Man darf nie vergessen, dass auch Pferde therapiemüde werden und sollte versuchen, sie durch unterschiedlichste Bewegungsangebote wie z.b. Reiterspiele, Springgymnastik oder Geländereiten davor zu bewahren. Ein zufriedenes Pferd wird in einer kritischen Situation eher die Nerven behalten als ein unausgelastetes Tier, das unter einer unsachgemäßen Haltung - und dazu gehört in erster Linie der Bewegungsmangel - leidet. Die Haltung Von ausschlaggebender Bedeutung für die Gesunderhaltung des Therapiepferdes und die Reduzierung des viel zitierten "Tierrisikos" ist seine Haltung. Zur Befriedigung seiner artgemäßen Bedürfnisse benötigt das ursprüngliche Steppen- und Herdentier Pferd ausreichende Bewegung. Im Idealfall sind dies täglich einige Stunden Weidegang oder Koppelauslauf in Gesellschaft von Artgenossen. Die Sozialaktivität in der Gruppe mit Festlegen der Rangordnung, Fellkraulen zur Körperpflege sowie Spielen und in der Sonne dösen, gemeinsam mit Artgenossen, ist hier ebenso wichtig wie das Angebot strukturreichen Futters. Heu und Stroh befriedigen nicht nur das Kaubedürfnis, sondern beugen der Langeweile und sich daraus entwickelnden Stalluntugenden vor. Kraftfutter, das sehr energie- und eiweißhaltig ist, darf nur in geringen Mengen eingesetzt werden, da sich auch die Fütterung auf die Ausgeglichenheit und das Wohlbefinden unserer Pferde auswirkt. Das patientengerechte Pferd Aus langjähriger praktischer Arbeit in der Hippotherapie resultiert die Erfahrung, dass ein Angebot unterschiedlichster Pferderassen und Größen für das jeweilige Behandlungsziel von hohem Wert ist. Diese Unterschiedlichkeit sollte sich nicht nur auf das Stock- bzw. Bandmaß beziehen, sondern vor allem auf die vom jeweiligen Pferderücken übertragenen Schwingungsimpulse. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich Kinder auf Kleinpferden wohler fühlen. Schon der optische Eindruck ergibt eine passende Relation zwischen Pferd und Reiter. Aber auch die erste Kontaktaufnahme vor der Therapie beim Füttern und Streicheln fällt leichter, wenn das Kind dem Pferd hierbei ins Auge schauen kann. Beim Großpferd fällt der Blick des Kindes vor allem auf Bauch und Beine. Dieser ungünstige Blickwinkel flößt in unmittelbarer Nähe Angst ein und vergrößert die Unsicherheit. Man setze sich nur einmal neben ein Pferd von ca. 1,70 m Stockmaß, um dies nachempfinden zu können. Auf dem Kleinpferd sitzt das Kind weniger hoch, und die Nähe der begleitenden Krankengymnastin vermittelt gerade anfangs zusätzliche Sicherheit. Diese psychische Hemmschwelle kann auch bei ängstlichen Erwachsenen zu Beginn der Therapie über ein kleineres Pferd besser abgebaut werden. Die kürzere Frequenz der Schwingungsimpulse bei kleinerer Amplitude ermöglicht allen Patienten, schneller zum entspannten Sitz im labilen G l e i c h g e w i c h t z u g e l a n g e n. B e i zunehmender Sicherheit beginnt das Becken in die rhythmische Vorwärtsbewegung einzuschwingen, und die C Lendenwirbelsäule übernimmt die Rechts - Links - Bewegung unter leichter Rotation. Ist hier soviel Sicherheit erreicht, dass auf das Festhalten immer häufiger verzichtet werden kann, so bedeutet der Umstieg auf ein größeres Pferd einen sichtbaren Therapieerfolg. Bei großen Erwachsenen und teilweise schwergewichtigen Patienten setzt man besser sofort ein größeres Pferd ein, sofern die übertragenen Schwingungsimpulse den Patienten nicht überfordern. Auf dem Reiterhof der Kinderhilfe haben wir hierbei gute Erfahrungen mit leichten Kaltblutpferden gemacht, die einerseits Gewichtsträger sind, andererseits über hervorragende Schrittqualitäten verfügen. Der breitere Rücken mit der gut eingebetteten Wirbelsäule ist eine solide Basis für ein sicheres Sitzgefühl. Die größere Ruhe und Gelassenheit des Kaltblüters tun ein Übriges, um anfängliche Ängste abzubauen. Einschränkungen können sich allerdings durch eine zu geringe Abspreizfähigkeit des Hüftgelenks infolge mangelhafter Dehnfähigkeit der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur ergeben. Ist die geringe Abspreizfähigkeit spastisch bedingt, so kann man durch den Übergang vom schmaleren zum breiteren Pferd die Adduktoren ganz gezielt dehnen - ein Kontaktaufnahme auf Augenhöhe Therapieerfolg, der sich allerdings oft erst nach Jahren geduldiger Arbeit einstellt. Ein Warmblüter mit raumgreifendem Schritt kann gegebenenfalls die Bewegungstoleranz eines nur schwer gehfähigen oder gehunfähigen Patienten überfordern. In einem solchen Fall sollte man mit den rascheren Bewegungsimpulsen, die ein Kleinpferd überträgt, beginnen. Islandpferde, die über eine große Tragfähigkeit in Bezug auf ihre Körpergröße verfügen, sind hier die Pferde der Wahl. Durch die raschen Schwingungsimpulse bei kleinerem Bewegungsausschlag wird der Patient nicht so stark in seinen Reaktionen gefordert und kommt schneller ins Gleichgewicht. Ein späteres Umsitzen auf ein größeres Pferd und das Finden der Balance bei dessen raumgreifenderen Bewegungen ist ein sichtbarer und motivierender Trainingserfolg. Die dreidimensionalen Schwingungsimpulse des Pferderückens, vor allem aber ihr Verhältnis zueinander, sind für den Anzeige - 16 -