Forum 5 Thema: Leitung: Impulse: Vision (am Vormittag): Protokoll: Inklusive Kunst im Spannungsfeld zwischen Therapie und Selbstverwirklichung Andre Sebastian, Kulturbüro Münsterland Annette Knuf und Manfred Kreklau, Schrägstrichtheater Lis Marie Diehl, Dortmunder Modell: Musik Klaus-Peter Kirchner, Aktion-Kunst-Stiftung ggmbh Janina Raub, LWL-Freilichtmuseum Detmold Teilnehmende: siehe Teilnehmerliste Das Forum 5, Inklusive Kunst im Spannungsfeld zwischen Therapie und Selbstverwirklichung, wurde von Moderator Andre Sebastian mit einer Fragerunde zum Thema eingeleitet. Im Ergebnis zeigte sich, dass viele der Teilnehmenden selbst künstlerisch tätig sind, aktiv an inklusiven Kunstprojekten mitgewirkt haben, es immer noch machen und wieder machen würden. Bei der Frage nach der Definition inklusiver Kunst kamen erste Rückmeldungen aus dem Publikum. Inklusive Kunst sei, wenn alle, die Lust an Kunst haben, dies auch tun und Kunst ist von sich aus inklusiv. Auf diesen Einstieg folgten drei Kurzvorträge der Impulsgeber zu inklusiven Kunstprojekten/- angeboten verschiedener Sparten: Klaus Peter Kirchner von der Aktion Kunst Stiftung begann seine Präsentation mit der Frage: Behindert, aber mit Genius. Wie kann Kunst inklusiv sein? In seiner Präsentation stellte er zwei Künstler mit Handicap vor und kam zu dem Schluss, dass immer mehr Kunst von Menschen mit geistigen oder psychischen Behinderungen in Ausstellungen zu sehen sei. Verschiedene Gründe sprechen für die Entwicklung: Museen öffnen sich für diese Kunst; die Presse publiziert über diese Aktivitäten und es kommt zu einer Professionalisierung betreuter Ateliers. Die Aktion Kunst Stiftung ist in den genannten Bereichen aktiv und fördert so Kunst von Menschen mit Behinderung. Das Ziel ist es, die Bedingungen für inklusive Kunst zu verbessern. Auf die abschließende Frage Wie kann Kunst inklusiv sein? kommt es im Gespräch mit den Teilnehmern zu einer paradoxen Feststellung: Kunst kann nicht inklusiv sein. Kunst ist immer inklusiv. Annette Knuf und Manfred Kerklau vom Schrägstrichtheater stellten eine gemischte Theatergruppe unter dem Motto All inklusiv vor, die im Pumpenhaus auftreten. In der aktuellen Produktion LebLos! agiert ein zwölfköpfiges Ensemble, bestehend aus Spielern mit und ohne Behinderungen auf der Bühne. Hier ist es total normal blind, gehörlos oder RollstuhlfahrerIn zu sein. 1
Die Beiden ließen die Teilnehmer in filmischen Ausschnitten an ihrer Arbeit teilhaben. Szenen aus dem Stück LebLos wurden gezeigt und mit allgemeiner Freude aufgenommen. Im Anschluss erklärte Frau Knuf die besonderen Anforderungen an ein Stück mit geistigen und psychisch behinderten Menschen. So braucht es zum Beispiel eine besondere Technik, um Audiodeskription zu ermöglichen und eine Gebärdendolmetscherin, die in das Geschehen auf der Bühne integriert wird. Das Forum ist sich einig: Die Kunst soll im Vordergrund stehen und nicht das Handicap. Im dritten Impuls stellt Lis Marie Diehl das Dortmunder Modell: Musik (DOMO) vor, welches eine inklusive Musikkultur schafft. Menschen mit Behinderung erhalten Instrumentalunterricht, nehmen an Kompaktphasen und Workshops teil, werden Mitglieder verschiedener Ensembles und treten im Rahmen von Konzerten öffentlich auf. Breitenbildung, Talentförderung und Professionalisierung sind die zentralen Anliegen. Hier steht die Vielfalt als Bereicherung im Mittelpunkt. Die besonderen Herausforderungen liegen in der Frage: Wie kann inklusiv gearbeitet werden in einer nicht-inklusiven Gesellschaft? Es wird deutlich: Das Thema Inklusion und inklusive Kunst stehen am Anfang eines Prozesses, der zum Umdenken anregt. In einer anschließenden Diskussion wurde noch einmal einstimmig betont, dass der Fokus nicht auf der Behinderung, sondern immer auf der Kunst liegen sollte. Daher tat man sich schwer mit dem Titel inklusive Kunst als Therapie zu verstehen. Wir reden über Kunst nicht Therapie. Viele Fragen bezogen sich auf die Finanzierung inklusiver Projekte, die einen entsprechenden Mehraufwand benötigen. Es sind viele Ideen da, doch oft fehlt das Geld. Daher nutzten die Teilnehmer das Forum und auch Anschlussgespräche vielfach dazu, sich zu vernetzen und gegenseitig Ratschläge zu geben. Zum Ende ist jedoch ein allgemein positiver Tenor im Forum deutlich geworden. Man erkennt einen Wandel in der Kulturlandschaft - Inklusion ist präsent und wird weiter vorangetrieben. Zum Abschluss formulierte das Forum einen allgemeinen Wunsch: In der Kunst soll der Blick auf Potenziale und nicht auf Behinderungen geworfen werden. Jeder sollte die Möglichkeit haben, (auch professioneller) Künstler werden zu können. 2
Für das Abschlussplenum: 3
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