Sensibilisierungsmassnahmen bei Schneeschuhläufern

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Transkript:

Sensibilisierungsmassnahmen bei Schneeschuhläufern Möglichkeiten der Sensibilisierung zu naturverträglichem Schneeschuhwandern durch (Berg-)Sportgeschäfte Dominik Schletti

Sensibilisierungsmassnahmen bei Schneeschuhläufern: Möglichkeiten der Sensibilisierung zu naturverträglichem Schneeschuhwandern durch (Berg-)Sportgeschäfte Adresse des Autors: Dominik Schletti Austrasse 30 8625 Gossau 044 935 43 09 dominik_schletti@freesurf.ch ausgeführt unter der Leitung von: eingereicht bei: Dr. Marcel Hunziker (WSL) Prof. Dr. Heinz Gutscher Benjamin Freuler (WSL) (Universität Zürich, Sozialpsychologie I) Petra Vögeli (SAC) Durchgeführt an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf Finanziert durch den Schweizer Alpen-Club SAC, die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und die Abteilung Sozialpsychologie I der Universität Zürich Zitierung: Schletti, D. (2007). Sensibilisierungsmassnahmen bei Schneeschuhläufern: Möglichkeiten der Sensibilisierung zu naturverträglichem Schneeschuhwandern durch (Berg-)Sportgeschäfte. Lizentiatsarbeit, Universität Zürich, Psychologisches Institut, Abt. Sozialpsychologie I. Bild auf dem Umschlag: Tobias Liechti Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf, 2007

Zusammenfassung Die Outdoor-Aktivität Schneeschuhwandern erfreut sich zunehmend grosser Beliebtheit und wird in unseren Breiten immer häufiger praktiziert. Schneeschuhläufer bewegen sich nicht selten in den Habitaten von Raufusshühnern und Schalenwild, welche sehr sensibel auf Störeinflüsse reagieren. Viele Schneeschuhwanderer verfügen nur über mangelhaftes Wissen über die alpine Winternatur und sind sich der negativen Konsequenzen ihres Handelns auf die Tierwelt nicht bewusst. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel im Auftrag des Schweizer Alpen-Clubs Vertreter von Sport- und spezifisch Bergsportgeschäften auf ihre Bereitschaft zur Realisierung von Massnahmen zur Sensibilisierung von Schneeschuhwanderern auf naturverträgliches Verhalten zu untersuchen. Neben der Erhebung der Intention zum Engagement bei Sensibilisierungsmassnahmen bildet die Erfassung potentiell moderierender Variablen der Verhaltensbereitschaft den zweiten Scherpunkt dieser Studie. Die Kenntnis relevanter Prädiktoren der Bereitschaft zum Leisten von Sensibilisierungsarbeit liefert den Grundbaustein zur Erarbeitung von Mitteln zur Intervention im Sportgeschäft. Zur Messung der Verhaltensbereitschaft zur Realisierung von Sensibilisierungsmassnahmen sowie der potentiell moderierenden Variablen ebendieser wurde ein Fragebogen an insgesamt 754 Sportgeschäfte in der deutschen und französischen Schweiz versandt. Die Auswertung der Fragebogendaten zeigt, dass die Verhaltensintention insgesamt nur mittelmässig ausgeprägt ist. Besonders bei Verhaltensweisen, die einen hohen Aufwand in Form von Anstrengungen oder Kosten erfordern, ist die Bereitschaft zum Engagement eher tief. Die Variablen subjektive Norm, Einstellung zum Verhalten sowie Einstellung zu Informationsmassnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft besitzen die stärkste Prädiktionskraft zur Erklärung der Verhaltensbereitschaft. Auf der theoretischen Basis der subjektiven Norm und der Einstellung zum Verhalten werden praktische Handlungsvorschläge erarbeitet, mit deren Hilfe die Bereitschaft von Sportgeschäften zur Sensibilisierung von Schneeschuhwanderern gesteigert werden soll: Durch eine breit angelegte Aktion von Umweltorganisationen sollten Sportgeschäften Werthaltungen, Normen und Wissen über die negativen Umweltauswirkungen des Schneeschuhwanderns vermittelt werden. Wobei diese Vermitt- 2

lung möglichst lebendig und über direkten Kontakt mit authentischen Persönlichkeiten erfolgen sollte. Beschlagwortung: Schneeschuhwandern, Outdoor-Freizeitaktivitäten, Theorie des geplanten Verhaltens, Sport-Natur Konflikt, Interventionsmassnahmen 3

