Die Grassilage erfüttert die Milch Dr. Johannes Thaysen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

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Transkript:

Die Grassilage erfüttert die Milch Dr. Johannes haysen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Grassilage wird sowohl vom Dauergrünland als auch von Ackerfutterbeständen mit verschiedenen Gräser-, Leguminosen- und räuterzusammensetzungen der Aufwüchse im Jahresablauf gewonnen. Den Schwerpunkt der Schnittnutzungen bilden die ersten beiden Aufwüchse. Neben der Zusammensetzung des Pflanzenbestandes, der Pflege und Düngung des Bestandes, der Witterung sowie der angewandten Siliertechnik hat der Schnittzeitpunkt den größten Einfluss auf die Qualität der Silage. Schnittzeitpunkte Um Energiegehalte von über 6,0 MJ NEL/kg M (Mittelwert über alle Aufwüchse), die für hohe ierleistungen notwendig sind, zu erreichen, muss der Rohfasergehalt der Grasbestände weniger als 23 % M betragen. Das bedeutet, dass die Mahd in der Vegetationsphase Beginn Ähren- bzw. Rispenschieben der Grashauptbestandsbildner erfolgen muss. Um die optimale Erntezeitspanne einzuhalten, ist mit der Mahd spätestens bei 22 23 % Rohfaser i. d. M zu beginnen. Jede Verspätung beim Mähbeginn ist mit einer Verschlechterung des Futterwertes, einer geringeren Leistung aus der Grassilage sowie einem verzögerten Folgeaufwuchs und damit auch einem insgesamt reduzierten Jahresertrag verbunden (Abb. 1). Aus den durchgeführten Reifeprüfungen der Länderdienststellen ist bekannt, dass der Rohfasergehalt je nach Witterung im Mai täglich um 0,3 0,5 % pro kg rockenmasse ansteigt. Daraus resultiert, dass für die Mahd und Bergung des Futters mit höchster Energiedichte im 1. Aufwuchs nur drei bis maximal fünf Erntetage zur Verfügung stehen. Leguminosenbasierte Grasbestände weisen eine größere Nutzungselastizität als reine Grasbestände auf, was die Nutzungsspanne vergrößert. Die optimalen Schnittzeitpunkte der Folgeaufwüchse sind deutlich variabler zu terminieren als die des ersten Aufwuchses, da aufgrund des veränderten Blatt-Stängelverhältnisses ebenfalls eine größere Nutzungselastizität besteht. Wie beim ersten Aufwuchs muss der Schnittzeitpunkt sich in der Vegetationsphase Beginn Ähren- bzw. Rispenschieben der bestandsbildenden Gräser bzw. bei leguminosendominanten Beständen an der beginnenden Blüte der nospen orientieren bzw. alle 4 6 Wochen erfolgen. Milchpraxis 1/2008 (46. Jg.) 35

Mähen, zetten, schwaden Sowohl der enge Zeitraum des Schnittoptimums, besonders beim ersten Aufwuchs, als auch der Anspruch auf kurze Feldliegezeiten erfordern hohe Flächenleistungen bei der Mahd. Sowohl rommel- als auch Scheibenmähwerke erfüllen diese Forderung. Vor dem Mähen sind alle Maßnahmen des Wildschutzes zu ergreifen, nicht nur aus Sicht des Naturschutzes, sondern auch aus Sicht der Entstehung von Botulismustoxinen. Das Gras wird bei einer Schnitthöhe von ca. 5 cm (bei Dauergrünland) und 7 cm (bei Ackergras) gemäht. Diese Schnitthöhen ermöglichen einerseits eine geringe Verschmutzung oder Verpilzung und anderseits ein zügiges Nachwuchsverhalten