Zürcher Bäcker-Confiseur-Meister Verband ZHBC. Referat von Bildungsdirektorin Dr. Silvia Steiner. Samstag, 7. Mai, Casino Theater Winterthur

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Transkript:

Kanton Zürich Bildungsdirektion 18. Juni 2016 1/7 Zürcher Bäcker-Confiseur-Meister Verband ZHBC 143. Generalversammlung Referat von Bildungsdirektorin Dr. Silvia Steiner Samstag, 7. Mai, Casino Theater Winterthur Sehr geehrte Damen und Herren Ich freue mich, dass ich hier im Casino Winterthur zu Ihnen sprechen darf und danke Ihnen für die Einladung zur Generalversammlung. Ich habe grosse Sympathien für Ihren Berufsstand und auch grossen Respekt vor Ihrer vielfältigen Tätigkeit: Sie sind handwerklich tätig arbeiten aber auch im Büro. Sie müssen rechnen und kalkulieren und müssen gleichzeitig für das eigene Personal ein offenes Ohr haben Sie müssen marketingmässig schauen, dass Sie die Produkte an den Mann oder die Frau bringen und gleichzeitig eine Top-Qualität anbieten Und schlussendlich haben Sie herausfordernde Arbeitszeiten Sie produzieren so, dass der Kunde König ist. Das heisst, wenn es sein muss auch in der Nacht oder an den Wochenenden.

2/7 Das alles ist eigentlich nur etwas für absolute Machertypen und Leute mit einem grossen Berufsstolz. Das imponiert mir sehr und daher freue ich mich auch, hier vor Ihnen sprechen zu dürfen. Ich wurde ja eingeladen, um als Bildungsdirektorin etwas über das duale Bildungssystem zu sagen. Ich habe gerne zugesagt, nicht nur, weil ich ein Fan Ihres Berufsstandes bin, sondern auch, weil mir in meiner Tätigkeit im Regierungsrat die Berufsbildung besonders am Herzen liegt. Im Kanton Zürich können Jugendliche und junge Erwachsene heute in über 200 Berufen Jugendliche eine berufliche Grundbildung absolvieren. Zwei dieser Berufe sind der Bäcker-Konditor-Confiseur mit eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ; Dauer 3 Jahre) und der Bäcker-Konditor-Confiseur mit eidg. Berufsattest (EBA, 2 Jahre). Diese Berufe gibt es ja noch nicht so lange seit anfangs 2011. Damals wurde die Berufsreform umgesetzt und zwei neue Bildungsverordnungen in Kraft gesetzt. Aus den bisherigen beiden Berufen Bäcker-Konditor und Konditor-Confiseur wurde ein neuer Beruf, der Bäcker-Konditor-Confiseur EFZ mit zwei Fachrichtungen.

3/7 Zudem hat man einen weiteren Beruf für schulisch schwächere Jugendliche entwickelt, nämlich die zweijährige berufliche Grundbildung Bäcker-Konditor-Confiseur EBA. Dies ist gut gelungen und die neuen Berufe haben sich in der relativ kurzen Zeit gut etabliert das ist zumindest meine Einschätzung als Bildungsdirektorin. Das duale Berufsbildungssystem in der Schweiz mit Theorie und Praxis, beziehungsweise Schule und Lehrbetrieb, hat sich bewährt. Von überall aus der Welt kommen Entscheidungsträger und Bildungspolitiker zu uns, um unser System als Erfolgsrezept auch für eine tiefe Jugendarbeitslosigkeit kennenzulernen. Eine wichtige Errungenschaft unseres Bildungssystems ist die Durchlässigkeit der Wege: Auch wer mit einer beruflichen Grundbildung startet, kann später die Tertiärstufe erreichen und an der Hochschule studieren. Die neuen Berufe, Bäcker-Konditor-Confiseur EFZ und EBA, sind hier keine Ausnahme. Sie bieten die volle Durchlässigkeit unseres Bildungssystems: Die Wege sind offen von der zweijährigen in die dreijährige Lehre. Aber auch von der einen zur anderen Fachrichtung und nach Berufsabschluss zur höheren Berufsbildung.

