Forstunternehmen in Bayern

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Transkript:

Forstunternehmen in Bayern Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat die Struktur und Situation der Forstunternehmen in Bayern untersucht. Mit 2 779 Betrieben ist die Branche erheblich größer man erwartet hatte. Die Ertragslage wird vor allem von Unternehmen in der hochmechanisierten Holzernte sehr negativ bewertet. Ihr Maschinenbestand ist alt und gleichzeitig ist die Investitionsbereitschaft gering. Es ist deshalb zu befürchten, dass der Bestand an Großmaschinen weiter veralten und vermutlich schrumpfen wird. Herbert Borchert, Konstantin Benker Im Jahr 2013 gab es in Bayern nach den Angaben der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) 2779 forstwirtschaftliche Lohnunternehmen mit knapp 5 000 dort arbeitenden Personen. Werden für eine Vollzeitbeschäftigung 220 Arbeits tage angesetzt, waren das 1575 Vollzeit- Arbeitskräfte Berufsausbildung (Lehre) Techniker Meister Studium einschließlich der Inhaber. Nach der Definition der Euro päischen Kommission sind fast alle Forst unternehmen Kleinstunternehmen [1], selbst die größten Unternehmen gelten noch als klein. Insgesamt bezahlten 486 Forstunter nehmen Arbeitsentgelte. Unter den entlohnten Beschäftigten sind häufig auch Familien angehörige. Die Lohnsumme betrug etwa 21 Mio.. Die LWF befragte über 200 Forstunternehmen. Die Ergebnisse daraus sind für die Unternehmen mit Beschäftigten aussagekräftiger, weil ein deutlich größerer Anteil dieser Gruppe befragt wurde (22 %) als bei den übrigen Unternehmen (4 %). Die Forstunternehmen mit Beschäftigten werden zu 84 % hauptberuflich geführt. Betriebe ohne Angestellte werden nur etwa zur Hälfte im Haupt erwerb betrieben. Inhaber, die das Unternehmen im Neben erwerb betreiben, haben ihren Haupt erwerb meistens in der Landwirtschaft. Fast alle in den Unternehmen arbeitenden Personen haben eine Ausbildung. Mehr als 90 % haben eine Lehre absolviert. Knapp ein Viertel hat eine forstliche Ausbildung. Unter den Inhabern ist der Anteil mit forstlicher Ausbildung etwas höher als unter den Beschäftigten (Abb. 1). Sonstiges ohne Berufsausbildung 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil [%] 160 140 120 100 80 60 40 20 0 forstlich nicht forstlich 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Waldfläche [1 000 ha] Abb. 1: Qualifikation der in den Forstunternehmen arbeitenden Personen. Abb. 2: und die Waldfläche je Landkreis. Ein Forstunternehmen auf fast 1 000 ha Im Durchschnitt gibt es ein forstwirtschaftliches Lohnunternehmen auf etwas mehr als 900 ha Wald. Die Anzahl der Unternehmen steigt tendenziell mit der Größe der Waldfläche in einem Gebiet, wie Abb. 2 zeigt. Mit 1 000 ha zusätzlicher Waldfläche kommen im Mittel 1,1 Forstunternehmen dazu. Wächst die Waldfläche um 5 000 ha, ist Platz für ein zusätzliches Forstunternehmen mit Lohnempfängern. In sehr waldreichen Landkreisen streut die Anzahl der Forstunternehmen allerdings teilweise erheblich. Wenige Forstunter nehmen trotz viel Wald gibt es vor allem in eini gen Landkreisen der Oberpfalz. Die Forstunternehmen mit Beschäftigten arbeiten weit überwiegend im Privatwald (Abb. 3). Die Arbeiten verteilen sich auf die Waldbesitzarten ganz ähnlich wie die Holzvorräte nach den Ergebnissen der 18

