Technische Analyse des ersten Workshops Ostseetourismus in Zeiten des Klimawandels Auswirkungen und Anpassungsstrategien

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Transkript:

Technische Analyse des ersten Workshops Ostseetourismus in Zeiten des Klimawandels Auswirkungen und Anpassungsstrategien Susanne Schumacher, Inga Haller & Nardine Stybel (2010) 1 Hintergrund Der Klimawandel gilt als vom Menschen verursacht (IPCC 2007, Die Bundesregierung 2008). Da Maßnahmen zum Klimaschutz allein nicht genügen, bedarf es der Entwicklung und Erprobung von Maßnahmen zur Klimaanpassung. Die regionale Ebene scheint nach Grothmann (2009) besonders geeignet, um Klimaanpassung umzusetzen und die Komplexität der Klimawandelauswirkungen zu reduzieren. Im Vergleich zur nationalen Ebene erlauben regionale Anpassungsprozesse intensivere Kommunikations, Kooperations und Partizipationsprozesse. Die Komplexität der Klimawandelauswirkungen wird entzerrt, da es auf der regionalen Ebene meist weniger Klimaprobleme zu bewältigen gibt, als auf der nationalen Ebene. Regionale Anpassungsprozesse sind gegenüber kommunalen Ansätzen oft besser geeignet, weil viele Probleme des Klimawandels, z.b. der Meeresspiegelanstieg oder Wasserverfügbarkeitsprobleme, nur in Abstimmung zwischen verschiedenen Kommunen sinnvoll bewältigt werden können. Im Rahmen der beiden Klimaanpassungsprojekte BaltCICA (INTERREG IVB, 2009 2012) und Radost (BMBF, 2009 2014) wird daher der regionale Ansatz verfolgt. Die von EUCC D angesprochenen Stakeholder in diesen beiden Projekten sind weitestgehend Akteure der Tourismusbranche an den Ostseeküsten Schleswig Holsteins und Mecklenburg Vorpommerns. Neben einer vorausgehenden Sensibilisierung der Touristiker hinsichtlich Klimawandelauswirkungen sollen in den nächsten Jahren gemeinsam auf regionaler Ebene relevante Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel für den Ostsee Tourismus erarbeitet werden. Aufbauend auf den im Folgenden beschriebenen ersten Workshop sollen in den nächsten Jahren weitere Workshops mit Tourismusakteuren aus der Region stattfinden, um touristische Schwerpunkte und akteursspezifische Sichtweisen integrieren zu können. Der Tourismus an der deutschen Ostseeküste ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige (Schumacher & Stybel 2009). Anpassungsstrategien und Maßnahmen mit Stakeholdern aus dem Küstentourismus zu entwickeln ist wichtig, um den Sektor zukünftig belastbar zu halten und möglichst unempfindlich gegenüber Auswirkungen des Klimawandels zu stabilisieren bzw. auszubauen. Die bestehende Zeitskalendifferenz zwischen Tourismuswirtschaft und Klimaentwicklung (UFZ 2008), d.h. eine eher kurzfristige Planung des Tourismus gegenüber einem langfristigen Anpassungsprozess, gilt es dabei zu berücksichtigen. 2 Ziel des Workshops Der erste Workshop sollte den Tourismusakteuren einen Überblick über den bis 2009 bestehenden Forschungsstand zu Klimawandel an der Ostseeküste Betroffenheit des Küstentourismus und die zu erwartenden regionalen Folgen zum Klimawandel geben sowie erste Best Practice Beispiele für bereits entwickelte touristische Anpassungsstrategien vorstellen, wie ökologische Schäden vermindert und ökonomische Chancen des Klimawandel genutzt werden können. Eine sich daran anschließende Diskussion sollte den Teilnehmern die Gelegenheit bieten, eigene Erwartungen an die Projektarbeit zu formulieren bzw. bevorzugt zu behandelnde Themen zu identifizieren. Die Diskussion sollte zudem zeigen, welche Wahrnehmung der Akteure über schon bemerkbare Klimawandelauswirkungen in 1

