SOS-Kinderdorf in Litauen Europa
1 SOS-Kinderdorf weltweit Bild oben links Mädchen im SOS-Kinderdorf Vilnius Bild oben rechts Rund 45.000 Kinder, Jugendliche und Familien werden in 119 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in 36 Ländern betreut Bild unten links Hermann Gmeiner, Gründervater der SOS-Kinderdorf-Idee Seit mehr als 60 Jahren macht sich SOS-Kinderdorf für benachteiligte Kinder und Familien stark. Nach den SOS-Kinderdörfern sind weltweit noch viele weitere SOS-Angebote entstanden: SOS-Kinderdörfer (inkl. angeschlossene Jugendeinrichtungen und Kindergärten) SOS-Hermann-Gmeiner- Schulen SOS-medizinische Zentren SOS-Sozialzentren SOS-Familienstärkungsprogramme SOS-Berufsbildungszentren SOS-Kinderdorf-Angebote im Ausland Der SOS-Kinderdorf e.v. finanziert im Jahr 2014 119 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in 36 Ländern, in denen insgesamt rund 45.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut und beraten werden. (Stand: 01.01.2014) Die Hilfe aus Deutschland ist insbesondere für die ärmeren Länder der Erde unerlässlich, um den Unterhalt der SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in den Ländern, wo das Spendenaufkommen viel niedriger ist als in Deutschland, zu ermöglichen.
2 Litauen (Europa) Zahlen im Vergleich (Statistisches Bundesamt, 2012/2013) Litauen Deutschland Einwohner 2,987 Mio. 81,798 Mio. BIP pro Kopf 16.003 USD 41.513 USD Lebenserw. Männer 68,4 Jahre 78,4 Jahre Lebenserw. Frauen 79,6 Jahre 83,2 Jahre Jugenderwerbslosenquote 26,3 8,5 % Land und Leute Die Republik Litauen ist der südlichste und größte baltische Staat und hat eine Bevölkerung von 3,5 Millionen. Das Land grenzt im Norden an Lettland, im Osten und Südosten an Weißrussland, im Südwesten an Polen und Kaliningrad (eine russische Enklave) und im Westen an die Ostsee. Die Hauptstadt Vilnius hat ca. eine halbe Million Einwohner. Die meisten Bewohner sind Litauer, je sechs Prozent sind Polen (die hauptsächlich im Großraum Vilnius leben) und Russen. Litauen wurde 1991 zu einem souveränen Staat, nachdem es seine Unabhängigkeit von der früheren UdSSR erklärt hatte. Die wirtschaftliche Lage Litauen, seit 2004 Mitgliedsland der Europäischen Union, hatte schwer mit den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise zu kämpfen und verzeichnete Wachstumseinbußen in zweistelliger Höhe. Auch das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei lediglich etwa der Hälfte des EU-Durchschnitts. Mittlerweile verzeichnet die Wirtschaft jedoch wieder Wachstumsraten zwischen 3 und 5 Prozent. Die ländlichen Regionen haben mit hoher Arbeitslosigkeit und Armut zu kämpfen, können sich aber zumindest mit frischem Obst, Gemüse und landwirtschaftlichen Produkten weitgehend selbst versorgen. Auch die Infrastruktur ist bei Weitem noch nicht ausreichend ausgebaut. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet im Dienstleistungssektor, knapp ein Drittel in der Industrie und 14 Prozent in der Landwirtschaft; der Anbau umfasst Getreide, Kartoffeln und Gemüse.