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 9 1.1 Ausgangslage...9 1.2 Problemstellung: Auswirkungen des Schneeschuhlaufens auf die Winternatur... 10 1.2.1 Schalenwild... 11 1.2.2 Raufusshühner... 14 1.2.3 Belastung von Boden und Pflanzenwelt... 16 1.3 Fazit... 17 2. Stand des Wissens... 18 2.1 Sport und Natur im Konflikt...18 2.1.1 Entwicklung von sportlichen Aktivitäten... 18 2.1.2 Umweltauswirkungen des Sports... 20 2.1.3 Konfliktfelder... 21 2.1.4 Konflikttypen...23 2.2 Interventionen zur Eindämmung von Mensch-Natur Konflikten... 25 2.2.1 Interventionsansätze... 25 2.2.1.1 Planerische Strategien... 25 2.2.1.2 Persuasive Strategien (Überzeugungsstrategien)... 26 2.2.1.3 Normenstrategien... 28 2.2.2 Interventionen zur Lösung von Sport-Natur Konflikten... 29 2.2.1.1 Konfliktlösung am Beispiel des Variantenskifahrens... 30 2.2.3 Mögliche Lösungen für den Mensch-Natur Konflikt des Schneeschuhwanderns... 31 2.2.4 Kommunikationspfade... 33 2.3 Forschungsdefizite... 38 3. Theorie... 40 3.1 Die Theorie des geplanten Verhaltens... 41 3.2 Problembewusstsein... 43 3.3 Umweltmotivation... 44 3.4 Wissen...47 3.5 Einstellungen zu Massnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft... 48 3.6 Allgemeines Umweltbewusstsein... 48 3.7 Zusammenfassende Darstellung der zentralen Variablen... 49 4. Qualitative Vorabklärungen... 51 4.1 Vorgehen... 51 4.2 Ergebnisse... 52 4

5. Forschungsfragen und Hypothesen... 55 5.1 Forschungsfragen... 55 5.2 Hypothesen... 55 6. Methode... 61 6.1 Forschungsdesign... 61 6.2 Grundgesamtheit und Stichprobe... 61 6.3 Erhebungsinstrument: Standardisierter Fragebogen... 62 7. Ergebnisse... 69 7.1 Beschreibung der Stichprobe... 69 7.2 Bereitschaft der Sportgeschäfte, sich für die Sensibilisierung von Schneeschuhwanderern einzusetzen... 72 7.3 Faktorenanalyse und Skalenbildung... 73 7.3.1 Skalen der Einstellung zum Verhalten, subjektiven Norm und wahrgenommenen Verhaltenskontrolle... 74 7.3.2 Faktor allgemeine Umwelteinstellung... 75 7.3.3 Faktoren der Umweltmotivation... 75 7.3.4 Faktor Problembewusstsein... 76 7.3.5 Faktoren der Einstellung zu Massnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft... 77 7.3.6 Skala Wissen... 78 7.3.7 Skala Intention... 78 7.4 Deskriptive Ergebnisse zu den Faktoren und Skalen... 79 7.5 Überprüfung des Verhaltensmodells mittels Regressionsanalysen... 85 7.5.1 Erklärung der Verhaltensintention... 85 7.5.1.1 Multiple Regression... 85 7.5.1.2 Einzelregressionen... 88 7.5.2 Zusätzliche Wirkmechanismen der Faktoren Wissen und allgemeines Umweltbewusstsein... 90 7.5.3 Unteraspekte der Komponenten der Theorie des geplanten Verhaltens... 92 7.5.3.1 Prädiktionskraft der Unteraspekte der Einstellung zum Verhalten (Hypothese 3.a.)... 92 7.5.3.2 Prädiktionskraft der Unteraspekte der subjektiven Norm (Hypothese 3.b.)... 94 7.5.3.3 Prädiktionskraft der Unteraspekte der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle (Hypothese 3.c.)... 96 7.6 Stichprobenunterschiede... 97 7.7 Ideen für Interventionsmöglichkeiten... 104 7.8 Problematik der Umsetzung von Sensibilisierungsmassnahmen durch Sportgeschäfte... 105 5

8. Diskussion... 107 8.1 Methodendiskussion... 107 8.2 Ergebnisdiskussion... 109 8.2.1 Beschreibung der Stichprobe... 109 8.2.2 Bereitschaft der Sportgeschäfte, sich für die Sensibilisierung von Schneeschuhwanderern einzusetzen... 110 8.2.3 Modellkomponenten... 111 8.2.4 Überprüfung des Verhaltensmodells mittels Regressionsanalysen... 113 8.2.4.1 Erklärung der Verhaltensintention... 113 8.2.4.2 Zusätzliche Wirkmechanismen der Faktoren Wissen und allgemeines Umweltbewusstsein... 115 8.2.4.3 Unteraspekte der Komponenten der Theorie des geplanten Verhaltens... 116 8.2.5 Stichprobenunterschiede... 117 8.3 Empfehlungen für die Praxis... 120 8.3.1 Intervention über die subjektive Norm... 121 8.3.2 Intervention über die Einstellung zum Verhalten... 122 8.4 Wissenschaftliche Schlussfolgerungen und weiterer Forschungsbedarf... 124 Literaturverzeichnis... 126 Anhang... 133 6

