SerataDialog 3. Juni 2014 François Höpflinger Neue Wohnformen für ein neues Alter Aufbau A) Wandel des Alters B) Wohnformen im Alter www.hoepflinger.com
Strukturwandel des Alters: «Die heutigen Alten sind auch nicht mehr so wie sie einmal waren»
Gesunde Lebenserwartung im Alter 65 (2012) 16 14 12 10 8 6 4 2 Frauen Männer 0 Deutschland Frankreich Italien Österreich Schweiz
100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Einschätzung der eigenen finanziellen Situation als komfortabel : zuhause lebende Personen 65+ (2012)
Anteil an 55-74-Jährigen in der Schweiz, die sich als innovationsorientiert einstufen (Quelle: Dichter-Studie, European Social Surveys) Anteil an Personen, die es für sich persönlich wichtig finden, neue Ideen zu haben, kreativ zu sein 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1990 2000 2012
Häufige Einsamkeitsgefühle : Zuhause lebende Personen 1979 und 2011 30% oft/immer einsam 1979 oft/immer einsam 2011 25% 20% 15% 10% 5% 0% Männer 65-74 Männer 80+ Frauen 65-74 Frauen 80+
Freundschaftsbeziehungen auch im höheren Lebensalter: Enge Freunde bei zuhause lebenden 80+-Jährigen 1979 und 2011 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 17% 16% 50% 14% 15% 53% 13% 22% 1979 2011 4 und mehr F. 2-3 Freunde 1 Freund/in keine Freunde
Zuhause lebende Personen: Einschränkungen bei instrumentellen Alltagsaktivitäten (IADL) 2012 (z.b. Waschen, einkaufen, Hausarbeit, Finanzen u.a.) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% keine E. leichte E. grosse E. 9.5% 12.1% 8.5% 23.7% 15.7% 33.7% 16.3% 25.4% 82.0% 60.0% 72.2% 40.9% Männer 65-74 Männer 75+ Frauen 65-74 Frauen 75+
Einflussfaktoren für gute Lebensqualität im sehr hohen Lebensalter (viertes Lebensalter) - Sichere sozial-medizinische und pflegerische Versorgung und angepasste Umwelt - Selbstbestimmter Umgang mit Einschränkungen (Resilienz/Gelassenheit) - Akzeptanz der Grenzen des eigenen Lebens und des Machbaren - Offenheit für jüngere Generationen/Neugier bis ans Lebensende - Versöhnt sein mit seiner eigenen Lebensgeschichte (Wohlbefinden mit Vergangenheit)
Behandlung und Pflege im Alter intergenerationell eingebettet Ansprüche an Behandlung und Pflege im hohen Alter werden einerseits durch Lebensgeschichte der alten Menschen geprägt, andererseits aber auch durch Altersbilder und Altersängste der nachkommenden Generation (Töchter, Söhne, Pflegepersonal). Dilemma beim Bau neuer Geriatrie- und Pflegestrukturen: Um die soziale Akzeptanz einer Einrichtung bei den (mitentscheidenden) jüngeren Angehörigen zu erhöhen, muss eine Einrichtung sozial, technisch und baulich moderner gestaltet werden, als dies den lebensgeschichtlich geprägten Bedürfnissen alter Frauen und Männer entspricht.
