Betreutes Wohnen für Menschen mit HIV, Aids oder chronischer Hepatitis C. Martin Hilckmann, fachliche Leitung ZIK



Ähnliche Dokumente
Gemeinnütziges Wohnprojekt für Menschen mit HIV, Aids oder chronischer Hepatitis C

Gemeinnütziges Wohnprojekt für Menschen mit HIV, Aids oder chronischer Hepatitis C

Wir sind für Sie da. Unser Gesundheitsangebot: Unterstützung im Umgang mit Ihrer Depression

PROBLEME UND DEFIZITE IN DER GESUNDHEITLICHEN VERSORGUNG BESONDERS SCHUTZBEDÜRFTIGER FLÜCHTLINGE IN DEUTSCHLAND

Umgang mit chronischen Infektionskrankheiten (Hepatitis/HIV-Infektion/AIDS) in der Fachklinik Briese

Ambulant betreutes Wohnen eine Chance!

Struktur der AWO Suchthilfe gemeinnützige GmbH Neuwied

ausserklinische heimbeatmung und intensivpflege zuhause

Erwachsenen- Psychotherapie

Entlass- und Überleitungsmanagement. Dr. Martin Theisohn KGK

Home Care Berlin e.v. Beratung und Förderung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV)

Erwartungen der Techniker Krankenkasse an telemedizinische Anwendungen in der Klinik

Betreutes Wohnen und Beschäftigung. für Menschen mit HIV, Aids oder chronischer Hepatitis C

Gemeinsame Informationen der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung zur Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen

Hepatitis C Therapie bei Suchtpatienten. Marc Isler, Arzt Zokl1 und Checkpoint Zürich ARUD Zürich

Gemeinsam neue Wege gehen

WAS TUN BEI ANGST & DEPRESSION? von. Hans Kottke

GEBORGEN IM NETZWERK Häusliche Pflege zwischen Familie, Hausarzt und Krankenhaus

Leistungen für Demenzpatienten

InnoFaktor Innovationsstrategien mittelständischer Weltmarktführer im demografischen Wandel

Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV)

Das Pflegestärkungsgesetz. Was ändert sich zum

Was sind die Gründe, warum die Frau, der Mann, das Paar die Beratungsstelle aufsucht?

Das Alter der Patienten Friedenau * Das Alter der Patienten Fennpfuhl * Das Alter der Patienten Charlottenburg * Das Alter der Patienten Bundesallee *

DAS EINRICHTUNGSKONZEPT DER DRK BREMEN PFLEGE GMBH

Technische Universität München. Patienteninformationstag Prostatakrebs. TU München. P. Herschbach Roman-Herzog-Krebszentrum München

PFLEGELEISTUNGEN NACH EINFÜHRUNG DES PFLEGESTÄRKUNGSGESETZ 1

WORKSHOP 4 ÜBERGÄNGE UND VERNETZUNG

wisli begleitetes wohnen «Manchmal braucht es nur so wenig. Und bewirkt doch so viel.»

Projekt: Gründung einer Einrichtung zur sozialmedizinischen Nachsorge kranker Kinder

Integrative Partnerschaft-, Familien-, Lebens- und Schuldnerberatungsstelle Trier-Süd der Gesellschaft für Psychologische und Soziale Dienste (GPSD)

Die Pflegeleistungen. Das ändert sich ab 1. Januar Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

(Krankenhaus) Behandlung: in vivo versus in vitro Psychiatrie Pflegefamilie ambulante Ergotherapie weitere teilstabonäre und ambulante Formen der

Pflegeleistungen 2015

Ernährungsberatung erfolgreich durchführen, aber wie? Referentin: Andra Knauer

Medizinische Rehabilitation bei Epilepsie

Pflegeplatzvermittlung kostenlose 24h Hotline. Pflegeleistungen. Das ändert sich ab

Ideenskizze für die Nutzung einer IPv6-Infrastruktur zur Vitaldatenüberwachung von Menschen:

Neuer Standort in Burgdorf ab. 1. Sept Sucht tut weh. Suchtmedizinische Abklärung und Behandlung