den einzelnen Regionen vorherrscht. Fragen und bestehende Unsicherheiten bei den Akteuren sollten ebenfalls aufgenommen werden. Die Zielgruppe umfasste private und öffentliche Vertreter der Tourismusbranche sowie Vertreter aus Regionalplanung und Wirtschaft an der deutschen Ostseeküste. Eine Anpassung an die regionalen Folgen des Klimawandels und die Entwicklung adäquater Anpassungsmaßnahmen im Küstentourismus führt ausschließlich mit den eigentlichen Akteuren zum Erfolg. Diese zentrale Rolle der Stakeholder im regionalen Anpassungsprozess sollte ebenfalls vermittelt werden. 3 Vorbereitung Den Küstentourismus für das Thema Klimawandel(anpassung) zu sensibilisieren, ist ein erster notwendiger Schritt hin zur Entwicklung eigentlicher Anpassungsstrategien. Zur Entwicklung einer Strategie mit der das Thema in den Sektor hineingetragen werden kann, wurden daher im Vorfeld des Workshops Interviews mit ausgesuchten Tourismusakteuren durchgeführt. Dort wurde die bereits recherchierte Struktur des Küstentourismus (Akteure, Verknüpfung der Akteure, Rahmendokumente, Kommunikationskanäle, Versammlungen..) durch gezielte Fragen vervollständigt sowie eine eventuell schon vorhandene Wahrnehmung bzw. Kommunikation des Themas Klimawandel(anpassung) innerhalb dieses Sektors erfasst (Schumacher et al. 2010). Bei dieser Gelegenheit wurde den Interviewpartnern der geplante Workshop für den Herbst 2009 angekündigt und das Interesse geweckt, an einem solchen Treffen teilzunehmen. Parallel zur Recherche geeigneter Referenten wurden die Einladungen zum Workshop an die Interviewpartner, über einen recherchierten Verteiler weiterer Akteure und Netzwerke, aber auch an den Bäderverband und den TMV mit der Bitte der weiteren Zirkulation verschickt. Als Moderator konnte der Leiter der Pressestelle des Tourismusverbandes Mecklenburg Vorpommern gewonnen werden. Dies versprach, die Akteure noch stärker anzusprechen. 4 Methodik Werkzeuge wie Medien, Roundtables, Task Forces oder Workshops bieten sich an, Stakeholder zu informieren oder in Prozesse einzubinden (Aaltonen & Kreutz 2009). Die Wahl des regionalen Auftaktes der beiden Projekte BaltCICA und Radost fiel auf einen zweieinhalbstündigen Workshop, eingebettet in eine zweitätige Konferenz im Technologiepark Warnemünde vom 5. bis 6. Oktober 2009. Die Konferenz Küstenmanagement und Klimawandel: Status Quo informierte über den aktuellen Stand und die Perspektiven in den Bereichen Integriertes Management, Klimawandel und Flächeninanspruchnahme an der Küste. Der Tourismusworkshop fand am 6. Oktober als eine von drei Parallelveranstaltungen statt. Der Workshop sollte die Akteure über externe Referenten zunächst auf den aktuellen Wissenstand zu relevanten regionalen Klimaauswirkungen an der deutschen Ostseeküste bringen und über Best Practice Beispiele, wie in der Branche bereits mit Risiken und Chancen der Klimaauswirkungen umgegangen wird, in eine lebhafte Diskussion münden. Die einzelnen Beiträge teilten sich in 10 15 min Vortrag und 5 min Diskussion. Durch das Programm führte ein Vertreter des Tourismusverbandes Mecklenburg Vorpommern (Tab. 1). 2

Tab. 1: Das Programm des ersten Tourismusworkshops am 6. Oktober 2009 Zeit Vortrag Referent 10.30 10.35 Begrüßung der Geschäftsführerin der EUCC Deutschland EUCC Die Küsten Union Deutschland e.v. 10.35 10.40 Begrüßung durch den TMV Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern 10.40 11.00 Regionale Klimaauswirkungen und ihre Folgen für den Uni Lüneburg Tourismussektor an der deutschen Ostseeküste 11.00 11.20 Risiken regionaler Klimaauswirkungen Von ersten Warnzeichen zu innovativen Ideen: Das Rügenrad Dorsch Consult Ingenieurgesellschaft mbh Stralsund 11.20 11.40 Chancen regionaler Klimaauswirkungen: MottoTouren zum Klimawandel als Beispiel für einen Good Practice Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.v. Oldenburg Ansatz zur Tourismusentwicklung 11.40 12.00 KUNTIKUM ein Projekt zu Klimatrends und nachhaltiger Tourismusentwicklung in Küsten und Mittelgebirgsregionen Erfahrungen aus der Stakeholderarbeit Uni Lüneburg 12.00 12.20 Klimawandel an der deutschen Ostseeküste Wo steht der Tourismussektor in der Anpassung? Ergebnisse einer erste Befragung ungeplant Die umweltgerechte Räumung, Lagerung, Aufbereitung