Berliner Kurier vom 30.08.2016 Die City West will hoch hinaus: Berlins Kräne machen rüber Getty Images/iStockphoto/Symbolbild Jahrelang wurde auf die City West eingedroschen. Spießig sei sie, optisch eine Zumutung, architektonisch zumindest fragwürdig. Das dürftige Image, welches so wenig gemein hatte mit der glamourösen Glitzerwelt der späten 80er-Jahre wollte (und musste) man in Charlottenburg schleunigst loswerden. Investiert wurde eine Menge: Das Waldorf Astoria entstand, Haus Cumberland und Bikini- Haus erstrahlten im neuen Glanz, Montag wurden die letzten Fassadenteile am 119 Meter hohen Upper West -Turm neben dem Breitscheidplatz montiert. Es tut sich was. Doch das Gesicht der Stadt rund um den Zoo soll sich noch weiter verändern.
Die weiße Upper West wirkt, als hätte man ein Netz über die Fassade geworfen. Der zuständige Senator für Stadtentwicklung, Andreas Geisel (SPD), kündigte einen Masterplan für die boomende City West an. An vielen Stellen gibt es noch ungeplante Areale, die bislang vereinzelt betrachtet wurden. Wir brauchen einen neuen städtebaulichen Rahmen für den Bereich zwischen Ernst-Reuter-Platz, TU-Gelände, Landwehrkanal und Zoo, so der SPD-Politiker. Der KURIER zeigt die Objekte, bei denen in naher Zukunft die Kräne anrollen sollen.
Das alte Telekom-Haus am Ernst-Reuter-Platz soll abgerissen werden. Telekom-Haus: Lange Jahre war unklar, was mit dem Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz 6 passieren soll. Der Denkmalschutz bereitete Eigentümer Christian Pepper viele Probleme. Nun ist aber klar: Das Gebäude darf doch abgerissen werden, die Pläne für ein neues Hochhaus liegen bereits in der Schublade. Klar ist allerdings, dass der Neubau das bekannte Telefunken-Hochhaus auf der anderen Straßenseite nicht überragen darf. Dieses ist circa 80 Meter hoch und wird zu einem Großteil von der Technischen Universität genutzt. Überhaupt Hochhäuser. Geisel steht ihnen, zur Freude vieler europäischer Investoren, in der City West aufgeschlossen gegenüber. Berlin wird aus Büromarktsicht nicht als typischer Hochhausmarkt wahrgenommen, so der Senator. Und auch Klaus-Jürgen Meier, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft City e.v. betont: Voraussetzung für die Ansiedlung von internationalen Firmen ist, dass eine Höhenentwicklung zugelassen wird, wie sie in den großen Metropolen der Welt selbstverständlich ist. Um das Wachstum der Stadt zu bewältigen, ist eine Verdichtung der City West zwingend geboten. Geeignete Standorte für Hochhäuser sollen im Masterplan gefunden werden. Riesenrad-Grundstück: Nachdem die Errichtung des 175 Meter großen Riesenrads unmittelbar am Zoo gescheitert ist, gab es nun einen Durchbruch bei der Entwicklung der Brache in der Hertzallee. Der Eigentümer, die Münchner Reiß & Co. Real Estate, will ein
gemischtes Quartier entwickeln. Entstehen sollen Bürogebäude für Uni-nahe Firmen, 400 Wohnungen (davon 25 Prozent für Studenten) und ein Tagungshotel. Für die Pläne muss unter anderem der Bus-Bahnhof der BVG am Bahnhof Zoo verlegt werden. Auf dem Gelände der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben könnte ein Hochhaus entstehen. BIMA-Gelände: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben will ihre Mitarbeiter an der Hardenbergstraße zusammenziehen. 1200 Menschen sollen dann unweit des Zoos an einem Standort arbeiten. Auch hier wird über eine Hochhaus-Bebauung nachgedacht ohne Begrenzung nach oben. KaDeWe: Die neuen Eigentümer nehmen einen dreistelligen Millionen-Betrag in die Hand, um das Luxus-Kaufhaus radikal umzubauen. Ab 2018 wird soll das Nobel-Kaufhaus der Zukunft fertig sein. Bahnhof Zoo: Derzeit baut die Deutsche Bahn die Station um, der Bahnhof ist wieder als ICE-Halt im Gespräch. Der Hardenbergplatz selbst soll für zehn Millionen Euro mehr Aufenthaltsqualität bekommen, denkbar ist auch ein unterirdisches Parkhaus. Hutmacher-Haus: Das denkmalgeschützte Gebäude mit dem Bayer -Kreuz auf dem Dach soll saniert werden. Noch gibt es aber Streit mit dem Eigentümer. Dieser sagt, eine solche Sanierung wäre wirtschaftlich nicht tragbar, will das Haus lieber abreißen. Kant-Dreieck: Das Turmhaus mit dem markanten Segel wird um zwei Etagen erhöht.
Bei der IHK sah man die Vorstellung des Masterplans mit Wohlwollen. Allerdings fordert die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Melanie Bähr, dass nun den Worten auch Taten folgen müssten. Sie hofft, dass die langjährigen und kleinteiligen Diskussionen nun hoffentlich ein Ende haben. Quelle: http://www.berliner-kurier.de/24668054 2016