Pflegestützpunkte: unabhängige, neutrale und kostenlose Beratungs- und Informationsangebote

Das ist mein 1. Hilfeplan ein weiterer Hilfeplan. Der letzte Hilfeplan war vom Dieser Hilfeplan gilt von bis

Klinisch-Therapeutisches Institut Hamburg

Ambulante Versorgung psychisch kranker Menschen

Interdisziplinäre Teams- Anspruch und Wirklichkeit

Rede von Marlene Mortler Drogenbeauftragte der Bundesregierung Gesundheit Mitglied des Deutschen Bundestages

U 25 Heranwachsende mit Suchtproblemen aus der Jugendhilfe ins Jobcenter ins Erwerbsleben aber wie?

ORIENTIERUNGSHILFE ZIELE ERREICHEN PPM & BEWO AMBULANTE PSYCHOSOZIALE BETREUUNG. info@compass-hamburg.de

Rechtliche Rahmenbedingungen für eine individuelle Impfentscheidung

Jahresbericht des Patientenfürsprechers aus dem HELIOS Klinikum Berlin-Buch für den Zeitraum bis

Patientensicherheit aus Patientensicht

Verbundsysteme - ein Dschungel für Klienten

Behandlungspflege in Werkstätten für behinderte Menschen

Informationen über neue Leistungen der Pflegeversicherung. 1. Bessere Unterstützung für Menschen mit Demenz

Übersicht Verständnisfragen

HAUS DÜLKEN. Ambulant Betreutes Wohnen BeWo Ein Angebot von. Wohngemeinschaft der Eingliederungshilfe Ambulant Betreutes Wohnen

Bekommen durch Ansteckung. H Human Beim Menschen. Acquired I D. Schwäche des Immunsystems. Schwäche des Immunsystems.

VIA AWO-Beratungszentrum für Suchtfragen und Suchtprävention

Häusliche Kinderkrankenpflege e.v. Alte Kasseler Strasse Marburg Tel Fax

Beispiel für eine innovative Versorgungsstruktur. Der Selektivvertrag mit dem Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs

Politischer Auftrag des Nationalen Krebsprogrammes aus Bundessicht

Daher nutze ich den günstigen Einstiegstarif.

KURZKONZEPT. Lotsennetzwerk Brandenburg zur Rückfallprävention. für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen

Palliative Care Anspruch, Möglichkeiten und Grenzen

Das ändert sich ab 1. Januar 2015

Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Frankenalb-Klinik Engelthal

Ambulant Palliativ-Medizinisches Netzwerk (APN) zur Behandlung von Patienten mit Tumorschmerzen im Rhein - Neckar - Kreis

Sorgende Netze. -Entlastung pflegender Angehöriger unter Einbindung von Ehrenamt und Selbsthilfe-

COMPASS Die Pflegeberatung der Privaten

PraktikantIn gesucht Psychosoziale Trägerverein Sachsen e.v. (PTV) ab sofort

Liebe Eltern, liebe Erziehungsberechtigte,

Ambulante Pflegedienste

PRIEN AM CHIEMSEE. Ambulanter Pflegedienst. Kursana ist TÜV-zertifiziert

Für Menschen in einer psychischen Krise in der zweiten Lebenshälfte. Alterspsychiatrie (U3) Psychiatrie

Fortbildung als Hebel zur ambulanten Qualitätsförderung und -sicherung - Das Beispiel HIV-Medizin

Präsentationsfolien zum Vortrag. Psychische Folgen der Hepatitis-C-Erkrankung bei Versicherten. Referenten: Josefine Lindner, Iven Schneickert

Leitlinie Kommentar Arbeitshilfe. Leitlinie der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung. Ernährungsberatung in der Apotheke

Perspektiven von Menschen mit hohem Hilfebedarf

Hellweg-Zentrum für Beratung und Therapie Fachstelle Glücksspielsucht

Spezialisierte. versorgung. Ambulante Palliativ. Ein Angebot des Palliative Care Teams Düsseldorf

Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation

- Hinweis: Dieses Formular kann elektronisch ausgefüllt werden - Referat: SOZIALES. Antrag auf Zuschuss aus dem Sozialfonds

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Fachtagung Teilhaben und selbstbestimmtes Leben Perspektiven personenzentrierter Hilfen aus Sicht des LWV Hessen als Leistungsträger

Un(v)erhofft schwanger was nun?

