Stellungnahme. der Bundesrechtsanwaltskammer. zum. Referentenentwurf eines Gesetzes zur Verfolgung der Vorbereitung von schweren Gewalttaten

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Transkript:

Stellungnahme der Bundesrechtsanwaltskammer zum Referentenentwurf eines Gesetzes zur Verfolgung der Vorbereitung von schweren Gewalttaten erarbeitet vom Strafrechtsausschuss der Bundesrechtsanwaltskammer Rechtsanwalt Prof. Dr. Dr. Alexander Ignor, Berlin, Vorsitzender Rechtsanwalt Dr. Alfred Dierlamm, Wiesbaden Rechtsanwalt und Notar Dr. Jochen Heidemeier, Stolzenau Rechtsanwalt Thomas C. Knierim, Mainz Rechtsanwalt Dr. Daniel Krause, Berlin Rechtsanwalt Prof. Dr. Holger Matt, Frankfurt am Main Rechtsanwältin Anke Müller-Jacobsen, Berlin (Berichterstatterin) Rechtsanwalt Dr. Eckhart Müller, München Rechtsanwalt Dr. Tido Park, Dortmund Rechtsanwalt Prof. Dr. Reinhold Schlothauer, Bremen Rechtsanwältin Dr. Anne Wehnert, Düsseldorf Rechtsanwalt Prof. Dr. Hans-Joachim Weider, Frankfurt Rechtsanwalt Frank Johnigk, Bundesrechtsanwaltskammer, Berlin Dezember 2008 BRAK-Stellungnahme-Nr. 46/2008

2 Verteiler: Bundesministerium der Justiz Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages Arbeitskreise Recht der Bundestagsfraktionen Landesjustizminister/Justizsenatoren der Länder Rechtsanwaltskammern Bundesverband der Freien Berufe Bundesnotarkammer Bundessteuerberaterkammer Deutscher Steuerberaterverband Wirtschaftsprüferkammer Institut der Wirtschaftsprüfer Deutscher Anwaltverein Deutscher Notarverein Deutscher Richterbund Deutscher Juristinnenbund Bundesvorstand Neue Richtervereinigung Redaktionen der NJW, Strafverteidiger, Neue Zeitschrift für Strafrecht, ZAP Verlag Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie

3 I. Allgemeines Der Strafrechtsausschuss der Bundesrechtsanwaltskammer lehnt die vorgesehenen Straftatbestände aus grundsätzlichen Erwägungen ab. Insbesondere erscheint die geplante Verlagerung der Strafbarkeit in das Vorstadium des strafbaren Versuchs bedenklich. Damit wird im fraglichen Bereich das herrschende Strafrechtsverständnis als Rechtsgüterschutz aufgegeben. Die Grenzen zur Gefahrenabwehr sind nicht mehr erkennbar. Auch die Anknüpfung der Strafbarkeit vorwiegend an subjektive Merkmale erscheint problematisch. Es besteht die Gefahr, dass sozialübliche Handlungen ohne rechtfertigende Grundlage umgedeutet werden. Außerdem kann die überschießende Innentendenz der Tatbestände gerade im Hinblick auf den Personenkreis, auf den der Entwurf ausdrücklich zielt, eine unangemessene Entwicklung vom Tatstrafrecht zu einem Täterstrafrecht befördern. Auch die vorgesehene Ausdehnung der Strafrechtsanwendung in das europäische und nichteuropäische Ausland ist abzulehnen. Schon jetzt wird die Reichweite und Allzuständigkeit des deutschen Strafrechts kritisiert. Schließlich erachtet der Strafrechtsausschuss die im prozessualen Recht geplanten Regelungen als unverhältnismäßig. Alle nach der StPO sonst nur bei der Verfolgung schwerster Straftaten zulässigen Zwangsmaßnahmen werden eröffnet, ohne dass dafür eine Rechtsgutverletzung oder konkrete Rechtsgutgefährdung vorausgesetzt wird. Schließlich stößt die Inpflichtnahme von Unternehmen und Privaten durch erweiterte Anzeige- und Meldepflichten über die bereits bisher geltenden Regelungen auf rechtsstaatliche Bedenken. II. Kein Bedarf für neue Straftatbestände Der Strafrechtsausschuss ist der Auffassung, dass die Bedrohungen durch terroristische Anschläge mit den bestehenden Regelungen ausreichend abgewehrt werden können. Offenbar sind mit dem bisher zur Verfügung stehenden Instrumentarium der Strafprozessordnung auch tatsächlich in Deutschland geplante Anschläge verhindert worden. Präventive Mittel wurden seit dem Anschlag vom 11.09.2001 in enger Abstimmung mit den UN, der NATO und der EU im Bereich des Nachrichtendienstes, des Verfassungsschutzes sowie im Ausländer-, Pass-, Vereins-, Zoll- und Außenwirtschaftsrecht eingerichtet. Zudem wurden zahlreiche Eingriffsbefugnisse für die Polizeibehörden des Bundes und der Länder geschaffen, die auf dem Gebiet der technischen Entwicklung und Produktion, des Maschinen- und Anlagenbaus, der chemischen, biologischen, atomaren, medizinischen und