61 % 1 % Staatswald (Bund) Staatswald (Land) Körperschaftswald Privatwald 24 % 14 % Rundholzeinschlag Bringung Baumpflege, Problemfällung Jugendpflege Pflanzung Brennholzaufbereitung Hacken (Energieholz) Landschaftspflege und GaLaBau Waldschutz (Zaunbau/Verbissschutz) Holzentrindung Wegepflege Wegebau Transport von Forstmaschinen Seilkranbringung 0 200 400 600 800 1 000 1 200 1 400 1 600 1 800 2 000 Abb. 3: Auftraggeber der Forstunternehmen mit Lohnempfängern. Bundeswaldinventur 2012, weniger wie die Waldfläche. Bei den Forstunternehmen ohne Beschäftigte war der Anteil der Aufträge aus dem Privatwald mit 64 % noch etwas größer. Schwerpunkt Einschlag und Bringung Die Mehrzahl der Forstunternehmen bietet Holz einschlag und Bringung als Dienstleistungen an (Abb. 4). Im Durchschnitt Abb. 4: Tätigkeitsbereiche der Forstunternehmen. werden jeweils 2,8 verschiedene Dienstleistungen angeboten, wobei 15 % der Unternehmen in fünf und mehr Tätigkeitsbereichen aktiv sind. Ein Viertel der Unternehmen bietet nur eine Tätigkeit an und ist damit sehr spezialisiert. Unternehmen, die im Bereich Pflanzung, Jugendpflege und Baumpflege arbeiten, bieten häufig eine sehr große Bandbreite verschiedener Dienstleistungen an. Wegepflege, Wegebau, Hackschnitzelerzeugung und Transport von Forstmaschinen sind die Tätigkeiten, in denen die Unternehmen tendenziell spezialisierter sind. Darüber hinaus transportieren einige Unternehmen auch Rundholz (7 %), arbeiten als landwirtschaftliche Lohnunternehmen (7 %) oder erbringen Forstingenieurdienstleistungen (6 %). Etwa die Hälfte der Forstunternehmen verrichtet die Arbeiten ausschließlich mit Anzeige 19

23 % 15 % 13 % nur Eigenleistung Eigenleistung und als Eigenleistung und von Eigenleistung und als/von 49 % Abb. 5: Die Verteilung von Forstunternehmen auf Typen von Dienstleistern. eigenem Personal und mit eigenen Maschinen, erbringt also nur Eigenleistungen (Abb. 5). Viele tauschen allerdings auch Leistungen untereinander aus, d. h. sie arbeiten auch als für andere, setzen Subunternehmer ein oder praktizieren beides zusätzlich zu ihrer Eigen leistung. Unternehmen mit Beschäftigten kooperieren deutlich häufiger mit anderen Forstunternehmen als die übrigen. Die Branche zeichnet sich somit durch intensive Kooperationen untereinander aus. Rolle der Forstbetriebsgemeinschaften Von den Forstunternehmen mit entlohnten Mitarbeitern gaben 64 % an, dass sie auch Aufträge von den Forstbetriebsgemeinschaften bzw. Waldbesitzervereinigungen vermittelt bekamen. Es wurden 40 % ihres Arbeitsvolumens über diese forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse vermittelt. Von den übrigen Forstunternehmen bekamen nur 53 % Arbeit über die Selbsthilfeorganisationen der Waldbesitzer. Auch das Volumen der übertragenen Arbeiten war mit 32 % deutlich geringer. Die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse übernehmen somit vor allem für die Forstunternehmen mit Beschäftigten eine wichtige Mittlerfunktion. Bei etwa einem Drittel der Forstunternehmen sind die Einsatzorte im Durchschnitt nur bis 20 km vom Firmensitz entfernt. Knapp drei Viertel der Unternehmen agieren in einem Radius bis 50 km. Etwas mehr als 10 % gaben an, ihre Einsatz orte seien im Durchschnitt über 100 km vom Firmensitz entfernt. Knapp 10 % der Forstunternehmen haben Aufträge für Holzeinschlag und Bringung, die im Durchschnitt mehr als 1000 Fm umfassen. Die Mehrzahl der Unternehmen mit Beschäftigten hat Aufträge zwischen 100 und 500 Fm, bei den übrigen sind es überwiegend kleine Aufträge bis 100 Fm. Knapp 40 % der Forstunternehmen sind mindestens zu 90 % im Privatwald tätig. Bei ihnen sind die Aufträge auch zu fast 90 % maximal 100 Fm groß. Drei Angebote für einen Zuschlag Von den Forstunternehmen, die in Holzeinschlag und Bringung tätig sind und Beschäftigte haben, nehmen zwei Drittel an Ausschreibungen teil. Bei den übrigen ist es nur etwas mehr als ein Drittel. Beide Gruppen müssen im Durchschnitt drei Angebote abgeben, um einmal einen Zuschlag zu erhalten. Selbstwerbung (Stockkauf) betreiben 45 % der Unternehmen, die Holz einschlagen und Beschäftigte haben. Diese Unternehmen erfüllen also auch eine relevante Bündelungsfunktion in der Wertschöpfungskette. Von den Unternehmen ohne Lohnempfänger betreiben nur 18 % Selbstwerbung. Der Großteil der Forstunternehmen (84 %) besitzt mindestens einen landwirtschaftlichen Schlepper, Forstschlepper, Harvester, Forwarder oder Hacker. Die Hälfte der Unternehmen mit Beschäftigten besitzt mindestens einen Harvester oder Forwarder, ist also in der hochmechanisierten Holzernte tätig. Bei den übrigen Unternehmen gaben etwas weniger als ein Viertel der Befragten an, solch eine Maschine zu besitzen. Dieser Anteil ist überraschend hoch. In dieser Hinsicht repräsentieren die Antworten die Gesamtheit dieser Unternehmen vermutlich nicht korrekt. Von den Unternehmen mit Beschäftigten planen 47 % die Anschaffung von Maschinen während der nächsten drei Jahre. Unter den übrigen Unternehmen sind es mit 20 % erheblich weniger. Unternehmen mit Harvestern oder Forwardern planen zu 53 % Investitionen in Maschinen, wenn sie Beschäftigte haben. Ohne Lohnempfänger sind nur ein Viertel dieser Unternehmen bereit zu investieren. Überraschend hoher Umsatz Nach den Ergebnissen der Befragung erzielten die Forstunternehmen 2013 einen Umsatz von rund 580 Mio., wovon knapp zwei Drittel auf die Unternehmen mit Beschäftigten entfallen. Dieser Wert erscheint sehr hoch, wenn er z. B. mit dem Auftragsvolumen der Bayerischen Staatsforsten für Einschlag und Bringung von 52 Mio. [2] verglichen wird. Aus zwei Gründen mag dieser große Umsatz den- Finanzierung neuer Maschinen schwierig Vorfinanzierung von Aufträgen schwierig Zurzeit kann man gute Gewinne erwirtschaften Konkurrenzdruck sehr groß Ausreichend Aufträge für 12 Monate 11 29 20 19 21 30 7 15 11 37 3 2 28 33 34 1 46 22 21 10 3 25 33 25 14 Fülle der Gesetze unübersichtlich Unternehmen soll in nächsten fünf Jahren wachsen 1 27 41 23 8 6 2 19 38 35 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil [%] betrifft mich nicht trifft zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft nicht zu Abb.6: Die Perspektiven und Einschätzungen der Forstunternehmen zu ihrer Lage. 20

noch plausibel sein: Zum einen betreiben, wie oben beschrieben, viele Unternehmen Selbstwerbung. Beim Umschlagen des erworbenen Holzes werden weit größere Umsätze erzielt, als durch Verkauf der Dienstleistung Aufarbeitung des Holzes möglich ist. Der andere Grund ist der intensive Leistungsaustausch zwischen den Forstunternehmen. Arbeitet das eine Unter nehmen für das andere als, tauchen für ein- und dieselbe Maßnahme bei beiden Unternehmen Umsätze in der Buchhaltung auf. Andererseits kann durch Überschätzung der hochmechanisiert arbeitenden Unternehmen ohne Lohnempfänger auch deren Umsatz überrepräsentiert sein. Finanzierung kein Problem? Ob die Finanzierung neuer Maschinen (Kauf oder Leasing) schwierig ist, schätzen die Unternehmen unter schiedlich ein (Abb. 6). Werden diejenigen außer Acht gelassen, die sich nicht betroffen fühlen, sind es etwas mehr als die Hälfte, die in der Finanzierung (eher) keine Schwierigkeit sehen. Ein sehr ähnliches Ergebnis haben Wippel und Vierguz [3] bei einer Befragung von Forstunternehmen in Baden-Württemberg erhalten. In Bayern unterscheiden sich die Einschätzungen nach der Unternehmensgröße und dem Maschinenbestand. Unternehmen mit Beschäftigten beklagen deutlich seltener Finanzierungsprobleme als die übrigen. Ebenso klagen Unternehmen, die Harvester, Forwarder oder Hacker (Großmaschinen) besitzen, seltener über Finanzierungsprobleme. Die Vorfinanzierung von Aufträgen bereitet uns häufig Probleme, war eine weitere zu bewertende Aussage. Hier fühlen sich 30 % der Befragten nicht betroffen, besonders Forstunternehmen ohne Lohnempfänger und ohne Großmaschinen. Unter denen, die eine Bewertung machten, sieht die weit überwiegende Mehrheit in der Vorfinanzierung kein Problem. Dieser Befund unterscheidet sich deutlich von dem in Baden-Württemberg; dort beklagte eine Mehrheit der