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Gämse... 12 Abbildung 2: Steinbock... 12 Abbildung 3: Rothirsch... 12 Abbildung 4: Auerhahn... 14 Abbildung 5: Birkhahn... 14 Abbildung 6: Schneehuhn... 14 Abbildung 7: Konfliktebenen nach Lorch (1995, 17-19)... 22 Abbildung 8: Appelltafel nach Freuler und Liechti (2006, 10)... 32 Abbildung 9: Kommunikationspfade nach Mönnecke et al. (2005, 76)... 35 Abbildung 10: Kommunikationsschleusen nach Mönnecke et al. (2005, 78)...36 Abbildung 11: Das in der vorliegenden Studie eingesetzten Verhaltensmodell... 40 Abbildung 12: Beispielitems der Faktoren der Theorie des geplanten Verhaltens... 64 Abbildung 13: Beispielitem für die Modellkomponente Problembewusstsein... 66 Abbildung 14: Beispielitem für die Modellkomponente Umweltmotivation... 66 Abbildung 15: Beispielitem für die Modellkomponente Wissen... 67 Abbildung 16: Beispielitem für die Modellkomponente Massnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft... 67 Abbildung 17: Beispielitem für die Modellkomponente allgemeine Umwelteinstellung... 67 Abbildung 18: Prozentuale Häufigkeit der, die Stichprobe charakterisierenden Variablen... 70 Abbildung 19: Prozentuale Verteilung des Bildungsgrades... 70 Abbildung 20: Prozentuale Verteilung der beruflichen Position... 71 Abbildung 21: Mittelwerte der einzelnen Intentions-Items... 73 Abbildung 22: Mittelwerte der Unteraspekte der Einstellung zum Verhalten... 79 Abbildung 23: Mittelwerte der Überzeugungs- und Bewertungskomponenten der Unteraspekte der Einstellung zum Verhalten...80 Abbildung 24: Mittelwerte der Unteraspekte der subjektiven Norm...81 Abbildung 25: Mittelwerte der Überzeugungs- und Bewertungskomponenten der Unteraspekte der subjektiven Norm...82 Abbildung 26: Mittelwerte der Unteraspekte der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle... 83 Abbildung 27: Mittelwerte der Überzeugungs- und Bewertungskomponenten der Unteraspekte der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle... 83 Abbildung 28: Mittelwerte der Mittelwerte der Modellkomponenten allgemeines Umweltbewusstsein (NEP), Problembewusstsein, internale und externale Umweltmotivation (MTES) sowie Einstellung zu Informationsbzw. Einschränkungsmassnahmen...84 Abbildung 29: Revidierte Fassung des Verhaltensmodells... 116 7

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ergebnisse der varimaxrotierten Hauptkomponentenanalyse (Ladungen >0.30): Allgemeines Umweltbewusstsein... 75 Tabelle 2: Ergebnisse der varimaxrotierten Hauptkomponentenanalyse (Ladungen >0.30): Umweltmotivation...76 Tabelle 3: Ergebnisse der varimaxrotierten Hauptkomponentenanalyse (Ladungen >0.30): Problembewusstsein...77 Tabelle 4: Ergebnisse der varimaxrotierten Hauptkomponentenanalyse (Ladungen >0.30): Einstellung zu Massnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft...78 Tabelle 5: Kollinearitätsdiagnose der schrittweisen multiplen Regressionsanalyse des Arbeitsmodells... 87 Tabelle 6: Kollinearitätsdiagnose der einschliessenden multiplen Regressionsanalyse des Arbeitsmodells... 88 Tabelle 7: Ergebnisse der Einzelregressionen zur Erklärung der Verhaltensintention... 90 Tabelle 8: Ergebnisse der Einzelregressionen zu den zusätzlichen Wirkmechanismen der Faktoren Wissen und allgemeines Umweltbewusstsein... 91 Tabelle 9: Kollinearitätsdiagnose der multiplen Regressionsanalyse zur Prädiktionskraft der Unteraspekte der Einstellung zum Verhalten... 93 Tabelle 10: Kollinearitätsdiagnose der multiplen Regressionsanalyse zur Prädiktionskraft der Unteraspekte der subjektiven Norm...95 Tabelle 11: Ergebnisse der Vergleiche in der zentralen Tendenz in den Variablen Mitgliedschaft in einem Umwelt- oder Naturschutzverband, Mitgliedschaft beim SAC, Bergführer oder Tourenleiter, Einzelbetrieb, Durchführen von Schneeschuhtouren und Spezialisierung auf Bergsport... 98 Tabelle 12: Ergebnisse der einfaktoriellen Rangvarianzanalyse für die Variable Bildung... 100 Tabelle 13: Ergebnisse der Vergleiche in der zentralen Tendenz in der Variable Bildung... 101 Tabelle 14: Ergebnisse der Vergleiche in der zentralen Tendenz in den Variablen Geschlecht, Lage des Geschäfts und Sprachregion... 102 Tabelle 15: Ergebnisse der einfaktoriellen Rangvarianzanalyse für die Variable Berufliche Position im Geschäft... 103 Tabelle 16: Ergebnisse der Vergleiche in der zentralen Tendenz in der Variablen Berufliche Position im Geschäft... 103 8