4 pharmakologischen Industrie und des Banken- und Versicherungswesens regulierend eingreifen. Die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit der deutschen Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden mit denen anderer Staaten wurde in den Bereichen des Datenaustauschs, der Beweissicherung, der Verfolgung von Verdächtigen und des Aufspürens terroristisch eingesetzten Vermögens ausgebaut und umgestaltet, um eine effektive Strafverfolgung zu sichern. Bereits gegenwärtig ermöglichen die Straftatbestände der 80 ff., 93 ff., 129 ff. StGB sowie die 7 ff. Völker-StGB i.v.m. 30, 22, 23 StGB die Verfolgung der Vorbereitung schwerer Gewalttaten. Auch der Umgang mit gefährlichen Stoffen und Waffen nach dem SprengstoffG bzw. dem WaffenG sowie dem KriegswaffenkontrollG sowie nach weiteren nebenstrafrechtlichen Strafvorschriften findet bereits jetzt auf diese Fälle Anwendung. Die 307-309 StGB, die das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, einer Explosion durch Kernenergie sowie den Missbrauch ionisierender Strahlen unter Strafe stellen, sind z.t. als Unternehmensdelikte ausgestaltet. Nach 11 Abs. 1 Nr. 6 StGB steht bei dieser Deliktsform das unmittelbare Ansetzen der Vollendung des Tatbestandes gleich (vgl. Fischer, StGB, 55. Aufl. 2008, 11, Rn. 28a m.w.n.). Zudem verlagert 310 StGB die Strafbarkeit der Tatbestände der Explosions- und Strahlungsverbrechen in das Vorbereitungsstadium. Gemäß 130a StGB ist die Anleitung zu Straftaten, nach 111 StGB die öffentliche Aufforderung zu Straftaten strafbar. Schließlich pönalisiert 30 StGB die (versuchte) Verabredung zu Verbrechen ( 12 Abs. 1 StGB). Es ist nicht nachgewiesen, dass über diese geltenden nachrichtendienstlichen, ausländerrechtlichen, polizeilichen und strafrechtlichen Regelungen hinaus ein rechtsstaatlich anerkennenswertes Bedürfnis zur Einführung weiterer Straftatbestände und zur Ausweitung der Befugnisse der Strafverfolgungsbehörden besteht. Die Grenze der Akzeptanz für Neuregelungen, die unter dem Begriff der Bekämpfung des Terrorismus geschaffen wurden, ist vielmehr erreicht. Zwar führt der Entwurf ein Beispiel an, in dem ein Angeklagter trotz nachgewiesener theoretischer und praktischer Ausbildung in einem Terrorcamp und einem Anschlagsauftrag in Deutschland nicht habe bestraft werden können. Tatsächlich hatte in dem vom Entwurf zitierten Fall [Az.: (1) 2 StE 1/04-5 (1/04)] der 1. Strafsenat des Kammergerichts den Angeklagten nicht wegen der u. a. angeklagten versuchten Bildung einer terroristischen Vereinigung nach 129 a StGB bestraft. Der Angeklagte ist aber nicht freigesprochen, sondern wegen anderer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden, u.a. wegen Verstoßes gegen das WaffenG und anderer Strafvorschriften. Ein Einzelfall vermag außerdem noch keine Lücke im Strafrechtsschutz mit