APK Löwenherz-Familienhilfe

Pflegeleistungen ab 1. Januar 2015

BESCHÄFTIGUNG FÜR ÄLTERE ARBEIT-NEHMER AKTIONS-GEMEINSCHAFT

Sicher unterwegs auf der Welt. ReisekrankenVersicherung. Unverzichtbar für Reisen ins Ausland.

QuaTheSI : Erwartete und überraschende Ergebnisse unter Berücksichtigung methodischer Vorbehalte

PFLEGELEISTUNGEN AB 1. JANUAR 2015

Mitarbeiter pflegen! Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflegeverantwortung Checkliste für Ihre persönliche Pflegeplanung

HIV- Herausforderungen heute?

Hausnotruf Sicherheit im Notfall

Prüfungsrelevante Kriterien bezüglich der Hygiene in stationären und ambulanten Einrichtungen

Anmeldung zur Sommermachane 2015 Zeitraum: Region: Österreich, Salzburger Land

Bleiben Sie unabhängig im Pflegefall.

Transkript:

Betreutes Wohnen für Menschen mit HIV, Aids oder chronischer Hepatitis C Martin Hilckmann, fachliche Leitung ZIK

Unsere Angebote 1989 von mehreren Vereinen der Drogen- und Aids-Hilfe gegründet Hilfsangebote für sozial benachteiligte Menschen mit HIV, Aids oder chronischer Hepatitis C Betreutes Wohnen nach 53 SGB XII an 10 Standorten Betreutes Wohnen nach 67 SGB XII Tagesstätte Arbeits- und Beschäftigungsangebote

Mehrfachbeeinträchtigungen chronische Erkrankungen (HIV/Aids, Hepatitis C) Suchtmittelabhängigkeit (oftmals politoxikomaner Konsum) psychische Erkrankungen (Persönlichkeitsstörungen, Depression, Psychosen)

Wohnprojekt für Menschen mit Aids Reichenberger Str. 129 Berlin Kreuzberg

Aufgaben der psychosozialen Betreuung Aufklärung (u.a. Stichwort Blutaufmerksamkeit ) Zugang zur Behandlung eröffnen Förderung der Patientenmündigkeit Compliance/Adhärenz in Behandlung stärken Schadensbegrenzung, wenn Behandlung scheitert oder nicht geht realistische Lebensperspektive entwickeln

Eckpfeiler in der HIV- und Hepatitis- Versorgung Testen lassen (Hepatitis A, B, C und HIV) Impfen lassen (Hepatitis A, B) HIV- bzw. Hepatitis-Infektionen behandeln lassen (Optionen individuell prüfen) Infektionen Dritter und eigene Reinfektionen (HCV) vermeiden

Der Arzt Hilfestellung bei der Arztwahl soll fachkompetent sein niedrigschwellig arbeiten gut erreichbar sein kooperationsbereit sein soll keine Berührungsängste im Umgang mit Drogengebraucher/innen haben HIV- u. HCV-Behandlung aus einer Hand anbieten ggf. auch die Substitution durchführen

Gesundheitsfördernde Angebote für Menschen mit HIV und Hepatitis Versorgung mit angemessenem Wohnraum Individuelle Beratungen zu Krankheitsbildern und gesundheitsfördernden Maßnahmen Entspannungsgruppen Bewegungsgruppen Kochgruppen Gesprächsgruppen

Unterstützung bei der medizinischen Versorgung Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglichen (Krankenversicherung, ggf. Substitution, Arztwahl, Vermittlung von spezialisierter ambulanter Pflege) Enge Kooperation mit Ärzten und Kliniken Begleitung zum Arzt/ zur Ärztin Ärztliche Informationen für den Klienten verständlich machen Motivationsgespräche zur Verbesserung der Compliance/ Adhärenz

