Kupfermail Nr. 123 Mai 2015 Die Aurubis Kupfermail informiert Sie monatlich über die Entwicklungen am Kupfermarkt. Im Fokus Am Markt nichts Neues so ließe sich die Rückschau auf den Monat April und das CESCO (Center for Copper and Mining Studies)-Treffen in Chile treffend überschreiben. Wie nicht anders zu erwarten war, gehörte die konjunkturelle Entwicklung in China zu den am häufigsten diskutierten Schwerpunktthemen. Auch kamen in der begleitenden Fachkonferenz die Produktionsausfälle durch Unwetter in Nordchile und Südperu zur Sprache. Die Kupferpreisentwicklung entsprach dem Motto. Sie wies keine klare Richtung auf. Nichts Neues also auch hier. Konjunktur 1
Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung Chinas scheinen die Sorgen nicht unberechtigt zu sein, obwohl damit zu rechnen ist, dass die Regierung weitere Gegenmaßnahmen treffen wird. Dies gilt vor allem dann, wenn der Arbeitsmarkt Schwäche zeigen sollte. Der von der Großbank HSBC und dem Markit-Institut ermittelte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sank auf 49,2 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. Außerdem signalisiert der Rückgang unter 50 Punkte ein Schrumpfen der chinesischen Industrie. Auch hinsichtlich des Aufschwungs der US-Wirtschaft kamen im April Zweifel auf, da sich veröffentlichte Konjunkturdaten durchwachsen zeigten. Etwas zuversichtlicher stellt sich die Lage in der Eurozone dar. Hier setzt der Industriesektor seinen Aufwärtstrend fort, mit einem Einkaufsmanagerindex von 52 Punkten im April. Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute trauen Deutschland in ihrem Frühjahrsgutachten 2015 sogar ein Wirtschaftswachstum von 2,1 % zu und übertreffen damit die zurückhaltendere Prognose der Bundesregierung (1,8 %) und des Internationalen Währungsfonds (1,6 %) deutlich. Dies ist sehr optimistisch und wird deshalb kritisch gesehen. Dennoch ist allen Prognosen gemein, dass sie insgesamt besser ausfallen als die vorangegangenen Einschätzungen. Kupfer kompakt Von der für das zweite Quartal 2015 erwarteten Lageverbesserung am Kupfermarkt kann noch keine Rede sein. Zu sehr fehlt es an richtungsweisenden Impulsen fundamentaler Art, vor allem an klaren, eindeutigen Zeichen hinsichtlich der chinesischen Kupfernachfrage. Einzig die Konkretisierung der durch die Unwetter in Südamerika ausgefallen Produktionsmengen von bis zu 50.000 t (Quelle: CRU Group) erzeugte fundamental Aufmerksamkeit. So ist die starke Orientierung an makroökonomischen Tendenzen die wesentliche Größe zur Einschätzung der Lage geblieben. Auch die Kursentwicklung des US-Dollar, der zuletzt wieder schwächer tendierte, hat weiterhin eine Rolle in den Aktivitäten am Markt gespielt. Die Positionierung der Investoren blieb indes überwiegend neutral. Die Abnahme der Kupferbestände an der SHFE fand in den LME-Preisen noch keinen größeren Niederschlag. Interessanter ist hier der Blick auf die kommenden Wochen, denn die Monate Mai und Juni gehören traditionell zu den nachfrageintensivsten eines Jahres. Während dieser Zeit ist es in den letzten Jahren jeweils zu einer Phase der Bestandsreduzierung gekommen. Kupferkathoden sind derzeit noch gut verfügbar. Dennoch soll es Marktberichten zufolge in China zuletzt zu einer leichten Aufwärtsbewegung der Kathodenprämien gekommen sein. Dies dürfte aber insbesondere der etwas verbesserten Arbitragesituation zwischen LME und SHFE geschuldet sein. 2
Preisentwicklung Für den Kupferpreis hat sich im April keine richtungsweisende Entwicklung ergeben. Er bewegte sich an der LME in engen Grenzen um 6.000 US$/t und zeigte erst am 30. 04. mit 6.245 US$/t (Settlement) eine stärkere Bewegung nach oben. Die Differenz zwischen Kassa- und Dreimonatskursen nahm jedoch ab und wechselte nach über einem Jahr an einzelnen Tagen zu einem geringen Contango, bei dem der Dreimonatskurs über dem Kassakurs liegt. Die von der Nachrichtenagentur Reuters während der CESCO-Woche publizierte Umfrage unter 31 Marktteilnehmern hatte für 2015 einen mittleren Kupferpreis von 6.125 US$/t ergeben, gefolgt von durchschnittlich 6.585 US$/t im Jahr 2016. 3