1. Einleitung 1.1 Ausgangslage In den letzten Jahren hat sich Schneeschuhwandern in der Schweiz zu einer Trendsportart entwickelt. Die Zahl der Schneeschuhwanderer hat stark zugenommen. Die grosse Beliebtheit der Sportart lässt sich damit erklären, dass sie sehr einfach zu erlernen ist, wenig Materialaufwand erfordert, in jeder Winternatur ausführbar ist und nicht an eine Anlage gebunden ist. Schneeschuhläufer bewegen sich auf ihren Wanderungen in Gebieten, die bis anhin nur sehr wenig begangen wurden. Dabei handelt es sich nicht selten um ökologisch sensible Zonen. Im Gegensatz zu Touren- und Pistenskifahrern sind Schneeschuhwanderer insbesondere auf Hügeln mit geringer Steigung unterhalb der Waldgrenze unterwegs. Durch das Abweichen von vorgegebenen Schneeschuhrouten und das Vordringen in die sensiblen Regionen können Raufusshühner gestört und Schalenwild aufgescheucht werden. Oft sind sich die Schneeschuhsportler der negativen Auswirkungen ihres Handelns auf Flora und Fauna nicht genügend bewusst. Daraus kann umweltschädigendes Verhalten resultieren. Schneeschuhwanderer müssen darauf sensibilisiert werden, dass sie sich naturverträglicher verhalten; dass sie also sensible Gebiete meiden und sich an vorgegebene Routen halten. Den Schneeschuhwanderern mangelt es insbesondere auch an Wissen über die Winternatur. Durch den Einsatz von geeigneten Informationsmassnahmen soll solches vermittelt und das Bewusstsein für die negativen Konsequenzen des eigenen Handelns gefördert werden. Durch die Informationsvermittlung erhofft man sich eine positive Veränderung im Verhalten gegenüber der Winternatur. Es muss also ein geeigneter Informationskanal gefunden werden. Die Sensibilisierung von Schneeschuhläufern sollte wenn möglich nicht erst vor Ort geschehen, da Schneeschuhtouren meist schon im Voraus geplant werden und der Wanderer ungern von seiner geplanten Route abweicht. Die Wanderer müssen schon vor der Tourenplanung für die Naturschutzanliegen sensibilisiert werden. In der Schweiz existiert jedoch kein Verein von Schneeschuhläufern, mit dessen Hilfe einzelne Individuen angesprochen werden könnten. An dieser Stelle setzt nun die zündende Idee des Auftraggebers der vorliegenden Studie des Schweizer Alpen-Clubs an: Es stellt sich die Frage, ob Sportgeschäfte 9

