R. Wallmüller Die Geologische Situation. Der folgende Vortrag soll einen Überblick über die geologischen Grundlagen der Asse geben.

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Transkript:

R. Wallmüller Die Geologische Situation Der folgende Vortrag soll einen Überblick über die geologischen Grundlagen der Asse geben.

Der Höhenzug der Asse liegt ca. 25 Kilometer südöstlich von Braunschweig und stellt das westliche Ende einer über 25 km bis nach Jerxheim reichenden NW - SE streichenden Salzaufstiegslinie (Asse - Heeseberg - Zug) dar.

Vor rund 240 Mio. Jahren, im Zeitabschnitt, den wir Geologen Zechstein nennen, wurde der gesamte Raum von Norddeutschland, Dänemark und der Nordsee von einem flachen Meer eingenommen. In diesem Nebenmeer kam es bei sinkendem Boden durch wiederholte Überflutung und Austrocknung in mehreren aufeinander folgenden Zyklen zur Ausscheidung (Evaporation) von Steinsalz sowie auch zur Ablagerung (Sedimentation) von Anhydrit, Ton und Kalisalz. In den folgenden Perioden der Erdgeschichte nahm die Senkungstendenz des Untergrundes zu, die Salzausscheidung hörte auf, und die Salzablagerungen wurden in der Folge von Sanden, Tonen und Kalken überdeckt, die insgesamt eine Mächtigkeit zwischen 2.000 und 4.000 m erreichten. Da Salz spezifisch etwas leichter und plastischer ist als die darüber unregelmäßig abgelagerten Sedimente, floss das Salz zu so genannten Salzkissen zusammen. Abtragung und Sedimentation an der Erdoberfläche verstärkten sich durch die Fließvorgänge. Über den Salzabwanderungszonen wurde verstärkt sedimentiert, somit die Fließbewegung des Salzes beschleunigt. An den Schwächezonen bildeten sich aus den Salzkissen Salzstöcke (Beginn schon vor mehr als 200 Mio. Jahren). Auf einer geologischen Karte von Norddeutschland erkennt man über 200 Salzstöcke. Diese Ansammlung setzt sich auch unter der Nordsee fort und zieht noch weit nach Sachsen- Anhalt hinüber. Solche Salzstock-Provinzen sind nichts Ungewöhnliches. Sie treten auch an anderen Orten der Erde auf, weil die gleichen Bedingungen, die in Norddeutschland zur Ablagerung der Salzformation geführt haben, zu verschiedenen geologischen Zeiten auch an anderen Stellen der Erde geherrscht haben. Als Beispiele seien die Salzstockgruppen aus Südpersien, Südrussland, Texas und Gabun genannt.

Aus einem flachen Hügelland mit Höhen zwischen 80 und 140 m über NN erhebt sich recht unvermittelt bis auf 230 m über NN der schmale bewaldete Höhenzug der Asse. Er erstreckt sich von Groß-Denkte aus in südöstlicher Richtung über ca. 8 km bis nach Klein-Vahlberg. Zwischen Groß-Denkte und dem ca. 5 km entfernten Schacht Asse II ist die Asse durch zwei Längstäler in drei langgestreckte, unterschiedlich stark zerteilte Rücken von einheitlich 200 bis 230 m Höhe gegliedert. In den Tälern und Höhenrücken des Asse-Höhenzuges bildet sich die unterschiedliche petrographische Beschaffenheit und Härte der am Aufbau beteiligten steilgestellten mesozoischen (Buntsandstein bis Kreide) Gesteinspakete ab.

Die beiden äußeren wallartigen Rippen mit sehr konstanter Höhe (220 und 230 m über NN) werden durch die widerstandsfähigen Karbonatgesteine des Unteren Muschelkalkes gebildet. Der südliche Muschelkalkrücken wird bei Wittmar durch ein tektonisch vorgezeichnetes Quertal zweigeteilt. Der nördliche Muschelkalkrücken (Festberg) behält dagegen über seine gesamte Erstreckung wallartigen Charakter. Im Westen endet der Asse-Höhenzug infolge nord-süd verlaufender Störungen bei Groß- Denkte abrupt in den Talniederungen der Altenau. Im Osten geht der Höhenzug unter Auflösung seiner markanten Längsgliederung in eine flachere Hügelkette über. Das etwa 200 m breite südliche Längstal befindet sich über der Zone des Salzspiegels, d. h., über der Achse der sattelförmigen Salzstruktur. Die durch Salzablaugung nachgesackten und gegeneinander verkippten Buntsandsteinschollen wurden unterschiedlich stark abgetragen, so dass westlich vom Schacht Asse 1 beim Bismarckturm sowie zwischen den Schächten Asse 1 und Asse 2 ein morphologischer Querriegel das südliche Längstal untergliedert.

