Informationsmaterialien über den ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschl. Wein-, Obst- und Gemüsebau) für den Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen (Initiiert durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau) Fachschule Gartenbau Blumenkohl - Pflanzenschutz D3a Freilandgemüsebau Gliederung Pflanzenschutz vorbeugende Maßnahmen... 2 Pflanzenschutz direkte Maßnahmen... 2 Tabelle 1: Pflanzenkrankheiten an Blumenkohl und ihre Abwehr... 3 Tabelle 2: Schädlinge bei Blumenkohl und Maßnahmen zur Abwehr... 6 Kurzcharakterisierung Diese Einheit aus Foliensatz und dem folgenden Begleittext hat den Pflanzenschutz zum Thema. Der vorbeugende Pflanzenschutz wird hier gemäß den Vorgaben des ökologischen Anbaus in den Vordergrund gestellt. Beispielhaft werden Maßnahmen erarbeitet. Neben den vorbeugenden werden einige der direkten Maßnahmen zusammengestellt. Es bestehen Querbezüge zum Themenbereich Pflanzenschutz. BLE 2003
Blumenkohl - Pflanzenschutz Pflanzenschutz vorbeugende Maßnahmen Zentrales Thema der Foliensammlung Blumenkohl Pflanzenschutz sind gemäß den Richtlinien des ökologischen Anbaus die Erarbeitung der vorbeugenden Maßnahmen, die das Ziel haben, Schaderregerbefall zu vermeiden. Exemplarisch werden für einige Krankheiten und Schädlinge an Blumenkohl vorbeugende Maßnahmen zusammengestellt. Umgekehrt sind für den Katalog der Maßnahmen Beispiele für die Schaderreger an Blumenkohl genannt. Pflanzenschutz direkte Maßnahmen Im Anschluss daran werden zur Bekämpfung der gleichen Schaderreger auch direkte Maßnahmen beschrieben, denn nicht immer ist die Vorbeugung ausreichend. Dabei ist der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel nicht zulässig. Zu den direkten Maßnahmen zählen sowohl physikalische Maßnahmen wie der Einsatz von Kulturschutznetzen (siehe auch Foliensatz Pflanzenschutz Kulturschutznetze) als auch der Einsatz von Nützlingen (Bsp. Schlupfwespe Trichogramma evanescens) oder natürlicher chemischer Mittel (Bsp. Pyrethrine gegen die meisten Kohlschädlinge). Pflanzenschutz Tabellen Maßnahmen Als Anhang sind zwei Tabellen angefügt, die die Blumenkohlkrankheiten und -schädlinge und ihre Bekämpfung mit vorbeugenden und direkten Maßnahmen beinhalten. 2 / 8 BLE 2003
Tabelle 1: Pflanzenkrankheiten an Blumenkohl und ihre Abwehr Schaderreger Blumenkohlmosaikvirus (CaMV) Kohlschwarzringflecken-Virus (TuMV) Adernschwärze (Xanthomonas campestris pv. campestris) Bakterielle Weichfäule (Erwinia carotovora subsp. carotovora) Maßnahmen Vorbeugende Blattlausbekämpfung (Ausschaltung der Vektoren). Überwinternde Kohlarten vor Neupflanzung im Frühjahr abernten und Erntereste sofort beseitigen. Keine Neupflanzungen neben befallenen Beständen, Samenträgerbeständen oder Hausgärten. Vorbeugend Blattläuse und andere Insekten (v. a. Kohlerdflöhe) gut bekämpfen. Befallene Pflanzen möglichst bald beseitigen (einfräsen) und schnell zur Verrottung bringen. Neupflanzungen nicht neben einem befallenen Bestand. Vorsicht in Gebieten mit intensivem Rapsanbau! Möglichst gesundes und getestetes Saatgut verwenden. Angaben auf den Saatgutpackungen wie Lotnummer dokumentieren. Rückstellmuster in geschlossener Originalpackung aufbewahren. Durch eine gute Hygiene eine Übertragung durch Kisten, Substrat usw. ausschalten. Einen ausreichenden Abstand zu befallenen Beständen halten. Beetanzuchten sind problematisch. Möglichst fünf Jahre vorher Kreuzblütler vermeiden. Mindestabstand zu Infektionsquellen ca. 100 m. Bei Gefahr Kreuzblütler erst, wenn alle Erntereste der Vorkultur total verrottet sind. Möglichst erst im dritten Folgejahr wieder Kreuzblütler anbauen. Parzellen mit Staunässe, Bodenverdichtungen und Bodensenken meiden! Erntereste dann sobald möglich so zerkleinern, so dass eine schnelle Verrottung gefördert wird. Nur gesundes Pflanzmaterial verwenden. Kreuzblütler-Unkräuter soweit möglich in der Fruchtfolge ausschalten. Frühanbau ist weniger gefährdet als Sommer- und Herbstanbau. Staunässe im Boden vermeiden. Verletzungen durch Schädlinge oder unvorsichtiges Arbeiten vermeiden. Keine warme Lagerung nach der Ernte. 3 / 8 BLE 2003