Zwar ist es am internationalen Markt für Kupferkonzentrate nach dem Ende der CESCO-Woche zu verstärkten Kauf- und Handelsaktivitäten gekommen, die Angaben über Abschlüsse variieren jedoch zum Teil deutlich, abhängig von der Qualität und der jeweiligen Versorgungslage und Einkaufspolitik der Kaufinteressenten. Nach Informationen des Finanzmarktdienstleisters SNL Metals & Mining sind die Produktionskosten der Kupferminen gesunken, und zwar auf durchschnittliche total cash costs von 180 cents/lb (3.970 US$/t) in 2013 und 171 cents/lb (3.770 US$/t) in 2014. Die durchschnittlichen Kupferpreise lagen in diesen Jahren bei 334 cents (2013; 7.363 US$/t) und 311 cents/lb (2014; 6.856 US$/t). In seiner Analyse kommt SNL zu der Aussage, dass der Kupferpreis erst weiter fallen müsse, bevor eine bedeutendere Minenkapazität von Schließung bedroht sei. Nachdem die große mongolische Kupfermine Oyu Tolgoi zuletzt etwas aus dem Blickfeld gerückt war, hat jetzt die mongolische Regierung und Rio Tinto die Lieferung von 1 Million t Kupferkonzentrat nach Aufnahme der Produktion und nach dem Lieferstart im Juli 2013 gewürdigt. Oyu Tolgoi liegt in der südlichen Gobi, rund 80 km nördlich der chinesischen Grenze. Der chinesische Markt ist deshalb, trotz logistischer Schwierigkeiten, nahe. Die Auswirkungen auf den globalen Markt für Kupferkonzentrate sind dennoch da, verfügt die Mine nach Evaluierung von 2010 doch über eine Reserve von 22.635.000 t Kupfer. Der Ausbau von Oyu Tolgoi in Phase Zwei, über den zwei Jahre diskutiert wurde, soll nach einem Bericht der Financial Times vom 07. 04. im Prinzip jetzt vereinbart worden sein. Vorausgegangen waren Unstimmigkeiten zwischen der mongolischen Regierung und Rio Tinto über Steuern und gestiegene Kosten während der ersten Konstruktionsphase. Am europäischen Altkupfermarkt hat sich die gute Mengenverfügbarkeit fortgesetzt. Dies zeigte sich sowohl in der Belieferung bestehender Verträge als auch im Neugeschäft. Ausschlaggebend für die anhaltenden Aktivitäten des Handels dürfte die Stabilisierung des Kupferpreises bei etwa 6.000 US$/t gewesen sein. Produktion Einer Reuters-Meldung zufolge hat Atlantic Copper für September 2015 einen geplanten 20-tägigen Wartungsstillstand des spanischen Kupfer-Smelters angekündigt. Danach wird es voraussichtlich zu einem Mengenausfall von 15.000 bis 20.000 t Kupfer kommen. 2014 soll die Jahresproduktion bei 284.000 t gelegen haben. Bestände Im Gleichklang mit den Kupferpreisen haben sich die Kupferbestände in den Lagerhäusern der LME kaum verändert. Mit rund 338.000 t lagen sie Ende April nur 6.000 t über dem Stand vom Monatsanfang. Davon waren zuletzt 84.000 t zur Auslieferung avisiert (cancelled warrants). In China kam es demgegenüber bei der SHFE zu einer deutlichen Abwärtsbewegung, in der sich die Bestandsmengen um rund 59.000 t auf 188.000 t reduzierten. Im Gegenzug sollen indes nach einem 4
Bericht der CRU Group 30.000 t Kupfer in das Zolllager Shanghai geflossen sein, so dass sich hier jetzt rund 630.000 t befinden dürften. Dies deutet auf höhere April-Importe hin. Im März hatte sich die Einfuhr von raffiniertem Kupfer bereits um rund 10 % auf 306.710 t gegenüber dem Vormonat erhöht. Produktmärkte Von dem für Kupfer wichtigen Automobilmarkt kommen positive Signale. In Westeuropa sind die PKW-Neuzulassungen im März um 10,9 % gestiegen, so dass sich für das erste Quartal 2015 ein Zuwachs von 8,7 % ergibt. Der chinesische Markt hat im März um 12 % zugelegt (Q1: 11,3 %). In den USA stiegen die Zulassungszahlen im März um 0,4 % an, jedoch nicht mehr in der gleichen Intensität wie in den beiden anderen Monaten des Quartals, das insgesamt einen Zuwachs von 5,6 % aufwies. 5