des Bestandes. Um die rocknung zu beschleunigen, bietet sich in erster Linie die Aufbereitung des Mähgutes direkt bei der Mahd an: mit zunehmendem Einsatz von Scheibenmähwerken durch die Zerstörung der Wachsschicht bei Gräsern mittels Ernte- bzw. Vorteile Nachteile onservierungsverfahren Exakthäckslerkette + rennung Ernte-ransport Arbeitskräftebedarf + urzschnitt (Verdichtung, Gärprozesse) Anforderungen an Management + Schlagkraft evtl. zu hohe Leistung (Engpass beim + Gras-/Maissilage/GPS Walzen) + Mischen der Partien geringe Schlagkraft bei leinstflächen Steillagen (Parallelfahrten) urzschnittladewagenkette + Zwei-Mann-Ernte möglich nicht bei Maissilage u. GPS + leinflächen Investitionskosten hoch + Hanglagen mit zunehmender Hof-Feld-Entfernung + Grassilage/Heu/Stroh teures Verfahren + flexibel kaum Mischen der Partien Rund-/Quaderballensilage + flexibel Gesamtverfahren teuer + bei Restflächen (< 10 ha) Platzbedarf (Lager) + einfacher ransport Folienverletzungen + selten Erwärmung Plastikabfall (Recycling schwierig, + einfaches Management Verbrennen verboten) + kein apital für Silobau nicht bei Nasssilagen + handelbare Einheiten Einsatz im Mischwagen Strangwicklersilage + weniger Folienverbrauch als beim nicht bei Maissilage u. GPS Rundballensilageverfahren Platzbedarf (Lager) + einfaches Verfahren Folienverletzungen + kein apital für Silobau Plastikabfall nicht bei Nasssilagen Einsatz im Mischwagen Folienschlauchsilage + flexibel, nicht ortsgebunden schwierig bei Feuchtsilage + geringe Investitionskosten Erntemanagement (Anlieferung) + kleine/große Einheiten möglich Platzbedarf (alle ierbestände) Folienverletzung + Silage, Biertreber, Schnitzel, Getreide Plastikabfall (alle Schüttgüter) + gute Verdichtung + Hand-/Maschinenentnahme (Quelle: nach Nussbaum, 2005) Abb. 1: Beispiel einer Ertrags- und Qualitätsentwicklung (untergrasbetonter Bestand im 1. Aufwuchs) dt/ha M 60 50 40 30 20 10 0 optimaler Schnittzeitpunkt für Silage 5 10 15 20 25 30 40 50 60 70 75 Wuchshöhe in cm M-Ertrag Rohprotein % Rohfaser % Schlegel- oder Zinkenrotoren sowie die Verminderung von Bröckelverlusten bei kraut- bzw. leguminosenreichen Beständen mittels Profilwalzen. Dennoch sind zur Anwendung von Mähaufbereitern einige einschränkende Punkte zu beachten: ab. 1: Vor- und Nachteile verschiedener Ernte- und onservierungsverfahren 31 29 27 25 23 21 19 17 15 13 M % Auf das Zetten von aufbereitetem Mähgut kann bei geringen Erträgen und/oder gleichzeitig guten rocknungsbedingungen verzichtet werden. Auf lockeren Narben (Neuansaaten, Ackergras) und bei hohem Besatz an Maulwurfshaufen erhöht die Aufbereitung den Eintrag von Sand und Schadkeimen, die durch den austretenden Zuckersaft mit der Pflanze verkleben und nicht mehr im Laufe des Anwelkprozesses zu reduzieren sind. Bei sehr guten Anwelkbedingungen und niedrigen Erträgen wird sehr schnell der optimale rockenmassegehalt von 35 40 % überschritten, mit möglichen Nachteilen hinsichtlich der Verdichtbarkeit und folgenden Nacherwärmungsrisiken. Um den Prozess des Anwelkens umgehend einzuleiten, ist eine sofortige Breitverteilung