Mischkultur im Hobbygarten

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Transkript:

Schwester Christa Weinrich OSB Mischkultur im Hobbygarten 4., aktualisierte Auflage 33 Farbfotos 25 Zeichnungen

2 Vorwort Warum hat die Abtei Fulda ihre Erfahrungen im Mischkulturenanbau noch nicht in einer eigenen Schrift zusammengestellt? So hat mancher Rat suchende Gärtner schon gefragt und uns gleichzeitig zu verstehen gegeben, dass ein solches Buch auf großes Interesse stoßen würde. Nun ist es also soweit. Erfahrungen aus mehr als 50-jähriger Mischkulturenpraxis sind in dem vorliegenden Buch leicht verständlich dargestellt, mit vielen Praxisbeispielen für Reihen- und Beetbepflanzungen, mit Zeichnungen und Tabellen. Damit hoffen wir, all jenen einen Wegweiser an die Hand zu geben, die ohne viel Zeitaufwand die Vorteile erprobter Pflanzenpartnerschaften im eigenen Garten nutzen wollen. Dass dieses Buch entstehen konnte, verdanken wir nicht zuletzt der unermüdlichen Arbeit unserer Gartenschwestern, auch derer, die bereits verstorben sind, außerdem Frau Gertrud Franck ( 1996), die uns mit Rat und Tat zur Seite stand und vielen Biogärtnern, die uns ihre Erfahrungen mitteilten. Ihnen allen gilt unser Dank. Allen, die nach dieser Anleitung planen und arbeiten, wünschen wir gutes Gelingen, reiche Ernten und die Freude, die der Garten trotz aller Mühe, die man in ihn hineinsteckt, reichlich schenkt. Sr. Christa Weinrich OSB Abtei Fulda

3 Inhaltsverzeichnis 4 Mischkultur was ist das? 7 Vorzüge der Mischkultur 12 Mischkulturenanbau in Reihen 24 Mischkulturenanbau auf Beeten 76 Stelldichein von Kräutern und Blumen 96 Mischkulturen im Obstbau 99 Handgriffe im Mischkulturengarten 109 Naturgemäßer Pflanzenschutz 125 Service

4 Mischkultur was ist das? Im biologischen Gartenbau ist der Begriff Mischkultur in aller Munde. Gemeint ist damit eine Methode des naturgemäßen Anbaues, die sich seit vielen Jahren bewährt hat. Diese Anbaustrategie steht im Gegensatz zu den Verfahren in großen Gartenbaubetrieben oder der in der Landwirtschaft weit verbreiteten Monokultur. Monokultur bedeutet: Jeweils nur eine einzige Kultur, eine einzige Pflanzenart, wird auf einer großen Fläche angebaut, daneben auf einem anderen Stück Land wieder eine Pflanzenart für sich allein. Wenn in einem Garten fünf verschiedene Gemüsearten angebaut werden, so gibt es dort beispielsweise ein Kohlbeet, ein Möhrenbeet, ein Gurkenbeet, ein Salatbeet und ein Zwiebelbeet. Im Garten wird gelegentlich anstelle von Monokultur auch der Begriff Gleichkultur gebraucht, während der Begriff Monokultur eher für große landwirtschaftliche Flächen oder große Felder in Freiland-Gemüsebaubetrieben mit je einer Kulturart gebräuchlich ist. So findet man in manchen Gartenbüchern die Ausdrucksweise: Ein Beet wird mit Zwiebeln in Gleichkultur bepflanzt. Gemeint ist jedesmal das gleiche, nämlich eine Pflanzenart steht allein für sich auf dem Beet. In der Mischkultur dagegen werden verschiedene Kulturen miteinander kombiniert. Oft wird reihenweise gewechselt, gelegentlich auch innerhalb einer Reihe. In manchen Gärten verzichtet man ganz auf die Einteilung von Beeten und zieht die Reihen einfach über die gesamte Anbaufläche. Aber auch wenn Sie der einfacheren Handhabung wegen überschaubare Beete anlegen, können Sie auf diesen Beeten die unterschiedlichsten Pflanzen miteinander kombinieren. Deshalb muss Beetkultur nicht im Gegensatz zur Mischkultur stehen, sondern nur dann, wenn auf einem Beet jeweils nur eine Pflanzenart wächst. Wie Sie auf herkömmlichen Gartenbeeten erfolgreiche Mischkulturen anlegen können, zeigen die anschaulichen und praxiserprobten Beispiele ab der Seite 24ff. Der Natur abgeschaut Warum aber macht man sich die Mühe, unterschiedliche Pflanzenarten zusammen anzubauen, immer wieder neue Kombinationen auszuprobieren, um dann die erfolgreichsten Mischkulturen beizubehalten? Vieles, was für den biologischen oder naturgemäßen Gartenbau typisch ist, haben wir uns von der Natur abgeschaut. Ein gutes Beispiel hierfür ist der unberührte Wald. Tief wurzelnde Eichen und flach wurzelnde Buchen bilden die erste und zweite Baumschicht, niedrig bleibende Gehölze das

Der Natur abgeschaut 5 Beete mit Gleichkultur: auf jedem Beet wächst nur eine Gemüseart. darunter liegende Strauchwerk. Krautige Pflanzen wie Wald-Weidenrös chen, Fingerhut, Springkraut, Geißbart und Farne bilden die darunter liegende Etage und schieben ihre Triebe bis in die Strauchschicht hinein. Den Boden bedecken Schattengräser, Buschwindröschen, Efeu, Moose und Pilze zusammen mit den jährlich abfallenden Blättern der Bäume und Sträucher. All diese Pflanzen bilden zusammen mit den größeren und kleineren Tieren, die sie beherbergen, und den Bodenorganismen ein großes Ganzes, ein natürliches Ökosystem. Ähnlich ist es mit einer Wiese, auf der die unterschiedlichsten Gräser, Kräuter und Blumen auf kleinstem Raum miteinander wachsen. Die einzelnen Arten dieser Pflanzengesellschaften haben sich innerhalb großer Zeiträume hinsichtlich ihrer Lebensbedürfnisse aufeinander eingestellt und bilden nun eine Gemeinschaft auf der Grundlage gegenseitiger Konkurrenz um Licht und Wasser, aber auch Hilfeleistung und bestmöglicher Bodenausnutzung. Auf unseren Feldern und in unseren Gärten wachsen die Pflanzen jedoch nicht wo sie wollen, sondern wo sie sollen. Die typische Kulturlandschaft um Dörfer und kleinere Ortschaften herum zeigt große Flächen einer einzigen Pflanzenart, sei es Weizen, Roggen, Kartoffeln, Rüben oder Mais. Dass solche Pflanzen nicht ohne besondere Düngung und Pflege seitens des Menschen gedeihen können, versteht sich von selbst. Unsere Mischkulturen im Garten werden zwar nie so ideale Gemeinschaften sein, wie diejenigen, die sich natürlicherweise zusammengefunden haben. Doch wir können von diesen Pflanzengesellschaften lernen und versuchen, unsere Nutzpflanzen im Garten ebenfalls miteinander, nebenei nan der und nacheinander anzubauen, so dass sie sich im Wachstum fördern und sich gegenseitig beim Kampf gegen Schädlinge und Krankheiten unterstützen.