Unternehmen eine zunehmend angespannte Liquiditätssituation. Möglicherweise haben die Vertragspartner in Bayern z. B. durch Abschlagszahlungen häufiger zufriedenstellende Lösungen gefunden. Konkurrenzdruck und schlechte Erträge Zwei Drittel der Forstunternehmen bewerten die Ertragslage negativ. Besonders viele Forstunternehmen mit Beschäftigten und solche mit Harvestern oder Forwardern sind der Meinung, dass sich aktuell keine guten Gewinne erwirtschaften lassen. Etwa zwei Drittel der Unternehmen empfinden in ihrem Tätigkeitsbereich einen sehr großen Konkurrenzdruck. Auch hier sind es besonders die Unternehmen mit Lohnempfängern und die mit Harvestern oder Forwardern, die einen sehr großen Wettbewerbsdruck bestätigen. In Baden-Württemberg waren die Einschätzungen zur Ertragslage und zum Konkurrenzdruck sogar noch etwas negativer. Mehr als die Hälfte der Unternehmen verbuchte für die folgenden zwölf Monate ausreichend Aufträge. Hier unterscheiden sich die Unternehmen wenig. Nur bei den Hackerunternehmen war die Auftragslage deutlich besser. Es gibt so viele gesetzliche Vorschriften, an die wir uns halten müssen (Arbeitsrecht, Steuerrecht, Gefahrgüter, Wasserschutz, Naturschutz), dass wir den Anzeige 21

Methodik Die Studie stützt sich zum einen auf Auswertungen der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), zum anderen auf die Ergebnisse einer telefonischen Befragung. Die Ergebnisse beziehen sich auf 2013. Forstwirtschaftliche Lohnunternehmen sind bei der SVLFG pflichtversichert. Die SVLFG kennt deshalb die Gesamtzahl der Forstunternehmen, hat Informationen über deren räumliche Verteilung und die geleisteten Arbeitstage und -entgelte. Für die telefonische Befragung wurde Tab. 1: Anzahl der bei der SVLFG gemeldeten forstwirtschaftlichen Lohnunternehmen nach Klassen der im Jahr 2013 gezahlten Bruttoarbeitsentgelte im Vergleich zu den befragten Unternehmen. Bruttoarbeitsentgelte [ ] SVLFG Befragung bis 10 000 204 22 10 001 50 000 177 59 50 001 100 000 54 14 100 001 200 000 36 9 über 200 000 15 3 der Adressbestand aus der forstlichen Unternehmerdatenbank verwendet, der von den Forstämtern um Adressen ergänzt wurde, die dort noch zusätzlich bekannt sind. Die fünfzig größeren Unternehmen wurden gezielt ausgewählt, die kleineren Unternehmen zufällig. Die größeren Unternehmen wurden anhand ihres Maschinenbestandes identifiziert. Insgesamt befragte die LWF 212 Forstunternehmen, wovon 188 Interviews verwertbar waren. Aus den Daten der SVLFG wurde errechnet, welchen Anteil einer Vollzeit-Arbeitskraft die Beschäftigten im Durchschnitt arbeiten. 1 753 Lohnempfänger arbeiteten 143 308 Arbeitstage. Bei 220 Tagen im Jahr in Vollzeit ist die Quote 37,2 %. Diese Quote wurde mit der bei Überblick verlieren und uns ständig darüber sorgen müssen, war ebenfalls eine Aussage, welche die Unternehmen bewerten sollten. Die große Mehrheit der Forstunternehmen fand dies zutreffend. Unter den Unternehmen mit Forwardern war die Quote der Zustimmenden besonders hoch. Dies spiegelt möglicherweise die Konflikte um den Bodenschutz wider. Unser Unternehmen soll in den nächsten fünf Jahren wachsen, das wollten nur 21 % der Unternehmen bestätigen. Unternehmen mit Lohnempfängern planen etwas häufiger eine Expansion als die übrigen. Besonders selten äußerten Unternehmen mit Harvestern oder Forwardern Wachstumspläne, wohingegen Hackerunternehmen häufiger Wachstumspotenziale erkennen. In Anbetracht des hohen Alters der Harvester und Forwarder in Bayern [4] sowie der geringen Investitionsbereitschaft und zurückhaltenden Wachstumspläne der Forstunternehmen ist zu erwarten, dass der Bestand dieser Großmaschinen weiter veralten und vermutlich auch schrumpfen wird. Unternehmensnachfolge Ein Viertel der Inhaber bzw. Inhaberinnen der Unternehmen waren bereits 