des Mähschwades parallel zum Mähen erforderlich. Sowohl der Einsatz eines Zetters als auch die Verwendung von Leitblechen direkt an den Mähwerken (mit Aufbereitern) dient diesem Ziel. Beim Zetten ist mit steilen Streuwinkeln, einer langsamen Fahrgeschwindigkeit von maximal 5 km/h und der mittigen Erfassung der Schwade ohne Überfahren zu arbeiten. Falls das Zetten für das Erreichen des rockenmassegehaltes nicht ausreicht, kann beim anschließenden Wenden der breitflächig abgelegten Grasmatte eine flachere Streuwinkeleinstellung mit einer etwas höheren Fahrgeschwindigkeit gearbeitet werden. Der Verzicht auf das Wenden ist aber nur bei guten rocknungsbedingungen zu empfehlen, da es bei hohen Aufwuchsmengen zu einem ungleichmäßigen Abtrocknen der Grasmatte und damit zu unterschiedlich angewelkten Graspartien kommt, die zwar bei der Ernte mit dem Feldhäcksler durchmischt werden, aber dennoch den Gärverlauf gefährden können. Beim Schwaden ist auf eine möglichst vollständige, aber schmutzarme Aufnahme des Futters zu achten. Bei gutem Wetter sollte durch rechtzeitiges Schwaden eine zu starke Abtrocknung vermieden und bei schlechtem Wetter durch ein unmittelbares Schwaden vor dem Ernten die Ausnutzung der rocknungszeit angestrebt werden. Die Schwade sollten gleichmäßig breit und hoch sowie möglichst locker geformt sein. Die höchsten Ansprüche an die Schwadqualität stellen Rund- oder Quader- 36 Milchpraxis 1/2008 (46. Jg.)

ballenpressen. Damit die Ballen auch in den Randbereichen ausreichend verfestigt werden, sollte die Schwadform möglichst kastenförmig mit leichter Erhöhung an den anten ausgeformt sein. Zur Verkürzung der Feldliegezeit sollte der Mähschwad gleich anschließend nach dem Mähen breit gestreut werden Ernten Geschwadetes Gras kann mit dem Feldhäcksler, dem Ladewagen, mit Rund- oder Quaderballen- oder mittels Schlauchpressen geborgen und einsiliert werden (ab. 1). Vor dem Pressen bzw. Laden der Silage ist darauf zu achten, dass keine adaver erfasst werden (Botulismusgefahr!). Aus Sicht des Gärverlaufes und des Erhaltes des Futterwertes ist die Häckseltechnik das Ernteverfahren, das die höchste Sicherheit in der Silagequalität ermöglicht. Die Entwicklung des urzschnittladewagens mit Rotorförderung und Dosierwalzen lässt die früher bestehenden Unterschiede jedoch insbesondere bei jungem, gut verdichtbarem Material deutlich geringer werden. Aber je rohfaserreicher, trockener und sperriger das Siliergut wird, umso eher kann der Feldhäcksler durch die Gleichmäßigkeit des Schnittes das Siliergut verarbeiten. Der Strukturwert des Grases ist an eine Mindestlänge der Graspflanzenteile gebunden, die unabhängig vom Stadium der physiologischen Abreife gegeben ist. Aus Sicht der Erhaltung der Strukturwirksamkeit des Grases ist eine Mindestlänge daher nicht zu unterschreiten. Allgemein ist diese bei 2 cm Schnittlänge gegeben. Da die Grashalme in Abhängigkeit von der Schwadqualität nicht immer ideal quer zu den Schneidorganen gelangen, ist eine 100%ige Gleichmäßigkeit der Schnittlänge nicht möglich. Insbesondere beim urzschnittladewagen mit einer Messeranzahl von < 