sowie die anschließende Verwertung von Algenanschwemmungen EUCC Die Küsten Union Deutschland e.v. Uni Rostock 12.20 13.00 Diskussion Moderator TMV 5 Ergebnisse Teilnehmerstruktur Der erste Workshop zum Thema hat mit insgesamt 30 Teilnehmern erstes Interesse geweckt. Eine grundsätzliche Ablehnung, sich auf diesen Prozess einzulassen, besteht nicht. Elf Teilnehmer vertraten die regionale Tourismuswirtschaft bzw. politik (Abb. 1), Vertreter von Universitäten und dem Umweltbundesamt rundeten den Teilnehmerkreis ab. Das Verhältnis der Repräsentanten aus Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern war mit 1:10 dabei sehr ungleich verteilt. Aus dem Tourismus waren leider weder der Tourismusverband, die Tourismusagentur, noch regionale Verbände vertreten. Die verhältnismäßig weite Anreise nach Warnemünde (ca. 3 4 h), wird ein Hindernis gewesen sein, ein anderes vielleicht die starke Präsenz Mecklenburg Vorpommerns in der Einladung durch die Wahl eines Moderators aus dem Tourismusverband MV. Vier Teilnehmer kamen aus Niedersachsen, jeweils ein Teilnehmer kam aus Berlin, Sachsen Anhalt und Schweden. Den Rügener Tourismusverband ausgenommen, befand sich leider kein weiterer der insgesamt neun Regionalverbände in MV unter den Gästen. Auch von den mehr als 50 Seebädern und Kurorten in MV nahmen lediglich Boltenhagen und Göhren teil, die allerdings über den Bäderverband MV und den Koordinator des Radost Projektes, das Ecologic Institut, bereits vorher mit dem Projekt Radost in Kontakt kamen. Es ist daher fraglich, wie sich die Einladungen, die mit der Bitte um weitere Zirkulation innerhalb des Sektors an den TMV und den Bäderverband geschickt wurden, bei den Adressaten niedergeschlagen haben. Hier sollte das nächste Mal verstärkt auf Rückmeldungen bestanden werden. Außerdem sollte mit dem Versand der Einladungen vor dem Workshop wesentlich früher begonnen werden. Vier Wochen hatten sich als deutlich zu gering herausgestellt. 3

Tourismusverband Rügen e.v., Bergen Kurverwaltung Ostseebad Boltenhagen Bäderverband MV e.v., Graal Müritz Kurverwaltung Ostseebad Göhren Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus M V Regionaler Planungsverband (RPV) Mittleres Mecklenburg / Rostock Industrie und Handelskammer ( IHK) zu Rostock Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde Tourismusverband MV, Rostock Abb. 1: Liste und Gewichtung der anwesenden elf Tourismusakteure Verlauf des Workshops Die Methodik des ersten Workshops, die Akteure mit einer Reihe von Vorträgen zum Thema Klimawandelanpassung zu informieren, eignet sich hervorragend um Wissen weiterzugeben und alle Workshopteilnehmer auf einen Stand der Dinge zu bringen. Einen Vertreter des Tourismusverbandes MV als Moderator einzusetzen, erhöhte die Aufmerksamkeit der touristischen Akteure vor und während der Veranstaltung und verdeutlichte gegenüber den Teilnehmern ein übergeordnetes Interesse des Landes für das Thema Klimaanpassung. Der Aufbau des Programms, über wissenschaftliche Beiträge, praktische Beiträge zu Risiken und Chancen und ersten Ergebnissen der Akteursanalysee zur Diskussion überzuleiten, war zudem abwechslungsreichh gestaltet. Als hinderlich anzusehen war dagegen das Zeitmanagement einzelner Referenten. Durch eine teils deutliche Überschreit tung der Redezeit und einem weiteren, im Programm nicht vorgesehenen Vortrag, verschob sich die Vortragsreihe zuungunsten des Zeitrahmens für die Diskussion. Diese fiel dadurch deutlich kürzerr aus als die veranschlagtenn 40 Minuten. Das Ziel, die breitee Wahrnehmung über schon bemerkbare Klimawandelauswirkungen in den einzelnen Regionen zu erfassen sowie dringendee Fragen oder Unsicherheiten der einzelnen Akteure aufzugreifen, konnte nur ansatzweise erreicht werden. Hier sollte der Moderator im folgenden Workshop stärker regulierend eingreifen. Zwei wichtige Themenbereiche seitens der Akteure wurden benannt: Algenanwurf