Instandsetzung Scheibenbremse hinten Espace J63 Der Espace J635 2.1 TD (und andere) besitzt hinten Scheibenbremsen mit asynchroner Verstellung und 1 Kolben Bremssattel. Vor den Zerlege-Arbeiten ist es sinnvoll, ein paar Bilder im eingebauten Zustand zu machen, um den Wiedereinbau zu erleichtern. Ihr benötigt: Werkzeug, ATE (oder andere) Bremspaste, 3 Dosen Bremsenreiniger, Bremsflüssigkeit, Hitzebeständiges Fett. Auf dem ersten Bild seht Ihr den Sattel mit Beläge und Federn. Die hinteren Federn sind wichtig. Fehlen diese, kann es zu einem klappern der Bremsbeläge kommen, die nach einer gewissen Zeit ausschlagen und die Führung am Sattel beschädigen.
Zerlegen Die Bremszange ausbauen stellt keine Probleme dar, solange die Bremsscheiben und Beläge nicht all zu sehr eingelaufen sind. Ansonsten muss man hier und da nachhelfen und den Sattel mit einem grösseren Schraubendreher heraushebeln.
Als erstes unter dem Fahrzeug die Mutter der Handbremsseil-Umlenkung entfernen. Die Umlenkung muss frei sein. Beide Handbremsseile am Sattel aushängen und die Hebel ganz nach hinten (entlasten) drücken, damit die Bremse frei wird. Den Bremsschlauch (Schlüsselweite bei mir 14 mm) ETWAS lösen, 1/4 Umdrehung reicht, auf keinen Fall weiterdrehen. Die beiden Sicherungsklammern (oben und unten am Sattel, die in die Keile gehen) entfernen. Die Keile mit einem dünneren Schraubendreher und evtl. mit Hammer herausklopfen. Sattel heraushebeln, danach den Bremsschlauch ganz lösen. Achtung, es läuft unweigerlich Bremsflüssigkeit aus, also Behälter drunter. Revisierung des Bremssattels Als erstes wird der Handbremshebel ausgebaut. Dazu muss die Rückzugfeder ausgehängt werden. Mit einem dünneren Schraubendreher am Ende der Rundung die Feder vom Hebel weg aushängen, danach die andere Rundung. Am Hebelende ist ein Segering (im Bild rechts), diesen entfernen. Mittels eines Durchschlages und Hammer mit leichten Schlägen den Hebel herausklopfen. Achtet darauf, den Keil nicht zu verlieren. Wichtig!!! Die Position und Ausrichtung des Keiles unbedingt merken (fotografieren). Er muss wieder so rein, wie er war. Feder und Keil gründlich reinigen. Ist die Feder zu lasch kann sie nun nachgebogen werden.
Mit einem breiten Schraubendreher die Handbremsbetätigung gegen den Uhrzeigersinn herausdrehen, den Steller dann gründlich reinigen. Wichtig hierbei ist, das die Federscheiben (unten auf dem Bild gekippt und die anderen rostigen) genauso wieder eingebaut werden. Es sind 5 Federscheiben vorhanden, die Gegensätzlich verbaut werden, aber immer so, wie sie drin waren.
Ausbau des Bremskolbens Mit einer Wasserpumpenzange kann der Kolben herausgedreht werden. Dabei bitte NIE UND NIMMER die polierte Fläche zerkratzen, sondern nur den äusseren Teil mit der Zange halten und drehen. Im Regelfall lässt sich der Kolben sehr schwer drehen, da er massig verdreckt ist, die Kanten oxydiert sind und schwergängig ist. Durch hin und herdrehen bekommt man ihn aber gut raus. Achtet dabei auf Beschädigungen oder Rostansatz HINTER der Backenführung, also den polierten Bereich. Wenn Ihr Glück habt, ist der Kolben innen und auf der Dichtfläche gut und rostfrei. In diesem Falle kann man davon ausgehen, das nach der Revisierung alles Dicht und Leichtgängig ist und bleibt. Die innere (obere) Feder vorsichtig entfernen. ACHTUNG, im Inneren befindet sich ein Rollenlager. Das Rollenlager, die Platte und die Feder gut mit Bremsenreiniger säubern. Prüfen, ob das Lager in Ordnung ist. Die Rollen müssen sich sehr leicht drehen lassen und dürfen keine Beschädigungen aufweisen. Die Platte und die Feder müssen stramm sitzen und es darf kein Spiel vorhanden sein. Unterhalb des Gewindeverstellers befindet sich auch eine Zugfeder. Der Zapfen muss auch wieder in das Halteloch...das erkennt ihr locker. Verwendet nun die ATE Bremspaste, um im Inneren den Kolben und alle Federn zu schmieren. Das Lager nicht vergessen, das bekommt auch eine Portion ATE ab. Ebenso das Steiggewinde des Verstellers. Nun den Kolben wieder vorsichtig zusammenbauen: Gewindeversteller mit Feder einsetzen. Lager einsetzen, Platte auflegen, Obere Feder einklipsen und auf richtigen Sitz achten. Bremszange reinigen (Hier mit montiertem Geweindeversteller)