55 Jahre oder älter. Die meisten dieser Personen haben schon Regelungen zur Unternehmensnachfolge getroffen. Bei denen mit den Interviews erfragten Personenzahl sowie dem durchschnittlichen Jahresgehalt eines Landarbeiters im früheren Bundesgebiet [5] multipliziert, um daraus das Bruttoarbeitsentgelt zu schätzen. Weil sich das Statistische Bundesamt beim Jahresgehalt auf 2010 bezieht, wurde dieses um die Lohnsteigerung bis 2013 erhöht (6,7 %). Die Forst unternehmen wurden entsprechend der gezahlten Arbeitsentgelte in Klassen eingeteilt und mit den bei der SVLFG bekannten Zahlen verglichen (Tab. 1). Um Merkmale hochzurechnen, wurden die Durchschnittswerte der befragten Unternehmen in den Entgeltklassen mit der Anzahl der bei der SVLFG gemeldeten Unternehmen multipliziert. Bei den 81 befragten Unternehmen, die 2013 keine Arbeitsentgelte gezahlt hatten, wurden die Mittelwerte mit der Anzahl dieser bei der SVLFG gemeldeten Unternehmen hochgerechnet. Unter den Unternehmen ohne Lohnempfänger sind zum Teil auch solche, bei denen neben dem Inhaber oder der Inhaberin noch Familienangehörige unentgeltlich mitarbeiten. Für die Unternehmen ohne Lohn empfänger ist die Quote der Befragten an der Grundgesamtheit äußerst niedrig. Entsprechend unsicher sind auch die Ergebnisse zu dieser Gruppe. Die geringe Befragungsquote in dieser Gruppe dürfte auch der Grund dafür sein, weshalb die Hochrechnung bei einigen Merkmalen unplausible Werte ergab. Das betrifft die im Jahr 2013 in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen erbrachten Leistungen und die Zahl der Maschinen unterschiedlicher Typen. Beschäftigten sollen in den meisten Fällen Familienangehörige das Unternehmen weiterführen. Ein Teil möchte das Unternehmen verkaufen, nur wenige wollen schließen. Bei den Unternehmen ohne Lohnempfänger planen die meisten eine Schließung. Erst an zweiter Stelle folgen hier die Unternehmen, die von Familienangehörigen weitergeführt werden sollen. Ein Verkauf wird von diesen Unternehmen nur selten erwogen. Ob die große Anzahl künftiger Schließungen durch Neugründungen kompensiert werden kann, lässt sich nicht beurteilen. Die Inhaber bzw. Inhaberinnen von Unternehmen mit Harvestern oder Forwardern sind tendenziell jünger als die übrigen. Von den wenigen älteren, die schon Regelungen zur Nachfolge getroffen haben, plant etwa die Hälfte eine Übergabe an Familienangehörige, die andere Hälfte die Schließung. Ausblick Bayern erstellt 2015 erneut eine Clusterstudie für den Sektor Forst, Holz und Papier. Einer der Schwerpunkte soll auf die Branche der Forstunternehmen gesetzt werden. Zusammen mit Vertretern dieser Branche, ihren Kunden und Marktpartnern wird eine Stärken- und Schwächen analyse durchgeführt. Daraus sollen gemeinsam Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die sich teils an die Politik, teils an die Verwaltung und die Branche selbst richten und das Ziel verfolgen, die Situation der Branche zu verbessern. Dr. Herbert Borchert leitet die Abteilung Forsttechnik, Betriebswirtschaft, Holz an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. Konstantin Benker ist Mitarbeiter dieser Abteilung. Literatur [1] EU-Kommission (2003): Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen. Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 124/36 vom 20. Mai 2003. [2] Bayerische Staatsforsten (2014): Jahresabschluss 2014 der Bayerischen Staatsforsten (BaySF). 46 S. [3] Wippel, B.; Viergutz, M. (2014): Forstunternehmen sehen ihre Zukunft eher düster. Holz-Zentralblatt Nr. 28, S. 676. [4] Stölzner, H.; Borchert, H. (2014): Größer, stärker, älter Maschinen bayerischer Forstunternehmen. Forst & Technik H. 12, S. 25 28. [5] Statistisches Bundesamt (2011): Verdienste und Arbeitskosten. Verdienste in der Landwirtschaft. Fachserie 16 Reihe 1. 22