Spezielle Angebote zu HCV Mit Starter-Kits Hepatitis C zum Thema der Betreuung machen Hygiene fördern (Handwaschkiste) Checkliste Hepatitis C ZIK-interne HCV-Peer- Group

Hepatitis C zum Gegenstand der Betreuung machen: Die Reihenfolge und Notwendigkeit der Maßnahmen kann fallspezifisch variieren SOFORTMASSNAHMEN BEI ALLEN AUFGENOMMENEN KLIENT(INN)EN: Aufklärung/ Infektionsvermeidung: 1. Übertragungsrisiken: Re-Infektionsmöglichkeiten, Infektionen Dritter, Koinfektionen (Alltagshygiene, Safer Use, Sexualpraktiken) 2. Erhöhung des Hygiene-/ Blutbewusstseins (Schlagwort: Händewaschen ) 3. Verlauf der Infektion, Risiken bei Nichtbehandlung sowie Test-, Impf- und Behandlungsmöglichkeiten besprechen 4. Testen lassen: Hepatitis A, B und C/ HIV (Koinfektionen) 5. Hepatitis A und B Impfung fordern und fördern

FOLGEMASSNAHMEN BEI BETROFFENEN KLIENT(INN)EN: Behandlungsoptionen klären: (in Kooperation mit dem Arzt/ keine Second Opinion ) 6. Motivation zur Behandlung und Behandlungsoptionen individuell prüfen 7. Auf Meldepflicht des Arztes hinweisen 8. Beratung zur Arztwahl, Dreiergespräche, ggf. Zweitmeinung 9. Diagnose: Genotyp, Fibrosestadium, Relevanz von Koinfektionen, Vorbehandlung (Relapser/ Non-Responder) 10. 11. Konsequenzen: Ernährung, Alkohol- und Drogenkonsums, Lebensgewohnheiten, Verbindlichkeit, Partnerschaft, Familienplanung, Umgang mit Freund(inn)en, Arbeit, Beschäftigung Therapiebeginn: Erfolgsaussichten, günstiger Zeitpunkt, neue Therapieoptionen, Therapiedauer, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikationen

Therapiebegleitung: Krankheitsbegleitung: Wenn Behandlung nicht erfolgreich war oder (z.zt.) nicht möglich/ erwünscht ist 12. Informationen zu mögl. Therapieverläufen Informationen zum Krankheitsverlauf und Nebenwirkungen 13. Therapievorbereitungen: Schadensbegrenzung/-minimierung Mitwirkung durch Klient(in), Medikamente (Einnahmeschemata), ggf. Erhöhung des Substituts/ Einstellung mit Antidepressiva 14. Absprachen mit Arbeitgeber, JobCenter und Kostenträger 15. Alltagsstruktur anpassen 16. Umgang mit Nebenwirkungen Krankheitsbewältigung 17. Regelmäßige Dreiergespräche zur Verlaufskontrolle 18. Compliance bzw. Adhärenz stärken und Durchhaltevermögen fördern MASSNAHMEN NACH ERFOLGREICHER THERAPIE: 19. Nachuntersuchungen empfehlen (alle 6 Monate) 20. Re-Infektionsmöglichkeiten thematisieren ggf. Behandlungsmotivation fördern

Fazit Schulung von Mitarbeiter/innen (Curriculum, Fachtag etc. zu HCV, HIV, Safer Use) Interne Arbeitsgruppe zum Thema Gesundheit Enge Vernetzung mit Fachärzten (z.b. Dr. Mayr), einem spezialisierten Pflegedienst (FELIX- Pflegeteam) und anderen Einrichtungen der Gesundheitsförderung (z.b. Fixpunkt e.v.)

Erfolgsbilanz Knapp 60% aller ZIK-Betreuten sind gegen Hepatitis B immun, in der Regel durch Impfung. Von den therapieerfahrenen Klienten haben 83% die HCV-Therapie während der Betreuung bei ZIK durchgeführt. 99% aller ZIK-Klienten nehmen regelmäßig antiretrovirale HIV-Medikamente