geeignete Kooperationspartner sind, um die Informationen an den Mann zu bringen. Wäre es möglich, Schneeschuhläufer direkt beim Kauf der Schneeschuhe im Sportgeschäft auf die Problematik des Schneeschuhlaufens aufmerksam zu machen? Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist es, aufzuzeigen, inwieweit sich Sportgeschäfte als Kooperationspartner für die Umsetzung von Sensibilisierungsmassnahmen bei Schneeschuhwanderern eignen. Im Folgenden sollen im Rahmen der Problemstellung die spezifischen Umweltauswirkungen des Schneeschuhwanderns dargestellt werden. 1.2 Problemstellung: Auswirkungen des Schneeschuhlaufensauf die Winternatur Die touristische Nutzung von Bergregionen hat in den letzten 100 Jahren massiv zugenommen. Nach Reimoser (1999, 40) haben sich im Zeitraum von 1933 bis 1989 in Österreich die Nächtigungszahlen im Winterhalbjahr verzehnfacht. Im typisch gebirgigen österreichischen Bundesland Salzburg war im selben Zeitraum bei den Übernachtungszahlen gar ein Anstieg um das Sechzigfache festzustellen. Im Sommerhalbjahr sind die Übernachtungszahlen weniger massiv. Es ist jedoch festzuhalten, dass das Winterhalbjahr bezüglich der Beunruhigung des Wildes die sensiblere Zeit darstellt (Reimoser, 1999, 40). Mit diesem enormen Anstieg in der touristischen Nutzung von Bergregionen ist die vermehrte Ausübung von wintersportlichen Aktivitäten dazu gehört auch das in den letzten Jahren boomende Schneeschuhwandern stark verknüpft. Schneeschuhwandern erfolgt vorwiegend abseits von Skitourenrouten und Winterwanderwegen. Der Hauptgrund dafür liegt oft darin, dass dem Wanderer das Legen einer eigenen Spur sowie der Genuss der unberührten Natur wichtig sind. Es wird ein wenig steiles Gelände bevorzugt. Bereits wenige Wanderer, die unabhängig von einander durch ein Gebiet gehen, können auf grosser Fläche wirksam sein. Die Touren finden hauptsächlich auf mittlerer Höhenlage statt sprich unterhalb der Waldgrenze, im Bereich der dieser oder auch etwas darüber. Dieser Aktivitätsraum überschneidet sich stark mit dem Lebensraum des Raufusshuhns. Dies ist beson- 10

ders problematisch, da diese Tiere sehr empfindlich auf Störungen reagieren. Als Raufusshühner werden Hühnervögel mit befiederten Läufen bezeichnet. Hierzu zählen z.b. das Schnee-, Auer- und Birkhuhn. Neben den Raufusshühnern ist insbesondere auch das Schalenwild von den durch das Schneeschuhlaufen ausgehenden Belastungen betroffen. Als Schalenwild werden Paarhufer bezeichnet. Konkret handelt es sich bei den gestörten Tieren um Reh, Hirsch sowie Gämse und Steinbock. Mit der zahlenmässig anhaltenden Zunahme dieser Sportart wird es zu einer verstärkten Nutzung der erwähnten Gebiete kommen. Es muss daher angenommen werden, dass das vom Schneeschuhwandern ausgehende Störpotential in Zukunft ansteigen wird (Ingold, 2005, 139-140; 335-336). Im Folgenden soll auf die Belastung der beiden hauptsächlich betroffenen Tiergruppen, Schalenwild und Raufusshühner, eingegangen werden. Anschliessend werden die potentiell negativen Auswirkungen des Schneeschuhwanderns auf die Pflanzenwelt diskutiert. 1.2.1 Schalenwild Die folgenden Ausführungen beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf Reimoser (1999, 40-42). Die Auswirkungen von menschlichen Störeinflüssen auf das Wild konkret Hirsch, Reh, Steinbock und Gämse können nicht pauschal dargestellt werden. Es gibt grosse individuelle Unterschiede in den Reaktionsmustern der Tiere. Die Sensiblen laufen davon, noch bevor sie vom Menschen entdeckt werden. Andere Tiere flüchten erst bei direkter Konfrontation und wieder andere bleiben stehen und meiden den Ort erst bei wiederholter Störung. Die Fluchtbereitschaft des Wildes ist also individuell, räumlich und zeitlich unterschiedlich. Beunruhigungen können zu einer gravierenden Veränderung in der Raumnutzung durch das Wild führen. Die Tiere ziehen sich in Rückzugsgebiete zurück. Oder aber es wird ihnen aufgrund von Störungen nicht ermöglicht, sich in andere Gebiete zu verschieben. Dadurch hält sich das Wild nicht selten in im Bezug auf Nahrung, Klima und Feindschutz suboptimalen Gebieten auf. Diese Verdrängung hat zur Folge, dass die Tiere in Regionen Nahrung aufnehmen müssen, in denen dies unter normalen Umständen nicht geschehen würde. Es werden beispielsweise die Triebe junger 11