am Strand: Möglichkeiten der Beräumung bzw. der Entsorgung Bebauung am Strand: Identifizierung von Überflutungsflächen. Zur Bewältigung dieser aktuellen Probleme werden konkreteree Informationen und konkrete Anpassungsmaßnahmen gefordert. Die Akteure sendeten zudem deutliche Signale an die Vertreter des Wirtschaftsministeriums, nicht nur für Maßnahmen zum Klimaschutz, sondern ebenfalls für die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zeitnah entsprechende Fördergelder bereit zu stellen. Probleme der nächsten Jahrzehnte interessieren dagegen noch nicht für die derzeitige Tourismusplanung. Insgesamt war der zeitliche Rahmen der Veranstaltung jedoch zu eng, als dass eine intensive Diskussion im Anschluss hätte entstehen können. Die Anordnung der Tische des Seminarraums im Stil eines Klassenzimmers hat sich für die Diskussion zusätzlich als ungünstig herausgestellt, da sich alle Blicke und Einwände nach vorn in Richtung Moderator richteten und nicht an die gesamte Gruppe. Notizmaterialien für die Teilnehmer, das Herumreichen einer Teilnehmerliste sowie die Sammlung von Visitenkarten und der Vorträge im Vorfeld hätten besser organisiert sein können. Gut bewertet wurden dagegen der Informationsstand und die Formalitäten im Vorfeld des Workshops (Tab. 2). 4

Tab. 2: Stärken und Schwächen des ersten Tourismusworkshops am 6. Oktober 2009 Stärken Schwächen Organisation (Einladung, Programm, Anfahrtsbeschreibung..) Organisation (Schreibmaterial für Teilnehmer, Teilnehmerliste, Sammlung Visitenkarten und Vorträge, Pausen) Räumlichkeiten Frontalunterhaltung Infostand, Infomaterialien Zeitmanagement der Referenten Moderation Diskussion zu kurz Dinner mit Jazzmusik Tischordnung für Diskussion ungünstig 6 Diskussion & Ausblick Welche Punkte sollten künftig berücksichtigt werden? Organisation Der Veranstaltungsort des nächsten Workshops sollte zentral und gut erreichbar für Teilnehmer aus Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern sein, damit sich touristische Akteure beider Länder gleichermaßen angesprochen fühlen. Ein Versand der Einladungen und des Programms spätestens sechs Wochen vor der Veranstaltung durch die EUCC D, die Tourismusverbände SH und MV sowie des Bäderverbandes MV, gehören ebenso zu einer guten Organisation. Welche Form der Einladungen von den Akteuren am besten aufgenommen wird (Fax, Brief oder E Mail), sollte bis zur Vorbereitung des nächsten Workshops gezielt erfragt werden. Weitere organisatorische Punkte beschreibt Tabelle 3. Inhalte Inhaltlich führt der Anpassungsprozess im Ostseetourismus nur durch die Integration der Sichtweisen und des Fachwissens der Akteure zum Ziel (s.o.). Dies und die Tatsache, dass Klimaschutzmaßnahmen den Klimawandel nicht mehr aufhalten können, die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen demnach unausweichlich sind, sollte den Akteuren noch deutlicher vermittelt werden. Aber auch die Schnittstellen zu anderen Branchen (Raumplanung, Küstenschutz, Naturschutz, Gesundheit) bezüglich der Klimaauswirkungen sollte den Akteuren veranschaulicht werden. Wie sich die Tourismusbranche ihre ökologischen Grundlagen (Natur und Landschaft, Biodiversität) und ihre ökonomischen Möglichkeiten (z.b. Stranderosion, aber auch eine längere Saison) unter den neuen Voraussetzungen eines einsetzenden Klimawandels sichern und ausbauen kann, sollte ein wichtiger Bestandteil der künftigen Arbeit sein. Wird der Klimawandel in Bezug auf den Ostseetourismus doch von den meisten Akteuren entweder mit für sie irrelevanten oder positiven Auswirkungen assoziiert (Schumacher et al. 2010), wird die Anpassung an positive oder aber mögliche negative Auswirkungen, von den Touristikern daher derzeit noch nicht als notwendig erachtet. Hier könnte die auf gute Geschäftszahlen ausgerichtete und angewiesene Branche mit gezielten Slogans zu einer Zusammenarbeit bewegt werden: Zunehmende Tourismuszahlen statt Algenproblematik, Wissen was morgen ist: Tourismussektor 2010 2100 oder Tagesgeschäft versus Langzeitstrategie? Tourismus stellt sich zukünftigen Herausforderungen sind nur einige Beispiele, die Begriffe Klimawandel bzw. Klimawandelanpassung nicht überzustrapazieren. In Form einer Weiterbildung i.w.s., könnten künftige Workshops auch an Veranstaltungen des Tourismus angehängt werden (Tourismustage in den Ländern). Wichtig ist, den Kontakt zu den Akteuren auch zwischen den Workshops aufrecht zu erhalten 5

und regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten zu berichten. Die praktische Umsetzung erarbeiteter Anpassungsmaßnahmen und deren Einzug in die Raumplanung, Tourismusplanung bzw. die Ausarbeitung von Strategien zur Finanzierung konkreter Maßnahmen ist die Aufgabe der Akteure bzw. der Landeswirtschaftsministerien sein, im Anschluss an die Projekte Radost und BaltCICA. Welche Themen sollten inhaltlich vertieft werden? Wieder aufgegriffen werden sollten die beiden zentralen Themen der kurzen Diskussion im ersten Workshop: Strandmanagement und Strandbebauung. Im Vorfeld sollten hierfür regionale Tourismusformen analysiert und ihre Sensibilität im Hinblick auf Jahreszeiten, Temperatur, Strand und Wasserqualität etc. fokussiert werden. Das Aufzeigen von möglichen Klimafolgen kann den Akteuren ihre Betroffenheit gegenüber regionalen Klimawandelauswirkungen stärker vor Augen führen. Der 18. Tourismustag des TMV 2008 stand bereits unter dem Motto Palmengärten und Weinberge? Wie der Klimawandel den Tourismus verändert (Schumacher et al. 2010). An diese tourismusinterne Veranstaltung anknüpfend, könnte man den nächsten EUCC D Workshop als Wiederaufleben dieses Tourismustages anpreisen und die Branche so zu einer Beibehaltung bzw. Weiterführung des Themas motivieren. Vorschlag einer möglichen Gestaltung des nächsten Workshops (verändert nach Lange): Vortrag zur Einstimmung: Adaptation Mitigation: Fokus auf Adaptation! Erläuterung der Ergebnisse aus der Akteursbefragung und des ersten Workshops Workshop session I: Brainstorming: Tourismus und zukünftige Herausforderungen? Tourismus und Klimawandel (Was fällt Ihnen dazu ein?) Workshop session II: Gruppe I: Positive Auswirkungen, Gruppe II: Negative Auswirkungen des Klimawandels, anschließend gegenseitig vorstellen, Diskussion Workshop session III: ca. 5 wichtigste Auswirkungen auswählen lassen und diese im Kontext diskutieren (daraus evtl. erste Maßnahmen ableiten) Ausblick, Einordnung in den laufenden (Planungs )Prozess an der deutschen Ostseeküste Welche Stakeholdergruppen sollten künftig einbezogen werden? Im ersten Workshop wurde die Einbeziehung weiterer Stakeholdergruppen wie z.b. dem Naturschutz, dem Küstenschutz oder der Raumplanung nicht weiter berücksichtigt, obwohl dies nach Aaltonen & Kreutz (2009) ausdrücklich empfohlen wird und Berührungspunkte tatsächlich vorhanden sind. Die Konzentration auf den Küstentourismus in diesem ersten Workshop sollte den Stakeholdern jedoch die Wichtigkeit ihrer Rolle im Anpassungsprozess verdeutlichen und Interessenüberschneidungen mit anderen Gruppen vermeiden bis die Auseinandersetzung mit dem Thema Klimaanpassung ein gefestigter Bestandteil des Küstentourismus an der deutschen Ostseeküste ist. Für den weiteren Verlauf der Projektarbeit dagegen ist eine Zusammenarbeit mit dem Naturschutz und dem Küstenschutz geplant. 6

