Ergebnis von 29 Bewerbungen beigetragen haben. Auch sie können etwas tun: Unser Best- Practice-Handbuch gibt genug Anregungen, was
9 oft ohne großen finanziellen und personellen Aufwand aus dem Stand heraus an Maßnahmen gegen Studienabbruch umgesetzt werden kann. Also: Nutzen Sie Ihre Ressourcen, etwa vorhandene Studienbeiträge. Gehen sie auf die Hochschulen zu, die im Projekt aktiv sind. Nehmen Sie die sportliche Herausforderung an, jenseits des Projektes selbst kreativ zu werden. Meine Damen und Herren, nun ist es aber Zeit, dass die Hauptdarsteller die Bühne haben. Ich freue mich mit Ihnen auf die Bekanntgabe der Projektteilnehmer und wünsche ihnen allen viel Erfolg.