Bäume (Verbissschäden) oder die Rinde älterer Bäume abgefressen (Schalenschäden). Durch die Störung von Wildtieren wird auch oft eine Konzentration von Tieren in suboptimalen Gebieten bewirkt, was die indirekten negativen Auswirkungen auf die Vegetation noch weiter verstärkt. Abb. 1: Gämse (Eugène Hüttenmoser) Abb. 2: Steinbock (Eugène Hüttenmoser) Abb. 3: Rothirsch (Thomas Pachlotko) Die durch Störungen verursachte Fluchtreaktion ist mit einem enormen Energiemehraufwand verbunden. Im Vergleich zur alltäglichen Fortbewegung verbraucht z.b. eine Gämse für die Flucht in knietiefem Schnee zehnmal mehr Energie. Der so entstandene Energiemangel bewirkt, dass die körpereigenen Winterfettreserven vorzeitig aufgebraucht werden. Durch das Fehlen der isolierenden Fettschicht steigt der Energieverlust in Folge erhöhter Wärmeabstrahlung zusätzlich an. Der Mangel an Energie treibt die Wildtiere zu vermehrter Nahrungsaufnahme an Baumpflanzen, was wiederum zu zusätzlichen Wildschäden am Wald führt. Durch die Beunruhigungen einerseits und den Energiemangel auf der anderen Seite wird der natürliche Aktivitäts- und Ernährungsrhythmus der Tiere gestört. Die Störung des artspezifischen Rhythmus der Nahrungsaufnahme führt zu einem unausgegli- 12

chenen Magenmilieu. Diese Entwicklungen erhöhen die Mortalität des Wildes und vermindern dessen Reproduktionsleistung. Nicht alle Störungen wirken sich gleich gravierend auf die Wildtiere aus. Am ungünstigsten sind jene Faktoren, die räumlich und zeitlich unregelmässig auftreten. Diese sind für das Wild überraschend und unkalkulierbar. Störungen, die abseits von häufig benutzten Strassen oder markierten Wegen geschehen, sind besonders negativ in ihren Auswirkungen. Oft sind die Tiere an die regelmässigen und konstanten Störfaktoren, die von offiziellen Wegen und Wintersportgebieten ausgehen, gewöhnt. Menschliche Aktivitäten, die neben den offiziellen Bereichen ausgeführt werden, sind dagegen unvorhersehbar und überraschend. Schliesslich ist auch die Tageszeit der Störung entscheidend. Wildtiere reagieren in der Morgen- und Abenddämmerung also der hauptsächlichen Phase des Äsens 1 besonders sensibel auf Beunruhigungen. Planta und Zucol (1998, 15-17) nennen für die einzelnen Schalenwildarten spezifische Charakteristika bezüglich Aktivität und Aufenthalt. Werden diese bei einem Naturaufenthalt durch den Sportler berücksichtigt, kann das Störpotential gesenkt werden. Die wichtigsten Punkte sollen an dieser Stelle kurz angesprochen werden: Steinbock, Gämse und Reh halten sich bevorzugt an südwärts gerichteten Hängen, Reh und Hirsch hingegen vorzugsweise im Wald auf. Die Gämse verbringt den Winter hauptsächlich im Bereich der Waldgrenze oder im steilen Bergwald. Steinböcke bewegen sich selten in der Waldzone. Sie halten sich meist oberhalb von 2300 m ü.m. auf. Zu beachten ist die im Winter stattfindende Brunftzeit 2 der Steinböcke und Gämsen. Der Steinbock ist im Dezember und Januar, die Gämse im November und Dezember brunftig. Während der Brunftzeit verlieren die Wildtiere zusätzlich viel Energie, was ebenfalls zu einer Schwächung des Wildes führen kann. Wird nun das Wild zusätzlich durch Wintersportler gestört, kann dies im schlimmsten Fall seinen Tod bedeuten. 1 Äsen ist der Vorgang der Nahrungsaufnahme beim Wild. 2 Unter Brunft versteht man die Paarungszeit verschiedener Paarhufer (z.b. Reh, Hirsch, oder Gämse). 13

1.2.2 Raufusshühner Der Lebensraum der Auer-, Alpen-, Birk- und Haselhühner ist der alpine Wald; Gebiete also, die von Schneeschuhwanderern häufig durchschritten werden. Das Alpenschneehuhn hält sich nur ausnahmsweise unterhalb der Baumgrenze auf. Höhen zwischen 2000 bis 2500 m ü.m. werden von ihm bevorzugt (Burkhardt & Schmid, 2001, 169-172). Abb. 4: Auerhahn (Claude Morerod) Abb. 5: Birkhahn (Claude Morerod) Abb. 6: Schneehuhn (Claude Morerod) Raufusshühner reagieren überaus sensibel auf Störungen. Eine Beunruhigung der Vögel birgt etliche Gefahren und Belastungen in sich: Fühlen sich die Raufusshühner zu stark gestört, verlassen sie ihren Unterschlupf fluchtartig. Da die Aktivitäten im Winter auf ein Minimum reduziert sind, bringt eine solche Fluchtreaktion einen enormen Mehrverbrauch an Energie mit sich. Hinzu kommt ein Verlust an Wärme und damit auch Energie durch das Zurücklassen der wärmenden Umgebung des Unterschlupfs. Schnee- und Birkhühner suchen Schutz in selbst gegrabenen Schneehöhlen. Umgeben von der durch den eigenen Körper erwärmten, schützenden 14