40 Stück entstehen bauartbedingt höhere Anteile von Überlängen. Bei den Pressenverfahren kommt es nur durch das Vorhandensein einer Vorzerkleinerung zu einer Verkürzung der Schnittlänge. Ziel der Anwendung der Futtervorlagetechnik muss es sein, die Qualität und die Struktur der Grassilage optimal zu erhalten. abelle 2 zeigt die Schnitt- bzw. Häcksellängen zur Erfüllung der oben angesprochenen Forderungen. ab. 2: Optimale Häcksel- bzw. Schnittlänge (Grassilage für Milchvieh/Bullenmast) Vorlagetechnik Futtermischwagen 1) Andere Vorlagetechnik 2) M-Bereich 3) Niedrig Hoch Optimal Niedrig Hoch Optimal Rohfaserbereiche 22 25 % M 8 cm 6 cm 6 cm 6 cm 4 cm 2 3 cm 25 28 % M 6 8 cm 4 6 cm 6 cm 6 cm 3 4 cm 2 3 cm > 28 % M 6 cm 4 6 cm 6 cm 6 cm 3 4 cm 2 3 cm 1) Futtermischwagen mit Schneideinrichtung; 2) Futterverteilwagen, Blockschneider, Zange; 3) M-Bereich: niedrig: < 28%; optimal: 30 40%; hoch: > 40% (Quelle: haysen, 2003) Fazit Die Bereitung von Grassilage mit verschiedenen Erntetechniken ist ein ausgereiftes Standardsilierverfahren. Wichtig ist die Einhaltung der Steuergrößen: Schnittzeitpunkt, Aufbereitung des Mähgutes, Häcksel- und Schnittlänge sowie Verdichtung in Abhängigkeit vom Ernteverfahren, dem Ausgangsmaterial und der Siloform. Bei allen Verfahren ist das Wetterrisiko durch hohe Schlagkraft bei Einhaltung kurzer Feldperioden zu minimieren. O N A Dr. Johannes haysen L Schleswig-Holstein elefon: 04331-841427 E-Mail: jthaysen@lksh.de Anzeige Milchpraxis 1/2008 (46. Jg.) 37

Wann, wie und welches Siliermittel einsetzen? Dr. Johannes haysen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Der Einsatz von Siliermitteln hat in den letzten Jahren ständig zugenommen. Siliermittel besitzen bei richtiger Mittelwahl und gezielter Anwendung das Potenzial, die Gärqualität von Silagen zu verbessern, den Futterwert anzuheben und somit bessere tierische Leistungen zu erzielen. Aber kein Siliermittel oder -zusatz kann grobe Mängel in der angewandten Siliertechnik wie z. B. einen zu hohen Sandanteil, einen zu späten Schnittzeitpunkt, einen zu niedrigen oder zu hohen M-Gehalt oder eine unzureichende Verdichtung der Silage ausgleichen. Deshalb ist für die optimale Entfaltung der Wirkungen von Siliermitteln neben der Realisierung einer guten Grünlandpflege auch die konsequente Umsetzung der besten Produktionstechnik der Silagebereitung erforderlich. Siliermittel sind daher ein Betriebsmittel für Siloprofis. Wirksamkeit von Siliermitteln Sowohl der Pflanzenbestand als auch der Anwelkgrad, der Zuckergehalt, die Pufferkapazität (Widerstand gegen die Ansäuerung), der natürliche eimgehalt, die Verschmutzung und das Siliermanagement wirken als Haupteinflussgrößen auf die Effizienz von Siliermitteln. Vielen Landwirten sind diese Faktoren in ihrer Bedeutung nicht bewusst und sie leiten die unterschiedlichen Silagequalitätsergebnisse alleine auf die bei der Silierung vorherrschenden Witterungsverhältnisse oder auf eine unzureichende Schlagkraft der Siliertechnik ab. Weiterhin fehlt dem Praktiker der direkte Vergleich zu einer unbehandelten Silage. Deshalb ist der Landwirt auf