Mit dem Tiefbohrprogramm Asse, bestehend aus den Bohrungen Remlingen 5 9, wurde

von 1983 bis 1987 das Deckgebirge südlich und östlich der Schachtanlage Asse II geowissenschaftlich untersucht. Insgesamt wurden 5.744 m Bohrkerne gewonnen. Als Beispiel für dieses fast vier Jahre dauernde Tiefbohrprogramm sei hier die Bohrung Remlingen 6 genannt. Die geologischen Ergebnisse der Tiefbohrungen Remlingen 5 bis 8 auf der Asse-Südflanke sind als Säulenprofil dargestellt. Deutlich erkennbar ist die geringere Mächtigkeit des Muschelkalkes in der Bohrung Remlingen 6, die am nächsten entfernt (ca. 160 m) zum Grubengebäude abgeteuft wurde.

Da das gesamte Deckgebirge nicht lückenlos abgebohrt werden konnte, wurde mit Hilfe geophysikalischer Methoden (Seismik) das Deckgebirge bis in eine Tiefe von mehr als 2.000 m untersucht. Erste Messungen aus dem Jahr 1983 und ein rund 37 km langes Profilnetz von 1997 ermöglichten eine noch bessere Interpretation der geologischen und tektonischen Verhältnisse im Deckgebirge.

Das folgende Südwest - Nordost verlaufende Profil durch die Bohrung Remlingen 9 zeigt den geophysikalisch georteten und zerblockten Zustand des Deckgebirges.

Nordöstlich der Schachtanlage ist diese Zerlegung des Deckgebirges recht deutlich im Rogenstein, dem hangenden Abschnitt des Unteren Buntsandsteins, zu erkennen. Das Wissen über den Innenbau der Asse stammt nicht nur von den ausgedehnten Aufschlüssen des Salzbergbaus bis 1964 sondern auch von den bergmännischen Erkundungsarbeiten seitens des Instituts für Tieflagerung der GSF seit 1965.

Der von den Bergleuten gefürchtete Hauptanhydrit ist in der Schachtanlage Asse II nur in Resten aufgeschlossen. Im Staßfurter Sattel sind dagegen in der Blütezeit des Kalibergbaus einige Schachtanlagen über Wasserwegsamkeiten im Hauptanhydrit abgesoffen. Der größte hier durch die Kammerbegleitstrecke der 574-m-Sohle aufgeschlossene Hauptanhydritblock (A3 - inklusive dem Grauen Salzton (T3)) hat ein geschätztes Volumen von vermutlich 2.000 m 3. Der Hauptanhydrit ist im oberen Teil blaugrau, grob-kristallin mit radialstrahligen Aggregaten und roten Einsprenglingen und enthält zum Liegenden hin hellbräunliche Tonbeimengungen. Die Folie zeigt die südöstliche Nase des A3-Blocks zu Beginn der Streckenauffahrung im Oktober 1997.

Die durch den Steinsalz- und Kalisalzbergbau bekannten Aufschlüsse der Nordflanke sowie erst im Frühjahr 2001 erbohrtes Kernmaterial zeigen einen anhydritfreien Übergang vom Kaliflöz (K2) ins Leinesalz (Na3).

Aus den historischen Unterlagen aus der Zeit des Kalibergbaus, umfangreichen Geländearbeiten sowie den Ergebnissen der geophysikalischen Messungen wurde die Geologische

Karte der Asse überarbeitet. Man kann deutlich erkennen, wie das Deckgebirge vorwiegend vom Buntsandstein bis zum Muschelkalk auf der Südflanke in größere Blöcke zerlegt ist.