4/7 Wie alle Berufe im Nahrungsmittelbereich sieht sich auch der Bäcker-Konditor-Confiseur mit ständig steigenden Ansprüchen konfrontiert. Immer mehr Konsumenten fragen nach immer höherer Qualität der Lebensmittel. Damit nicht genug: Diese hochstehenden Lebensmittel sollten auch zeitlich uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Unsere Gesellschaft möchte eine grosse Auswahl von hochwertigen Produkten und das rund um die Uhr. Die Backwaren sollen gut schmecken, gesund und nicht zuletzt auch ästhetisch sein. Wobei, das finde ich das Schöne an Ihrem Beruf: Er hat durchaus eine künstlerische Komponente. Das Auge isst bekanntlich mit. Weniger attraktiv sind da vielleicht die Arbeitszeiten in der Backstube. Der Arbeitstag beginnt mitten in der Nacht. Die Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie ist herausfordernd. Dies ist sicherlich mit ein Grund, weshalb es in Ihrer Branche bei Lernenden zu einer überdurchschnittlich hohen Lehrvertragsauflösungsquote kommt. Diese liegt bei der zwei- und dreijährigen Ausbildung bei je rund 14%. Hier haben Sie als Branche den Handlungsbedarf bereits erkannt und ein Coaching-System eingeführt. Dieses wird vom kantonalen Berufsbildungsfonds unterstützt. Wir haben auch festgestellt, dass die Anzahl Lehrverträge im Beruf Bäcker-Konditor-Confiseur bei den EFZ-Lernenden seit 2010 stetig zurückgeht. Waren es 2010 im Kanton Zürich insgesamt noch 272 Lernende in den beiden alten Berufen, sind es heute noch 200. Dazu

5/7 kommen rund 30 EBA-Lernende die Anzahl Lehrverhältnisse ist dort seit der Einführung von 2011 stabil. Tendenziell wählen immer mehr Frauen und weniger Männer den Beruf. Nimmt die Anzahl Lernende in einem Beruf ab, besteht dort kurzfristig das Risiko von fehlendem Fachpersonal. Mittelfristig kann es zu Personalknappheit beim Kader kommen und langfristig können sogar Grundlagen für die Ausbildung von Lernenden verloren gehen, weil die Berufsbildner fehlen. Die Erkenntnis lautet: Es ist wichtig für die Branchen, ihre Berufe attraktiv zu behalten und zu bewerben. Ein wichtiges Kriterium für einen attraktiven Beruf oder einen interessanten Lehrbetrieb ist, ist die Motivation der Lehrlinge. Eine hohe Motivation, grosse Eigenverantwortung und gute Arbeitsbedingungen wirken sich positiv auf die Leistung aus. Das sieht man dann beispielsweise in einer hohen Erfolgsquote im Qualifikationsverfahren. In Ihrem Beruf kann ich Ihnen dafür ein grosses Lob aussprechen. Die Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen betrug im 2015 bei den EBA und EFZ-Lernenden stolze 100%. Dies entspricht meinem eigenen Ziel, dass ich mir für die Berufsbildung im Allgemeinen, nicht nur für die Bäcker gesetzt habe: Alle Jugendlichen, die eine Lehre beginnen, sollen diese mit einem Abschluss beenden. Unabhängig von Ihrem Beruf gilt: Jugendliche finden diejenigen Lehrbetriebe attraktiv, in der engagierte Berufsbildner arbeiten. Das

6/7 gibt einen guten Ruf und dieser spricht sich herum! Ein guter Berufsbildner ist ein Vorbild. Er oder sie hat Geduld, geht auf die jungen Leute ein, unterstützt sie und hat auch einmal Verständnis für ein Hobby gerade in einem Beruf mit schwierigen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig darf und soll der oder die Berufsbildner/Berufsbildnerin bei den Lernenden auch gute Leistungen einfordern. Fördern und fordern heisst ein bewährter Grundsatz. Was wir von der Bildungsdirektion von den Berufsbildnern erwarten ist, dass sie den obligatorischen Berufsbildnerkurs absolvieren und sich auch danach laufend weiterbilden. Im Betrieb sollen sie sich genügend Zeit für die Lernenden nehmen: zum Vorzeigen, Korrigieren und für Gespräche. Es ist wichtig, dass Lehrbetriebe der Ausbildung von Jugendlichen grosse Wichtigkeit zuordnen. Das beginnt bereits bei der Selektion: Möchte eine junge Person wirklich Bäcker-Konditor-Confiseur/in lernen? Und passt er oder sie ins Team? Meine Damen und Herren, liebe Bäcker, Konditoren und Confiseure Meister, ich komme zum Schluss meiner Ausführungen: Ihre Arbeit und die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist wichtig nicht nur für Ihren eigenen Betreib, sondern für die ganze Gesellschaft. Jugend und Wirtschaft brauchen genügend Ausbildungsplätze, damit auch zukünftig gut ausgebildetes Fachpersonal und Kader verfügbar ist. Lehrstellen und die Ausbildung der jungen Generation sind eine

7/7 Investition in die Zukunft sowie in die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons. In diesem Sinne danke ich Ihnen im Namen des Regierungsrats herzlich für Ihr Engagement im Rahmen der Berufsbildung! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.