neutrale Versuchsergebnisse und Informationen angewiesen, welche z. B. durch das DLG-Gütezeichen für Siliermittel oder Versuchsergebnisse der Bundesarbeitsgemeinschaft Futterkonservierung garantiert werden. Eine aktuelle Liste der DLG-Gütezeichenprodukte mit Preisangaben Ballensilierverfahren Hier kommen Quaderballen- bzw. Rundballenpressen mit unterschiedlichen Ballengrößen zum Einsatz. Hohe Pressdrücke und ausreichende Vorstreckung der Stretchfolie sichern die Ballensilagequalität Schneidwerke an den Pressen erhöhen die Verdichtbarkeit des Siliergutes und sind daher zu empfehlen. Quaderballenpressen verdichten höher als Rundballenpressen und sind daher für Qualitätssilage vorzuziehen. Für die Bereitung von Anwelksilage mit einem rockenmassegehalt von 35 45 % ist eine Dichte von 220 kg M/m 3 gewünscht. Sowohl bei Rund- als auch bei Quaderballenpressen werden die zu erreichenden rockenmassedichten vom Anwelkgrad des Siliergutes beeinflusst. Mit Rundballenpressen können bei der Silagebereitung Dichten von durchschnittlich 150 170 kg M pro m 3 erreicht werden, allerdings nur bei einem M-Gehalt des Siliergutes von etwa 50 %. Leicht höher sollte der M-Gehalt für die Verdichtung in Quaderballenpressen sein, wenn die geforderten 220 kg M pro m 3 angestrebt werden. Werden diese Werte aber überschritten, sinkt die rockenmassedichte und das Risiko für Mängel in der Silagequalität steigt. In dem Bereich zwischen 60 und 85 % M (das den Mikroorganismen frei verfügbare Wasser geht drastisch zurück) ist aufgrund einer stark abnehmenden Gärintensität die Säurebildung nur noch gering; derartige onservate von Gras werden auch als Heulage bezeichnet. Die geringe Gärintensität führt insbesondere beim höheren Ausgangskeimbesatz mit Schimmelpilzen und Hefen eventuell schon vor dem Öffnen zu einer Verschimmelung (oft nesterweise im Ballen verteilt) bzw. nach dem Öffnen der Ballen zu einer mangelhaften aeroben Stabilität der Silage. Bei der Ballensilage erhöht sich zudem die Anzahl der Ballen je Hektar, was die osten des Verfahrens ansteigen lässt. Bei leicht geringerem Anwelkgrad besteht zwar in den einzeln eingestretchten Ballen noch keine Gefahr von Gärsaftverlusten, es geht aber infolge der geringeren rockenmasseverdichtung die Formstabilität der Ballen verloren, was für die Lagerung sehr nachteilig sein kann. Ballen werden mit einer Stretchfolie mit 6 8 Lagen unmittelbar nach dem Pressen eingewickelt. Dies geschieht entweder direkt am Lagerplatz oder die gewickelte Ballen werden mit einer Spezialzange schonend zum Lagerplatz transportiert. Zylindrisch und im Verbund gelagerte Rundballen ohne Seitenkontakt Die Lagerung der Rundballen wird grundsätzlich stirnseitig vorgenommen. Die Unterlage der Ballen sollte gegen Nagetiere unzugänglich, die Ballen bei Freilandlagerung mit einer Abdeckplane gegen Insekten/Vogelanflug und Wassereinfluss geschützt werden. Die laufende Ballenkontrolle auf Beschädigung ist erforderlich, da Löcher in der Folienhaut immer Schimmelbildung zur Folge haben. Folienlöcher sind mit Spezialklebeband zu verschließen. 38 Milchpraxis 1/2008 (46. Jg.)