Lasst die Innereien so wie sie sind, wenn keine gröberen Verschmutzungen sichtbar sind, ansonsten den Dichtring GANZ vorsichtig herausnehmen. Mit Bremsenreiniger gut ausspülen, evtl. Verhärtungen mit Tuch abwischen. Achtet darauf, das die Dichtung nicht beschädigt ist/wird. Sollte dies der Fall sein, müsst ihr die Dichtung erneuern. (War der Sattel bislang dicht, ist es unwahrscheinlich das die Dichtung defekt ist.) Nach der Reinigung schmiert Ihr reichlich ATE-Paste rein, Dichtung besonders satt einstreichen, um so leichter gleitet der Kolben später. So, das wars auch schon. Nun alles in Umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen. Dabei besonders beim Kolben darauf achten, das dieser nicht verkanntet wird. Er muss Gleichmässig eingedreht werden, da man ihn kaum mit einer Zange oder ähnlichem reindrücken kann. Es ist mitunter schwer, den Kolben ÜBER die Dichtung zu bringen...also mit Geduld und Vorsicht arbeiten. Ist er erst über die Dichtung gerutscht, flutscht er ganz leicht. Etwa 2 cm ausstehen lassen, also nicht GANZ reindrücken. Polierte Fläche bündig mit Bremssattel. Ist der Kolben drinn, kommt der Gewindeversteller rein. Auch hier mit etwas ATE Paste einschmieren und ein paar Umdrehungen eindrehen, aber nicht bis bis zum Anschlag. Die Gummimanschette des Bremskolbens aufmontieren. ACHTUNG: An den Berührpunkten (oben im Bild rechts und links) muss die Manschette bündig auf dem Sattel aufliegen. Die Manschette auch über die Bremsbelag-Aussparung montieren. Jetzt den Kolben GANZ reinschieben und den Gewindeversteller ganz reindrehen. Hebel montieren. Hier kann es nun ein Geduldspiel werden, da alles wieder eine gewisse Spannung hat. Aber nie mit Gewalt versuchen. Es ist ein ganz bestimmter Punkt, bei dem der Hebel über den Keil geht. Deswegen ist es Wichtig, sich die Position des Keiles zu merken / zu fotografieren. (Ich habe es natürlich vergessen zu fotografieren, aber bei mir war die Rundung unten). Schmieren und Einbau
ALLES, was nicht im Inneren des Sattels liegt, kann mit wärmebeständigem Fett (und nur solches, das mind. 300 Grad aushält) gefettet werden. Ein anderes Fett darf nicht verwendet werden, da dieses Flüssig wird und ins innere eindringen kann. Ansonsten verwendet Ihr die ATE Bremspaste, und das REICHLICH, wie auf dem Bild zu sehen. (Bei mir war es Hochleistungsfett, Beständig bis 300 Grad) Der Einbau des Sattels dürfte hier kein Problem darstellen. Wohl aber die Einstellung der Bremse. Wichtig ist, das Ihr den Kolben und den Handbremshebel ganz eingedreht habt. Alles soweit wieder montieren, Bremsseil einhängen, Umlenkung montieren und die Mutter nur ein paar Gewindegänge eindrehen. Das Seil muss noch locker sitzen. Nun die Bremse entlüften. IMMER den gesamten Kreislauf, beginnend hinten rechts, dann vorne links, vorne rechts und hinten links. Dazu ist es hilfreich, den Lastregler hochzubinden, das er vollen Durchlass hat. Der Lastregler ist das Teil über der Hinterachse:
Jetzt wird es etwas undurchsichtig, aber zumindest bei mir war das Resultat so, also schreib ich es so, wie ich es gemacht habe. Den Bremssattel wieder lösen, also Splinte raus, Keile raus, Sattel abheben. Den Kolben wieder GANZ einschrauben. ACHTUNG: Es kann Bremsflüssigkeit im Behälter überlaufen. Zange wieder montieren. Handbremsseil soweit einstellen, das es eben gerade so stramm ist. Räder müssen sich absolut leicht drehen lassen. Handbremse nun 10 Zähne anziehen. Bremspedal kräftig betätigen, Handbremse dabei NICHT lösen. Wenn soweit erledigt, Handbremse lösen. Seil spannen, bis Bremse anfängt zu wirken, dann 2 Umdrehungen zurückdrehen. (Alles unterm Auto, an der Mutter) Handbremse prüfen und solange Einstellen, bis bei 10 Raster die Handbremse voll wirkt. Mitunter ist es erforderlich, mehr als 10 Raster einzustellen, weil der Weg zu kurz ist, und die Bremse bei gelöster Handbremse wirkt, also bremst. Immer darauf achten, das die Räder sich bei gelöster Handbremse frei drehen lassen. Lastregler wieder befreien, alles nochmals kontrollieren und Bremsflüssigkeitsstand anpassen. Wichtig hierbei ist das Zusammenspiel: Bremsbelagstärke und Scheibenverschleiss. Verschlissen, dann etwas weniger Bremsflüssigkeit, Neuwertig, dann auf Sollmass füllen. (Deshalb: Kommen irgendwann neue Bremsbeläge rein, wird der Kolben ganz eingedrückt und Bremsflüssigkeit tritt aus dem Behälter.) Nun alles, was mit Bremsflüssigkeit in Berührung gekommen ist, gründlich mit Wasser (oder Bremsenreiniger) säubern. Bremsflüssigkeit greift Lack und andere Stoffe an. Abschliessend die Bremse und Handbremse auf Funktion prüfen. Fahrt keinen über den Haufen. Wichtig ist es, nach kurzer Zeit die Bremsanlage auf Dichtheit zu prüfen. So, ich hoffe, diese Lange Anleitung hilft euch weiter und es bremst bald wieder richtig ei euch. Ich habe übrigens, aus Unwissenheit, 4 Stunden gebraucht, die Handbremse richtig einzustellen. Entweder wirkte die Bremse (schliefen) bei gelöster Handbremse, oder die Wirkung war gleich null. Das Einstellspiel liegt in einem sehr geringen Bereich, und kann einen echt den letzten Nerv rauben. Also, bleibt Geduldig, arbeitet Vorsichtig und macht auf jeden Fall Fotos der Einbaulagen. Das rettet euch das Leben.
Euer Martin NiceIce