Ökologisches Potential von Verkehrsbegleitflächen

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Transkript:

Ökologisches Potential von Verkehrsbegleitflächen Christian Gnägi Christian Gnägi Grundausbildung: Landwirt Studium: Geographie, Biologie, Ökologie mit Schwerpunkt Natur- u. Landschaftsschutz (Uni Bern / ETH Zürich) Dissertation: Geologie Geologie- / Ökobüro: weg>punkt, Herzogenbuchsee 2

Referatsteile 1. Ökologisches Potential der Verkehrsbegleitflächen 2. Der Wert der Artenvielfalt 3. Auftrag Foto: Stephan Mäder 3 Ökologisches Potential der Strassenböschungen: z. B. Magerwiesen Magerwiesen und Waldränder weisen die höchste Artenvielfalt auf (Fauna u. Flora) Magerwiesen sind in den letzten 50 Jahren extrem zurückgegangen. Magere Lebensräume bedeuten weniger Wuchs und damit weniger Pflege, also eine Win-win-Situation. > Absamen lassen: erst ab Mitte August mähen (LN) bzw. ab Mitte Okt (Wald) Magere Lebensräume sind nicht nur eine Frage der Samenmischung, sondern v.a. des Untergrunds > wo nicht humusiert wurde (C-Boden, Kiessand) 4

Typen v. Magerstandorten an Strassenböschungen 4 Haupttypen Trockenwiesen Feuchtstandorte an Grabenrändern / Bachufern / Hangdrucklagen Krautsaum von Wald, Gehölz und Hecke Ruderalstandorte Trockenwiesen Trockenwiese hell, mager, warm, trocken typ. Pflanzenarten (fliessender Übergang zu Naturwiese) > Hohe Pflanzenvielfalt = hohe Vielfalt der Wirbellosen Grillengezirpe, Schmetterlinge, Eidechsen 6

Feuchtstandorte an Grabenrändern, Bachufern, Hangdrucklagen feucht, oft schattig, mager bis fett typ. Pflanzenarten Ufervegetation ist geschützt, muss gefördert und darf nicht zum Absterben gebracht werden (Dauerbeweidung) Krautige Böschungen an Grabenrändern und im Wald sind Sommerquartiere für Amphibienarten. Krautsaum von Wald, Gehölz und Hecke typ. Pflanzenarten Höchste Artenvielfalt an breiten Übergangszonen Wald-Grünland Waldstrassenränder = innere Waldränder

Krautsaum von Wald, Gehölz und Hecke Ruderalstandorte Kies, Sand, Geröll, Schutt warm, trocken, hell, mager typ. Pflanzenarten

Ökologisches Potential der Strassenböschungen: z. B. für Honig- und Wildbienen Blühende Böschungen fördern gesunde Bienen für die Landwirtschaft Beim Bienensterben wirkt sich für Wild- und Honigbienen das Fehlen von Nahrungsangeboten in der Landschaft negativ aus. Gut ernährte Bienen sind weniger anfällig für Krankheiten. Trachtlücke von Mitte Mai Mitte Juli, wenn der Honigtau im Wald nicht kommt > Blühende Strassenränder als Ersatz: krautige Fettwiesen erst nach dem Abblühen mähen Bsp. v. Trachtpflanzen (gelb: Pollenwert, blau: Nektarwert. Foto R. Ritter 11 Der Wert der Artenvielfalt Strassenböschungen sind ein wichtiger Lebensraum für Amphibien (Sommereinstand), Reptilien, Bienen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Libellen, Fledermäuse (Jagdgebiet) zahlreiche geschützte u. gefährdete Pflanzenarten der Magerwiesen (z.b. Orchideen) Leistungen von guten Ökosystemen für die Allgemeinheit Bestäubung v. Obst, Beeren, Raps, Gemüse d. Insekten sauberes Grundwasser Bodenfruchtbarkeit Schädlingsbekämpfung in angrenzenden Kulturen Erholungsgebiete für den Menschen Mauereidechse Sonnige Böschungen mit Strukturen Der wirtschaftliche Wert von Ökosystemleistungen: Wertschöpfung von 1. /m 2. Für die 26 ha, auf denen das SI Oberaargau Grünpflege ausführt, ergäbe dies 260'000.. Bestäubungsabhäniger Ertrag Obst/Beeren 270 Mio CHF / Jahr (bis 80%) Wenn eine Art stirbt, weint niemand, man trauert nicht, man trägt nicht schwarz, sang- und klanglos verschwindet eine um die andere von den Böschungen. 12

Auftrag Strassenverkehrsgesetz (Kanton): Art. 3 Wirkungsziele Strassen werden so geplant, gebaut, betrieben und unterhalten, dass die Summe aller Wirkungen dauerhaft zu einer Verbesserung des Lebensraums führt. Strassenränder als Teil der ökologischen Infrastruktur Biodiversitätsstrategie der Schweiz (Bund) Die naturnahe Pflege der Böschungen erhaltet die Biodiversität schafft neue Lebensräume fördert Vernetzungsachsen für Fauna und Flora. Naturnahe Pflege heisst: mähen statt mulchen Schnittgut entfernen Schnitthöhe den Tieren anpassen keine Herbizide, keine Pestizide, kein Dünger Gebüsche und Hecken selektiv auslichten Von den Landwirten verlangt dies der Kanton für Ökostreifen... 13