kungsbereiche gibt, ist die enntnis der Anwendungsbereiche (schwer, mittelschwer, leicht silierbar) bzw. die richtige Einschätzung des Ausgangsmaterials dringend erforderlich. Da dem Praktiker zum Zeitpunkt der Silierung nur wenige Informationen über das Erntegut vorliegen (in der Reifeprüfung Grünland wird anhand ausgewählter Bestände und Standorte ein Anhaltspunkt während des ersten Aufwuchses gegeben) ist in der Abb. 1 ein Schema dargestellt, dass die Entscheidungsfindung zur Siliermittelauswahl erleichtern soll. Je nach M-Gehalt lassen sich daher in Abhängigkeit von der Pflanzenzusammensetzung und der gewünschten Wirkungsrichtung die Siliermitteleinsatzentscheidungen treffen. So sind homofermentative Milchsäurebakterien alleine Der Exakthäcksler bietet mehrere Orte der gleichmäßigen Einbringung von Silierzusätzen. Besonders interessant ist die ultra-low-volume-dosierung für Milchsäurebakterienimpfkulturen, da Aufwandmengen < 250 ml/t FM ausreichen. Es braucht nur einmal pro ag nachgetankt zu werden. kann unter www.lwk-sh.de/fachinfo/pflanzenbau/futterkonservierung oder unter www.guetezeichen.de mit Herstelleradressen abgerufen werden. Richtige Mittelwahl Da es nicht ein Siliermittel für alle möglichen praktischen Bedingungen und gewünschten Wir- Grundsätze für den Einsatz der Siliermittel Nur DLG-anerkannte Siliermittel in geprüfter Dosierung einsetzen Auswahl des Mittels nach Zielrichtung und Anwendungsbereich Bei ungünstigen Bedingungen mit chemischen Mitteln konservieren Preisvergleiche innerhalb einer Wirkungsrichtung Homogene Verteilung sicherstellen Flüssige Produkte bevorzugen eben nicht für schwer silierbares Gras < 25 % M oder heterofermentative Milchsäurebakterien bei gleichen Bedingungen zur Verbesserung der Gärstabilität unter praktischen Silierbedingungen ausreichend wirksam. Hier ist entweder der Zusatz von Melasse in ombination mit homofermentativen Milchsäurebakterien oder der Einsatz von chemischen Siliermittel zu empfehlen. Bei der Anwelksilagebereitung (M-Gehalte 25 40 %) mit einem Ausgangsmaterial mit hohem Anteil zuckerreicher Gräser, kurzer Felddauer und bester Siliertech- Anzeige Milchpraxis 1/2008 (46. Jg.) 39

BERICH Abb. 1: Einsatzbereiche für DLG-geprüfte Siliermittel zur Verbesserung des Gärungsverlaufs (Silagen für Wiederkäuer) gut Sehr gut Silierfähigkeit des Pflanzenbestandes Anwendungsbereiche der Siliermittel Wirkungsrichtung (WR) 1 Silomais (30 35 % M) LS (50 55 % M) CCM (55 60 % M) Feuchtmaisschrot (60 70 % M) GPS, eigreif Futterroggen großkörnige Leguminosen Spätschnitt-Grasbestände Zwischenfrüchte Hochwertige Gras- und Leguminosen-Bestände: Anteil Weidelgras Leguminosen *siehe Schema zum Siliermitteleinsatz für die Wirkungsrichtung 2 (vor allem bei Überschreiten des M-Optimums > 40 45 % M) nik kommen in erster Linie homofermentative Milchsäurebakterien infrage. Homofermentative Milchsäurebakterien Leistungssteigernde homofermentative Milchsäurebakterien (MSB ho) verändern die Gärqualität der behandelten Silage dahingehend, dass weniger Essigsäure und Buttersäure gebildet werden und mehr Restzucker entsteht. Dadurch kann die Silage für Nacherwärmung und Schimmelbildung anfälliger werden. Deshalb jedoch auf die Qualitätsverbesserung der MSB ho zu verzichten, ist keine Lösung, da diese Silagen weniger Gärverluste, eine höhere Futteraufnahme