Schaderreger Schwarzbeinigkeit (Erreger: Pythium sp., Phoma lingam, Rhizoctonia solani, Olpidium brassicae, Alternaria brassicae, Botrytis cinerea) Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae) Fusarium (Fusarium oxysporum f. sp. conglutinans) Mycosphaerella (Mycosphaerella brassicicola) Falscher Mehltau (Perenospora parasitica) Verticillium (Verticillium dahliae oder longisporum) Maßnahmen Gesundes Saatgut. Hygiene bei der Anzucht: sauberes Substrat und saubere Kisten verwenden. In der Anzucht und im Feld für optimale Wachstumsbedingungen sorgen: Das besonders anfällige Jugendstadium muss schnell überwunden werden, Staunässe vermeiden. Fruchtwechsel mit Nichtwirten (z. B. Gräser, Porree, Malve, Phacelia). Weitgestellte Kreuzblütler-Fruchtfolge, bei Befall mindestens 7 Jahre Anbaupause. Kein Anbau auf staunassen Flächen oder Böden mit einem niedrigen ph-wert. ph-wert durch Kalkung anheben, bei schwereren Böden auf > 7,2. Auf Problemflächen bei Bedarf die Regenverdaulichkeit durch eine Tiefenlockerung und Kalkung verbessern! Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Befallene Felder möglichst nicht mehr mit Kruziferen bestellen. Vor allem den Sommer- und Herbstanbau meiden. Befallene Bestände möglichst schnell und sorgfältig beseitigen, so dass die Bestandsreste rasch verrotten. Weite Fruchtfolge einhalten. Kein Anbau in Nachbarschaft befallener Bestände (auch Brassicaceae-Gründüngung). Fruchtwechsel mit Kreuzblütler mindestens 1 Jahr, besser länger. Es gibt beachtliche Sortenunterschiede: Robuste Sorten wie Aviso und Amerigo, vor allem im Herbst, soweit vertretbar, bevorzugen (siehe Sortenvergleich). Gesundes Saatgut benutzen. Saatgutentseuchung durch Heißwasserbeize ist möglich. In der Anzucht Blattnässe vermeiden bzw. reduzieren. Erhöhtes Risiko in Folienhäusern und bei fehlender Lüftung! Bestandsdichte: vor allem im Herbst und bei empfindlichen Sorten: Abstände erhöhen (in der Praxis zum Teil zu eng). Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Anbau von Wirtspflanzen (insbesondere Kruziferen, Kartoffeln und Erdbeeren) meiden. (Ausnahme Brokkoli). Vor allem den Sommer- und Herbstanbau meiden. Bei Blumenkohl bekannt, beachtliche Unterschiede nutzen. Befallene Bestände möglichst schnell und sorgfältig beseitigen, so dass die Bestandsreste rasch verrotten. 4 / 8 BLE 2003
Schaderreger Alternaria (Alternaria brassicae und Alternaria brassicicola) Maßnahmen Möglichst kein direkter Nachbau von Kruziferen, insbesondere bei stark befallener Vorkultur. Bei Kruziferen einen Fruchtwechsel von drei Jahren oder mehr anstreben. Einen Anbau auf Flächen in Nachbarschaft von Kruziferen (Gründüngung, Ackerbaukulturen usw.) vermeiden. Erntereste möglichst bald zerkleinern und für eine schnelle Verrottung sorgen. Die beachtlichen Sortenunterschiede nutzen. Robuste Sorten sind zum Beispiel Amerigo, Amsterdam, Aviso und Gregor. Weitere Bestandsdichten, die ein schnelleres Abtrocknen der Blätter ermöglichen, sind vorteilhaft. 5 / 8 BLE 2003
Tabelle 2: Schädlinge bei Blumenkohl und Maßnahmen zur Abwehr Schädling Maßnahmen Allgemeines zur Vorbeugung von Befall durch Faltern: Weite Fruchtfolge. Windoffene Lagen bevorzugen. Kultur vor Verpuppung mit intensiver Bodenbearbeitung räumen. Nützlinge fördern im Umfeld. Kulturschutznetze einsetzen. Bacillus-thuringiensis-Präparate: Hier ist die unterschiedliche Wirksamkeit gegen die verschiedenen Faltergruppen zu beachten. Allgemeines zur Regulierung von Schädlingen an Blumenkohl: Kulturschutznetze einsetzen. Pyrethrine, z. B. Spruzit, können gegen Kohlschädlinge in Blumenkohl eingesetzt werden. Nachteil: Auch Nützlinge werden erfasst. Genehmigung erlischt bis Ende 2003. Bekämpfung in späten Raupenstadien ist problematisch. Erdraupen (Agrotis segetum, A. ipsilon) Gammaeule (Autographa gamma) Gemüseeule (Lacanobia [Mamestra] oleracea) Kohleule (Mamestra brassicae) Feld bewässern. Bacillus-thuringiensis-Präparate. Bacillus-thuringiensis-Präparate. Junge Raupen meist besser zu bekämpfen als ältere Stadien. Wöchentliche Bestandskontrollen. Bacillus-thuringiensis-Präparate. Junge Raupen meist besser zu bekämpfen als ältere Stadien. Kontrolle über Pheromonfallen möglich, aber nicht sehr zuverlässig. Wöchentliche Feldkontrolle notwendig. Bekämpfung bei Erstauftreten der Eier oder Raupen. Trichogramma-Schlupfwespen zum Beispiel können die Schädlingspopulation zusätzlich stark dezimieren. Bacillus-thuringiensis-Präparate Xen-Tari, Turex. Junge Raupen besser zu bekämpfen als ältere Stadien, da ältere Raupen ins Pflanzenherz wandern (dort schwer zu bekämpfen). Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma brassicae). 6 / 8 BLE 2003
Schädling Kohlmotte (Plutella xylostella) Großer Kohlweißling (Pieris brassicae) Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae) Kohlerdfloh (Phyllotreta sp.) Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus) Kohlgallenrüssler (Ceuthorhynchus pleurostigma) Kohldrehherzmücke (Contarinia nasturtii) Maßnahme Frühzeitige Bekämpfung vornehmen. Hohe Parasitierungsraten durch verschiedene Nützlinge. Bacillus-thuringiensis-Präparate Turex. Abgeerntete Flächen möglichst schnell bereinigen, um unnötige Schädlingsverbreitung zu vermeiden. Bekämpfungsschwellen bei Kopfkohl: bis beginnende Kopfbildung: 20 Prozent befallene Pflanzen, Kopfbildung bis Ernte: 5 Prozent befallene Pflanzen. Trichogramma- Schlupfwespen dezimieren die Schädlingspopulation zusätzlich. Junge Raupen besser zu bekämpfen als ältere Stadien. Bacillus-thuringiensis-Präparate Dipel, Turex. Ab Mitte Mai wöchentliche Feldkontrolle notwendig, Bekämpfung bei Erstauftreten. Junge Raupen besser zu bekämpfen als ältere Stadien, da ältere Raupen ins Pflanzenherz wandern (dort schwer zu bekämpfen). Bacillus-thuringiensis-Präparate Dipel, Turex. Wachstumsbedingungen optimieren, häufig beregnen, da Tiere Trockenheit lieben, Bodenoberfläche lockern, da rauer Boden von Käfern gemieden wird. Kulturschutznetze machen nur dort Sinn, wo kein Vorbefall vorliegt. Mit Gesteinsmehlen stäuben. Abstand zu Rapsflächen. Ausreichender Fruchtwechsel. Windoffene Lagen. Abdecken der Jungpflanzen mit Kulturschutznetzen 1,2 bis 1,6 mm. Feldhygiene: Befallene Bestände sofort nach der Ernte mulchen und tief einpflügen. Fruchtwechsel: Anbaupause auf befallenen Flächen: Mindestens zwei Jahre keine Kreuzblütler. Feststellung des Auftretens der 1. Generation durch Temperatursummenmodell möglich. 7 / 8 BLE 2003
Schädling Kleine Kohlfliege (Delia radicum) Mehlige Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae) Kohlzystennematoden (Heterodera cruciferae) Kohlmottenschildlaus Weiße Fliege (Aleurodes-Arten) Maßnahme Flächen regional sehr unterschiedlich stark befallen! Kontrolle der Eiablage: Mit bloßem Auge: sehr zeitaufwändig und umständlich, geübtes Auge notwendig; Eimanschetten: sehr aufwändiges Verfahren Kontrolle der Fliegen: Gelbschale: sehr aufwändig, keine Selektivität. Deltafalle mit Lockstoff: selektiver als Gelbschale, aber nicht selektiv genug. Lockstoff-Haubenfalle: Selektivität nicht ausreichend. Problem bei der Kontrolle der Fliegen: Kohlfliegenfänge, aber auch häufig Bohnenfliegen und andere Fliegenarten sowie Nützlinge. Bestimmung der Kohlfliege mit bloßem Auge nicht möglich. Daher nicht für Praxisbetriebe geeignet. Delta- und Haubenfalle auch wegen des giftigen Lockstoffes ungeeignet. Netzabdeckung direkt nach Pflanzung. Mindestens wöchentliche Kontrollen durchführen (besonders der Herzblätter), sofortige Bekämpfung bei beginnender Koloniebildung mit Neudosan Neu oder Rapsöl (Micula). Die Mehlige Kohlblattlaus wird häufig sehr stark von Schlupfwespen parasitiert. Fruchtfolge optimieren - höchstens alle drei Jahre eine gute Wirtspflanze (Kreuzblütler) anbauen. Auf Befallsflächen vor dem Anbau von Kohlarten den Nematodenbesatz ermitteln. Sorgfältige Unkrautkontrolle in allen Kulturen. Fruchtfolgen durch den Anbau geeigneter Zwischenfrüchte (Phacelia, Buchweizen) auflockern. Eine Bekämpfung im Blumenkohl ist meist nicht erforderlich. 8 / 8 BLE 2003