Luftschicht können die Tiere in den Höhlen den harten Bedingungen des Winters standhalten. Nach einer Störung kann es Stunden dauern, bis es ein Huhn wagt, in seinen Winterunterstand zurückzukehren. Nicht selten fühlen sich die Vögel derart beunruhigt, dass sie das verlassene Gebiet ganz meiden und sich einen neuen Unterschlupf suchen müssen. Dieses ungeschützte Ausharren in der winterlichen Kälte und das Suchen und Schaffen eines neuen Verstecks sind wiederum Energie zehrende Prozesse. Die Kälteexposition ist bei den Raufusshühnern auch deshalb besonders problematisch, da sie keine isolierenden Fettreserven anlegen können, weil sie dadurch fluguntauglich würden. Der erhöhte Energieverbrauch führt zur körperlichen Schwächung der Tiere und zu einer erhöhten Mortalität (Deutscher Alpenverein, 2005; Ingold, 2005, 256-257, 335-336, 338-339; Jugend des Deutschen Alpenvereins, 2006). Zusätzlich hängen mit der durch den Menschen ausgelösten Fluchtreaktion die folgenden beiden negativen Auswirkungen zusammen: Erstens laufen die Vögel durch das schnelle und panikartige Auffliegen Gefahr, sich an Ästen von Bäumen zu verletzen. Derartige Verletzungen schwächen das Tier zusätzlich und können teilweise gar tödlich enden. Zweitens steigt durch das erzwungene Verlassen des schützenden Verstecks die Gefahr der Exposition gegenüber natürlichen Feinden. Für Birk- und Schneehuhn beispielsweise ist der Steinadler die grösste Bedrohung. Sie haben ihr Aktivitätsmuster an dessen Jagdverhalten angepasst: Aufgrund des durch die Sonneneinstrahlung bedingten thermischen Auftriebs und der für die Sicht benötigten guten Lichtverhältnisse zieht der Adler im Hochwinter von ca. 10 bis 16 Uhr seine Kreise. Entsprechend fressen die Birk- und Schneehühner nur in den frühen Morgenund späten Nachmittagsstunden. Deshalb sollten die Lebensräume der Birk- und Schneehühner im Hochwinter unbedingt vor 10 und nach 16 Uhr gemieden werden (Deutscher Alpenverein, 2005; Zeitler, 1999, 47, 49). Denn Raufusshühner brauchen insbesondere im Winter, wenn Futter schwieriger zu erreichen ist, genügend Zeit für die Nahrungssuche. Die frühen Morgenstunden und der frühe Abend werden dafür bevorzugt. Treten während dieser Zeiten Störungen auf, werden die Tiere in der für das Überleben notwendigen Nahrungsaufnahme behindert. Das Suchen von Nahrung kann zusätzlich durch die Tatsache erschwert werden, dass die Schneedecke durch wintersportliche Aktivitäten also beispielsweise auch durch das Schneeschuhlaufen zusammengepresst und verdichtet wird. Damit ist 15

die unter der Schneeschicht liegende Nahrung nicht mehr zugänglich. Die Überlebensbedingungen sind härter, die Mortalität der Vögel steigt (Zeitler, 1999, 49). Eine Störung der Hühner während der Balz 3 - und Brutzeit sollte unbedingt vermieden werden, da der Fortbestand einer Art direkt damit zusammenhängt. Die Balzzeit der Auer-, Birk- und Haselhühner beginnt jeweils erst im Frühling irgendwann zwischen Anfang bis Ende März und dauert ca. zwei bis drei Monate. Das Alpenschneehuhn startet bereits im Herbst mit der Balz (Radü, 2004, 28-31). Die Brutzeit der Raufusshühner erstreckt sich über die Monate April bis August (Burkhardt & Schmid, 2001, 169-172). Schneeschuhwandern in den Wintermonaten stellt somit für die Brut der Vögel keine Bedrohung dar. Anders sieht es aus mit Touren, die im Frühjahr stattfinden. Es soll auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass naturnahe Sommersportarten die empfindlichen Hühner in ihrem Brutverhalten stören können. 1.2.3 Belastung von Boden und Pflanzenwelt Planta und Zucol (1998, 12) gehen davon aus, dass die Gefahr der Bodenerosion beim Begehen von aperen Stellen durch einzelne Schneeschuhläufer nicht gross ist. Auf viel begangenen Schneeschuhrouten, die schnell schneefrei werden, besteht allenfalls die Möglichkeit, dass Pflanzen und damit auch der Boden beschädigt werden (Planta & Zucol, 1998, 12). Die potentiell negativen Auswirkungen des Schneeschuhlaufens auf die Pflanzenwelt können generell als nicht gravierend erachtet werden. Selbst an viel begangenen, exponierten Stellen wird die Vegetation nicht wie beim Pistenskilauf freigelegt. Der Schnee wird dort höchstens stärker komprimiert (Planta & Zucol, 1998, 13). Ein bedeutendes Problem stellt jedoch die indirekte Beschädigung des Waldes durch die Aufscheuchung von Wild dar. Der erhöhte Energiebedarf und die Konzentration von Tieren in Rückzugsgebieten, welche durch Beunruhigungen entstehen, führen zu Verbiss- und Schalenschäden an Bäumen (Reimoser, 1999, 40). 3 Balz ist die Bezeichnung für das Paarungsvorspiel bei Tieren, also für die Gesamtheit aller Verhaltensweisen vor und teilweise auch nach der Begattung. 16