Trends der Lebens- und Wohnformen im Alter a) Mehr Einpersonen-Haushalte, speziell bei Frauen b) Mehr Paarhaushalte (ehefreundliche Generationen, mehr Zweitbeziehungen) c) Weniger Mehrgenerationen-Haushalte im Alter d) Erhöhte räumliche Mobilität: Wohnen an zwei Orten e) Mehr Altershausgemeinschaften, vgl. dazu Netzwerk: www.zukunftswohnen.ch f) Hindernisfreies Bauen (statt altersgerechte Wohnungen) vgl. dazu www.wohnenimalter.ch g) Im hohen Alter: betreutes Wohnen(/Wohnen mit Service) h) Bei Demenz: mehr Demenzwohngruppen
Wohnformen für das hohe Lebensalter (80+) Für alte Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen stehen Formen betreuten/ begleiteten Wohnens vermehrt im Zentrum: Kombination von hindernisfreier Wohnform und Anbindung an gute Dienstleistungen. Das Konzept des betreuten Wohnens/Service-Wohnen erfährt aktuell in zwei Richtungen eine Ausdehnung: a) Ausdehnung auf stärker pflegebedürftige Menschen (pflegerisch orientiertes betreutes Wohnen), etwa auch für älter werdende Suchtpatienten, demenzerkrankte Menschen) b) Wohnen mit Serviceleistungen für alle Lebensalter (wellness-orientiertes Service-Wohnen)
Age-Wohnerhebungen 2003-2008 Erhebung zu Wohnfragen/Wohnbedürfnisse von älteren Menschen (60+) in der deutschsprachigen Schweiz: Durchführung: alle fünf Jahre (2003, 2008, 2013) Mündliche Interviews einer repräsentativen Stichprobe N: 1014 zuhause lebende Personen 60+, 234 befragbare Bewohner von Alters- und Pflegeheimen 80+. Finanzierung: Age-Stiftung (Stiftung zur Förderung innovativer Wohnprojekte in der deutschsprachigen Schweiz) www.age-stiftung.ch
Grundsätze zu Wohnfragen in späteren Lebensjahren Alternsprozesse von Menschen sind vielfältig und mehrdimensional. Unterschiede der Alternsprozesse implizieren die Notwendigkeit einer Vielfalt an Wohnformen für ältere und alte Menschen Wohnformen und Wohnbedürfnisse variieren auch im Alter nach sozialer Schichtzugehörigkeit (Bildungshintergrund, Einkommenslage, bisheriger Lebensform) Wohnbedürfnisse und Wohnästhetik sind lebensgeschichtlich mitgeprägt, Eine langjährig bewohnte Wohnung ist mehr als nur Wohnraum, sondern es ist auch der Ort, wo sich Erinnerungen ansammeln.
Einschätzung der Wohngrösse nach Wohnstatus: Befragte 60+ 2013 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% zu klein angemessen zu gross 8% 2% 22% Eigentum Miete Alters- & Pflegeheim
Wahrnehmung der jetzigen Wohnung als nicht behindertengerecht 2013 Was denken Sie, ist Ihre Wohnung geeignet, dass Sie auch mit einer (grösseren) Behinderung noch hier wohnen bleiben könnten, wenn Sie z.b. auf einen Rollstuhl angewiesen wären? 100% nein teilweise ja k.a. 80% 60% 40% 20% 32% 34% 31% 40% 43% 0% 60-64 J. 65-69 J. 70-74 J. 75-79 J. 80+ J.
Subjektive Bedeutung verschiedener Wohnaspekte I: Befragte 60+- Jährige Zusammen mit anderen Menschen Um die Wohnung herum soll etwas los In der Wohnung sollten Haustiere Wohnung muss rollstuhlgängig sein Wohnung muss geräumig sein & Platz In der Nähe sollten Angehörige leben Wohnung in Nähe von Einkaufsmöglichk Wohnung muss kostengünstig sein 2013 sehr wichtig 2003 sehr wichtig Wohnung muss ruhig sein Wohnung muss gemütlich sein 0% 10%20%30%40%50%60%70%80%90%
Persönlich positive Einstellung zu gemeinschaftlichen Wohnformen 70-79 J. 60-69 J. Seniorenresidenz 2013 Seniorenresidenz 2003 Hausgemeinschaft 2013 Alters-WG 2013 Alters-WG 2003 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%
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Alterssegregiertes oder altersgemischtes Wohnen nach Alter 2013 80% Haus mit nur älteren Menschen Haus mit verschied. Generationen 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 60-64 J. 65-69 J. 70-74 J. 75-79 J. 80+ J.
Persönlich positive Einstellung zu Alterswohnung nach Alter und funktionaler Gesundheit 2003 und 2013 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2003 2013
Internet-Plattformen zum Thema www.zukunftswohnen.ch (Netzwerk für gemeinschaftliches Wohnen) www.age-stiftung.ch (Unterstützung innovativer Wohnprojekte im Alter) www.wohnenimalter.ch (Altersgerechtes Bauen aus architektonischer Sicht) www.wohnform50plus.ch (Wohnberatung Pro Senectute) www.lea-label.ch (Zertifikat für alters- und generationen-gerechte Wohnungen). www.ihomelab.ch (Denkfabrik für intelligente Bauten/Häuser