3.1 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Litauen Bilder oben Kinder im SOS-Kinderdorf Vilnius Bild links Außenansicht SOS-Kinderdorf Vilnius SOS-Kinderdorf Vilnius Sozialeinrichtungen wie das SOS-Kinderdorf Vilnius waren für Litauen umso wichtiger, da es viele Waisenkinder gab. Die Kinder dort lebten häufig in großen, überfüllten Waisenhäusern, in denen sie weder ausreichend Zuwendung noch psychologische Betreuung bekamen. Mit 18 Jahren wurden sie ohne größere Vorbereitungen auf die Straße gesetzt. Ihre Integration in die Gesellschaft gelang nur selten. Beispiele der SOS-Kinderdorf-Arbeit Bereits 1990 bestanden Kontakte zu einer Gruppe engagierter Personen, die sich von Anfang an sehr für die Verwirklichung der SOS-Kinderdorf- Idee in Litauen einsetzten. 1991 erfolgte die Gründung des litauischen SOS-Kinderdorf-Vereins SOS Vaikù Kaimù Draugija Lietuvoje, nachdem das Land seine Unabhängigkeit von der früheren UdSSR erklärt hatte. SOS-Kinderdorf kümmert sich seither um die veränderten Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien in Litauen und hat sein Tätigkeitsfeld angepasst, um gefährdete Kinder bestmöglich zu unterstützen. Die Hauptstadt Vilnius mit ihren rd. 560.000 Einwohnern ist eine der ältesten Universitätsstädte Europas und liegt im Südosten des Landes. Die Altstadt zählt zu den größten und besterhaltenen Europas und wurde 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Das erste litauische SOS-Kinderdorf entstand in den Jahren 1994/95 im Bezirk Virsuliskes, einem Vorort von Vilnius, und ist von Grünflachen umgeben. Das Stadtzentrum der litauischen Hauptstadt befindet sich nur etwa drei Kilometer südlich. Das SOS-Kinderdorf Vilnius wurde dem typischen Baustil des baltischen Raumes angepasst. Es besteht aus zwölf Familienhäusern, deren bunt bemalte Holzfassaden Heiterkeit und Wärme ausstrahlen, einem Dorfleiterhaus, einem Tantenhaus, zwei Personalhäusern, einem Wächterhaus, einem Verwaltungs- und Servicebereich und Spielplätzen. Derzeit bietet es für bis zu 84 Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder aus verschiedenen Gründen nicht bei ihnen leben können, ein neues Zuhause.
3.2 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Litauen Bilder Eindrücke aus der SOS-Jugendeinrichtung Vilnius SOS-Jugendeinrichtung Vilnius Für die dem SOS-Kinderdorf Vilnius entwachsenen Jugendlichen wurde Ende 2000 in der Stadt Vilnius eine große Wohnung (über zwei Stockwerke) angekauft. Nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten konnten die ersten Jugendlichen Anfang 2003 die neue SOS-Jugendeinrichtung beziehen. Derzeit werden dort bis zu 16 Jugendliche (Jungen und Mädchen) betreut, welche entweder weiterführende Schulen bzw. die Universität besuchen oder aber eine Ausbildung absolvieren. Ziel der SOS-Jugendeinrichtung Vilnius ist es, die SOS-Jugendlichen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit vorzubereiten und zu unterstützen. Dies erfolgt anhand eines europaweit anerkannten pädagogischen SOS-Konzepts. In gemeinsamer Absprache mit dem Dorfleiter und der SOS-Mutter soll über die Aufnahme eines SOS-Jugendlichen in die Jugendeinrichtung entschieden werden. Es wird also besonders auf die individuelle Entwicklung und Reife der jeweiligen Jugendlichen bei der Aufnahme Rücksicht genommen. SOS-Sozialzentrum Vilnius 2005 startete SOS-Kinderdorf Litauen Familienstärkungsprogramme, im Rahmen derer benachteiligte Familien so gestärkt werden, dass sie eigenständig für die bestmögliche Betreuung und den Schutz ihrer Kinder sorgen können. Zudem werden die speziellen Bedürfnisse von Kindern abgedeckt (in medizinischer und materieller Hinsicht, in Bildungsfragen usw.). Im Rahmen dieses Programms werden die sozialen Fähigkeiten der Kinder gefördert und diverse Freizeitaktivitäten angeboten. Man unterstützt die Familien außerdem, eine verlässliche Einkommensquelle zu sichern und bietet Erziehungsberatung an. Mit Hilfe dieses Programms soll erreicht werden, Kindern, die Gefahr laufen, von ihrer Herkunftsfamilie getrennt zu werden, den Verbleib in ihrer Familie zu sichern. Um dies zu erreichen, arbeitet SOS-Kinderdorf direkt mit den Familien und den jeweiligen Gemeinden. Organisiert wird diese Präventivarbeit gemeinsam mit lokalen Behörden und anderen Sozialpartnern. SOS-Ferienlager Karkle Um SOS-Kinderdorf-Kindern und Kindern aus baltischen Waisenhäusern einmal im Jahr einen Urlaub am Meer zu ermöglichen, wurde im September 1999 mit dem Bau eines SOS-Ferienlagers in Karkle, einem kleinen Dorf an der Baltischen Küste begonnen. Während der Sommermonate bietet das Camp, das Ende 2000 fertig gestellt wurde, Platz für etwa 200 Kinder. In den Wintermonaten wird das Ferienhaus für Seminare genutzt.