1.3 Fazit Die obigen Ausführungen machen deutlich, dass die Sportart Schneeschuhlaufen in der Form, wie sie heute betrieben wird, auf die Natur, insbesondere auf die Fauna negative Einwirkungen hat. Es besteht demzufolge ein Handlungsbedarf um die Natur zu schützen, damit die schädigenden Einflüsse künftig auf ein Minimum reduziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen geeignete Massnahmen entwickelt und ausgearbeitet werden, die in den sensiblen Gebieten eine Reduktion der durch das Schneeschuhlaufen verursachten Umweltauswirkungen bewirken. Die zentrale Frage dabei lautet: Wie bringt man Schneeschuhwanderer dazu, dass sie sich auf ihren Touren naturverträglich verhalten? Um dieser Frage nachzugehen wird im Rahmen des folgenden Kapitels ein allgemeiner Einblick in das Konfliktfeld Sport und Natur gewährt. Auf dieser Basis werden im Kapitel 3 Interventionsansätze zur Lösung von Sport-Natur Konflikten dargelegt. 17

2. Stand des Wissens 2.1 Sport und Natur im Konflikt 2.1.1 Entwicklung von sportlichen Aktivitäten Das Zusammentreffen von Sport und Umwelt ist ein Problemfeld. Auch wenn die durch den Sport verursachten Umweltbelastungen verhältnismässig gering ausfallen, besteht in diesem Gebiet Handlungsbedarf. Schemel und Erbguth (2000, 22ff) nennen zwei Hauptgründe, warum die durch sportliche Aktivitäten hervorgerufene Umweltbelastung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zunehmend angestiegen ist. Die erste Ursache ist quantitativer Natur: Die Zahl der Sporttreibenden und die Häufigkeit der Ausübung von sportlicher Aktivität hat in der Vergangenheit stetig zugenommen. Dies ist verschiedenen Einflussfaktoren zuzuschreiben. Die Bevölkerungsstruktur führt zu einer Zunahme des Freizeitsports trotz stagnierender Gesamtbevölkerung. Gründe dafür sind die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge und das gestiegene Interesse an sportlicher Aktivität bei Frauen und älteren Menschen. Ein weiterer Faktor sind die verbesserten Einkommensverhältnisse, die das Ausführen von Freizeitaktivitäten ermöglichen. Auch das gestiegene Bildungsniveau führt zu einer Zunahme an sportlichen Outdoor-Freizeitaktivitäten. Die technischen, infrastrukturellen und planerischen Voraussetzungen für die Ausübung von Sport sowie die Mobilität der Bevölkerung werden immer besser. Schliesslich sorgen die veränderten Lebens- und Arbeitsverhältnisse für einen Anstieg der sportlichen Aktivitäten: Zum Beispiel die konstante Verkürzung der Arbeitszeit, Sport als Kompensation für zunehmende Bewegungsarmut, die wachsende Unwirtlichkeit des unmittelbaren Wohnumfeldes in Städten sowie ein gesteigertes Körper- und Gesundheitsbewusstsein. Die zweite Ursache für die zunehmende durch sportliche Aktivität hervorgerufene Umweltbelastung ist die qualitative Entwicklung im Sportbereich. In den letzten 20 Jahren hat ein Wertewandel stattgefunden. Der klassische Leistungssport verliert zunehmend an Wichtigkeit. Hingegen gewinnen andere Formen der Bewegungskultur immer mehr an Bedeutung. Dies sind eher lockere, erlebnisorientierte Verhaltensweisen. Die Grenzen zwischen Sport und anderen Aktivitäten werden unscharf. Erholung, Entspannung, Geselligkeit, Unterhaltung, Spiel und Abwechslung gewinnen an Wichtigkeit. Die sportlichen Tätigkeiten sind individualistischer. Mit diesen 18