Ziel des nächsten Workshops Ziel des nächsten Workshops sollte eine aktivere Mitarbeit der Akteure sein. Dies kann durch eine Veränderung der Methodik erreicht werden: weg von einer Vortragsreihe, hin zur Anwendung von kürzeren Impulsvorträgen mit anschließend längerer Diskussion oder zur Arbeit zu identifizierten Fokusthemen in kleineren Gruppen und anschließender gegenseitiger Vorstellung der erarbeiteten Ergebnisse bzw. Lösungswege. Dabei sollten die Hoteliers stärker eingebunden werden, da sie von den Themen Algenproblematik und Strandbebauung direkt betroffen sind. Bis dahin entwickelte Anschubfinanzierungen seitens der Ministerien können dann den Akteuren im Rahmen dieser EUCC D Veranstaltung präsentiert werden. Die Angst, der Klimawandel könnte zu einer Problematisierung bei den Ostseeurlaubern führen, muss den Akteuren genommen werden. Wie man Chancen des Klimawandels nutzen kann, muss ihnen aufgezeigt werden. Diese und weitere Verbesserungsvorschläge zeigt Tab. 3. Tab. 3: Maßnahmen der Verbesserung für den nächsten Workshop Lessons learned (verändert und ergänzt nach Lange, unveröff.) Organisation Veranstaltungsort für Gäste aus MV und SH gut erreichbar Technik (Präsentationen vorher auf Laptop laden, Reservelaptop, Protokolllaptop, Beamer, Drucker, Schreibmaterialien für Teilnehmer) Tischordnung (Café, Fischgräte..) wählen um aktive Teilnahme und Austausch zu begünstigen auf Projektverantwortliche, deren Kontaktadressen und Projekthomepage verweisen Handouts, Flyer, Hintergrundpapiere austeilen bei einer Aneinanderreihung von Vorträgen kleine Pausen einbauen Referenten anhalten, ihre Sprechzeiten einzuhalten Raum für Diskussionen, Fragen, Reflektionen (Kaffeepausen im kleinen Kreis) Exkursion zur Veranschaulichung, zum Austausch Feedbackbogen der Teilnehmer Workshopinhalt Ziel des WS klar herausstellen (was soll erreicht, geklärt, diskutiert werden; was sollen die Veranstalter als auch die Teilnehmer am Ende mitnehmen) Klärung wichtiger Begriffe, dies auch mit den Referenten absprechen Brainstorming Session zu Beginn (motiviert und involviert Teilnehmer von Anfang an) Variierung der Präsentationsmöglichkeiten Nachbereitung Protokoll an Teilnehmer verschicken und über den WS, Ergebnisse und weiteres Vorgehen informieren Evaluierung des WS im Anschluss 7

Literatur Aaltonen, S. & Kreutz, E. (2009): Engage your stakeholders Stakeholder involvement toolkit for local authorities, Union of the Baltic Cities Commission on Environment http://www.matruschka project.net/index.php/matr:toolkit), 79 S. Die Bundesregierung (2008): Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS). Berlin, 78 S. IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. In: Solomon, S., D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M.Tignor und H.L. Miller (Hrsg.): Klimaänderung 2007: Wissenschaftliche Grundlagen. Beitrag der Arbeitsgruppe I zum Vierten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderung (IPCC). Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom und New York. Dt. Übers. ProClim, österr. UBA, dt. IPCC Koordinationsstelle, Bern/Wien/Berlin, S. 1 18. Lange, S.: Stakeholder Involvement, Nordregio, in prep. Grothmann, T. (2009). Regionale Anpassung an den Klimawandel und die BMBF KLIMZUG Projekte Leitprinzipien, Chancen, Herausforderungen. Schwerpunktartikel im KomPass Newsletter des Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung am Umweltbundesamt. Ausgabe 08, August 2009, S. 2 6. Schumacher, S. & Stybel, N. (2009): Auswirkungen des Klimawandels auf den Ostseetourismus Beispiele internationaler und nationaler Anpassungsstrategien. In: EUCC Die Küsten Union Deutschland e.v.: International approaches of coastal research in theory and practice. Coastline Reports (13), S. 23 46, EUCC The Coastal Union, Leiden. Schumacher, S., Wever, L., Stybel, N. & Haller, I. (2010): Klimawandel an der deutschen Ostseeküste Wie kann sich der Tourismussektor den künftigen Herausforderungen stellen, Kommunikationswege im deutschen Tourismussektor im Hinblick auf den Klimawandel, in prep. Danksagung Diese Dokumentation wurde im Rahmen der Projekte BaltCICA Climate Change: Impacts, Costs and Adaptation in the Baltic Sea Region (INTERREG IVB, 2009 2012) und Radost Regionale Anpassungsstrategien für die deutschen Ostseeküste (BMBF, 2009 2014) erstellt. Part financed by the European Union (European Regional Development Fund) http://www.baltcica.org/ http://www.klimzug radost.de/ 8