und Verdaulichkeit der organischen Masse mit sich bringen können. Der Einsatz leistungssteigernder Milchsäurebakterien erfordert einerseits aber einen aus- Anzeige WR 1b WR WR1b 1b Silomais Grünfutter allgemein WR 1b oder WR 1b oder WR 1b................... M (%): 20 25 28 30 35 40 45 reichenden Zuckergehalt von ca. 3 % FM (zuckerhaltige Gräser, kurze Feldperioden, zügige Silobefüllung, intensives Festwalzen, luftdichte Abdeckung) und andererseits einen ausreichenden Wassergehalt für ihre Vermehrung im Futterstock. Der optimale Anwelkgrad liegt daher bei 30 35 % M. Bei niedrigeren Zuckeroder M-Gehalten kann der Zuckermangel durch den Zusatz von Melasse ausgeglichen werden. Bei M-Gehalten über 40 % ist auf osmo-tolerante DLG-geprüfte MSB (Anwendungsbereich C) zurückzugreifen. Ab 50 % M ist der Wirkungsbereich von MSB bei der Grassilierung meist überschritten. Derart hochwertige Silagen hinsichtlich des Energiegehaltes und der Gärqualität müssen sowohl für die Winter- als auch für die Sommerverfütterung gegen das Risiko einer aeroben Instabilität (Nacherwärmung) geschützt werden. Ein ausreichender Vorschub bei der Siloentnahme muss daher gewährleistet sein: 1 m pro Woche im Winter und 2 m im Sommer. Dies ist schon bei der Höhe und Breite der Siloanlage zu berücksichtigen. Ist dies nicht möglich oder liegt der M- Gehalt über 45 %, muss mit einem geeigneten Zusatz einer Nacherwärmung vorgebeugt werden, entweder durch chemische, heterofermentative MSB oder ombinationsprodukte. Verschmutzung Hohe Schmutzgehalte beeinflussen die Vergärbarkeit des Siliergutes negativ, da sowohl Buttersäurebakterien (Clostridien) als auch Hefen und Schimmelpilze in das Futter gelangen können. Hier wirken vorrangig säurehaltige Zusätze, die Auswirkungen der Clostridiensporen in Form der Buttersäurebildung und Eiweißzersetzung zu eliminieren. MSB-Impfkulturen können ab einem Anwelkgrad von 28 % ebenfalls eingesetzt werden. Verspäteter Schnittzeitpunkt Bei Rohfasergehalten von unter 24 % und Anwelkgraden von 30 35 % bei Rohaschegehalten < 10 % M folgen gut vergorene Grassilagen bester Gärqualität. Wenn jedoch höhere Rohfasergehalte aufgrund späterer Erntezeitpunkte vorliegen, so kann der Zuckergehalt zu gering für eine ausreichende Säuerung sein. Hier handelt es sich dann um ein schwer vergärbares Material, dass mittels eines DLG-Gütezeichen-Produktes der Wirkungsrichtung 1a gegen die Buttersäurebildung wirksam behandelt werden sollte. Alternativ kann bei mindestens 25 % Anwelkgrad auch Melasse in ombination mit MSB ho eingesetzt werden. Fazit Die Grundlage eines wirtschaftlich erfolgreichen Siliermitteleinsatzes ist die Beherrschung perfekter Siliertechnik und die richtige Einschätzung des zu silierenden Materials. Für die Grassilierung wird ein Einsatzschema vorgestellt, das je nach gewünschter Wirkungsrichtung des Siliermittels in Abhängigkeit vom Anwendungsbereich eine sichere Einsatzentscheidung zur Mittelwahl ermöglicht. Von den 120 verschiedenen Produkten auf dem deutschen Markt sind über 60 % Siliermittel mit DLG-Gütezeichen, die sich bei sachgerechtem Einsatz über den Nachweis einer gesicherten Wirkung in Richtung Sicherung und Verbesserung der Silagequalität empfehlen. O N A Dr. Johannes haysen L Schleswig-Holstein elefon: 04331-841427 E-Mail: jthaysen@lksh.de 40 Milchpraxis 1/2008 (46. Jg.)