5 der Folge gesetzgeberischen Handlungsbedarfs zu begründen. Es erscheint zudem fraglich, ob sich gerade der mit den Vorschriften avisierte Personenkreis durch eine hohe Strafdrohung auch schon für Vorbereitungshandlungen beeindrucken ließe. Die größte Gefahr dürfte von sog. Selbstmordattentätern ausgehen, die den eigenen Tod in Kauf nehmen, um ihr Vorhaben zu realisieren. Die Sicherheit vor solchen Tätern kann durch die Strafdrohung für Vorbereitungshandlungen nicht erhöht werden. Das im Entwurf genannte Übereinkommen des Europarats zur Verhinderung des Terrorismus ist noch nicht ratifiziert. Insofern besteht auch keine völkerrechtliche Verpflichtung zur Schaffung der vorgeschlagenen Neuregelungen. III. Kritik an einzelnen Vorschlägen 1. Vorverlagerung der Strafbarkeit 89a StGB-E verlagert die Strafbarkeit in das Vorstadium des strafbaren Versuchs. Eine der in Absatz 1 der Vorschrift genannte schwere Straftat muss nicht schon im Detail geplant sein. Weder die konkrete Art der Ausführung noch Zeit und Ort sowie potentielle Opfer müssen festgelegt sein. Dies ist im Hinblick auf den Bestimmtheitsgrundsatz in Art 103 Abs. 2 GG bedenklich. Diesen Bedenken will der Entwurf nach seiner Begründung mit tatbestandlich klar umschriebenen (Vorbereitungs-)Tathandlungen begegnen. Dies überzeugt nicht. Nach anerkanntem Strafrechtsverständnis vermag nur die Verletzung von Rechtsgütern oder eines Verhaltens, das unmittelbar in die Rechtsgutsverletzung einmündet, Kriminalunrecht legitim zu begründen. Die vorgeschlagene Regelung verzichtet dagegen ganz auf einen objektiven Bezug der Vorbereitungshandlung zu der in Rede stehenden schweren Gewalttat. Nach geltendem Recht wird die Strafbarkeit nur ausnahmsweise in das Vorbereitungsstadium verlagert, bei dem Versuch der Beteiligung an einem Verbrechen durch 30 StGB und bei den oben angeführten Straftatbeständen im Bereich gemeingefährlicher Straftaten. Die ständige höchstrichterliche Rechtsprechung legt 30 StGB zusätzlich einschränkend aus und verlangt unter Hinweis auf die relativ geringe objektive Gefährlichkeit eine Konkretisierung der geplanten Tat in ihren wesentlichen Grundzügen (vgl. Nachweise bei Fischer, StGB, 55. Aufl. 2008, 30, Rn. 7). Der Entwurf führt diese einschränkende Auslegung durch die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs

6 gerade als Argument für die vorgesehene Vorverlagerung der Strafbarkeit in das Vorbereitungsstadium an. Dies ist nicht sachgerecht, weil die restriktive Rechtsprechung gerade auf der Grundlage des bislang herrschenden Strafrechtsverständnisses erfolgt und dem Ausnahmecharakter der Vorverlagerung der Strafbarkeit durch 30 StGB geschuldet ist. 2. Erstreckung des deutschen Strafrechts in das Ausland Die Definition der schweren Gewalttat in 89 Abs. 1 StGB-E, stellt darauf ab, dass sie nach den Umständen bestimmt und geeignet ist, den Bestand oder die Sicherheit eines Staates zu beeinträchtigen. Dies begründet die Gefahr, jedwede ausländischen Konflikte in den Bereich deutscher Strafrechtsanwendung zu bringen. Im Zusammenhang mit der in Deutschland bestehenden Amtsermittlungspflicht eröffnen beide vorgesehenen Tatbestände mit der Erweiterung der Strafrechtsanwendung über 7 StGB hinaus außerdem eine nahezu grenzenlose Ausweitung deutscher Strafverfolgung. 3. Überschießende Innentendenz bei 91 StGB-E 91 StGB-E erscheint inakzeptabel, weil er die Meinungsfreiheit gefährdet, ohne eine konkrete Rechtsgutverletzung vorauszusetzen. Der Tatbestand verzichtet auf jeglichen objektiven Bezug zu der schweren Gewalttat. Er knüpft die Strafbarkeit ausschließlich an subjektive Merkmale. Das als strafbare Handlung definierte Verhalten kann als solches in vielen Fällen sozialüblich sein und wird erst durch die verfolgten Absichten zur kriminellen Tat. Dabei konzediert die Entwurfsbegründung selbst Schwierigkeiten beim Nachweis von Absichten, weshalb hier anders als bei 130a StGB kein dolus directus 1. Grades verlangt wird. Die im Entwurf behauptete Strafschutzlücke im Hinblick auf 111 StGB und 130a StGB ist nicht nachvollziehbar. Gerade das dazu angeführte Beispiel, wonach eine inhaltlich neutrale Schrift unter Umständen verbreitet wird, aus deren Zusammenspiel sich erst die Eignung ergebe, die Bereitschaft anderer zur Straftatbegehung zu wecken oder zu fördern, zeigt, dass eine klare Bestimmbarkeit des strafbaren Verhaltens nach diesem Straftatbestand nicht möglich sein wird.

7 4. Zur Inanspruchnahme von Privaten und von Unternehmen Art. 4 Abs. 7 und 8 des Entwurfs sehen für Kredit- und Finanzinstitute sowie für mitteilungspflichtige Wirtschaftsunternehmen, freie Berufe und Einzelpersonen Meldepflichten beim Verdacht einer Straftat nach 89a Abs. 1, Abs. 2 Nr. 4 StGB-E vor, die weit über die bisher geltenden Regelungen hinaus gehen. Im Wege der Androhung eines Bußgeldes sollen Unternehmer und Private dazu angehalten werden, einen Verdacht zu melden, sofern Vermögenswerte zur Vorbereitung schwerer Gewalttaten eingesetzt werden sollen. Die geplanten Änderungen sind angesichts der Unbestimmtheit der in 89a StGB-E verwendeten Begrifflichkeiten sowie der nicht erklärlichen Herleitung einer Mitteilungspflicht Privater bei nur abstrakten Gefahren abzulehnen. - - -